Die Automobilindustrie steht durch Elektroautos, Digitalisierung und Vernetzung sowie das sich verändernde Mobilitätsverhalten vor den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten. Audi-Chef und Volkswagen-Entwicklungsvorstand Markus Duesmann erwartet bald weitere Fusionen und Übernahmen in der Branche. Mit dem Umstieg zur E-Mobilität könnte „eine gewisse Konsolidierung stattfinden“. Für Audi sieht Duesmann eine sehr erfolgreiche Zukunft.
Die alternative Antriebsart werde nicht nur bei den Getriebeherstellern und anderen Zulieferern Konsequenzen haben, die stark am Verbrenner hängen, sondern auch bei den Automobilherstellern, so Duesmann. Nicht jeder werde den Wechsel zur E-Mobilität erfolgreich schaffen. Der Audi-Manager schätzt den Wandel als dramatisch ein. „Sie werden als kleiner Automobilhersteller nicht alles allein stemmen können“, sagte er. Für den einen oder anderen bestehe die Gefahr, dass er in eine Kooperation gehen muss.
Audi steht laut dem Firmenchef trotz der Umwälzungen vor einer vielversprechenden Zukunft. Für die Marke seien im Volkswagen-Konzern langfristig neue Rekordgewinne denkbar, weil Elektroautos weniger komplex seien als ein Benzin- oder Dieselfahrzeug. Entscheidend sei die Entwicklung der Batteriekosten. Es sei denkbar, dass Audi mit elektrischen Autos eines Tages mehr Geld verdienen wird, als es je mit Verbrennern der Fall gewesen ist. Im laufenden Jahr rechnet Audi mit einem Betriebsgewinn von sieben bis neun Prozent vom Umsatz, langfristig mit neun bis elf Prozent.
Audi hat kürzlich offiziell angekündigt, ab 2026 neue Modelle nur noch als reine Batterieautos auf den Weltmarkt zu bringen und Verbrenner ab 2033 nur noch „in China für China“ herzustellen. „Das Tempo der Veränderungen in unserer Gesellschaft nimmt rasant zu. Daher beschleunigen wir unsere Transformation“, sagte Duesmann bei der Vorstellung der neuen Strategie „Vorsprung 2030“. Das sei eine klare Entscheidung als Ergebnis eines intensiven Strategieprozesses mit dem Anspruch, weiter profitabel zu wachsen, betonte das Management.
Audi erwartet, dass sich Umsatz und Gewinn schrittweise verschieben werden: Zunächst vom Verbrenner zum Elektroauto, später, wenn das autonome Fahren zusätzliche Wachstumspotenziale bietet, hin zu Software und Services. Neben dem Plan, aus dem Verbrenner auszusteigen, spiele eine stärkere Differenzierung der rein elektrischen Fahrzeuge gegenüber dem Wettbewerb durch Qualität und Design sowie die Steigerung des Mehrwerts für Kunden eine wichtige Rolle, so die Ingolstädter. Dazu zähle ein nahtloses Ökosystem für elektrisches und autonomes Fahren.
F. Barseller meint
Wäre mal interessant, zu verstehen, wer der Adressat jener Duesmann-Worte hier war oder ist. Ich nehme an, der Shareholder-Kreis bzw. Mutterkonzern?
Denn dem Kunden, auch nicht dem potentiellen gegenüber „prahlt“ man doch gemeinhin nicht mit seinen Margen. Wenn ich Brötchen kaufe und der Bäcker mir dabei jedes Mal erzählt, wie toll er an selbigen verdient und dass er damit seine drei Porsche in der Familie finanziert, würde ich mich schön bedanken ;)
Längsdenker meint
Die Menge an Automobilen wird in Europa kaum noch wachsen, im Weltmarkt schon eher. Die Zahl der Anbieter wächst aber beträchtlich, da etliche neue dabei sind. Das führt zu hohen Stückzahlen, auch im Premiumbereich, die verkauft werden wollen. Der Preis wird zunehmend eine Rolle spielen und auf die Rekordgewinne bin ich dann gespannt. Jetzt kann Herr Duesmann vielleicht noch einige Börsianer heiß machen.
Mir kommt das eher vor wie Pfeifen im Wald.
nilsbär meint
Ich sehe das auch so. ‚Vorsprung durch Technik‘ wird für die deutschen Prämiummarken in Zukunft eher schwieriger als leichter zu erreichen. Und ohne technische Basis kann das Prämium-Image schnell schwinden. Auch die Definition von Prämium kann sich in der jetzigen Umbruchphase wandeln. Und im Zeitalter der Robotaxis und dem zurückgehenden Besitz von Autos wird Prämium vielleicht jede Bedeutung verlieren. Schon jetzt bevorzugen die meisten eine billige Rostlaube von Uber gegenüber einem regulären Mercedes-Taxi. Für Audi und Co. wird es bald nicht mehr um Rekordgewinne gehen, sondern um das Überleben.
Roma meint
Ein Teil der Gewinnmargen wird mit Software/Abomodelle eingefahren, wäre beim Verbrenner auch möglich gewesen und somit wäre mit der alten Technik wohl sogar noch mehr Gewinn drin gewesen.
Gut, dass die OEM Geld verdienen, aber Angesicht der stetig steigenden Preise von PKWs nicht verwunderlich.
nilsbär meint
„Für die Marke seien im Volkswagen-Konzern langfristig neue Rekordgewinne denkbar, weil Elektroautos weniger komplex seien als ein Benzin- oder Dieselfahrzeug.“
Was für eine naive Aussage! Gerade die Komplexität der Verbrennertechnologie und deren bessere Beherrschung im Vergleich zur Konkurrenz hat doch erst den deutschen Autoherstellern die Rekordgewinne ermöglicht. Aber Duesmann kann wohl nicht sagen, dass die Zukunft eher düster aussieht, ansonsten sieht seine bei Audi ebenso aus. Zweckoptimismus, so lange es geht.
Marco meint
Hä?
Mäx meint
Mehr Komplexität, aber höherer technischer Reifegrad der deutschen Automobiler bezogen auf diese komplexe Technik und damit kann man einen höheren Preis ansetzen und höhere Marge erzielen. Andere konnten diesen hohen Reifegrad nicht so schnell oder gut erreichen (chinesische Hersteller zum Beispiel, zum Teil amerikanische).
Gerade wenn man wie VW die komplexe Technik konzernweit einsetzt und damit hohe Entwicklungskosten so schneller wieder reinholen kann.
Diese Komplexität fällt nun aber weg.
Dadurch werden eben vor allem auch andere oder neue Hersteller auf den Plan gerufen, weil die Einstiegshürde gerade definitiv geringer geworden ist.
Also ist zwar das Auto einfacher, aber aus Konkurrenzdruck, die Marge trotzdem geschrumpft.
So zumindest erst einmal die Theorie. Wie das dann alles läuft muss man mal schauen.
Matthes meint
Die Rekordgewinne kommen durch das Premiumimage, die entsprechend hohen Preise und die besseren Margen. Die guten Verbrennerantriebe zahlen da sicher auch iwo auf das Image ein, aber es ist eben nur ein winziger Teil. Einem Großteil der Kunden geht es einfach nur um die Marke und den Status in der Gesellschaft, der damit einhergeht, v.a. in den USA und in China. Und das ändert sich jetzt auch nicht, wenn man statt Verbrenner E-Antriebe verbaut.
Im Oberklasse und Luxussegment ist Tesla auch kein wirklicher Konkurrent, was das Volumen betrifft und da sitzen nun mal Audis Cash-Cows. Somit halte ich die Einschätzung von Duesmann hier nicht für abwegig oder von welcher Konkurrenz redest du?
Roma meint
Ich denke, dass sich gerade im mittleren Preissegment hier aber durchaus ein Imageverlust statt findet, denn dank Software und Elektronik kann es passieren, dass manch Premiumhersteller zu einem „Tastenhandy“ wird, um es mal überspitzt auszudrücken.
Wer hier nicht halbwegs mitziehen kann, wird nur mehr für eine kleine Kundengruppe ansprechend sein, da die besten Materialien und Verarbeitung nur sehr bedingt andere Schwächen kompensieren kann und einer, in der Masse extrem günstigen Software margenmäßig weit unterlegen ist, wenn es leistbar bleiben soll.
Mit einem (RS)A6/A7 oder AMG E-Klasse kann ein Model S durchaus in Konkurrenz stehen und hier haben eben auch die alten OEMs keine hohen Stückzahlen, selbst bei den normalen A7 Modellen nicht.
Wer also technologisch oder preislich keinen Vorsprung hat, wird definitiv an andere (neuen) Player Marktanteile abgeben müssen.
Andi EE meint
@Matthes
Dieses DE-Premium-Automobile-Kartenhaus ist jetzt schon am Zusammenbrechen. Ich seh das ähnlich wie es @Roma schon beschrieben hat. Mit Software kann man viel.günstiger Mehrwert schaffen, so man es denn könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie da ein Deutscher Hersteller nur ansatzweise mit Tesla mithalten könnte. Sorry, aber das ist nicht böse gemeint, aber das sind alles Analphabeten was die Digitalisierung betrifft. Meiner Meinung nach wäre es gescheiter sich eingestehen, dass man nichts kann und die Sache so aufgleisen, dass man kompetente Firmen aufkauft und dann integriert. So wie das bei VW abläuft, kann das zu einem mega Desaster führen.
Man muss sich nur mal vorstellen, wenn durch die beiden zusätzlichen GF von Tesla sich die Produktion von Model 3 und Y verdoppelt, was dann mit diesen Preisen geschieht. Die werden um mindestens 10% fallen. Ob da noch einer der Europäer mithalten kann, bezweifle ich. Die müssen derart viel der Verbrenner-Marge an ihre E-Autos abtreten, dass die schnell in Schwierigkeiten kommen werden.
Der Preis ist das was in Zukunft entscheidet. In Punkto Image hat man doch gegenüber einem Tesla keinen Vorteil mehr. Duesmann lebt meiner Meinung nach in einer Traumwelt wo er denkt, dass alles mit seinen Premium-Auto-Margen bequem so weiterlaufen wird. Auch dass man mit Top-Software, Hardware günstiger abgeben kann, um dann später im Ökosystem wieder mehr Rendite zu machen, ist wohl viel eher bei Tesla als bei Audi zu verorten.
Kasch meint
Erst mal kommt die Invasion aus China mit Tesla, dann BYD, dann …. Mal schauen, wer da wen schluckt, oder wer seinen Laden gar abschließen kann.
Tim Leiser meint
Ich denke in dem Artikel wird klar, dass er von Zulieferern und kleinen Herstellern von Verbrennern spricht, die Kooperationen eingehen müssen.
Roma meint
Klar werden die Hersteller zuerst versuchen die Zulieferer auszuquetschen, wie sie es schon immer gemacht haben. Nur einige Zulieferer, ich denke da an die Zellen, sitzen diesmal am längeren Hebel, da der Markt hier noch nicht übersättigt ist.
Ob nun zuerst einzelne Zulieferer untergehen oder mitgerissen werden mit einem OEM, wird sich zeigen, aber am Ende lag es zum Teil am Unvermögen des Herstellers.
Envision meint
Die Eintrittshürden beim BEV sind eher niedriger, E-Motoren bekommt man von sehr vielen Anbietern/Zulieferer, Batterien auch – deshalb auch die vielen Startups.
Das Produkt/Package muss bei Preis Leistung und Qualität passen, der VW Konzern hat sicher Vorteile über den Skaleneffekt die sich auf die Marge auswirken, BMW/Mercedes haben da schon größeres Problem, die Kombiplattformen für ICE/BEV (EQA,EQB, i4, iX3) machen dort deshalb – aktuell – Sinn, weil extrem hoher Gleichteil/Gleichentwicklung.
Die Chinesen werden aber kommen, vor allem wenn sie sich auch Spitzendesigner schnappen,
Elektronik und Akkus können sie schon jetzt, Fahrwerke/Design sind dann die nächste Hürde zum europäischen Premium – Hyundai/Kia wurde auch erst richtig mit europäischen Designer wie Peter Schreyer salonfähig.
Swissli meint
Der BYD Dolphin wird wohl 2022 in Europa aufschlagen. Das wird die erste Bewährungsprobe für europäische BEV Hersteller. Konkurrenz für Zoe, ID.3, Model 3 usw.
Später wird dann wohl der BYD Yuan Plus kommen. Der wird das Leben für ID.4, Tesla Model Y etc. schwer machen.
Mit dem Markteintritt von BYD in Europa dürfte dann an der Preisfront endlich mehr Bewegung reinkommen.
Matthes meint
Welcher Audi/BMW/Daimler Kunde hat Bock auf ein chinesisches Auto oder einen Hyundai? Das ist im Massenmarkt sicher relevant also für Marken wie VW, Skoda und die ganzen Japaner aber wir reden hier von Audi.
Roma meint
Wenn attraktive Kampfpreise für Firmenflotten gemacht werden, kann so eine Marktdurchdringung einen steilen Start haben. Viele Konzerne sind schon länger weg von Audi/Daimler und haben nun zb Skoda/Opel/Nissan/Ford/Hyundai/Kia in der Flotte. Audi/Daimler gibt’s oft nur mehr für die oberen Etagen, was zahlenmäßig bekanntlich gering ausfällt.
Kasch meint
Da kommt mir spontan ganz was anderes in den Sinn: Weltwirtschaft ist ohne der Deutschen Bank fast nicht denkbar, so Börsenprofis vor 30 Jahren.???? Kaum wo ist „Auf und Ab“ heftiger als im Automobilbau – Porsche stand mehrmals und noch vor wenigen Jahren kurz vor dem Ende.
Kasch meint
Einen lumpigen Audi kaufe man sich damals nur, um verschneite Berge besser hochzukommen – mein Gott bin ich alt !
Falscher_Hase meint
Tesla stand zweimal vor der Pleite, Apple sogar mehrmals so gut wie Pleite. Die größten Banken, Washington Mutual, Pleite. Lehman Brorhers…Pleite.
Was hat dein Kommentar für eine Aussagekraft ausser trollig zu sein?
Dass nur deutsche Firmen pleite oder fast pleite gingen?
Franz Bauer meint
So kann man auch sagen, dass der Kunde geschröpft wird und die Vorteile einer schlankeren Produktion und günstigeren Herstellung nicht an den Preis gekoppelt ist.
Es riecht hier bereits bei den deutschen Herstellern nach Preisabsprachen.
Die Frage stellt sich ob es nicht ein guter Hersteller gibt, der solche Entwicklungen auch tatsächlich an den Kunden weiter gibt. hmmm
Gunnar meint
Gibt es nicht. Jeder Hersteller zielt auf maximale Profitmaximierung.
Franz Bauer meint
Und das ist auch richtig so.
Jeder ziehlt auf Profitmaximierung aber der Wettbewerb sorgt in einem marktwirtschaftlichen Umfled, dass es Hersteller gibt, die auf geringere Marge und höhere Stückzahlen setzen, andere auf mehr Features und höhere Preise. Dass Audi jetzt schon weiß, dass sie quasi keine Anpassungen des Preises vornehmen müssen da es in Ihrem Preissegment kein Preiskampf geben wird ist dennoch interessant.
Alternativ wissen sie, dass sie an günstigsten von allen produzieren können, was ich nicht vermute.
CaptainPicard meint
Das setzt voraus dass sie die Margen wie bisher oben halten können. Mit der zunehmenden Konkurrenz (nicht nur von Tesla sondern auch von chinesischen Anbietern die auf den Weltmarkt drängen und das Premiumsegment anvisieren) scheint mir das nicht sehr realistisch zu sein. Früher oder später wird man sich, anders als früher wo vielleicht BMW, Mercedes und Lexus die Hauptkonkurrenten waren, in einem Preiskampf wiederfinden und dann schmelzen die Margen und somit auch der Gewinn.
TheMan meint
Subventionen weltweit verteuern Waren und hier am Beispiel Audi sieht man das die BEV Subventionen nur wenigen extrem Reichen wie Börsen notierten Firmen extreme Gewinne bringen.
Und dann will die grüne Baerbock auch noch die BEV Subventionen weiter kräftig erhöhen.
Mir ist ein Rätsel warum dies sein muss!
Michael meint
Ohne Subventionen gäbe es die momentane Nachfrage nicht, Und VW ist die Marge beim eUP immer noch zu klein. Sonst würden sie mehr produzieren.
Gunnar meint
VW hat beim eUP keine Marge bzw eine negative.
NiLa meint
„die Gefahr, Kooperationen eingehen zu müssen“. Oh nein, das ist aber tragisch und hat es in der Branche noch nie gegeben.