Christian Hagelüken vom Materialtechnologie- und Recyclingkonzern Umicore hat in einem Interview mit dem Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IDW) über die Entsorgungsfrage von Batterien gesprochen. Ohne Recycling erreiche die E-Mobilität nicht ihr Kernziel, mahnte er.
Durch den Umstieg auf batteriebetriebene Autos steigt der Bedarf an seltenen Rohstoffen. Ein großes Entsorgungsproblem wird es durch die vielen Akkus laut Hagelüken aber nicht geben. Es gebe Verfahren, mit denen die Rohstoffe aus den Batterien zurückgewonnen werden können. Das Entsorgungsproblem werde oft hochgespielt, existiere eigentlich aber nicht. Batterien seien ein komplexes Produkt, dafür seien jedoch leistungsfähige Recyclingverfahren in der Entwicklung. Hier sei in den vergangenen Jahren schon einiges passiert.
Recycling allein könne den Bedarf an Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Nickel nicht decken, vor allem nicht in der Markthochlaufphase, so der Experte. Es müsse zunächst ein Bestand an Elektroauto-Batterien aufgebaut werden. Die eingesetzten Akkus hielten recht lange, manchmal gebe es auch eine Zweitnutzung. Das Recycling von Rohstoffen werde eher ein ergänzender Ansatz zu den Primärrohstoffen sein. Wenn man das konsequent umsetze, könne mit der Zeit ein immer größerer Bedarf durch Recycling gedeckt werden – und das mache Europa auch unabhängiger von Rohstoffimporten.
Hagelüken merkte an, dass es noch eine große ungenutzte Quelle an Lithium-Ionen-Batterien in Form von portablen Batterien aus Handys, Laptops und anderen elektrischen Geräten gebe. Wenn diese Energiespeicher aus Altgeräten weltweit umfassend gesammelt und hochwertig recycelt würden, ließen sich mit dem darin enthaltenen Kobalt bereits heute Batterien für drei bis vier Millionen E-Fahrzeuge herstellen.
Noch einige Herausforderungen
Das Recycling von Elektro-Batterien ist laut Hagelüken grundsätzlich kein technisches Problem, es müssten jedoch eine Reihe von Herausforderungen angegangen werden. Es gehe insbesondere darum, wie gut sich Batterien aus Altautos entfernen lassen und wie gut dann das Gehäuse geöffnet werden kann, um die enthaltenen Komponenten den Verfahren zuzuführen. Mal würden Batteriegehäuse verschweißt, mal geklebt, mal geschraubt – es fehle noch an Standardisierungen, die die automatisierte Demontage erleichtern.
Die besten Recyclingverfahren würden nichts nutzen, wenn vorher nicht umfassend Altprodukte aus Elektroautos, Laptops oder Smartphones möglichst vollständig gesammelt werden, betonte Hagelüken. „Und wir müssen sicherstellen, dass sie im Anschluss mit modernen Verfahren recycelt werden und nicht irgendwo im Nirwana verschwinden.“ Altautos würden beispielsweise aus Deutschland oft in andere Länder exportiert, wo es keine effizienten und umweltgerechten Recyclingverfahren gebe. Man wisse derzeit in vielen Fällen nicht, wo die Altprodukte eigentlich sind. „Wir müssen die Kette also von Anfang an in den Griff bekommen, um sie bis zum Ende verfolgen zu können“, erklärte der Umicore-Manager.
Auch die Sammel- und Recyclingkosten spielten eine Rolle, gutes Recycling sei teurer als schlechtes. Zudem müsse das Erfassen von Batterien wirtschaftlicher werden. Dafür müsse auch der Gesetzgeber die Weichen stellen, zum Beispiel mit Anreiz-, Leasing- und Pfandsystemen und einer leistungsfähigen Sammel-Infrastruktur. In der aktuellen Batterierichtlinie ist vorgeschrieben, dass 50 Prozent des Materials in den Akkus wiederverwendet werden müssen. Das sei „wenig zielführend“, da es um die reine Masse gehe, so Hagelüken. Der Kunststoff im Gehäuse habe bei der Wiederverwertung daher den gleichen Stellenwert wie das wertvollere Kobalt oder Lithium. Es liege aber ein Entwurf für eine neue EU-Batterieverordnung mit Mindest-Recyclingraten für die Schlüsselrohstoffe Nickel, Kobalt, Kupfer und Lithium vor – das sei ein richtiger und wichtiger Schritt.
„Ohne Recycling erfüllt Elektromobilität einfach nicht ihr Kernziel, nämlich den Beitrag zur CO2-Minderung“, unterstrich Hagelüken. Dazu gehöre das Wissen über den Ursprung von Rohstoffen, die Umweltbelastung und die sozialen Bedingungen bei der Rohstoffgewinnung. „Das klare Ziel in Europa muss der Aufbau einer starken Wertschöpfungskette für Batterien sein. Dafür sind die Kreislaufwirtschaft und das Recycling zentrale Komponenten.“
Stefan Pfefferkorn meint
Vor dem Recycling steht allerdings an erster Stelle die Zweitverwendung der Akkus.
Selbst wenn die Akkus in Autos nicht mehr verwendet werden können, als Energiespeicher taugen sie allemal.
Stan meint
Mit der Zweiterwendung von Akkus z.B. in Schnelladesäulen steigt der Rohstoff der E-Mobilität erheblich an. Leider muss man immer den ganzen Pfad betrachten.
THeRacer meint
… der Shredder ist bestimmt nicht das Sinnbild für ein möglichst sortenreines, smartes Recycling, sondern deckt vielmehr den Mangel an intelligenter, vorausschauender und nachhaltigerer Konstruktion auf.
Allstar meint
Es wird tatsächlich geschreddert, aber nicht wie auf dem Bild die kompletten Akkus, die werden vorher zerlegt, sondern nur die Zellen. Um Selbstentzündung beim schreddern zu vermeiden, geschieht dies unter Stickstoff und bei Unterdruck.
Duesendaniel meint
Siehe auch der Teaser auf der Homepage der deutschen Firma Duesenfeld (Recycling): Komplette Akkus mit Gehäuse.
Nostradamus meint
„Ohne Recycling erreiche die E-Mobilität nicht ihr Kernziel“ – Falsch! Das Kernziel wird völlig verfehlt! Die essenzielen Fragen der e-Mobilität sind nicht die Herstellung von Autos, sondern: Strom, Ladenetz und Recycling. Es darf keinesfalls passieren, dass die alten Batterien, ähnlich wie Atommüll, als Sondermüll irgendwo gelagert werden! Jeder Batteriehersteller soll gesetzlich verpflichtet werden die Altbatterien abzukaufen und 100% zu recyclen. Solches Gesetz wird eine positive Auswirkung auf Batteriekonstruktion haben und auf Bildung eines vollkommen geschlossenen Kreises für die Wiederverwendung von Rohstoffen und Energieökonomie für ihren Produktion. Die Recyclingkosten werden dann in Batteriepreis inklusive werden.
Stephan meint
Hä? Genau das steht doch im Artikel!?
Nostradamus meint
Einige Maße ja, es ist mir einfach zu mild definiert, nicht genug explizit und entschlossen.