Mercedes‑Benz Vans bereitet sich auf eine elektrische Zukunft der Reisemobilbranche vor. Zunächst stehen dabei der Austausch mit Endkunden und Branchenexperten sowie die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern im Fokus. Einer der ersten marktreifen E-Camper basiert auf der batteriebetriebenen Großraumlimousine EQV. Der Umbau stammt von der Schweizer Firma Sortimo Walter Rüegg AG, ist bereits im Zweirechnungsgeschäft erhältlich und umfasst unter anderem ein Aufstelldach, eine Schlafeinheit für den Fond und ein Küchenmodul für den Kofferraum.
„Der Reisemobilmarkt ist für Mercedes-Benz Vans von strategischer Bedeutung. Wir wollen hier weiterwachsen und eine Vorreiterrolle in puncto Innovationen und Nachhaltigkeit einnehme“, so Klaus Rehkugler, Leiter Vertrieb und Marketing Mercedes‑Benz Vans. „Für uns ist klar: Die Zukunft ist elektrisch, auch in der Reisemobilbranche!“
Den EQV gibt es mit zwei unterschiedlichen Batterievarianten: als EQV 300 mit einer 90-kWh-Batterie und einer WLTP-Reichweite von 363 Kilometern sowie als EQV 250 mit einer 60-kWh-Batterie und 236 Kilometer Reichweite. Beide Modelle sind in zwei Längen (lang mit 5140 cm oder extralang mit 5370 cm) verfügbar. An der Schnellladesäule lädt der EQV 300 in etwa 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent.

Das EQV-Umbaukonzept von Sortimo ist modular. Wer alle Register zieht, bekommt ein Aufstelldach mit Dachbett sowie eine Multifunktionsbox mit Schlaf- und Kücheneinheit. Diese findet im Kofferraum des Fahrzeugs Platz. Die Kücheneinheit nutzt ein Schubladensystem und umfasst unter anderem eine Spülmöglichkeit, zwei gasbetriebene, herausnehmbare Kochfelder, eine Kühlbox sowie Schubladen für Besteck, Kochzubehör und Vorräte.
Oberhalb der Kücheneinheit ist das Schlafsystem montiert. Dieses kann mit wenigen Handgriffen zu einer Liegefläche, die auf die Fahrzeugbreite des EQV zugeschnitten ist, entfaltet werden. Im zusammengefalteten Zustand können die Fondsitze uneingeschränkt genutzt werden. Die Besonderheit der Campingmodule ist laut Mercedes und Sortimo ihre Leichtbauweise. Das zahle sich besonders bei einem Einsatz im elektrischen Van aus, denn jedes gesparte Kilo bedeute mehr Reichweite. Auch die beiden Solarpanels mit in Summe rund 400 Watt Leistung, die Sortimo auf Wunsch verbaut, seien darum besonders leicht und sorgten für zusätzliche Autarkie. Sie laden sowohl die Starterbatterie als auch die Zusatzbatterie für den Camping-Betrieb.
Weitere Ausstattungen des EQV von Mercedes und Sortimo umfassen unter anderem verdunkelte Fondscheiben, Innenraumbeleuchtung für den Fond, inklusive integrierter USB-Buchsen, sowie drehbare Fahrer- und Beifahrersitze. Mit der optional verfügbaren Dreier-/Sitzliegebank erfülle der EQV zudem bereits ab Werk grundlegende Camping-Ansprüche, so Mercedes.
Der EQV kostet ab Werk bei Mercedes mindestens 67.818,10 Euro, in Deutschland kommt er damit für eine Förderung im Rahmen des „Umweltbonus“ in Höhe von 7500 Euro in Betracht. Sortimo verlangt umgerechnet rund 4600 Euro für das Schlaf- und Küchensystem sowie mindestens 9600 Euro für das Aufstelldach. In der Langversion mit der großen Batterien und allen verfügbaren Sortimo-Ausrüstungen kostet das Fahrzeug umgerechnet rund 135.000 Euro.
Michael Dierolf meint
Ich sitze gerade in meinem 7 Meter Wohnmobil . Basis : Ducato Blue HDI , Küche , Bad , tolles Bett , Riesen Kühlschrank 360 wp Solar , 300 Lithium Batterien , Ladebooster , perfekte warmwasser Gasheizung usw usw usw . Das alles für 80 000 Euro .
135 000 Euro für einen besseren Daimler Transporter ist lächerlich und arrogant .
C-Zero meint
Im Kurzstreckenverkehr fahre ich schon seit fast 10 Jahren einen kleinen BEV-Flitzer, aber wenn es in den Urlaub geht, dann ist mir unser alter Diesel-Camper lieber. Der wird jetzt 25 Jahre alt ist schon von daher auch aus ökologischer Sicht gar nicht so schlecht.
Vor allem auf der An- und Rückreise zu / von weiter entfernten Zielen will man auch mal 1000 km „durchrauschen können“ und nicht alle 200 km eine freie Ladesäule suchen müssen.
Dennoch verfolge ich den Trend und begrüße ihn prinzipiell.
Es müsste sich aber auch die Infrastruktur, z.B. auf Campingplätzen oder RV-Stellplätzen massiv ändern. Schließlich ist es ein Riesenunterschied, ob man nur ein bissl Strom für die Innenraumverbraucher zieht, oder den Fahrakku für die nächsten 300 km voll machen will. Und geladen wird bekanntlich am besten, wenn das Auto sowieso steht.
ProfessorE meint
Wichtig ist dann auch die Anpassung der Fühererscheingrenzen (Gewichte)
und der möglichen Höchstgeschwindigkeiten (mehr als 100 km/h etc.)
um 300 km zu schaffen, für einen normalen Fahrrythmus, sind Akkugrößen von
aktuell mindestens 150-160 kwh notwendig.
Die Anpassungen werden dauern, vorallem in der EU.
Beladene Van´s wiegen locker 4,2 Tonnen und mehr…..
Jakob Sperling meint
Ich habe so ein ähnliches Fahrzeug (Pössl Campster). Es fährt mit einem 1.5-Liter Dieselmotor deutlich über 1’000km weit mit einem Verbrauch von unter 7 Liter pro 100km. Dazu kann ich mit dem gleichen Tank noch ein paar Nächte heizen und Strom für die Geräte produzieren. Ich werde wechseln, sobald es einen tauglichen CO2-freien Ersatz geben wird, der nicht mehr als so etwa das 1.5-fache der bisherigen Preise kostet.
Das im Artikel geschilderte Fahrzeug wäre für mich definitiv nicht tauglich. Auch so 10-50% Verbesserung würden daran nichts ändern. Wie soll ich mit einem solchen Gerät nach Portugal oder Marokko kommen? Ich weiss auch nicht, wie das (in der Schweiz) dann mit der 3.5-Tonnen-Limite gehen soll.
Ich denke mal, erst Lösungen mit kleiner Batterie (~150km) und Wasserstoff-Range-Extender (n mal ~450km) werden wieder akzeptable Freiheitsgrade und vergleichbaren Komfort liefern. Es besteht Hoffnung, die Stellantis- und Renault-Vans gehen ja in diese Richtung.
Tommi meint
Ja ganz bestimmt. Spätestens wenn Wasserstoff so besteuert wird, wie Benzin, Diesel oder Strom, wird es so teuer, dass man sich überlegt, ob eine 20-Minütige Ladepause alle 2 Stunden nicht auch ok wäre.
Michael meint
Da gewöhnst du dich schon dran. Wie oft fährst du denn die 1000km am Stück pro Jahr? 2 mal? Dreimal? Du musst doch auch mal Pause machen.
Dagobert meint
Am Ende werden die E-Fuels das Rennen machen, Porsche rechnet mit einem Preis von <2€/l. Damit werden die Kosten pro Kilometer in etwa gleich bleiben bei viel höherer Praktikabilität, geringerem Fahrzeuggewicht und einem gleich bleibeneden Anschaffungspreis. Man kann nur hoffen dass sich die Hersteller bis in 10 Jahren nicht so sehr auf BEVs fokussiert haben, dass es ihnen das Genick bricht.
Mäx meint
Da hast du aber ein wichtiges Thema vergessen: Steuern.
Die 2$/l sind Herstellungskosten oder Kosten bis zur Tankstelle, das wird nicht ganz deutlich, aber auf jeden Fall ohne jegliche Besteuerung.
Dennoch: Sollte das der Fall sein und eine Gesamtbesteuerung von irgendwas <50% kommen, ist man immer noch bei <3€/l. Was nicht schön ist, aber für manche Anwender (Oldtimer, Motorsport und ähnliches) noch okay wäre.
Ich halte es aber nicht für eine Lösung für die ganze Welt, da unser Verbrauch einfach dermaßen hoch ist.
Die Mischung wird es dann machen.
BEVs im Alltag sind einfach besser als Verbrenner.
Jedes Mal wenn ich in meinen Verbrenner einsteige und der mit kaltem Getriebe die 8 Gänge durchwühlt bekomme ich einen Kotzreiz.
Da macht e-up fahren 3mal mehr Spaß weil es einfach nur vorwärts geht, ohne rucken und zucken. Dazu ist es einfach herrlich leise statt eines Dauerbrummens.
Tommi meint
Wenn ich Porsche wäre, würde ich das auch so behaupten. E-Fuel ist extrem ineffizient. Man braucht im Vergleich zum BEV ein vielfaches an Energie.
Duesendaniel meint
E-Fuels können nur mit massiven und dauerhaften Subventionen überleben und das wird hoffentlich nie passieren. Energetische Verschwendung gehört einfach nicht mehr in unsere Zeit. Ich hoffe, dass auch die FDP das irgendwann einsieht.
David meint
Ich denke, genau das alles wird kommen. Das Gewichtsthema ist ja bei LKW mit so einer Genehmigung gelöst worden.