Die Bundesregierung stellt viel Staatsgeld für den Aufbau von Elektroauto-Ladepunkten an Orten wie Parkplätze von Supermärkten, Hotels oder Restaurants bereit. Ein halbes Jahr nach Beginn eines Förderprogramms für Strom-Tankstellen an solchen Standorten sind nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums gut 3300 Anträge eingegangen, das bisherige Fördervolumen liegt bei 180 Millionen Euro. Der Autoindustrie dauert es zu lange, bis die Ladepunkte tatsächlich installiert sind. „Hauptgrund ist zu viel Bürokratie“, bemängelt der Branchenverband VDA.
„Aus dem Förderprogramm ‚Ladeinfrastruktur vor Ort‘ ist unserer Kenntnis nach seit April dieses Jahres bisher kein einziger Ladepunkt entstanden. Bis dato ist auch nur ein mittlerer einstelliger Prozentbetrag bewilligt worden. Zu lange Bearbeitungszeiten und zu umfangreiche Genehmigungsverfahren bremsen den Aufbau der Ladeinfrastruktur erheblich“, so der Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Joachim Damasky in einer Mitteilung.
Das Verkehrsministeriums nannte in einer Reaktion keine konkrete Zahl. „Erste Ladepunkte, deren Aufbau im Rahmen dieser Förderrichtlinie unterstützt wurde, sind bereits in Betrieb“, hieß es nur, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Wie viele der 3300 Anträge bewilligt wurden, blieb offen.
Der VDA begrüße die vielfältigen Förderprogramme der laufenden Legislatur, die den Aufbau von Ladeinfrastruktur in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen unterstützen. „Viele Förderprogramme für die unterschiedlichen Anwendungsfälle sind richtig aufgesetzt. Aber die aktuelle Offensive hätte einen viel umfangreicheren Beitrag zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur liefern können“, so Damasky. Es mangele an der Operationalisierung und der Sichtbarkeit der Maßnahmen für die Verbraucher. Es könne nicht sein, dass Bürokratie die Transformation verlangsamt.
Insgesamt stellt die Regierung im Programm Ladeinfrastruktur vor Ort 300 Millionen Euro bereit. Zu deutlich mehr Ladepunkten führte bislang ein anderes Programm, das Hauseigentümer bei der privaten Installation zu Hause bezuschusst. Mithilfe der Richtlinie „Ladeinfrastruktur an Wohngebäuden“ sind nach offiziellen Zahlen bis Ende August 135.000 private Ladepunkte in Betrieb genommen worden. „Vorhaben zum Bau öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur, besonders bei Schnellladesäulen, sind wesentlich komplexer“, erklärte das Verkehrsministerium. Neben technischen Gründen ergebe sich das aus den notwendigen Genehmigungsverfahren und der Herstellung der Netzanschlüsse. Diese seien häufige Verzögerungsursachen.
Das Programm Ladeinfrastruktur vor Ort brauche schnellstmöglich „einen schnelleren und effizienteren Genehmigungsprozess, um den Antragsstau zu lösen“, forderte der VDA. Ohne eine verlässliche, flächendeckende öffentliche Ladeinfrastruktur sei die Transformation hin zur klimaneutralen Mobilität nicht zu schaffen.
Gerd meint
Pure PR von fossil denkenden Größen wie Daimler, BMW und angeschlossenen Zulieferern.
Damit sie in 5 Jahren sagen können: Wir hätten ja längst die besten BEVs gebaut, aber ohne Ladeinfrastruktur war das nicht möglich. Daher jetzt bitte 30 Mrd€ Subventionen.
andi_nün meint
Der VDA ist einfach ein Witzverein.
Es ist glatt gelogen, dass der Ladenetzausbau von der Bürokratie ausgebremst wird. Tesla baut aus, EnBw baut aus, Fastned, etc….
Zudem entstehen in fast allen Großstädten 11/22kw Ladepunkte in großer Anzahl.
Von heute auf morgen ist man nicht auf 100%, aber der Ladenetzausbau hat eine gute Geschwindigkeit.
Sebastian meint
In der EnBW App lässt sich vor lauter Ladesäulen kaum noch Deutschland erkennen. Gefühlt 85% sind frei, egal zu welcher Uhrzeit man schaut.
Kasch meint
„Es könne nicht sein, dass Bürokratie die Transformation verlangsamt.“
Doch genau so ist das bei uns. Mit dem Deutschlandnetz, das bisherige umgesetzte Förderprogramme teils massiv benachteiligt, ist langjähriger Rechtsstreit vorprogrammiert. Ein unsinniger Förderkudelmudel mit unsinnigen technischen Anforderungen, von A-Z. Will man E-Mobilität insgeheim bremsen, geht man am besten ganau so vor.
BEV meint
Man hätte auch fördern können, dass eine Tankstelle die Zapfsäulen gegen Ladestationen tauscht, da wären einige der Wünsche schon erfüllt gewesen. So in etwa sehen die Vorstellungen aus, es soll wie eine Tankstelle sein. Nur etwas schöner und ohne den ganzen Schmutz.
Kasch meint
zu unsinnigen techn. Anforderungen:
Ich brauch keine wattgenaue Messung von DC, wenn Preise hunderter Roaminganbieter an ein und derselben Säule bis zu 200% differieren.
Ich brauch kein Lesegerät fur Magnetstreifen, Kreditkarten, etc. wenn ich hunderte von RFID-Karten zum einmaligen Stückpreis von maximal 10,-Euro erwähnter Roaminganbietern bekomme.
Ich benötige keinen Kassenbong in Papierform, wenn ich Sekunden nach meinem Ladevorgang alle Daten in der App des Roaminganbieters auf meinem Handy einsehen kann und monatlich eine detaillierte Abrechnung bekomme.
Wer ohne persönliche Betreuung nicht zurecht kommt, sollte weiterhin tanken fahren und an die Kasse gehen.
BEV meint
Ist die Anforderung wirklich ein Magnetstreifen und Papierbeleg? Steht das irgendwo?
Wozu hat denn mittlerweile jeder eine Karte mit NFC und das mit dem Beleg könnte man auch anders lösen.
Grundsätzlich bin ich auch dagegen unnötige Anforderungen zu diktieren, die das alles nur ausbremsen. ABER ich bin dafür, dass das Laden so einfach wie möglich und so transparent wie möglich ist.
Warum soll ich an einem teuren Standort an der Autobahn genau soviel fürs Laden zahlen wie in Hinterdupfing am Schnelllader auf dem Baumarktparkplatz? Das was bei Benzin ganz normal ist, könnte man beim Schnelllader auch praktizieren, teurer Standort = höhrer Preis. Und Bezahlung nicht per Abo sondern einfach mit dem was ich in der Tasche habe. Solange keiner eine bessere Möglichkeit hat, muss es eben so gehen. Einzig allein eine sinnvolle Umsetzung von Plug & Charge aber auch mit flexibler Preisgestaltung! wäre eine Möglichkeit alle mitzunehmen. Aber sonst wird das nichts. Man muss den Menschen die Angst nehmen und Vorteile aufzeigen, keine Nachteile. Und das muss mindestens EU-weit einheitlich sein! Nicht der Stecker vom Handyladekabel, sondern das Bezahlen an der Ladestation, das wäre mal was sinnvolles.
Bestes Negativbeispiel sind für mich diese 1000 Apps für Parkgebühren. Was fürn Blödsinn, ich fahr nicht irgendwo hin und installiere mir dann die App, muss mich dann anmelden und bekomme dann noch einen Brief mit der Rechnung oder irgend so einen Unfug, eine Münze ist in diesem Fall viel smarter. Solange es keine wirkliche Alternative gibt, die genau so smart ist, nutze ich die Münze, die geht überall. Auch wenns veraltet ist, aber wegen ein mal parken installiere ich mir nicht in jeder Stadt eine andere App. Ähnlich umständlich ist es auch mit den Öffentlichen, warum nicht eine App für die ganze EU?
TM3 meint
LOL, erst ist die fehlende Ladeinfrastruktur Schuld daran, dass Elektromobilität nicht funktionieren kann und wir weiter Verbrenner fahren sollen und jetzt ist die Bürokratie schuld, dass die Ladeinfrastruktur nicht schnell genug ausgebaut wird und wir deswegen weiter Verbrenner fahren sollen …
*gääähn*
Paul meint
@TM3
Wir waren am Samstag in Grünheide bei der Tesla-Party. Wir wollten uns die Fabrik anschauen und Infos erhalten über die Produktion.
Seit ca. 3 Jahren wartet man dort auf die endgültige Baugenehmigung. Was bitte dauert 3 Jahre für eine Genehmigung? Es ist wohl doch etwas daran an dem Bürokratiewahn in Deutschland.
Da kann ich mir gut vorstellen das es erst recht lange dauert für eine Genehmigung für Ladesäulen.
BEV meint
Klar, wenn der VDA es wollen würde, könnten Sie ihren Einfluss nutzen, aber sie wollen es gar nicht. Das sind nur Ausreden um die Entwicklung auszubremsen, da die deutschen Autobauer (=VDA) noch nicht soweit sind.
Sebastian meint
Andere dürfen vor der finalen Baugenehmigung nicht mal ein Loch von 20 cm buddeln lassen… das Geheule um die Fabrik in Grünheide nervt ohne Ende.
Andere Unternehmen warten auch und die sind 100x größer als Tesla
TM3 meint
andere Unternehmen schlafen heute noch
TM3 meint
andere gehen einfach das Risiko nicht ein und warten lieber ab, es ist nicht so, dass es nicht gehen würde
Aber solang man auch noch gewinne macht ohne sich schmutzig zu machen, braucht man auch keine Risiken eingehen… Solange es noch genug Id**en gibt, die ihr Geld los werden wollen. *gääähn*
Paul meint
@Sebastian
Es ging nicht um „andere“. Es geht darum WARUM eine Genehmigung ca.3 Jahre dauert. Auch Sie wissen keine Antwort darauf. Es ist wohl doch die extreme Bürokratie in Deutschland die wirklich vieles bremst. Warum Sie sich von einer Fabrik „genervt“ fühlen ist Ihr Problem.
Sebastian meint
Paul
ein Fabrickchen in dem mal 40T Leute arbeiten sollen ist nun mal eine andere Geschichte als die Genehmigung einer Garage. Für ein banales Einfamilienhaus liegt der Schnitt übrigens bei ein bis 1,5 Jahren und da ist nun wirklich alles Standard.
und ja, das mediale waterboarding bzg. Tesla nervt… aktuell werden über 30 Fabriken für E-Autos in Europa gebaut… berichtet niemand darüber. apropos Grünheide… tolle Präsentation war das… Biertische, ein MY auf einem Podest das mit 4 Euro Stofffetzen angetackert wurde… ein paar Luftballone… wahnsinn… für das höchst kapitalisierte Autounternehmen ever einfach nur lächerlich… da sind Basare in einer Waldorfschule 100x schicker präsentiert.
BEV meint
ich weis ja nicht wo du wohnst, aber wenn man auf ein Grundstück baut, das dafür vorgesehen ist und man sich anständig benimmt und nicht meint immer größer und höher als die nachbaren bauen zu müssen, dann dauert das keine 1,5 jahre aber das ist sehr individuell in jedem LRA anders.
Wenn man natürlich vorher schon alle gegen sich hat, weil die „wichtigste“ Vorkriegsindustrie mit ihren zurückgebliebenen Wichtigtuern was dagegen hat, dass du da baust, dann dauert es länger.
Mäx meint
Also bitte.
Das eine ist eine Riesenfabrik mit im Vollausbau 40k Mitarbeitern in einem Wasserschutzgebiet, das andere etwas bessere Steckdosen (übertrieben gesehen).
Ich finde 3 Jahre für so eine Riesenfabrik schon ziemlich gut.
Max M meint
Bürokratie kritisiert: VDA verhindert Elektromobilität.