Die Deutsche Post hat in diesem Jahr nach längerer Suche einen Käufer für ihre Elektro-Transporter-Tochter StreetScooter gefunden. Kurz nach der Bekanntgabe hat der neue Eigentümer, das internationale Firmenkonsortium Odin Automotive, mit der Produktion von Fahrzeugen begonnen. Das Unternehmen hat ehrgeizige Ziele, der Kauf von StreetScooter und die damit geplante Expansion soll dabei nur der Anfang sein.
Odin Automotive wolle den Absatz in den kommenden drei Jahren verzehnfachen, eine zweite Produktion in den USA errichten und weitere Mobilitätsunternehmen kaufen. Außerdem werde StreetScooter demnächst einen neuen Namen bekommen. Das sagte der Chef von Odin Automotive, Stefan Krause, der WirtschaftsWoche. Krause war zuvor Vorstand bei BMW und der Deutschen Bank sowie Mitgründer des US-Elektroautobauers Canoo.
Die Post hält noch einen Anteil von zehn Prozent an StreetScooter, sah zuletzt aber keine wirtschaftliche Perspektive mehr für das 2014 übernommene Start-up. Krause glaubt dagegen an das Potenzial der vor 12 Jahren im Umfeld der RWTH Aachen entstandenen Firma. Das StreetScooter-Entwicklerteam sei sehr kompetent und motiviert, es gebe weltweit „kein anderes Team mit einer so tiefen Erfahrung“ im Bereich der städtischen Lieferdienste, sagte er. Auch sei kein anderer Hersteller elektrischer Lieferfahrzeuge so weit. „Es wäre schade“, wenn ein solches deutsches Unternehmen von der Weltbühne verschwinden würde.
Das Team um Odin Automotive hatte laut dem Bericht überlegt, einen neuen Hersteller von elektrischen Lieferfahrzeugen zu gründen. Man habe aber davon Abstand genommen, weil es Jahre gedauert und ein Vielfaches des Kaufpreises von StreetScooter gekostet hätte, erklärte Krause. Die bestehende StreetScooter-Produktion in Düren sei mit einer Kapazität von rund 30.000 Fahrzeugen pro Jahr für die kommenden drei bis vier Jahre ausreichend.
Derzeit würden rund 3000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut, vor allem für die Deutsche Post, so Krause. Ab nächstem Jahr sollen „viele weitere Kunden“ von Düren aus beliefert und die Produktion voll ausgelastet werden. Odin habe zudem vor, eine weitere Produktion in den USA aufzubauen. Dort will das Unternehmen unter anderem die amerikanische Regierung als Kunden gewinnen. Der Markt für die Lieferwagen von StreetScooter sei enorm groß, sagte Krause. In den kommenden Jahren müssten in sämtlichen Städten weltweit Verbrenner- durch Elektro-Lieferwagen ersetzt werden. Jeder wolle das Problem lösen, aber es gebe keine Fahrzeuge. Odin sei schon von vielen möglichen Kunden kontaktiert worden, darunter Autovermieter und Leasingfirmen.
Bei StreetScooter stehen auch Veränderungen im Marketing und Vertrieb an, die Neuausrichtung des Unternehmens ist nur ein Teil der Pläne von Krause und seinem Team. „Wir wollen den Namen ändern, eine neue Marke etablieren“, sagte er. Odin Automotive wolle zudem in den kommenden Jahren weitere Mobilitätsunternehmen kaufen, um ein breiteres Produktangebot zu haben. Das Ziel sei, „ein globaler Player für Mobilitätslösungen in Großstädten“ zu werden.
Egon Meier meint
laut meinem Postzusteller – ständig mit Streetscooter auf Achse – ist der Wagen ein optimales Zustellfahrzeug.
Man kann von allen Seiten an die ladefläche ran, muss ich nicht bücken und nix hochheben um die Pakete rauszuholen – aus seiner Sicht einfach perfekt.
Es gab zu Anfang ein paar Probleme (Fahrzeuge blieben einfach auf einer Kreuzung stehen) aber das ist lange ausgestanden und die Reichweite ist für den Betrieb in Ballungszentren absolut ausreichend. Wenn es über die Dörfer geht wird es etwas schwierig aber dafür gibg es andere Fahrzeuge.
Ein Diesel würde – nach seiner Aussage – auf der gleichen Tour 35 ltr/100km verbrauchen.
Ich hoffe, dass der Streetscooter noch ein langes Leben hat.
McGybrush meint
Also ich finde das Auto mit dem Katen hinten Ergonomisch das schlechteste was man einem Lieferdienst antun kann.
Wenn man Erfahrung hätte würde er eher wie ein begehbarer UPS Transporter aussehen. Glaube es würde sogar mehr Sinn machen Fahrzeuge wie den Peugeot oder Opel Transporter umzubauen.
Ich glaub nicht so recht. Sie können nur über den Preis punkten. Ansonsten würde ich jeden anderen Transporter vorziehen.
McGybrush meint
…Kasten…
Michael S. meint
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man solche Entscheidungen einfach nur aus dem Bauch heraus treffen kann, ohne es auch nur ein einziges Mal ausprobiert zu haben…
Wozu braucht man Fakten, wenn man eine Meinung hat.
AlBundy meint
Jupps. Unsere Postzusteller, dei seit 2 Jahren mit dem Scooter unterwegs sind (ländlicher Raum – offenbar gute Tourenplanung) sind superzufrieden. Auch spätere Umsteiger sind nach anfänglicher Skepsis und Befürchtungen selbst nach diesem Winter 2021/2022 überaus zufrieden.
P.S. ich habe jede*n angesprochen, die damit ausliefern.
Lenny.L meint
Der Streetscooter, eine tragische Geschichte .
Die Idee war gut, aber das Management, und die technische
Umsetzung miserabel.
Und das was jetzt kommt, unter einer dubiosen Firma „Odin“ ist noch gut
für ein paar Schlagzeilen.
Sicherlich lohnt es sich finanziell noch für einige „Odin“ Leute.
Shullbit meint
Ich finde Odin Automotive nach wie vor suspekt: Auf der Website von Odin gibt es keine Firmenadresse, keine Telefonnummer, kein Foto von einem Gebäude, keine Angabe wer CEO oder Chairman ist. Keine Angabe zu Investoren. Nichts. Nur ein paar leere Phrasen und ein paar nichtssagende Microstock-Fotos und -Grafiken. Kein seriöses Unternehmen hat so eine Website. Im Fuß der Website findest sich auskommentiert ein Link zur LinkedIn-Seite einer Mov Automotive Ltd. die das odin Logo hat. Selbst wenn das alles eilig mit der heißen Nadel gestrickt ist, kann man doch Adresse, CEO und Telefonnummer angeben?
Die Firma ist in Luxemburg auf eine Adresse registriert, an der ein mittelgroßes Bürogebäude steht, in dem zig Firmen Büros haben.
Swissli meint
Krause = Levere Holdings SPAC.
SPAC = trendige Geldmacherei für Initiatoren ohne irgendwelche Checks
Peter W meint
Beim StreetScooter hat man den Eindruck, dass er sich nicht weiter entwickelt. Der lange Vordebau erscheint überdimensioniert als wolle man dort einen 6-Zylinder unterbringen, der Aufbau erinnert an einen kleinen Üserseecontainer ohne jeglichen Bezug zum Fahrzeug. Ob das im Stadtverkehr wirklich so praktisch ist, wenn die Ladefläche grade mal 50% der Fahrzeugfläche ausmacht?
Irgendwie schade, dass da nichts weiterentwickelt wurde um auch andere Märkte bedienen zu können. Etwas mehr optische Anreize und auch größere Reichweiten und höhere Endgeschwindigkeit könnte auch Handwerksbetriebe überzeugen. Stattdessen werden dort weiterhin Diesel gekauft.