Porsche-Chef Oliver Blume leitet seit September neben dem Sportwagenbauer auch den Mutterkonzern Volkswagen. Zum Antritt der neuen Position äußerte sich der 54-Jährige dazu, was er mit Europas größtem Autohersteller vorhat. Die von seinem geschassten Vorgänger Herbert Diess eingeschlagene Elektroauto-Offensive wird er demnach fortführen.
„Wir werden das bisherige Tempo beibehalten und, wo möglich, erhöhen“, sagte der Manager vor 500 Managern auf der „Global Top Management Conference“ von Volkswagen. Der elektrischen Antriebstechnik gehöre die Zukunft. „Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche.“
Der Konzernvorstand um Herbert Diess habe strategisch und technologisch einen „guten Job gemacht“, lobte Blume seinen ehemaligen Chef. Er stellte allerdings klar, dass es unter ihm einen anderen Führungsstil als unter dem konfliktfreudigen früheren Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden geben wird. Erfolg sei immer die Leistung einer starken Mannschaft, für ihn stünden „Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund“. Die neue Führung mit ihm an der Spitze müsse jetzt liefern, „im Interesse unserer Kunden, unserer Investoren und der gesamten Volkswagen Mannschaft“.
„Im Mittelpunkt stehen die finanzielle Solidität von Volkswagen, die Weiterentwicklung der Produkte, Software und Technologien, Regionen wie China und Nordamerika sowie Nachhaltigkeit und der Kapitalmarkt“, sagte Blume vor den Top-Managern des Konzerns.
Der Vorstand wird um drei auf neun Posten verkleinert und soll sich stärker auf strategische Fragen konzentrieren. Den Marken des Konzerns wie Audi, Porsche, Skoda und Seat/Cupra will Blume wieder mehr Selbstständigkeit zugestehen. „Entscheidend für den Erfolg des Volkswagen Konzerns ist das Zusammenspiel zwischen Konzern, Markengruppen und Marken“, wird er in einer Unternehmensmitteilung zitiert. „Die Marken bekommen mehr unternehmerische Verantwortung. Der Konzern definiert die Ziele, setzt die Leitplanken für die operative Umsetzung und liefert Synergien bei den Plattformen und Technologien. Die Markengruppen übernehmen im Innenverhältnis die Reduzierung der Steuerungskomplexität.“
Wie er mit der neuen Software-Tochter Cariad verfahren will, konkretisierte Blume nicht. Die Neugründung hat mit anhaltenden Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen, was zu Verzögerungen wichtiger Modelle führt. Fest steht laut Berichten, dass Blume wie Diess im Vorstand die Verantwortung für Software-Entwicklung im Konzern übernimmt.
Mutmaßungen, dass neben der Elektromobilität unter dem neuen Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden das Thema synthetische Kraftstoffe („E-Fuels“) für den CO2-neutralen Betrieb von Verbrennern an Bedeutung gewinnen wird, scheinen sich nicht zu realisieren. Diess hielt nicht viel von E-Fuels, während Blume Porsche als Vorreiter bei diesen alternativen Kraftstoffen positioniert. Synthetisch und damit umweltfreundlich hergestellte Kraftstoffe seien eine Ergänzung, stellte Bliume nun klar. „Innerhalb des Volkswagen-Konzerns bleiben E-Fuels vor allem ein Porsche-Thema.“
NiLa meint
Blume bleibt seiner Linie treu: Fokus auf E-Mobilität und E-fuels für alte ( – und neue) Liebhaberfahrzeuge. Schön amüsant, wie sich beide „Seiten“ über seinen vermeintlich neuen Kurs wundern.
Jürgen W. meint
Da werden viele E-fuel Fans aber sehr traurig sein. Hatten sie doch auf die große Kehrtwende gehofft. Ich dagegen bin angenehm überrascht, wie klar er sich zu der hervorragenden Arbeit von Herrn Diess bekennt. Das habe ich so nicht erwartet. Respekt Herr Blume.
CaptainPicard meint
Es war immer klar dass sich da nichts ändern wird, es war ja auch nicht Diess alleine der irgendwie im Alleingang allen die Elektrostrategie aufgezwungen hat, das wurde doch jedes Jahr vom gesamten Vorstand und Aufsichtsrat abgesegnet. Hätte man sich da seitens des Porsche/Piech-Clans Kursänderungen gewünscht hätte man das schon viel früher durchdrücken können, auch unter Diess.
Dazu kommt dass Blume bei Porsche bisher wohl die beste Umsetzung einer Elektrifizierungsstrategie innerhalb des VW-Konzerns gelungen ist. Dort hatte man auch die höchsten Ziele aller Marken, nämlich 80% BEV bis 2030 und in Relation zur Gesamtzahl der Modelle sind bei Porsche auch die meisten Elektroautos in Entwicklung (Macan, 718, großer SUV). Und das alles passierte unter Blume.
Keine Ahnung warum plötzlich alle erwartet haben dass der nun bei VW eine Kehrtwende vollziehen sollte.
dpbenne meint
Danke. Sehe ich genauso.
Nur weil er e-fuels für seine 911er durchbringen will, stoppt er doch nicht die Elektrifizierung.
Alle, wirklich ALLE Porsche werden voll-elektrisch, außer der 911er. Das war schon lange bekannt.
Da sollte man lieber mal bei BMW vorbeischauen, die schon wieder über Wasserstoff bei PKWs sinnieren… :-)
Kona64 meint
Es gilt schließlich die Flottengrenzwerte zu erfüllen. Mit EFuels geht das nicht, weil ein Verbrenner immer als Verbrenner gezahlt wird. Außer Porsche findet noch einen für die EU akzeptablen Weg wie nur EFuels getankt werden.
Anti-Brumm meint
VW hatte keine Wahl. Entweder auf den E-Zug aufspringen oder sich vom fernen Osten (bzw. teilweise auch Westen) überrollen lassen.