Der Kursrutsch an den Weltbörsen hat Billionenwerte vernichtet: Die Marktkapitalisierung – also der Wert der an der Börse gehandelten Aktien – der 100 teuersten Unternehmen der Welt sank im Verlauf des ersten Halbjahres um 17 Prozent beziehungsweise 6,1 Billionen US-Dollar, berichtet die Unternehmensberatung EY. Besonders betroffen waren demnach Technologiekonzerne, deren Börsenwert insgesamt um 28 Prozent einbrach. Zu den mit Stichtag 30.06.2022 zehn wertvollsten Unternehmen gehört Elektroautobauer Tesla.
Die einzige Branche, die gegen den Trend zulegen konnte, ist der Analyse nach der Energiesektor: Die Öl- und Gasunternehmen, die sich unter den Top 100 platzieren konnten, steigerten ihren Börsenwert um 19 Prozent. Der Erdölkonzern Saudi Aramco war Mitte des Jahres mit einem Börsenwert von 2,3 Billionen US-Dollar das teuerste Unternehmen der Welt – vor Apple.
An der Dominanz der US-Konzerne an den Weltbörsen hat sich insgesamt wenig geändert: Die Zahl der US-amerikanischen Unternehmen, die sich zur Jahresmitte unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt platzieren können, liegt bei 60 – vor einem halben Jahr waren es 61. Im Ranking der wertvollsten Unternehmen der Welt können sich hinter Saudi Aramco und Apple weitere acht US-Konzerne in den Top 10 platzieren: Microsoft, die Google-Muttergesellschaft Alphabet, Amazon, Tesla, Berkshire Hathaway, UnitedHealth, Johnson & Johnson und Meta.
Europäische Unternehmen schaffen es derzeit nicht unter die weltweiten Top 10, das wertvollste europäische Unternehmen ist aktuell der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf Rang 20. Deutschland ist erstmals seit Beginn der EY-Erhebungen im Jahr 2006 nicht mehr in den Top 100 vertreten. Der höchstbewertete deutsche Konzern in der jüngsten Auswertung ist der Software-Anbieter SAP mit einem Börsenwert von 106 Milliarden US-Dollar auf Rang 113. Die Deutsche Telekom schafft es mit einem Börsenwert von 98 Milliarden US-Dollar auf Rang 120. Zudem belegt der Industriegasekonzern Linde Rang 74.
„Die massiven politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen im ersten Halbjahr haben deutliche Spuren an den Weltbörsen hinterlassen“, stellt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY, fest. „Die erheblich eingetrübten Konjunkturaussichten, die hohe Inflation, steigende Zinsen und die massiven geopolitischen Spannungen haben zu einer tiefgreifenden Verunsicherung geführt – obwohl viele der Top-Konzerne nach wie vor hohe Gewinne ausweisen. In allen Weltregionen und fast allen Branchen verloren Unternehmen erheblich an Wert. Einzig Öl- und Gasunternehmen konnten von den stark gestiegenen Energiepreisen profitieren und verzeichneten steigende Aktienkurse.“
Laut Ahlers hat sich vor allem die Erwartungshaltung von Investoren geändert: „Zuletzt setzten Investoren eher auf Profitabilität als auf Wachstum. Das Geld sitzt nicht mehr so locker, die Anforderungen an Zielunternehmen und ihre Finanzkennzahlen steigen.“ Aber der Berater betont: „Der Digitalisierungsschub, den die Pandemie ausgelöst hat, bleibt ein wichtiger Trend, der die Wirtschaft und die Börsen in den kommenden Jahren entscheidend prägen wird.“
Europa fällt zurück
Von den aktuell 23 Technologieunternehmen im Top-100-Ranking haben 17 ihren Hauptsitz in Nordamerika, vier in Asien und nur zwei in Europa. „Europa leidet aus Sicht vieler Investoren nach wie vor unter einem Mangel an vielversprechenden Technologiekonzernen von Weltformat“, so Ahlers. „Die USA geben im IT-Sektor eindeutig den Ton an, viele dieser Tech-Unternehmen sind hochprofitabel und treiben die Digitalisierung der Wirtschaft und aller Lebensbereiche mit Macht voran. Als Gestalter dieses technologischen Wandels spielen allenfalls noch asiatische Konzerne eine Rolle – europäische Konzerne hingegen kaum, und das spiegelt sich im Börsenranking deutlich wider.“
Nicht zuletzt der Digitalisierungstrend hat das Gewicht Europas an den Weltbörsen in den letzten Jahren schrumpfen lassen. Vor der Finanzkrise – Ende 2007 – kamen noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa. Inzwischen sind es nur noch 16. Besonders das Gewicht Deutschlands ist gesunken: Zum Jahresende 2007 fanden sich noch sieben deutsche Unternehmen unter den Top 100, Ende 2021 waren es noch zwei Unternehmen, aktuell befindet sich kein einziges deutsches Unternehmen unter den Top 100.
David meint
Kann man ja gerade „günstig“ kaufen, die Aktien des vermeintlich wertvollen Konzerns Tesla. War ja schon 1243 und läuft gerade Richtung Halbierung…ich tue das nicht.
MichaelEV meint
Gibt gerade viel günstig zu kaufen. Auch die Aktie mit dem Namen ihres Lieblingsherstellers, heute knapp 5% im Minus.
Die Marke VW solo würde vielleicht langsam nur noch für einen symbolischen € über die Theke gehen … muss man aber trotzdem nicht kaufen.
Powerwall Thorsten meint
Klar, wenn Dein Chef erfahren würde, daß Du versuchst mit Tesla Aktien Deinen nächsten Porsche endlich einmal selber zu bezahlen ……..
OMG meint
Hast dir für deinen Kommentar einen sehr ungünstigen Moment ausgewählt. Abschlußwerte gestern auf Tradegate:
TSLA +6,07%
VW -4,88%
Der Abstand wird größer.
alupo meint
Selbstverständlich habe ich Ende Juni nochmals Teslaaktien gekauft.
Ich bin sowohl mit dem großen 2019-er Kauf als auch mit dem 2021-er Kauf dicke im plus. und auch die 3 Einkäufe in 2022 sind gut im plus (natürlich nicht so wie die in 2019 gekauften Aktien ;-), aber das ist ja sonnenklar).
Auf jeden Fall hat sich mein Ausstieg bei Daimler&BMW etc. bestens gerechnet. Leider fehlen mir inzwischen derartige Verkaufs-Opportunitäten da ich keine vergleichbaren Aktien mehr im Depot liegen habe.
Werner Mauss meint
Keiner unter den ersten 100. Ich dachte Deutschland wäre führend in Allem und ohne Deutschland ginge in der Welt garnix. Jo, so kann man sich täuschen.
Randy meint
Ja, da wundere ich mich auch immer, zb. Als ich in New York war mit Blick auf das World Trade Center, dessen Antenne incl. Sendeanlage ist von einer Firma aus Bayern. In den teuren Apartments sieht man nur Küchen deutscher Hersteller verbaut, an der U.West, Süd stehen viele Luxusfahrzeuge aus Deutschland. Das sind nur kleine Beispiele, aber damit hast du auch schon die Antwort: Deutschland lebt von seinen Mittelständischen Betrieben, den Hidden Champions mit Millionen Beschäftigten, da sind wir führend und ein Grund für unseren Wohlstand. Was nützen uns Billionen Unternehmen wie zb. Tesla mit gerade mal 100k Mitarbeitern weltweit? Die Zahlen ja nichtmal Steuern, geschweige denn anständige Löhne. Solange Millionen US Bürger noch von Lebensmittelmarken abhängig sind oder 3 Jobs brauchen um halbwegs über die Runden zu kommen, solange brauchen wir uns sicher nicht verstecken oder ehrfürchtig auf die Top100 schauen. Meine Meinung.
Kasch meint
Ist wie mit Kaffee und Kakao bei uns – direkt Reich wurden die Bohnenpflücker aus fernen Ländern auch nicht.
alupo meint
Seit wann zahlen die DAX Unternehmen denn Steuern?
Ich arbeitete in einem und auch das hat hervorragende Steuerfachleute die so gut sind, dass die Stadt wo der Stammsitz ist total verarmt und verschuldet ist.
Im Übrigen zahlt Tesla Steuern (im Gegensatz zu vielen DAX Unternehmen). Schau einfach mal in den quartalsweise veröffentlichten Daten nach, falls Du das kannst versteht sich.
Frank von Thun meint
Telefon, Fax, Glühbirne, Computer…. wer hat es erfunden? WIR!!!
Wer ist damit Reich geworden? Die anderen und niemand will daraus lernen.
„Früher war alles aus Holz und du willst das Ändern“ diese Einstellung steht in Deutschland noch immer über allem.
Kein Wunder, dass wir komplett abgeschmettert hinten an stehen!
Werner Mauss meint
Sagen wir mal so, wir tun so als hätten wir’s erfunden. Komme aus dem Klämmerlesgäu.😉
Andi EE meint
@Frank
„Telefon, Fax, Glühbirne, Computer…. wer hat es erfunden? WIR!!!“
Wohl eher nicht, ihr dreht und schiebt den Startpunkt einer Technologie so, dass er irgendwann bei einem Deutschen landet. In Wahrheit sind die Gremzen diesbezüglich sehr fliessend. Am Schluss gewinnen die Unternehmen die es halt schnell und am besten umsetzen. Die Produktion und das Teil so entwerfen, dass es die Masse begeistert annimmt und man es zu vernünftigen Kosten produzieren kann, ist viel wichtiger als einer der initialen Erfinder-Schritte.
Ist alles auch wichtig, aber jammert jemand Microsoft nach, die eigentlich alles zum Smartphone schon entwickelt hatten. Aber es war halt nicht sexy, Balmer hat nicht daran geglaubt, und, und, und … die Lorbeeren hat damals halt Apple abgesahnt, weil sie es super umgesetzt in die Serie bekamen.
David meint
Wer ist denn „wir“?
Randy meint
„Öl und Gas Unternehmen steigerten ihren Börsenwert um 19%“
Läuft bei denen ..
Powerwall Thorsten meint
Muss ich Dir wirklich den Zusammenhang
Öl – Gas – Energie – Tesla erklären?
Kasch meint
Erklär uns lieber den Zusammenhang Öl – Gas – Rohstoffe – wertschöpferische Arbeitskräfte – neue eurasische Handelsgemeinschaft
David meint
Erklär mal lieber den Zusammenhang
Arbeitnehmerrechte – Autopilotbetrug- S&P 500 ESG
Allstar meint
Auja Torsten, erklär mal, das interessiert mich auch! Aber bitte ausführlich und nicht unter 200 Zeilen, damit es auch jeder kapiert :-)
Powerwall Thorsten meint
Ja, da ist sie natürlich brav angesprungen, fast die gesamte Trollmanschaft 😉
Aber lesen könnt ihr ja immerhin schon selber – jetzt noch glaubwürdige Quellen (Zahlen vom Kraftfahrtbundesamt wären da ein Anfang im KFZ Bereich)
Und daß Tesla so viel mehr ist ……….
MacGyver meint
@Ecomento es muss heißen „wertvollsten Konzernen“.
ecomento.de meint
Korrigiert!
VG | ecomento.de