Der Stromanbieter LichtBlick hat seinen neuesten „Ladesäulencheck“ vorgestellt. Bei der E-Mobilität ist demnach „ein Fall von Marktversagen“ festzustellen. Die zunehmende Monopolbildung im Ladesäulenmarkt treibe die Strompreise für Elektroautos in die Höhe und verhindere echten Wettbewerb, kritisieren die Studienautoren. In die Analyse sind Recherchen des Datendienstleisters Statista zu 13 großen Ladesäulenbetreibern und zwei Roaminganbietern sowie weitere Marktdaten von LichtBlick eingeflossen.
Für Elektroauto-Fahrer koste der Strom an der Ladesäule bis zu 140 Prozent mehr als im Haushalt, berichtet LichtBlick. Auch an anderer Stelle werde es teuer: Die Ladesäulenbetreiber verlangten von konkurrierenden Fahrstromanbietern Preisaufschläge von 25 bis 100 Prozent, in der Spitze sogar 300 Prozent.
Im fünften Ladesäulencheck von LichtBlick seit 2017 wird der Fall einer Batterieladung eines ID.3 von VW untersucht. Angenommen wird für den elektrischen Kompaktwagen eine Ladung von 14 Kilowattstunden (kWh) Strom für 100 Kilometer Reichweite. Bei den untersuchten Ladesäulenbetreibern fallen hier Kosten zwischen 4,77 und 6,68 Euro beim regulären Wechselstrom-Laden (AC) sowie zwischen 4,77 und 10,77 Euro beim schnellen Gleichstrom-Laden (DC) an. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Haushalsstrom kostet 4,48 Euro.
„Die Daten dokumentieren einen klaren Fall von Marktversagen“, sagt Ralph Kampwirth, Unternehmenssprecher von LichtBlick. „Regionale Monopole behindern die Verkehrswende. Die Strompreise für E-Mobilist*innen sind oft intransparent und überhöht. Noch drastischer fallen die Aufschläge für konkurrierende Fahrstrom-Anbieter wie LichtBlick aus. Die willkürliche Preistreiberei der Ladesäulenbetreiber gegenüber Wettbewerbern verstößt gegen das Kartellrecht. Die Situation erinnert an die ersten Jahre im liberalisierten Strommarkt, als Stadtwerke und Konzerne neue Anbieter systematisch diskriminiert haben.“
Ein Fortschritt gegenüber früheren Untersuchungen: Mittlerweile rechnen laut LichtBlick alle Betreiber per Kilowattstunde ab, Zeittarife gebe es nicht mehr. Allerdings sei der Zugang zu den Ladesäulen weiterhin nicht verbraucherfreundlich. Auch seien die Kosten meist intransparent, häufig fielen Zusatzgebühren an – zum Beispiel für längere Aufenthalte am Ladepunkt. Roaminganbieter würden zwar den Zugang zu überregionalen Ladesäulen vereinfachen, verlangten in der Regel aber auch höhere Preise.
„Ladesäulen sind keine Tankstellen“
„Ladesäulen sind keine Tankstellen. Der Ladevorgang dauert länger und findet während des Parkens statt. Darum macht es Sinn – ähnlich wie bei den Stromzählern im Haushalt – eine Ladesäulen-Infrastruktur zu schaffen, die allen Wettbewerbern offensteht. Im Gegenzug erhalten die Betreiber ein Durchleitungsentgelt. Dieses Entgelt finanziert künftig den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur“, so Kampwirth.
LichtBlick fordert von der Politik eine Marktreform. Trotz einer Vielzahl von mehr als 1000 Ladesäulenbetreibern in Deutschland gebe es keinen Wettbewerb. Während heute nur der Betreiber Strom an seine Säulen liefere, sollten die Ladepunkte künftig allen Stromanbietern offenstehen. Ein entsprechendes Modell der Bundesnetzagentur trat zum 1. Juni 2021 in Kraft, es ist allerdings nicht verpflichtend. Technisch wäre dieser Schritt ohne Umrüstung der bestehenden Ladesäulen möglich. „Verbraucher*innen könnten dann frei ihren Fahrstrom-Tarif wählen. Sie könnten an jeder öffentlichen Säule zwischen Flensburg und München mit einer Ladekarte oder App zu einem Preis und auf eine Rechnung laden“, erklärt LichtBlick.
Das Bundeskartellamt hat den Markt unter die Lupe genommen und will in den kommenden Wochen erste Zwischenergebnisse einer sogenannten Sektoruntersuchung vorlegen. „Wir beobachten die Entwicklung sehr genau und kritisch“, sagte der Präsident der Behörde Andreas Mundt dem Spiegel. Auch die deutsche Monopolkommission hatte sich die Struktur der E-Auto-Ladepunkte in Deutschland erst kürzlich angesehen. Angemessene Preise an Ladesäulen erforderten „Wahlmöglichkeiten der Ladekundinnen und -kunden“, heißt es in dem Abschlussgutachten von Anfang September.
KlausmitdemElektroSmart meint
Hmmmm – sehr viel richtig in diesem Artikel. Der Markt hat versagt eine gute Infrastruktur zu bringen – aber sollte er das denn? Wäre es nicht – wie im Artikel angesprochen – gut wenn diese Aufgaben von der Bundesnetzagentur gebündelt werden? Die Anbieter haben meiner persönlichen Meinung nach versagt, wenn es darum geht bei Ihnen Kunde zu werden. Es ist mir unverständlich warum es so furchtbar kompliziert ist ein Konto mit Zahlungsfunktion einzurichten. Aber mangels offenen Wettbewerb wird der Anbieter ja nicht abgestraft.
Frederick A. meint
Da kann man nur „Tja“ sagen. Über 10 Jahre jetzt ist es her dass die Firma Tesla gegründet wurde. Damals und manchmal auch noch heute belächelt als Kleinkind welches bald wieder unter der Decke verschwinden wird. Nichts da! Eine Jahrzehnt hatte man in Deutschland jetzt Zeit das aufzubauen, was mit Tesla hätte mithalten können. Aber man tat es nicht, und jetzt heult man rum, weil Tesla alles dominiert. Mir ists recht. Endlich wird die so typische deutsche Arronganz bestraft.
Tesla ist auch noch so nett und macht das SuC Netzwerk für andere auf, weil die Deutschen es einfach nicht hingekriegt haben. So wendet sich also das Tuch. Kein Mitleid und keine Wehmut von mir. Tesla hat gewonnen. Nun können VW & Co. sich um den 2. Platz streiten.
150kW meint
„Tesla ist auch noch so nett und macht das SuC Netzwerk für andere auf, weil die Deutschen es einfach nicht hingekriegt haben..“
Da sie da aufmachen wollen wo es Subventionen gibt, geht es bei der Öffnung wohl um was anderes ;)
HansJ meint
Gut analysiert !
Kizna von Löwe meint
Der Markt versagt nicht.
Da ist ein ganz normales ausnutzen der eigenen Marktposition. Und ist völlig normal im Kapitalismus.
Friss oder stirb! Entweder du bezahlst unsre Preise oder du gehst leer aus und Strandest mit deinem Elektroauto.
Frederick A. meint
Oder man kauft sich das beste E-Auto der Welt, einen Tesla, und muss sich nie Sorgen machen über wo man während der Reise laden kann.
Roland meint
Wie geht das dann mit dem Tesla wenn Du an einer der öffentlichen 22kW AC Ladesäulen laden willst?
HansJ meint
„Friss oder stirb“ ODER ich gehe selbst pleite, fehlt als Ergänzung
Romeo must die meint
Lade jedes Jahr für 40 000 km pro Jahr an Haushaltssteckdosen.
Habe noch nie einen DC Lader benötigt.
Noch nicht einmal meine Wallbox zum Laden verwendet.
6000 kWh / 365 Tage / 3,2 kWh pro Stunde = 5 Stunden am Tag.
Mein Auto steht pro Tag 12 Stunden im der Nähe einer Haushaltssteckdose.
Überlastung? Noch nie gejagt. Nicht einmal wenn ich an Altbau von 100 jährigen Häusern 10 Stunden am Stück lud.
Gunarr meint
Der Strom an den Hightech DC Ladesäulen wird teuer bleiben, da hilft auch kein Wettbewerb. Ich sehe mehr Potential bei den vielen privaten Wallboxen, die nicht den ganzen Tag genutzt werden. Der Stromanbieter Eon z.B. ermuntert seine Kunden, ihre Wallbox zu teilen. Natürlich zum Selbskostenpreis, damit es keinen Ärger mit dem Finanzamt gibt. Würde der Staat den Leuten erlauben, damit ein bisschen Geld zu verdienen, wäre die Bereitschaft aber sicher größer.
Hier ein Zitat von der Eon Website:
„Klappt das in der Praxis?
Wallbox-Sharing bedeutet, dass Nutzer nicht jederzeit die Möglichkeit haben, das eigene Elektroauto zu laden. Daher scheiden auf den ersten Blick vor allem solche Fahrzeuge aus, die viel und häufig geladen werden müssen, wie beispielsweise Plug-in-Hybride. Aufgrund der kleinen Batterien müssen sie im Grunde täglich an die Wallbox.
Besser geeignet sind Elektrofahrzeuge, die mit einer Akkuladung 200 bis 300 km fahren. Bei einer durchschnittlichen Nutzung des Fahrzeugs von 30 bis 50 km pro Tag, muss nur alle drei bis fünf Tage geladen werden, also ein- bis zweimal pro Woche. Eine Ladung kann auch auf das Wochenende verschoben werden. Damit entspannt sich die Situation. Steht eventuell am Arbeitsplatz oder in der Nähe eine zusätzliche Lademöglichkeit zur Verfügung, spricht nichts dagegen, das Teilen einer Wallbox mal auszuprobieren.“
Jennss meint
Doch, ich glaube, auch an Hightech DC-Ladesäulen würde Wettbewerb es günstiger machen. Bei Ionity z.B. ist der Vielfahrerpreis nicht mal halb so hoch wie der Standardpreis (35 Ct. vs. 79 Ct.), obwohl die Grundgebühren (~17,90 €?) den Unterschied bei echten Vielfahrern niemals decken würden. Deswegen denke ich, dass da ein großer preislicher Spielraum eingebaut wurde. Ionity macht vermutlich auch bei 35 Ct. ohne Grundgebühr kein Minus.
ID.alist meint
Bei der aktuelle Auslastung machen die selbst bei 79Ct Verlust. Der Chef von EnBW hat es letztens gesagt, momentan verdient keiner Geld damit, aber jetzt geht es darum sich die besten Orte zu sichern für die Zeit wo man wird Geld verdienen können.
Ja, es gab einen Sommerhoch in der Auslastung, aber ich schätze jetzt findet man überall leere Ladeplätze.
Sucko meint
Ich denke nicht dass Wettbewerb hier Preissenkungen mit sich bringen wird. Wir sehen auch beim Haushaltsstrom keinen wirklichen Wettbewerb. Die Preise entwickeln sich nur in eine Richtung. Warum sollte es an den Ladestation anders sein?
Auf den Markt kann man hier sicherlich nicht zählen. Da ist der Gesetzgeber gefragt. Aber der hat evtl. auch kein wirkliches Interesse daran etwas zu ändern. Denn hoher Preis bringt hohe Steuereinnahmen.
MichaelEV meint
Der „Gesetzgeber“ hat die Preissteigerungen der letzten Jahre doch hauptsächlich zu verantworten. Einen sinnvollen Rahmen schaffen und dann raushalten muss zukünftig die Devise sein.
Ist z.B. eigene PV nicht Wettbewerb genug für den Haushaltsstrom? Wer ein taugliches freies Dach hat und bald über 40 Cent/kWh für den Kohlestrom meckert, dem ist sowieso nicht zu helfen und der zahlt zurecht!
MichaelEV meint
Grob überschlagen, eine effiziente HPC-Ladeinfrastruktur könnte mit max. 1-2 Cent/kWh zu den Gesamtkosten beitragen. Günstiger bekommt man die heimische exklusive Lademöglichkeit auch nicht hin und dann kommen bei der heimischen Wallbox noch andere Kosten dazu (höhere Netzkosten).
Und ein Sharing der AC-Wallbox klingt illusorisch. Neben der Lademöglichkeit hat man auch keinen uneingeschränkten Zugriff mehr auf seinen eigenen Parkplatz. Und das auch noch zum Selbstkostenpreis, klingt sehr verrückt.
Daniel meint
Wenn Lichtblick die Gebühren der Ladesäulenbetreiber zu hoch sind, dann soll Lichtblick halt auch eigene Säulen aufstellen. Dann werden sie schon sehen, was das kostet.
Dass die Preise mMn zu hoch sind, ist davon unberührt. Aber selber nichts auf die Reihe bringen und dann nur meckern, dass man für die Benutzung der Infrastruktur, die andere aufbauen, bezahlen muss, ist lächerlich.
Wer verbietet Lichtblick – wie EnBW es tut – Ladeparks in ausreichender Anzahl zu bauen.
Daniel meint
Das sehe ich genauso. Schön ins gemachte Nest setzen wollen ohne Risiko. Es hindert Lichtblick niemand, auch Investitionen zu tätigen.
Ulrich Nießen meint
Auf den ersten Blick alles richtig. Aber warum darf Ladestrom nicht mehr kosten als Haushaltsstrom? Angesichts der m.u. 6-stelligen Investitionen gerade bei DC- Ladern (Lader + Netzanschluss + Trafostation) ist die Sichtweise hier unzulässig verkürzt auf den Laufenden.
Jürgen W. meint
Ich denke mal, dass gerade die Menschen die keine Möglichkeit haben zu Hause zu laden, mal wieder die Dummen sind. Und das kann ja wohl nicht sein, wenn es mit dem Klimawandel auch nur ansatzweise ernst gemeint ist. Ich habe PV und Wallbox und brauche, wenn überhaupt, einmal im Jahr eine Schnellladesäule. Insofern ist mir persönlich egal was es dort kostet. Aber das nützt ja all denen nichts, die darauf angewiesen sind. Entweder wir haben ein Klimaproblem und dann muss das vernünftig reguliert werden oder wir haben kein Klimaproblem und dann lassen wir es eben???
150kW meint
Man kann es aber auch nicht allen recht machen. Wer eine Wallbox hat, hat ja auch meist ein Haus und Garage, die kosten auch was.
Den Strompreis an der Säule künstlich niedrig zu halten nur damit es ungefähr so ist wie damals mit Benzin, finde ich unsinnig.
Kizna von Löwe meint
Dazu muss man den Preis aber nicht so unsinnig hoch treiben.
Interessanterweise soll es bei Tankstellen reichen wenn der Besitzer und Errichter der Tankstelle pro verkaufen Liter 1 bis 2 Cent bekommt.
Und wenn ich dann sehe das z.b. Ionity satt Aufschlag verlangt, und das auch noch an Säulen die teilweiße gefördert wurden….
ZOE77 meint
Finde es Unerträglich, dieses Durcheinander mit den Ladestationen. Jeder Anbieter ne eigene App oder Karte wenn es geht noch Anmelde Kosten und dann weiß man nicht mal was wo wieviel kostet.
Wir haben uns für die Ladeapp vom ADAC entschieden dort hat man über EnBW eine relativ große Anzahl an Ladepunkten und man weiß im voraus was es kostet.
Wir haben den großen Vorteil das wir meistens Zuhause laden, Öko Strom :-), denn nur dann macht das alles Sinn und ist Kostengünstig.