Audi-Technikvorstand Oliver Hoffmann und Renault-Chef Luca de Meo haben beim Auto-Motor-und-Sport-Kongress in Stuttgart über die Zukunft der Autoindustrie gesprochen. Während man bei der deutschen Premiummarke schon an eine vollelektrische Zukunft denkt, will der französische Hersteller noch länger auch auf Verbrenner setzen.
Audi-Vorstandsmitglied Oliver Hoffmann warnte bei der Veranstaltung die Autoindustrie, weiterhin am Verbrennungsmotor festzuhalten. „Die Zeit der Verbrenner ist vorbei, das Zeitalter der Elektromobilität beginnt. Und mit dem Ende des Verbrenners verabschieden wir uns nicht von der automobilen Hochkultur – im Gegenteil“, sagte er. „Wir brauchen eine neue Denkweise, einen neuen Optimismus“, forderte Hoffmann. Oft werde in der Branche noch behauptet, Elektroautos könne jeder bauen, während Verbrenner nach wie vor die Hochkultur seien – eine These, der Hoffmann klar widersprach.
In Sachen E-Mobilität seien bereits viele technologische Meisterleistungen gelungen. Ebenfalls erfreulich sei, dass die EU schon bessere Rahmenbedingungen dafür geschaffen hat. Gleichzeitig dürfe man sich in der Entwicklung jedoch nicht von der Politik treiben lassen, sondern müsse frei agieren. „Wir Ingenieure wollen Probleme lösen und Herausforderungen meistern“, sagte Hoffmann. Dass dies auch für synthetische Kraftstoffe („E-Fuels“) und Wasserstoff gilt, sei klar. Diese können laut Hoffmann ebenfalls zur nachhaltigen Zukunft beitragen, allerdings eher in anderen Wirtschaftsbranchen.
„Andere Industriebereiche benötigen E-Fuels und grünen Wasserstoff viel dringender als wir“, so der Audi-Manager mit Blick auf die Zement- und Stahlindustrie sowie die Luftfahrt. Die Zementindustrie sei allein für 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Hoffmanns Aussage nach wären E-Fuels hier besser aufgehoben als in Tanks von Automotoren, für die es mit der Elektrifizierung eine bessere Alternative gebe.
Audi hat angekündigt, ab 2026 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr auf den Weltmarkt zu bringen. Spätestens bis 2033 sollen Verbrenner-Modelle bei der Marke komplett auslaufen. Auch Renault setzt auf die Elektrifizierung seiner Flotte, Verbrennungsmotoren sollen aber vorerst der Hauptantrieb der weltweiten Autoflotte bleiben.
„2030 werden nicht mehr als 35 % der verkauften Autos weltweit Elektroautos sein. Autos mit Verbrennungsmotoren werden einen Anteil von 65 % haben“, sagte Renault-Konzernchef Luca de Meo beim Auto-Motor-und-Sport-Kongress. „Der Verbrennungsmotor ist nicht tot.“ Die Autoindustrie müsse „mit den Füßen auf dem Boden bleiben“, sie brauche einen „Hauch von Bescheidenheit für ihre Ambitionen“, so de Meo. „Das erklärt, warum wir nicht glauben, dass der Verbrennungsmotor tot ist.“
Der Renault-Präsident forderte auf dem Kongress einen Plan B für die 2,5 Milliarden Autos, die auf der Erde mit Verbrennungsmotoren unterwegs sind. Er nannte zum Beispiel dem Ausbau alternativer Kraftstoffe, E85-Kraftstoffe, die stärkere Nutzung von Hybridtechnologien. Gleichzeitig werde der Renault-Konzern die Modelle seiner Marken Renault und Alpine weiter elektrifizieren, während die Günstigmarke Dacia erst später in die Elektromobilität einsteige. Einen Zeitraum nannte de Meo nicht.
Celsi meint
Rücken wir es doch mal gerade: AUDI hätte es gerne, wenn die Zeiten des Verbrenners endgültig vorbei wären, weil sie sich schon völlig auf „Elektro“ ausgerichtet haben.
Sollte sich das als Fehlkalkulation herausstellen, und der herbeigeredete Elektroboom gar keiner sein oder abflachen, haben sie ein Problem.
Kein Wunder also, dass sie durch solche Behauptungen Tatsachen schaffen wollen.
Ich habe allerdings das Gefühl, die Realität hat ihren eigenen Kopf und hört nicht unbedingt auf Audi.
Renault hat hier offenbar mehr Verstand, und sie sind ja nicht die einzigen, die dem Elektrotraum mit Zweifeln begegnen.
Mäx meint
Rücken wir es doch mal gerade:
Audi stellt hochwertigere Fahrzeuge her als Renault.
Welche Märkte entwickeln sich gerade Richtung Elektro?
Richtig, die der hochwertigen Neufahrzeuge.
Was bringt es einem solchen Hersteller, wenn in Entwicklungsländern noch längere Zeit Verbrenner verkauft werden können, wenn die Fahrzeuge von mir als Hersteller dort ohnehin nicht gekauft werden oder nur in geringen Stückzahlen. Die großen Märkte auf die es für Audi ankommt, Europa (ca. 40%), Amerika (ca. 10%) und China (ca. 50%) entwickeln sich hin zu Elektro.
Renault spricht eben von der Gesamtheit an Fahrzeugen aller Hersteller.
Weltweit werden aktuell gerade mal 5% BEVs verkauft, und trotzdem gibt es Hersteller die 100% BEVs verkaufen.
bs meint
Freut nich, dass Audi das Ende der Verbrenner so deutlich verkündet. Warum die dann überhaupt in 2026 in der Frmel 1 einsteigen wollen ist mir rätselhaft. Formel könnte ich noch verstehen, aber Formel 1, wo alles um den Verbrenner dreht (Hybrid hin oder her).
Übersehe ich hier den Elefant im Raum?
Freddy K meint
Weil’s der Satz nur für EU gilt. Ausse4halb wirds noch munter Vebrrenner geben…
Peer meint
Weltweit wird es den Verbrenner noch lange geben. In Europa nicht. Ich fliege morgen nach Asien. Auch dort wird es den Verbrenner noch lange geben.
Aber der Anfang in Europa ist ja gemacht. Mal schauen…..
Frank meint
Suchspiel: Wo liegt der Fehler?:
„Weltweit wird es den Verbrenner noch lange geben. In Europa nicht. Ich fliege morgen nach Asien. Auch dort wird es den Verbrenner noch lange geben.
Aber der Anfang in Europa ist ja gemacht. Mal schauen…..“
Auflösung: Der Fehler liegt im (schnell mal) Fliegen.
Viele tausende Menschen erkennen den Fehler nicht. Andere glauben die Energiemenge (und die Klimabelastung) sei bei ihrem Mallorca-Flug besser eingesetzt als bei der Heizung der Rentnerin nebenan.
Viele wissen gar nicht, dass für ein Flug nach Asien für eine Person mehr eingesetzt wird als für 15 Jahre je 15000km Model 3 fahren
elbflorenz meint
65% Verbrennerneuwagen in 2030? Und das weltweit?
Naja – bei der Renault-Nissan-Wischibischi-Allianz vielleicht. Wenn es dieses Konstrukt überhaupt in 2030 noch in dieser Form gibt. (siehe den neuen Mitsubishi ASX)
Renault – auf dem Weg zum „VEB“ ?
Florian Heinrich meint
Das ist alles eine Frage der Definition. Plug In werden gerne als Elektroauto und auch als Verbrenner gesehen.
de Meo meint wohl 35% reine BEV. Damit haben 65% auch einen Verbrenner. Wenn auch teilweise mit Elektrounterstützung.
Audi rechnet die Plug in wohl als Elektro.
Shullbit meint
Diejenigen, die pro Verbrenner argumentieren, verweisen dazu fast immer auf die Entwicklungs- und Schwellenländer, für die Elektroautos angeblich ungeeignet sind. Wahr ist das nicht, sondern eher das Gegenteil. Alle Entwicklungs- und Schwellenländer liegen im sogenannten globalen Süden und haben in der Regel ein deutlich besseres Angebot an solarer Strahlung als wir.
In Namibia lässt sich die kWh PV-Strom für 2 Cent generieren. Batteriegepuffert kostet die dann meinetwegen 6-8 Cent. Ein Auto wie der typische Hilux verbraucht dann meinetwegen 22 kWh und wird 20.000km im Jahr gefahren. Überschlägige Rechnung:
Elektro-Hilux = 55.000 EUR
5KW PV-Anlage mit 5 kWh Speicher = 8.000 EUR
Summe: 63.000 EUR
Verbrenner-Hilux = 40.000 EUR
Spritkosten in 20 Jahren = 40.000 EUR
Summe: 80.000 EUR
Und die PV-Anlage funktioniert als Insellösung im abgelegensten Dorf ohne Anschluß an das nationale Stromnetz (der vielerorts nicht existent ist). Man muss nicht erst Tankstellen-Infrastruktur und Belieferungslogistik aufbauen. Und die PV-Anlage liefert rechnerisch Strom für mindestens 40.000km im Jahr, also doppelt so viel, wie in dem Beispiel zum Faren nötig ist. Sie kann also nebenbei noch für den Betrieb von Kühlschränken, das Laden von Smartphones, Elektrisches Licht usw. sorgen.
Und in dem Beispiel ist mit einem Dieselpreis von nur 1,30 EUR gerechnet. In vielen afrikanischen Länder liegt der Spritpreis aber auch bei 1,50 bis 2,00 EUR und entsprechend liegen die kumulierten Spritkosten teils bei bis zu 60.000 EUR.
Fazit: Elektroautos haben in Entwicklungsländern schon heute sehr viel niedrigere TCO als Verbrenner und sind deshalb sinnvoller als Verbrenner. Eine Hürde, die es natürlich gibt, ist die deutlich höhere Anfangsinvestition. Da muss der westen dann Finanzierungslösungen bieten. Dann ist die Hürde beseitigt und es gewinnen alle Seiten dabei. Und wer jetzt denkt: Alles gut und schön, aber die meisten Afrikaner bekommen in der Praxis ja Schrottautos aus dem Westen. Die meisten afrikanischen Länder haben den Import von alten Schrottkisten längst verboten.
Duesendaniel meint
Sehr guter Beitrag – Danke.
FahrradSchieber meint
„Da muss der westen dann Finanzierungslösungen bieten“
Muss er das? Halte ich für sehr unrealistisch, dass das passieren wird.
Ist für die Umwelt im nächsten Jahrzehnt aber auch egal, da die Produktionskapazität an BEVs der begrenzende Faktor sein wird.
„Die meisten afrikanischen Länder haben den Import von alten Schrottkisten längst verboten“
Zwischen Neuwagen und „Schrottkisten“ liegen noch die „normalen“ Gebrauchtwagen.
Und die bleiben relevant für Afrika.
Und bis es da nennenswerte BEV-Mengen für den Export gibt, werden noch viele Jahre vergehen.
„Elektroautos … schon heute sehr viel niedrigere TCO als Verbrenner und sind deshalb sinnvoller als Verbrenner“
Davon abgesehen, dass TCO nur ein Faktor ist, stimme ich Ihnen zu.
Wird nur halt noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis das umgesetzt ist…
Raimund meint
Es gibt auch schon Organisationen, die solche Inselanlagen nach Afrika schicken.
Such mal nach „Africa GreenTec“.
McGybrush meint
Ja man sieht aber auch das die Länder mit den Wirtschaftlichsten Rohstoffen auch oft die schlechteste Wirtschaftslage haben. Von Sozielen Frieden mal abgesehen.
Wenn Sonne ein Garant für Wirtschaftlichen Fortschritt ist dann müssten Länder mit viel Gas, vie Lithium viel Öl alle besser leben als wir deutschen. Tun sie aber nicht. Eher das Gegenteil.
Dein Argument ist nur Theoretisch richtig und auf dem Papier machbar. Praktisch dauert das noch sehr sehr lange und viel Umdenken von einem ganz anderen Sozialen und Wirtschaftlichen Level aus.
MichaelEV meint
Die meisten Länder können mit den Rohstoffen direkt nichts anfangen. Unternehmen kommen dort hin, schleppen sich die Rohstoffe in die Heimat und erreichen dort die Wertschöpfung. In diesen Ländern bereichern sich höchstens nur sehr wenige daran, das Volk hat davon nichts.
PV kann von jedem ohne Barrieren genutzt werden. Die Energie kann man direkt weiternutzen, z.B. für Elektrofahrzeuge, Wärme/Kälte und vieles mehr. Und diese Energie kann man nicht einfach auf LKW/Schiff packen und an einen weit entfernen Ort bringen. Wer Interesse an dieser Energie hat, wird zumindest einen Teil der Wertschöpfung in diesen Ländern stattfinden lassen.
Freddy K meint
Du warst schon in Namibia für geraume Zeit? Ich schon…
Strassen gibt’s nicht viele nur gekehrte Steppe..
Du musst sogar ca.20l Sprit im Kanister dabei haben. Zusätzlich zum Wasser und den 2 Ersatzteifen.
Das gilt natürlich nicht wenn man nur in Windhoek rumfährt und ab und an nach WalfishBay oder Lüderitz fährt.
Und 55.000für ein Auto? Leisten sich wenige. Da muss es sehr viel billiger werden.
GE meint
Renault kann ja gerne für Afrika und Co. Verbrenner bauen, ich wage nur zu bezweifeln das sie dort wahnsinng viele Neuwagen verkaufen werden. Gleichzeitig denke ich nicht das sich die Verbraucher dort teure E-Fuels leisten können.