Die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat in ihrem Koalitionsvertrag mit Blick auf die Elektromobilität erklärt, mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 anzupeilen. Plug-in-Hybride werden künftig nicht mehr mitgezählt – danach sah es zumindest bis vor Kurzem noch aus. Laut jüngsten Äußerungen des neuen Bundesverkehrsministers Volker Wissing sollen die Teilzeit-Stromer aber weiter für die Zielmessung berücksichtigt werden.
Auf dem Energiegipfel des Handelsblatts sprach der Minister im neuen Jahr nur noch „idealerweise“ von vollelektrischen Autos und ergänzte: „Wir sollten den Ehrgeiz haben, so viel Klimaschutz wie möglich zu betreiben.“ Auf Anfrage des Spiegel sagte das Bundesverkehrsministerium, dass ein Fokus auf rein elektrische Fahrzeuge unter Klimaschutzgesichtspunkten „zweckmäßig“ sei. Dazu zählten neben Autos mit Batterieantrieb auch Modelle mit Brennstoffzelle, die Wasserstoff für die Strom-Erzeugung nutzen. Aber „auch Plug-in-Hybridfahrzeuge“, die sich sowohl elektrisch als auch mit Benzin oder Diesel betreiben lassen, könnten „einen wertvollen Beitrag leisten“.
Plug-in-Hybride sind umstritten, weil sie für die beworbenen niedrigen Verbrauchs- und Emisisonswerte konsequent elektrisch betrieben und extern geladen werden müssen. Genau das machen Kritikern zufolge die meisten Käufer aber nicht. Sie entschieden sich vor allem für teilelektrische Modelle, weil die mit bis zu 4500 Euro vom Staat bezuschusst werden und Steuervorteile haben. Die Ampelkoalition will die Förderung 2023 für mehr Klimaschutz neu ausrichten.
„Plug-in-Hybride sind für den erfolgreichen Hochlauf der E-Mobilität essenziell“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller dem Spiegel. Die Freiheit, im Zweifel auch ohne Ladesäule auszukommen, vereinfache den Umstieg für viele Menschen. „Plug-in-Hybride reduzieren die Hemmschwelle“, so sieht es auch das Verkehrsministerium.
Politik noch uneinig
„Natürlich ist das ambitioniert“, kommentierte der Grünen-Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar das 15-Millionen-Ziel. Entscheidend sei für ihn, „dass keine Verbrenner gefördert werden“. Auf die genaue Definition, ob voll- oder allgemein elektrisch, komme es nicht so sehr an. Der grüne Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck zählt Plug-in-Hybride dagegen laut dem Bericht wie im Koalitionsvertrag angedacht nicht mehr als Elektroautos.
Das Verkehrsministerium erklärte, dass aktuell noch Abstimmungen innerhalb der Bundesregierung liefen, wie die Klimaziele im Verkehr zu erreichen seien. Die Behörde verwies auch auf synthetische Kraftstoffe, E-Fuels genannt. Wissing hatte diesen kürzlich scheinbar eine Absage erteilt, ruderte dann aber nach Kritik aus der Autobranche zurück. Allerdings geht er davon aus, dass sich bei Pkw Elektroautos durchsetzen: „Wenn man sich die EU-Regulierung anschaut, sieht man, dass die Entscheidung für die E-Mobilität längst gefallen ist“, sagte der Minister vor einigen Tagen in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Er rief darin die Verbraucher auf, sich von Verbrennerautos zu verabschieden. „Wir werden dafür sorgen, dass das Laden mit regenerativem Strom bezahlbar bleibt. Deshalb kann ich nur dazu raten, auf CO2-neutrale Antriebe umzusteigen. Die Nutzung fossiler Kraftstoffe wird in Zukunft teurer werden.“
KritGeist meint
Ein FDP – Verkehrsminister ist genauso wenig glaubwürdig, wie ein FDP – Gesundheitsminister 😉 Es ist klar, dass Industrie – Lobbyisten nach paar Rufen wieder zurückrudern. Dazu noch ein FDP – Fi-Minister dabei… Hoffentlich können die anderen beiden FDP ausbremsen & sich durchsetzen
Skodafahrer meint
Der Schlüssel für die Durchsetzung des Elektroautos liegt nicht im Verkehrsministerium, sondern im Bauministerium.
Heute werden immer noch viele Mehrfamilienhäuser mit Parkplätzen gebaut, die keine Lademöglichkeit für Elektroautos haben.
Langfristig sollten alle diese Parkplätze mit Lademöglichkeiten nachgerüstet werden müssen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das kommt ganz automatisch, da der Wert einer Immobilie zukünftig nicht mehr nur durch „Lage, Lage, Lage“ definiert wird, sondern zusätzlich durch „Lade, Lade, Lademöglichkeit“.
Ernesto 2 meint
Heute war der Tag an dem die USA ihr CO2 Kontignent verbraucht hatten um noch ein 1,5° Grad Ziel erreichen zu können. Ab Heute müssten die USA also NULL-CO2 Emmissionen haben. Für Deutschland liegt dieser Tag in 2027, Leute wie Wissing und ihre Hörigkeit gegenüber Großverdienern die mit Verbrennern Milliarden einstreichen wie Frau Klatten von BMW z.B. werden es verhindern daß unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte Umwelt erleben dürfen. Sorry, das sind Verbrecher in meinen Augen und keine Industriellen oder Politiker. Nach allem was Klimaforscher berechnen und befürchten, werden wir bis 2.100 eine 4 Grad höhere Durchschnitts-Temperatur haben als Heute. Mit untergegangenen Weltstädten wie Hamburg, New York und Shanghai, und Milliarden Menschen auf der Klimaflucht. Hallo Herr Wissing ist Ihnen das wirklich völlig sch….egal?
Dagobert meint
Bisschen mehr Weitblick bitte, +-5°C ist schon da gewesenen. Wenn wir nicht mehr sein wollen ein ein Kleks in der Erdgeschichte, müssen wir auch damit klarkommen. Der Vulkan vor 2 Wochen hätte auch größer „Bumm“ machen können, dann würden wir jetzt diskutieren wie man es wärmer bekommt.
Auf lange Sicht bleiben nicht mal Gebirge, Meere und sogar Kontinente dort, wo wir sie gerne hätten.
THeRacer meint
… Ihnen ist offensichtlich NICHT klar, daß die Menschheit seit nur ca. 100 Jahren dabei ist einen Großteil des Kohlenstoffes ( C ) durch Verbrennung als CO2 wieder freizusetzen, was sich über Zeiträume von 100ten von Millionen Jahre abgelagert hatte. …
Das die daraus resultierenden exponentiell sich entwickelnden Folgewirkungen und Kipppunkte sehr schnell unkontrollierbar werden, ist Ihnen wohl nicht bewusst. …
Allstar meint
Elon Musk will deshalb den Mars besiedeln, ihm kann also die Erderwärmung nicht schnell genug gehen damit er sein Projekt mit genügend Rückhalt durchführen kann!
BeatthePete meint
@Dagobert
Die Erde ist ca 4,5 Mrd Jahre alt und hat noch weitere 4 Mrd Jahre vor sich bis die Sonne sie verschlingt.
Auf der Zeitskaala SIND wir Menschen ein kleiner Pups.
Auf derselben Zeitskaala klebt bei 65 Millionen Jahren ein Post-IT :
Dinosaurier, wurden ausgelöscht.
Wir sollten tunlichst achten, das kein Post-IT hinzukommt:
Menschen: Haben sich selbst ausgelöscht.
Peter meint
Eigentlich geht es ja gar nicht um die Erdgeschichte, oder Eisbären oder Pinguine oder Wahle oder irgendwelche Fledermäuse. Eigentlich geht es um das Überleben der eigenen Gattung, mindestens der eigenen Zivilisation (was auch immer man darunter verstehen mag). Insofern sollte eigentlich irgendwann mal der eigentlich angeborene Überlebensinstinkt anspringen. Aber den kann man auch wegschwurbeln, weil es einen persönlich nicht (mehr) selbst betrifft.
Peter meint
Wer die Wahl hat, hat den Wahl oder so…
Werner Mauss meint
Industrie und Finanzmarionette der FDP. Wer etwas Anderes erwartet hat, wird schwer enttäuscht werden. Besitzstandswahrer werden die Umwelt weiter zerstören wie schon immer, mit Unterstützung der Politik, und das Ganze ohne Risiko.
Gunarr meint
Prognosen rechnen damit, dass Benzin bis 2030 etwa 50 ct teurer wird. Das alleine wäre für mich kein Grund, auf ein Elektroauto umzusteigen. Aber die Regierung hat viele Möglichkeiten, den Verbrennerfahrern das Leben schwer zu machen. Mal sehen, was da noch kommt.
Dagobert meint
Elektroautos werden im Moment über das trojanische Pferd „Steuergeschenk“ salonfähig gemacht. Zum einen über die „Innovationsprämie“ und zum Anderen über die kilometerabhängig KFZ-Steuer, die sich auch Energiesteuer nennt.
Diesel: 47,04 Cent/Liter, Benzin: 65,45 Cent/Liter, Strom: 2,05 Cent/kWh (Quelle: ADAC).
So bezahle ich für meinen Benziner, der 10.000 km mit 7 l/100 km im Jahr läuft 48€ KFZ-Steuer und 440€ Energiesteuer. Ein vergleichbares Elektroauto mit 15 kwh/100 km zahlt 0€ KFZ Steuer und 30€ Energiesteuer.
Natürlich wird das nicht ewig so bleiben. Es wir entweder eine kilomenterabhängige Maut kommen, oder eine Fahrstrom-Steuer. Da aber an jeder Steckdose zu Hause geladen werden kann, und damit diese Steuer dann einfach hinterzogen wird, tippe ich auf die Maut.
Tommi meint
Erst mal hat Strom durchaus eine höhere Steuerlast, als die 2.05 Ct/kWh. Siehe https://strom-report.de/strompreise/strompreis-zusammensetzung/.
Außerdem ist es keine Steuerhinterziehung, wenn man Steuern umgeht.
Aber prinzipiell muss das Steuersystem an der Stelle überdacht werden. Im Extremfall fährt jemand sein Elektroauto mit Strom von der eigenen Photovoltaikanlage. Das zu besteuern ist nicht realistisch möglich und nicht erwünscht.
Dagobert meint
Natürlich ist es das, es ist auch Steuerhinterziehung wenn ich Heizöl auf meinem Tank in meinen Diesel-PKW Pumpe.
Nur kann man Fahrstrom schlecht einfärben, einer Überprüfung wäre also nicht möglich.
Man könnte allen Fahrstrom besteuern, auch den vom eigenen Dach. Technisch leicht zu lösen mit einem Stromzähler an der Wallbox.
Tommi meint
Ja, Steuerhinterziehung ist es, wenn ich mit Heizöl fahre. Das ist illegal. Es ist keine Steuerhinterziehung, wenn ich mein Elektroauto zu Hause an der Steckdose lade. Das ist ein ganz normaler und legaler Vorgang.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Dagobert:
Einfach mal bei dem Steuerberater deines Vertrauens eine Nachhilfestunde bezogen auf Steuerhinterziehung buchen, ist nicht schlimm, aber anscheinend notwendig.
MichaelEV meint
„kilomenterabhängige Maut“ Kommt bestimmt! Aber dann sicher für den Verbrenner nochmal on top.
Eugen P. meint
Die kilometer-abhängige Maut wird früher oder später kommen, die Frage ist nur, ob meinetwegen der TÜV das ausliest oder die vollkommene Überwachung aller Verkehrsteilnehmer damit einhergeht. Da der Staat aber keine 2 Jahre auf seine Kohle warten will und auch nicht jeder alles auf einen Batzen bezahlen will oder kann, wird es wohl mit der Totalüberwachung einhergehen.
Tommi meint
Das ist ja wieder ein Gejammer über den „Staat“. Der Staat sind wir. Wir haben die Regierung gewählt. Der Staat ist kein Monster, der uns schröpfen will. Und der Staat baut Straßen und Schulen, zahlt Unterstützung für Menschen in Not, sorgt für unsere Sicherheit und für Recht und Ordnung und macht noch vieles mehr mit dem Geld, was wir als Steuern bezahlen.
Jetzt haben wir das Problem, dass wir bisher auf Kosten der Umwelt billig Verbrennerfahrzeuge gefahren sind. Hauptsächlich aus Unwissenheit. Heute wissen wir, dass wir den Abgasausstoß reduzieren müssen. Daher müssen wir uns (also der Staat) überlegen, wie wir dahin kommen, dass wir nicht weiterhin die Natur über Gebühr belasten.
Wenn Ihr gute Vorschläge habt, dann seid ihr herzlich dazu eingeladen, euch dafür einzusetzen. Glücklicherweise leben wir in einem Staat, wo man seine Meinung äußern darf und es sogar gefördert wird. Der Staat schickt sogar Sicherheitskräfte zu Demonstrationen um einen ordnungsgemäßen Ablauf zu überwachen, egal wie absurd die Forderungen sind. Niemand wird hier bestraft, wenn er eine Meinung äussert.
Gunnar meint
@Tommi: Sehr guter Kommentar. Dem kann ich voll umfänglich zustimmen.
alupo meint
Du solltest vor dem Vergleich der Steuerbelastung die Einheiten besser in eine gemeinsame Einheit umrechnen und damit überhaupt erst vergleichbar machen.
Ansonsten hättest Du auch die Dieselsteuern besser vorher noch in alte italienische Lira umrechnen können, denn damit wäre die Differenz der Zahlen noch feutlich größer geworden. Aber auch nochmals falscher ;-).
So eine schlechte Trickserei hätte ich niemandem zugetraut, aber „sag niemals nie“…
Steven B. meint
Warum sollten ejetzt wieder ein Kreis von Personen diskriminiert werden? Das muss anders möglich sein. Ständig von oben vorschreiben und immer mit erhobenen Zeigefinger – das machen die Menschen nicht mit. Die Situation heute ist ohnehin schon so angespannt, diese noch weiter zu verschärfen kann auch ein zweites Kasachstan bedeuten. Das sollte man nicht wollen! Es gibt mehr Möglichkeiten die ausgeschöpft werden müssen.
Mike meint
„Es gibt mehr Möglichkeiten die ausgeschöpft werden müssen.“
Welche genau?
Kona64 meint
Die einfache Überlegung, dass es nicht richtig sein kann CO2 in die Atmosphäre zu blasen, sollte eigentlich ausreichen. Schade wenn man nur die kurzfristigen lächerlichen Mehrkosten sieht. Nicht viel anders als die Industriellen, die die Welt für ihren Profit opfern.
Fritzchen meint
Autofahrer werden grundsätzlich ausgepresst wo es geht.
Die Antriebsart spielt keine Rolle.
Quelle: Ich, seit 44 Jahren Autofahrer!
Auch die Mobilitätswende hat nur 1 Ziel: Gewinnmaximierung der Industrie.
KritGeist meint
Im Moment wird es den E-Fahrern/innen schwer gemacht, seit J.,durch Steuerrabatte auf Diesel & Bonis auf Dienstwagen, die teilweise bis 50% Rabatt an Unternehmen verkauft wurden!
Man braucht sich nur andere Länder anschauen, die echte Preise haben, das wird noch zunehmen.
Albert Deutschmann meint
Wer auch tatsächlich etwas anderes erwartet hat die Relativierung Wissings, ist schlichtweg naiv. Das werden 4 spannende Jahre mit der aktuellen Bundesregierung.
stdwanze meint
Er hat in dem Tagesspiegelinterview gesagt was er denkt. Das war die Baseline. Der Rest ist „Parteilinie“ etc.. Was soll die Politik denn hier überhaupt ausrichten?
Der Zug ist abgefahren. Ich höre immer mehr (eigenes) Interresse von Nachbarn und Kollegen. Immer weniger von FUD geprägt. Bei 1.88 € für nen Liter Super+ auch kein Wunder.
Klar wird man noch billige Auspuffautos verkaufen in ein paar Jahren, ob das Premiumhersteller aus dt können ist zu bezweifeln. Sehe nicht wie ein BWM M3 an der Ampfel von jeder Zoe versägt wird und jedes halbwegs ambitionierte BEV eine 50-50 Verteilung hingebekommt und damit jenige auf dem N-Ring stehen lässt.
Eugen P. meint
Ein Renault Zoe versägt sicher keinen M3, nicht die Werte von 0 auf 50 mit den Werten von 0 auf 100 verwechseln. Für einen 316i könnts reichen.
Pumilio meint
Aber mit nem BMW i3 klappt es!
Stdwanze meint
Dann nimm halt ne Kona. Alles Karren weit unter den Preisen und dem (angeblichen) Prestige eines Ms.