BMW hat im Juli im Rahmen eines Pilotprojekts für bidirektionales Lademanagement erste Elektroautos an Teilnehmer zu Praxistests übergeben. Zunächst wurden 20 entsprechend ausgerüstete Exemplare des Kleinwagens i3 mit der neuen Technologie an Bord an private Nutzer ausgeliefert. In den nächsten Wochen sollen 30 weitere Fahrzeuge für gewerbliche Nutzer folgen.
Im 2019 gestarteten Verbund-Forschungsprojekt „Bidirektionales Lademanagement – BDL“ entwickeln Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Automobilindustrie, Ladeinfrastruktur, Energiewirtschaft und Wissenschaft Lösungen, mit denen E-Mobilität komfortabler, kostengünstiger und emissionsärmer werden soll. Ziel ist es laut den Organisatoren, mit einem ganzheitlichen Ansatz Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und Stromnetze so miteinander zu verknüpfen, dass regenerativ erzeugte Energie gefördert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gesteigert wird.
Die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden ermöglicht es Elektroautos, beim Anschluss an eine dafür ausgelegte Ladestation nicht nur elektrische Energie aufzunehmen, sondern auch in umgekehrter Richtung in das Stromnetz zurückzuspeisen. Die Fahrbatterien werden so zu mobilen Energiespeichern, die bei Bedarf auch Energie abgeben können. Die für die Integration möglichst vieler E-Autos in das Stromnetz nötige Fahrzeug- und Ladetechnik, das Lademanagement und die Kommunikationsschnittstellen zu der Energiewirtschaft sowie neue rechtliche Rahmenbedingungen sollen im Rahmen des BDL-Forschungsprojekts entstehen. Das staatlich geförderte Vorhaben unter der Trägerschaft des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ist auf drei Jahre angelegt, BMW ist Konsortialführer. Nun beginnt die Erprobung im Alltag.
Erprobung im Alltag
Das kürzlich an die ersten Tester übergebene Technikpaket besteht im Wesentlichen aus der Technologie im Fahrzeug und Backend von BMW, einer intelligenten Ladestation der Firma Kostal sowie der Vernetzung von Elektroauto, Ladestation und Elektroinstallation des Kundengebäudes mit dem Stromnetz. Für Letzteres sind der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk, der Softwarelieferant KEO und der Übertragungsnetzbetreiber TenneT verantwortlich.
Die erste für die Kunden erlebbare Funktion werde die Optimierung des Eigenverbrauchs aus der Stromerzeugung der eigenen Photovoltaikanlage sein, was mit einer Reduzierung der Stromkosten einhergehen werde, so BMW. In der zweiten Stufe sollen V2G-Funktionen (Vehicle to Grid) hinzukommen, mit denen sich die Kunden an neuen Geschäftsmodellen zum Energiehandel und der Stromnetz-Stabilisierung beteiligen können. In einer dritten Stufe sollen Firmen mit E-Fahrzeug-Flotten eingebunden werden. Diese werden die Fahrzeuge als Kurzzeitspeicher einsetzen, um auftretende Leistungsbedarfsspitzen zu vermeiden.
Hintergrund des BDL-Projekts ist, dass mit der zunehmenden Verbreitung von E-Autos in Deutschland langfristig der Bedarf an Strom steigt, gleichzeitig wächst die Notwendigkeit, die Energieflüsse intelligent zu steuern. Nur so kann Strom aus erneuerbaren Quellen optimal genutzt werden. Dazu sollen auf entsprechende Signale des Verteil- oder Übertragungsnetzbetreibers hin angeschlossene Fahrzeuge den Ladevorgang unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen können.
Mit Technologie für bidirektionales Ladens können geparkte E-Autos, die an eine Ladestation angeschlossen sind, als flexible und mobile Stromspeicher genutzt werden: In Phasen besonders hoher Nachfrage nach elektrischer Energie speisen sie zusätzlichen Strom ins Netz ein. Das Aufladen ihrer Hochvoltbatterien erfolgt dagegen vornehmlich zu Zeiten, in denen Strom aus erneuerbaren Energiequellen verfügbar ist, beziehungsweise wenn der allgemeine Strombedarf geringer ausfällt. Die Nutzung der gespeicherten Energie kann wiederum genau dann erfolgen, wenn sie gebraucht wird – zum elektrischen Fahren oder zur Unterstützung der Stromnetze.
THeRacer meint
… mindestens jede Straßenlaterne sollte die Fähigkeit zum bidirektionale Laden erhalten.
Da würden bei der Menge von wohl 50-95% an Stehzeugen („StZ“) im städtischen Verkehrsraum, die oft nur am Wochenende bewegt werden, schon geringe Ladeleistungen unter 11 kW einen deutlichen Speicherbeitrag als „SpZ“ leisten.
Ein individuelles Lade-/Entladefenster für Tag/Woche sollte übersichtlich einstellbar sein, und das ganze mit einem fairen Tarif belohnt werden, bis hin zum kostenlosen Laden …
Andreas meint
Technisch gibt es hier doch eigentlich nichts zu klären. Liest sich eher, als ob die alten Mythen, die die Autoindustrie selbst erzeugt hat, erst abgebaut werden müssen.
Wenn man wollte, könnte dies schon heute bei allen BEVs möglich sein.
Daniel S meint
Wurde langsam Zeit, dass man das auch in DE angeht. Wird DC oder AC verwendet?
Andreas.d meint
DC,
Kostal steuert nen Wechselrichter mit anderer Frimware bei, der mit dem Auto kommunizieren kann. Das Auto macht den DC Schütz zwischen Batterie und Ladeport zu, für den Kostal ist die Batterie dann einfach ein DC String wie sonst der PV Generator. Der Tracker regelt dann die Entnahmeleistung.
Bei AC müsste der Wechselrichter im Auto sein, das wollen die wenigsten Hersteller dort einbauen.