Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) mahnt bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck brieflich erneut praxisnahe Verbesserungen der Förderrichtlinie zu der Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ an. Die Förderung wird überarbeitet und künftig geringer ausfallen sowie weniger Käufern zur Verfügung stehen.
„Angesichts der vorgelegten Eckpunkte haben wir erhebliche Zweifel daran, dass das Ziel von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 erreicht wird“, schreibt Thomas Peckruhn, ZDK-Vizepräsident und Sprecher des Fabrikatshandels, an den grünen Minister. „Zudem bleiben die Verbraucherinteressen und der Klimaschutz bei der Umsetzung dieser Pläne auf der Strecke.“
Ein zentrales Anliegen des ZDK: das Festlegen des Bestelldatums zum Bewilligen der Förderung. „Nach eigener Aussage sieht sich das Ministerium offensichtlich nicht in der Lage, die Prozesse der Antragstellung so anzupassen, dass sie den Anforderungen der Realität standhalten“, kritisiert Peckruhn den Ablehnungsgrund. Die Wiedereinführung eines notwendigen zweistufigen Verfahrens zur Reservierung der Fördermittel wegen langer Lieferzeiten würde laut dem Wirtschaftsministerium einen unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand bedeuten.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Antragssteller und auch für das gesamte Kfz-Gewerbe“, so Peckruhn. Schließlich bedeute die heutige Förderpraxis einen hohen Aufwand auf Seiten der Antragsteller und des Kfz-Gewerbes. „Aufgabe des Staates sollte es aber sein, die Bürger, die Unternehmen und die Steuerzahler von Bürokratie und administrativem Aufwand zu entlasten. Die Arbeitserleichterung für Behörden darf nicht auf Kosten der Bürger und Unternehmen erfolgen“, fordert der Sprecher des Fabrikatshandels. „Wer sich ein E-Fahrzeug kaufen möchte, muss Planungssicherheit haben, auch bezogen auf die Höhe des Förderanspruchs.“
Peckruhn kritisiert außerdem den geplanten Stopp der Förderung batterieelektrischer Fahrzeuge für gewerbliche Kunden ab dem 1. September 2023. „Damit fallen fast die Hälfte der heutigen E-Autokäufer durch das Fördersieb. Das Auto ist für viele mittelständische Handwerksbetriebe ein Werkzeug, mit dem Arbeitsmittel und Personen transportiert werden müssen. Wenn sich die Anschaffung eines E-Fahrzeuges demnächst um bis zu 9.000 Euro verteuert, droht die weitere Verteuerung von Handwerksleistungen. Oder die Betriebe greifen wieder auf reine Verbrennerfahrzeuge zurück. Das kann ja nicht im Sinne des Ministeriums sein“, so der Lobbyist.
Kritik äußert der ZDK-Vizepräsident auch am geplanten Auslaufen der Förderung von Plug-in-Hybriden zum 31.12.2022. „Die Autohändler und die Kunden empfinden es als schweren Vertrauensbruch, dass die Förderung dieser Fahrzeuge entgegen den Aussagen im Koalitionsvertrag komplett eingestellt werden soll“, sagt Peckruhn. Wer solch ein Fahrzeug bestellt habe, sei fest davon ausgegangen, die ausgelobte staatliche Förderung auch zu erhalten. Nunmehr würden diese Kunden Gefahr laufen, völlig leer auszugehen, weil die aktuell langen Lieferfristen in vielen Fällen über die Jahreswende hinaus reichen. Die Wut und Enttäuschung der Kunden würden nun die Autohäuser „massiv zu spüren bekommen“.
Christian meint
Natürlich ist die Verwaltung wieder der Hemmschuh für eine Verbesserung der Situation weil aufwendig. Wird es Deutschland je lernen staatliche Prozesse wie Förderungen komplett über IT zu automatisieren und die Kontrolle darüber gleich mit?
DerMond meint
Ich bin gerührt von der Tatsache dass sich der ZDK uneigennützig darum sorgt dass meine Handwerker teurer werden könnten. Da kann man nur Danke! sagen.
Andi66 meint
Der scheidende VW Vorstand hat einmal gesagt: Ein E-Auto können wir 40 günstiger produzieren, als einen vergleichbaren Verbrenner, da dieser mit viel weniger Bauteilen auskommt.
Die E-Autos sind aber nun 40 teuerer, dämmerts?
Andi66 meint
Ich meinte natürlich 40 Prozent :-)
DerÄlbler meint
Nein, diese Aussage von Diess wird oft falsch zitiert. Er sagte, der ID.3 hätte 40% weniger Produktionskosten als der E- Golf. Von einem Vergleich mit Verbrenner war nie die Rede.
Herbs meint
Gibt es eine allgemeine Überleitung von Fertigungskosten zu Gesamtkosten?
Ich kenne die leider nicht.
FahrradSchieber meint
Grob:
Zu den Fertigungskosten kommen noch die Materialkosten dazu.
Das sind dann die Herstellkosten.
Fehlen noch die Kosten vom „Drumrum“, also Verwaltung, Marketing, Vertrieb etc.
Das sind dann die Selbstkosten.
Da kommen dann noch Gewinn und evtl. Skonto und Rabatt oben drauf.
Das ist dann der Listenverkaufspreis.
Spock meint
Es geht doch nur darum ihre Pfründe zu sichern. Sie befürchten im Grunde doch nur bei einem Rückgang des Absatzes eigene Einbußen bzw. geringere Ausschüttungen an ihre Aktionäre. Die Umwelt und alles was damit im Zusammenhang steht ist denen doch völlig egal.
FahrradSchieber meint
„Es geht doch nur darum ihre Pfründe zu sichern.“
Die Unternehmen arbeiten gewinnorientiert.
Zum Glück für uns und die Umwelt.
Ansonsten würden wir alle noch mit Autos der „Sachsenring Automobilwerke“ rumfahren…
Mike meint
Die Hersteller MÜSSEN BEV verkaufen, um Flottengrenzwerte einzuhalten. Wenn die Leute sie ihnen nicht genug abkaufen, müssen halt übliche Marktmechanismen genutzt werden, z.B. die Preise der BEV durch den Hersteller gesenkt und Preise der Verbrenner erhöht werden. Wenn es um Gewinnmaximierung geht, wird immer das Mittel gefordert, was den meisten Gewinn bringt. Aber der Markt kann das unter bestimmten Bedingungen auch selbst regulieren.
FahrradSchieber meint
„z.B. die Preise der BEV durch den Hersteller gesenkt“
Nicht unbedingt.
Lukrativer als BEVs billiger zu verkaufen scheint es zu sein, weniger Verbrenner (und dafür teurer) zu verkaufen.
Scheint gut zu funktionieren: Wenn man sich mal so einige Geschäftsberichte anschaut, dann haben diverse Hersteller deutlich weniger Autos als in den letzten Jahren verkauft, und dennoch riesige Gewinne eingefahren.
Fazit:
BEVs bleiben teuer, Verbrenner werden teurer.
MichaelEV meint
„BEVs bleiben teuer, Verbrenner werden teurer.“
Also freie Fahrt für alle Hersteller, die tatsächlich (mit Erfolg) auf BEVs setzen.
Mike meint
Kommt doch auf’s Gleiche raus. Der Preisunterschied zwischen ICE und BEV wird sich annähern (müssen). Am Ende haben sie auch bei den Verbrennern nicht so komplett die freie Preiswahl, weil es ja noch Mitbewerber gibt.
Fritzchen meint
Habe eben im ARD-Text gelesen, eAutos sind im Zeitraum August 2021 bis Juli 2022 um 14,5 Prozent im Durchschnitt teurer geworden. Verbrenner um 12,5 Prozent.
Ökoman meint
„Wenn sich die Anschaffung eines E-Fahrzeuges demnächst um bis zu 9.000 Euro verteuert, droht die weitere Verteuerung von Handwerksleistungen. Oder die Betriebe greifen wieder auf reine Verbrennerfahrzeuge zurück. Das kann ja nicht im Sinne des Ministeriums sein“, so der Lobbyist.“
Ist es auch nicht. Aber eine Regierung besteht nun mal nicht nur aus dem BMWK, sondern aus mehreren Mitspielern, dem BMF beispielsweise. Und da ist es aktuell halt wichtiger, wieder die schwarze Null zu erreichen statt so unnützes Zeug wie E-Mobilität (das gem. Parteiprogramm mit allen Mitteln bekämpft werden muss) zu unterstützen.