Tesla ist weiter auf der Erfolgsspur. Der anfänglich belächelte Elektroautobauer erreichte zuletzt anders als viele etablierte Hersteller trotz der Auswirkungen der Corona-Krise Produktions- und Lieferrekorde. An der Börse ist das US-Unternehmen der Branche mit einem Wert von einer Billion Dollar enteilt. Volkswagen-Chef Herbert Diess wird nicht müde, den neuen Wettbewerber als Warnung für Europas größten Autokonzern anzuführen.
„Die jüngsten Erfolge von Tesla senden eine klare Botschaft“, sagte Diess während einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des dritten Quartals, die sich laut der Nachrichtenagentur Reuters hauptsächlich um Tesla drehte. „Wir müssen uns auf eine neue Phase des Wettbewerbs vorbereiten.“ Damit meinte Diess auch die vor wenigen Tagen verkündete Großbestellung von 100.000 Mittelklassewagen vom Typ Model 3 durch Hertz. Der Autovermieter orderte lieber bei Tesla zum Nennwert Fahrzeuge als zu den bei etablierten Anbietern üblichen hohen Rabatten.
Diess treibt bei Volkswagen die branchenweit ehrgeizigste E-Mobilitäts-Offensive voran, um den Konzern zum führenden Anbieter von Elektroautos zu machen. Er hat schon viel bewirkt, sieht die zukünftige Marktführerschaft der Wolfsburger aber nicht als gesichert an. Er nannte zuletzt immer wieder Tesla als Vorbild bei Elektroautos und zeitgemäßen Softwaresystemen. Aber auch bei der Produktion und Effizienz sieht er den US-Konkurrenten zunehmend als Vorreiter.
Das Model 3 von Tesla war im September unabhängig der Antriebsart das meistverkaufte Auto in Europa. Mit dem Mittelklasse-SUV Model Y ist ein weiteres Elektroauto für den Massenmarkt seit Kurzem auch in Europa erhältlich. Vorerst wird dieses Modell aus China importiert, noch in diesem Jahr soll aber die neue Tesla-„Gigafactory“ in der Brandenburger Gemeinde Grünheide nahe Berlin Elektroautos für den hiesigen Markt liefern. „Tesla Grünheide ist für uns mit Sicherheit eine neue Referenz, die neue Maßstäbe in Bezug auf Geschwindigkeit, Produktivität und schlankes Management setzt, und darauf müssen wir uns einstellen“, sagte Diess in einem Telefonat mit Reportern. Zuvor ließ er sogar den von ihm sehr geschätzten Tesla-Chef Elon Musk vor seinen Topmanagern sprechen, um diese zu inspirieren.
Um auch bei Elektroautos zu den führenden Anbietern zu gehören, investiert Volkswagen Milliarden. Im Fokus steht insbesondere die neue E-Auto-Familie ID. der Kernmarke, aber auch andere Töchter des Konzerns bringen verstärkt Voll-Stromer auf den Markt. Diess will nicht nur moderne elektrische Autos anbieten, sondern den Konzern grundlegend transformieren. Ein zentraler Bestandteil des Vorstoßes ist das Projekt „Trinity“, in dessen Rahmen Volkswagen ab 2025/26 in seiner Wolfsburger Fabrik ein Elektroauto-Flaggschiff bauen und den Standort zu einem Herausforderer des Tesla-Werks Grünheide machen will.
Diess’ Plan sieht vor, die Montagezeit für Elektroautos auf etwa zehn Stunden zu verkürzen, wie Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz gegenüber Reuters erklärte. Das würde in etwa der Zeit entsprechen, in der bei Tesla ein neues Model 3 entsteht. Dadurch werden weniger Arbeitsplätze benötigt, wogegen sich die mächtige Volkswagen-Arbeitnehmervertretung energisch wehren dürfte. Diess scheint dennoch fest entschlossen, Volkswagen zu verschlanken: „Wir müssen uns in der Fertigung auf einen deutlich geringeren Arbeitsaufwand in einigen Produktionslinien einstellen. Wir müssen uns auf weniger Komplexität, auf mehr Geschwindigkeit, auf Liniengeschwindigkeit einstellen“, betonte er.
David meint
Der Diess macht seinen trägen Wegbegleitern bei VW Dampf und nutzt Musk als Hebel, um Druck zu machen. Nicht dumm. Bis vor wenigen Jahren hat man zu diesem Zweck eine renommierte Unternehmensberatung ins Unternehmen gelassen, die haben dann herausgefunden, dass alles in effizient ist und zwei Werke geschlossen werden müssen. Daraufhin gab es großen Aufruhr und es wurde beschlossen nur eins zu schließen. Also genau das, was man eigentlich als Chef von Anfang an wollte. Jetzt liefert Musk das für Diess gratis.
Durchschaubar, aber unvermeidlich. In einem etablierten Unternehmen muss man immer mal wieder innen mit dem eisernen Besen kehren.
Trotzdem ist es derselbe Diess, der auch sagt, wann VW elektrisch an Tesla vorbei zieht. Das führt zu Gejammer von Tesla Fans, die nicht verstanden haben, dass VW gar nicht vorbei zieht, sondern in der Produktion um ein Vielfaches vor Tesla ist. Sie wollen ihren Marktanteil halten und das ist kein verwegener Plan. Er ist eher konservativ, denn wenn man sich anschaut, wie etablierte Konkurrenz das Elektrozeitalter angeht, kann man sich durchaus vorstellen, dort Marktanteile abzugreifen.
Außerdem pickt sich Diess natürlich die Sachen von Tesla heraus, die für seine Sache nützlich sind. Über vorbildliches Betriebsklima und ausgezeichnete Arbeitnehmervertretung bei Tesla spricht er nicht, ebenso lobte er nicht die Technik und die Produktions Zeiten der Baugruppen erwähnte auch nicht. Wenn die teuerste Baugruppe, der Akku, besteht bei Tesla aus bis zu 8256 Zellen, beim EQS mit mehr Kapazität sind es 216 Zellen. Da kann man sich gut denken, was um Lichtjahre schneller und fehlerfreier zu bauen ist.
Werner Mauss meint
David, wird Zeit dass ich mal als Berater in ihr Unternehmen komme. Ich könnte ihnen relativ schnell ihre Ineffizienz, natürlich fürstlich honoriert, nachweisen. Die Firma müsste sich dann leider als erstes von ihnen trennen, da sie scheinbar mehr Zeit bei Ecomento verbringen, als bei ihrer Arbeit.????????
Was würde das nun nach meiner erfolgreichen Beratung für ihre Firma bedeuten?????
Davit meint
Damit sind die Einschläge gegen Tesla vollständig. Diess wiegt Elon in Sicherheit und bereitet im Hintergrund eine großen Coup vor, der Tesla vom Markt fegen wird.
Mehr Geschwindigkeit als Tesla, bessere Software als Tesla, Global Play no.1 im Strommmarkt, und – was niemand ahnt – VW wird vor Musk auf dem Mars sein und Kolonien gründen, die alle Rohstoffe dort nur für VW sichern.
Ich bin vorbereitet und habe bereits ein Ticket gebucht, dass ich mit meinen Shorts auf fallende Kurse locker finanzieren kann. In der VW Kapsel wird mein Taycan mit mir fliegen.
Bye Bye Elon – you are fired.
alupo meint
Einer der letzten Shorties und „Tesla ist pleite“-Anhänger.
Mal schauen, wer damit mehr Gekd verliert, Gordon Johnson oder David?
Dabei hat Tesla gerade erst im Q3 sigar die BASF bei Gewinn und sigar FreeCashFlow überholt, und das sogar bei Teslas rießigen Investitionen. Tesla ist und wird auch erst recht in Zukunft eine gewaltige Gelddruckmaschine sein. Im übrigen ist seit Q3 Tesla quasi schuldenfrei. Ja, so schnell kann das gehen bei einem sehr erfolgreichen Unternehmen.
Und zu VW: in derem Q3 Bericht werden die Margen, aufgefächert nach Marken genannt. Ein Blick darauf lohnt sich für die VW Fanboys um die Realität nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren.
Jürgen Baumann meint
Der Herbert hat recht. Hoffentlich kriegen sie noch die Kurve. Wäre nicht die erste Firma die erfolgreich den Weg vom Global Player zum KMU absolviert. Da gibt es schon klingende Namen wie AEG, Grundig, Loewe, Kodak, Nokia, etc.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Du solltest dir noch mal die Definition von KMU anschauen und dann deine Beispielfirmen. Nokia hatte 2020 ca. 20% mehr Mitarbeiter als Tesla.
DerÄlbler meint
Nokia aktuell 100.000 Mitarbeiter und 24 Milliarden € Umsatz. Umsatz verdoppelt in den letzten 2 Jahren!
Jürgen Baumann meint
In der Gummistiefel Produktion?
DerÄlbler meint
Nokia gehört zu den drei führenden Anbietern von Netzwerktechnik, sollte man eigentlich wissen.
Freddy K meint
Dann solltest du dich informieren was Nokia so macht…
Jürgen Baumann meint
Handys? Da war doch mal was mit einem Nokia Moment….
alupo meint
Nokia hat sich vom Weltmarktführer bei Handys wirklich „sehr erfolgreich“ vom Handymarkt zurückgezogen. Spuren davon findet man gelegentlich noch auf Flohmärkten.
Auch fehlen mir zu Nokia die sonst dann so üblichen Kommentare zum Verlust der Arbeitsplätze in diesem Bereich. Das waren sicher nicht wenige als dieser aufgelöst wurde.
Daher würde ich den Erfolg von Nokia heute nicht einfach am Namen festmachen, denn auch Grundig, Telefunken oder AEG gibt es noch (als Markenname), aber eben so ganz ohne Arbeitsplätze in diesem Arbeitsgebiet. Ganz genau wie bei Nokias ehemaliger Handysparte, die ist definitiv weg.
Hans Meier meint
The Winner takes it all. Wenn das Verbrennergeschäft wegbricht und die Lagardenotenpresse wegen der steigenden Inflation bremsen muss, wird es dem höchstverschuldetsten Unternehmen langfristig das Genick brechen. Liebe Topmanager, Dampfplauderer und Wichtigtuer, hier eine Studie am „Lebenden Objekt“ für die Geschichtsbücher und den BWL Anschauungsunterricht, „Wie auch Korruption, Lobbying und Beamtenfilz nicht vor dem Untergang schützen. Ein Drama in 4 Akten, präsentiert von VWAG“. :)
Werner Mauss meint
Gut zusammengefasst ????????
Flo meint
Ja, wie wahr. Da helfen alles Appelle und Förderungen des Steuerzahlers nichts. Es wird ein langer Schrumpfungsprozess aber er ist nicht aufzuhalten.
Karsten meint
Ich hoffe doch das schliesst Onkel Herbert ein? Man sollte den endlich zu Tesla „befördern“, diese Anbiederung und Vergleiche sind ja langsam peinlich.
Werner Mauss meint
Das passiert erst wenn „Onkel Herbert “ die Gutenachtgeschichte“ verlesen hat.????
Silverbeard meint
Es kann durchaus sein, dass das über kurz oder lang passiert.
Musk möchte sich (als CEO) aus Tesla zurückziehen und mehr um SpaceX kümmern. Und Diess hatte ja schon eine Anfrage den Posten des CEOs statt Musk zu übernehmen.
Und ich könnte mir durchaus vorstellen, das Diess irgendwann die Lust verliert ununterbrochen gegen Windmühlen in Form von Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Bedenken gegenüber der neuen Technik zu kämpfen, anstatt VW für die Zukunft neu ausrichten zu können.
Wenn es fast dreimal solange dauert einen id.3 zu montieren wie ein Model 3, hat VW einigen Nachholbedarf. Das kann man nicht nur mit Spaltmassen begründen.
Jakob Sperling meint
Sie haben das mit dem ‚the winner takes it all‘ nicht begriffen. Das funktioniert nur bei Produkten, wo die Grenzkosten gegen Null streben, wie z.B. Software. Automobilproduktion ist so mehr oder weniger das Gegenteil davon. Aber in gewissen Kreisen kann man gut mit ein paar Schlagworten um sich werfen, die man selbst nicht verstanden hat.
Flo meint
Bevor Sie hier einen so oberlehrerhaften Kommentar schreiben sollten Sie das Winner Takes it All-Prinzip mal nachschlagen. Das gibt es in fast allen Bereichen und hat im Kern damit zu tun, dass der „Erste“ bzw. Schnellste einen Vorsprung hat, den man kaum aufholen kann. (Ausbreitung von Pflanzen, Wahlmännerprinzip in USA.; Google-Suchmaschine, iPhone etc.).
Silverbeard meint
Ich komme nicht aus der Betriebswirtschaft, deshalb fehlen mir zum Teil die richtigen Bezeichnungen.
Ich weiß aber, dass die Produktion eines Modells mit einer bestimmten Mindestverkaufsmenge über den Produktionszeitraum berechnet wurde. Wird die unterschritten kann das Fahrzeug niemals Gewinn abwerfen, ausser der Produktionszeitraum wird verlängert.
Genau das kann aber den Herstellern von Verbrennern passieren, bei Modellen, die jetzt neu auf den Markt kommen. Wenn E-Autos noch interessanter und billiger werden (was sehr schnell so sein kann), können nicht mehr genug Exemplare verkauft werden um die Entwicklungs- und Werkzeugkosten für einen Verbrenner wieder hereinzuholen.
D.h. im schlimmsten Fall könnte ein Hersteller trotz ständigem Verkauf Pleite gehen.
Silverbeard meint
Ich stimme Ihnen zu, dass VW (und die anderen etablierten Hersteller) Probleme haben wird weil jeder verkaufte id.3 ein Golf weniger ist, aber beide Geschäfte parallel laufen müssen. Dazu kommt natürlich auch, das jetzt zum Start der E-Mobilität die Entwicklungskosten viel höher sind als später, wenn auf eien bekannte Plattform eine neue Karosserie gesetzt wird und sonst nur einige technische Kleinigkeiten verbessert werden müssen.
Dem steht auch die traditionelle Funktionsweise deutscher Managements entgegen, bei der Bonizahlungen auf die Einhaltung oder Unterschreitung festgelegter Budgets beruht. Das passt nun mal mit dem Beschreiten von trechnischen Neuland überhaupt nicht zusammen.
Was mir allerdings bei Ihrem Kommentar nicht klar ist, was diese technischen und wirtschaftlichenTransformationsprozesse mit der EU Geldpolitik zu tun haben sollen.
alupo meint
Schau Dir mal die Verbindlichkeiten der Auto-Unternehmen an. Und dann rechnest Du aus, was es für sie bedeutet, wenn der Sollzins auf 1%, 2%, 3% oder gar höher steigen würde. Unbezahlbar (zum Glück ist Tesla durch die vorzeitige Tilgung gerade erst in Q3 quasi schuldenfrei) für die meisten großen Autohersteller.
Ich glaube allerdings nicht, dass das Geld bald teurer werden wird, denn das würde fast alle Staaten aufgrund ihrer immens hohen Staatsverschuldung ruinieren, mit schrecklichen Folgen. Außerdem „drucken“ alle Zentralbanken seit Jahren wie wild Geld. Geld ist alles andere als knapp und damit ist es billig.
Wenn aber eine Inflation kommt, dann könnte vieles anders werden und die Zentralbanken müssten dagegen steuern…
Christian meint
Es gibt im Konzern auch keinen Wettbewerber zum Model 3.
Ein A4 e-tron ist erst für 2024 geplant.