CO2-Neutralität, nachhaltiges Ökosystem und gleichzeitig die größte und wettbewerbsfähigste Produktionsstätte für Elektrofahrzeuge in Europa – so lautet die Zielvorgabe für den neuen Industriecluster ElectriCity, der die drei Renault-Werke Douai, Maubeuge und Ruitz in Nordfrankreich mit 5000 Mitarbeitern umfasst. Basis ist die Anfang 2021 vorgestellte Strategie „Renaulution“, mit der das Unternehmen E-Mobilität in den Fokus rückt. Renault informierte nun über den aktuellen Stand des Projekts ElectriCity.
Im Werk Douai liefen die Vorbereitungen für die Serienproduktion des neuen Mégane E-Tech Electric bereits auf Hochtouren, erklärte Renault. ElectriCity solle erschwingliche Stromer für ein breites Publikum mit einer Jahresproduktion von über 400.000 Fahrzeugen ab 2025 ermöglichen. „Um zum größten Produktionszentrum für Elektromobilität in Europa aufzusteigen, optimiert Renault die industriellen Prozesse, steigert die Betriebseffizienz und schafft ein ganzes Ökosystem, das zu niedrigeren Fixkosten beiträgt. Die neue Organisation der Renault Group ElectriCity steht ganz im Zeichen der Produktionsqualität und maximaler Wettbewerbsfähigkeit“, heißt es.
Mit der Einführung der CMF-EV-Plattform für Elektroautos beginnt eine neue Etappe für den Standort Douai. Das erste Modell auf der neuen modularen Basis ist der im nächsten Jahr startende Mégane E-Tech Electric. Im Zuge der Umstellung der Produktion von Verbrennungsmotoren auf Elektroantrieb werden die Produktionslinien in Douai umgebaut. Man habe 550 Millionen Euro in die Fertigungsanlagen und verbesserte Ergonomie am Arbeitsplatz investiert, so Renault. Auftakt sei der Umbau einer Montagelinie gewesen, auf der jetzt zahlreiche Modelle aus verschiedenen Fahrzeugklassen produziert werden könnten.
Der Mégane E-Tech Electric wird ausschließlich im Werk Douai hergestellt. Merkmal der rundum modernisierten Fertigung sind laut Renault ein hoher Grad an Vernetzung: Automatisierte Transporter bringen vorab spezifizierte Teile und Baugruppen zur richtigen Zeit zum richtigen Ort an der Montagestraße. In der neuen Batteriemontage bereiten Mitarbeiter die Energiespeicher vor, bevor sie an einer Andockstation in das Fahrzeug integriert werden. Im Karosseriebau sorgen Roboter für Modularität und Flexibilität in der Fertigung. Fahrzeuge jeder Größe können hier nacheinander ohne Unterbrechung die Produktionslinie durchlaufen. Ebenso wurde die Lackierstraße grundlegend erneuert.
Im Rahmen der allgemeinen Umgestaltung habe man auch viele Arbeitsplätze neugestaltet, um die beste Ergonomie und Qualität der Fertigungsprozesse sicherzustellen, berichtet Renault. Die Fahrzeuge würden auf individuellen Plattformen bis an die Mitarbeiter herangeführt, um die körperliche Belastung zu minimieren. Dabei würden auch die unterschiedlichen Körpergrößen der Beschäftigten berücksichtigt. „Wir streben nach Qualität bei jedem Fahrzeug, in jeder Phase des Herstellungsprozesses und dank des Engagements jedes einzelnen Mitarbeiters. Das ist unser Versprechen an die Kunden, das durch die kommende Generation von Elektroautos mit Leben erfüllt wird“, so ElectriCity-Direktor Luciano Biondo.
Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zwischen der Renault-Gruppe und dem Spezialisten für Akkufertigung Envision AESC soll am Standort Douai eine „Megafactory“ entstehen, die die Batterien der künftigen Elektro-Modelle des Unternehmens fertigt. Das erlaubt laut Renault einen niedrigen CO2-Fußabdruck dank kurzer Transportwege, reduzierte Fixkosten und flexible Prozesse je nach Kundennachfrage.
Nach dem Produktionswandel am Standort Douai mit dem neuen Mégane E-Tech Electric sollen weitere Elektroautos folgen. So wollen die Franzosen in der Fertigungsstätte zukünftig auch den neuen Renault 5 Electric (Artikelbild) produzieren – wie schon seinen Vorläufer in den 1970er- und 1980er-Jahren.
Klaus Merrer meint
Speziell der neue R5 in circa 3 Jahren kann ein großer Erfolg am Markt werden. Hoffentlich bietet man für ihn eine gewisse Palette etwa an Batteriekapazitäten, auch über die heutigen gut 50 kWh der Zoé hinaus. Natürlich muss man dann dafür zahlen, aber mache zumindest ich gerne.
C. Walksen meint
Soweit ich weiß, betrugen bzw. betragen die entsprechenden Investitionen bei VW in Zwickau über 1 Mrd. Euro.
Natürlich immer die Frage, was man da mit einrechnet oder nicht einrechnet und dahingehend gibt’s also viel Spielraum herstellerseitig.
Auf den ersten Blick scheint die Umstellung bei Renault, auch auf die geplanten Stückzahlen bezogen, aber kostengünstiger zu sein als bei VW.
Wahrscheinlich schleppt der VW-Konzern eben in vielerlei Hinsicht einen größeren Rucksack an finanziellem Overhead mit sich herum. Dies teils auch von Arbeitnehmervertretungsseite erzwungen.
Frank Baunmage meint
Für VW war die Elektro(massen)produktion dieser Art in Zwickau in jenen vorbereitenden Jahren etwa 2018 ff. ja auch komplettes Neuland.
Renault hatte dagegen ja schon fast ein Jahrzehnt früher mit dem Einstieg in mittelgroßem Stil begonnen und investiert weit vor der jetzt angekündigten Initiative.
Und man hatte schon sechsstellige Zahl von Zoés etwa gefertigt.
David meint
Man wundert sich sowieso, warum Renault in den Medien wenig präsent ist. Sie waren ja sehr früh bei der Elektromobilität mit überzeugenden Angeboten am Markt. Dass sie das auf eine Plattform bringen und skalieren, war der logische nächste Schritt. Aber sie haben wenig von sich hören lassen, obwohl sie da sind. Andere lärmen ständig, obwohl sie gar nichts auf die Schippe bekommen…Grüße an Sono Motors.
Hans meint
Genau, wo ist endlich das eAuto von Sono Motors?
Ernesto 2 meint
Das ist doch eine vielversprechende Entwicklung. Weiter so Renault !