Autos mit Plug-in-Hybridantrieb sind umstritten. Laut ihren Kritikern werden sie von den meisten kaum extern geladen und fahren daher vor allem mithilfe des Verbrennungsmotors statt mit Strom aus dem Netz lokal emissionsfrei. Dennoch werden sie von der Bundesregierung mit hohen Summen gefördert. Die Europäische Union will die Klimaverträglichkeit der Teilzeit-Stromer nun unter die Lupe nehmen.
Die EU arbeitet Insidern zufolge an einer genaueren Messung der CO2-Emissionen von Neuwagen mit Plug-in-Hybridsystem. In die für 2025 geplante Methode sollen real gemessene Daten zum Kraftstoffverbrauch einfließen, sagten zwei mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Ein EU-Vertreter habe bestätigt, dass entsprechende Regeln des Messverfahrens WLTP in der Euro-6-Verordnung angepasst werden sollen. Details zu der Novellierung gibt es noch nicht. Petr Dolejsi vom europäischen Autoverband ACEA erklärte Reuters, dass sich der Schätzwert zur elektrisch gefahrenen Strecke ändern könnte.
Vor allem deutsche Autohersteller haben in den letzten Jahren viele Plug-in-Hybride auf den Markt gebracht, um die immer strengeren EU-Grenzwerte für CO2-Emissionen einzuhalten. Sie bewerben diese Modelle häufig als das Beste aus zwei Welten, da die Kombination aus Verbrenner und E-Technik effizienter als konventionelle Antriebe sei und mehr Flexibilität als reine Stromer biete. Die offiziellen Verbrauchs- und Emissionswerte lassen sich allerdings nur erreichen, wenn die Nutzer die Fahrzeuge konsequent via Steckdose aufladen. Ansonsten wird hauptsächlich fossiler Kraftstoff für den Vortrieb und das Laden der Fahrbatterie verwendet.
„Plug-in-Hybride stoßen, wenn sie nicht aufgeladen werden, tatsächlich mehr CO2 aus als Fahrzeuge mit fossilen Verbrennungsmotoren“, bemängelte etwa die Umweltorganisation Transport & Environment. Eine Studie des International Council for Clean Transportation (ICCT) auf Basis von über 100.000 Fahrzeugdaten kam zu dem Ergebnis, dass der Verbrennungsmotor doppelt so viel läuft wie im WLTP-Test erfasst. Hybride seien „trügerisch“ und ein großes Problem, so ICCT-Europachef Peter Mock.
Die realen Daten des Betriebs von plug-in-hybriden Autos werden bereits über die Programme zur Erfassung des Sprit- und Stromverbrauchs gesammelt, die seit dem vergangenen Jahr in Neuwagen in der EU eingebaut sein müssen. Diese OBFMC-Einrichtung (On-Board Fuel Consumption Monitoring) soll die Lücke zwischen Prüfstandsmessungen und tatsächlichen Emissionen reduzieren. In Zukunft sollen die Autobauer die Daten laut dem ADAC jährlich an die EU-Kommission melden. Die Ergebnisse sollen von Genehmigungsbehörden wie dem hiesigen Kraftfahrt-Bundesamt zur Überprüfung der Einhaltung der CO2-Grenzwerte genutzt werden. Eine Entscheidung dazu wird in diesem Jahr erwartet.
Auch die neue Bundesregierung will auf die umstrittene Klimabilanz von Plug-in-Hybriden reagieren. Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen hat die Kaufprämie für E-Autos und Plug-in-Hybride „Umweltbonus“ nur noch für dieses Jahr statt bis Ende 2025 verlängert. Ab 2023 soll der Zuschuss degressiv sowie stärker am tatsächlichen Klimaschutzeffekt ausgerichtet werden. Schon ab diesem Jahr gilt eine Regelung der alten Regierung, nach der Plug-in-Hybride eine elektrische Mindestreichweite von 60 Kilometern aufweisen müssen – 2021 waren es nur 40 Kilometer.
Rene meint
Diese Förderung der Verbrenner-Lobby gehört einfach ersatzlos gestrichen – Herr Habeck, bitte nicht nur den Zuschuss senken!
Name ist egal meint
Vor allem ist ja auch der CO2 und Schadstoffausstoss im Verbrennerbetrieb wichtig, nicht nur die elektrische Reichweite. Die elektrische Reichweite sollte auch eine gewisse Effizienz aufweisen.
alupo meint
Übrigens, laut den Zahlen der Versicherer in den USA brennen Plugin Hybride doppelt so häufug als „normale“ Verbrenner.
BEVs brennen dagegen sehr viel weniger. Mal sehen wie die Statistik aussieht, wenn auch die Daten von GM und ihren LG Akkus einfließen. Dennoch, der Unterschied Verbrenner zu BEV ist so gewaltig, so stark kann GM die BEV-Statistik gar nicht verbösern bei deren geringen Verkaufszahlen.
Benny meint
Der Anfangspost zu diesem Thema ist zwar schon knapp 8 Jahre alt, allerdings noch immer sehr passend – leider!
https://www.priusfreunde.de/portal/index.php?option=com_kunena&Itemid=117&func=view&catid=12&id=239762
Bleibt nur zu hoffen, dass die hiesige Automobilindustrie bis 2025 keinen lobbyistischen Einfluss nimmt und das Ganz im Sande verläuft…
FahrradSchieber meint
Dann aber auch konsequent sein und die Regelung auf BEVs ausdehnen, z. B.:
Wer weniger als 90% Öko-Strom lädt muss die Förderung zurückzahlen und verliert die Steuerfreiheit…
Karsten meint
???? Die BEV-Community saugt doch jegliches CO2 auf, darum wirkt die oft auch etwas „toxisch“.
alupo meint
Die BEV Community wird, wie der Rest der Welt, von Verbrennerfahrern geschädigt durch Gift und Lärm und Klimawandel.
Das ist ganz sicher nicht nett.
PharmaJoe meint
Wie erkennt man Ökostrom? Wird der Kohlestrom dann eingefärbt wie Heizöl gegenüber Diesel?
Peter W meint
Nicht ganz, Ökostrom wird mit 40 anstatt 50 Herz eingespeißt, damit der Stromzähler das unterscheiden kan …
Powerwall Thorsten meint
Das ist eine Absichtserklärung – geschrieben von den Lobbyisten der deutschen / europäischen OEMs, weiter nichts,
Die Plugins erledigt der Markt in Kürze selber, blöd, wer dann seinen Plugin noch nicht verkauft hat, auch blöd für die Hersteller, wenn der Rücknahmepreis fest vereinbart war und man dann auch noch tolle Flottenrabatte gegeben hat. ????????????
Flo meint
Wieder 3 Jahre vergehen und werden den Autobauern geschenkt bis sich vielleicht etwas ändert, es ist zum Weinen.
Peter W meint
@ Redaktiuon: Bitte richtig stellen:
Verkehrsminister Robert Habeck von den Grünen hat …
Habek ist Wirtschaftsminister.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – korrigiert!
VG | ecomento.de
Wasco meint
Gut so, aber ein bisschen spät. Es fahren ja schon Mio. solcher PHEV in Europa herum.
Kasch meint
Na endlich, wird höchste Zeit, dass die Dreckschleudern unter die Lupe genommen werden, wenns denn wirklich Ernst gemeint ist.