Mercedes-Benz Trucks gibt auf der Messe für die Bauwirtschaft bauma in München Einblicke in sein elektrisches Fahrzeug-Portfolio. Zu sehen sind der eActros LongHaul mit elektrischem Nebenabtrieb der Firma Meiller, der eActros 300 mit elektrifizierter Kipperlösung von Meiller und der gemeinsam mit der Paul Group konzipierte Prototyp Battery-Electric Arocs mit elektrischem Fahrmischer von Liebherr-Mischtechnik.
Vor wenigen Wochen präsentierte Mercedes-Benz Trucks auf der IAA Transportation in Hannover den „Konzept-Prototyp“ des eActros LongHaul. Nun ist der für den Fernverkehr entwickelte batterieelektrische Lkw auf der bauma in München auch in einer straßenorientierten Bauanwendung zu sehen. Hierfür hat der Münchner Kipperhersteller Meiller in Zusammenarbeit mit dem Lkw-Hersteller einen elektrischen Nebenabtrieb entwickelt, der es ermöglicht, hydraulische Arbeitsausrüstungen wie etwa Kippsattel- oder Schubbodenauflieger zu betreiben.
Das für den eActros LongHaul entwickelte und auf der bauma als Prototyp vorgestellte System hat eine Dauerleistung von 58 kW. In der Serie soll der elektrische Nebenabtrieb eine deutlich höhere Leistung generieren. Das Drehmoment liegt bei 300 Nm. Das System vereint den Wechselrichter, die E-Maschine, die Steuereinheit sowie die gewohnte Kippsattelhydraulik in einer auf das Fahrzeug zugeschnittenen Konstruktion hinter dem Fahrerhaus.
Der elektrische Nebenantrieb wandelt mittels eines auf der Rückseite des Fahrerhauses angebrachten Wechselrichters den Gleichstrom des Hochvoltnetzes in Wechselstrom. Der damit betriebene zusätzliche E-Motor treibt die Hydraulikpumpe an, die die hydraulische Leistung zur Bedienung des Aufliegers bereitstellt. „Vorteile dieser Lösung im Vergleich zum bisherigen dieselbasierten Betrieb: vollständige lokale CO2-Neutralität sowie stark reduzierte Geräuschbildung, vor allem relevant für den Einsatz in Städten und Wohngebieten“, so Mercedes. Die kompakte Bauweise des Systems erlaube außerdem auch den Betrieb des eActros LongHaul mit Standardaufliegern – „ein großer Vorteil für Transportunternehmer, die das Fahrzeug für die unterschiedlichsten Anwendungen einsetzen“.
Technologisches Herzstück des für 2024 in Serie geplanten eActros LongHaul ist eine neue Achse mit zwei integrierten Elektromotoren, die eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von über 600 kW generieren. Seine Energie schöpft das Fahrzeug aus drei Batteriepaketen, die in Schubladenform unterhalb des Rahmens angebracht sind. Hieraus resultiert eine Gesamtkapazität von über 600 kWh. Zum Einsatz kommen Batterien mit Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP), die sich laut Mercedes vor allem durch eine hohe Lebensdauer und mehr nutzbare Energie auszeichnen.
Der eActros LongHaul wird „Hochleistungsladen“ beziehungsweise „Megawatt-Charging“ ermöglichen. An einer Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung sollen sich die Batterien in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen lassen. Mit einer kompletten Ladung soll der eActros LongHaul über eine Reichweite von rund 500 Kilometern verfügen.
Battery-Electric Arocs
Der Arocs ist als robuster und widerstandsfähiger Baustellen-Lkw für harte Einsätze. konzipiert. Ihn wird es zukünftig auch als batterieelektrisches Fahrzeug geben. In einem ersten Schritt wird dies über eine Zusammenarbeit von Mercedes-Benz Trucks mit der Paul Group, die nach eigenen Angaben zu den europäischen Marktführern im Bereich Sonderfahrzeugbau zählt, umgesetzt. Das Unternehmen elektrifiziert den von Mercedes-Benz Trucks aus dem Lkw-Werk Wörth gelieferten Lkw am Stammsitz in Vilshofen an der Donau bei Passau mit einem E-Antriebsstrang.
„Dabei hat sich Paul für eine elektrifizierte Zentralmotorlösung entschieden. So können die bewährten Außenplanetenachsen des Arocs genutzt werden, um auch weiterhin die für den Baustelleneinsatz benötigte Bodenfreiheit und Geländegängigkeit zu bieten“, erklären die Ingenieure. Der auf der bauma in München gezeigte Prototyp des Battery-Electric Arocs 8×4 ist mit einem elektrischen Fahrmischer-Aufbau von Liebherr-Mischtechnik ausgestattet, der seine Energie über eine Schnittstelle aus den Batterien des Arocs bezieht und über ein Nennvolumen von neun Kubikmetern verfügt.
Die Paul Group gibt für den elektrischen Antriebsstrang des Fahrzeugs eine Dauerleistung von mehr als 300 kW und eine Spitzenleistung von mehr als 400 kW an. Der Battery-Electric Arocs kann mit wahlweise sechs oder sieben Batteriepaketen mit jeweils 60 kWh nutzbarer Energie konfiguriert werden. So sind laut Paul Reichweiten von deutlich mehr als 200 Kilometern möglich. Zwei (bei sechs Paketen) beziehungsweise drei (bei sieben Paketen) der Batteriepakete befinden sich im Batterieturm hinter dem Fahrerhaus. Die restlichen Batterien sind im Fahrgestell verbaut.
Der Battery-Electric Arocs verfügt über ein 800-Volt-Bordnetz und kann nach Angaben der Paul Group an einer Ladesäule mit 150 kW innerhalb von etwa 1,5 Stunden bei sechs Batteriepaketen von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden.
In der Kleinserie ab Ende 2023 sind Konfigurationen als 4- und 3-Achser für Liebherr-Fahrmischer, Pritschen- und Kippanwendungen geplant. Der Hauptvertrieb liegt in den Händen von Paul, die Unternehmensgruppe übernimmt auch alle Service- und Wartungsarbeiten am Lkw. Das Fahrzeug soll zunächst in Deutschland verfügbar sein.
eActros 300 als Abrollkipper
Neben dem eActros LongHaul zeigt Mercedes-Benz Trucks auf der diesjährigen bauma den bereits im Markt eingeführten eActros 300 als Einsatzvariante für straßenorientierte Bauanwendungen. Zu diesem Zweck hat Mercedes-Benz Trucks den vom Zulieferer ZF entwickelten elektrischen Nebenabtrieb „eWorX“ zusammen mit einem elektrifizierten Abrollkipper von Meiller in einem eActros aufgebaut. Das eWorX-System von ZF wandelt die elektrische Energie des Fahrzeuges in mechanische Leistung an der Welle um, sodass die Hydraulikpumpe für den Betrieb des Aufbaus angetrieben werden kann. Für Betriebseffizienz integriert eWorX Komponenten wie E-Motor, Wechselrichter, elektronische Steuereinheit sowie anwendungsspezifische Softwaremodule.
Die Traktionsbatterie des eActros stellt dem ZF-System eWorX mithilfe einer Gleichstrom-Schnittstelle elektrische Energie bereit. Mit dieser treibt der E-Motor von eWorX die Hydraulikpumpe des Abrollkippers von Meiller an. Eine mechanische Anbindung an den Traktionsmotor ist somit nicht erforderlich. Über eine CAN-Bus-Schnittstelle sorgt eWorX für die Kommunikation zwischen E-Lkw und Aufbau. Die Pumpe läuft nur, wenn der Aufbau bewegt wird. Damit wird unnötiger Energieverbrauch verhindert. Zudem entsteht kein Lärm durch die Geräuschemissionen eines Verbrennungsmotors.
Mercedes-Benz Trucks setzt beim eActros 300 auf eine elektrische Starrachse mit zwei integrierten Elektromotoren und Zwei-Gang-Getriebe. Die Batterien bestehen aus drei Batteriepaketen, die jeweils eine installierte Kapazität von 112 kWh und eine nutzbare Kapazität von rund 97 kWh bieten. Mit drei Batteriepaketen hat der eActros 300 eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Laden lässt sich das Fahrzeug mit bis zu 160 kW. Die drei Batteriepakete des eActros 300 benötigen an einer DC-Schnellladesäule mit 400 A Ladestrom etwas mehr als eine Stunde, um von 20 auf 80 Prozent aufgeladen zu werden.
Freddy K meint
Schön zu sehen das man sich auch anderer Bereiche annimmt. Muss ja nicht immer der 0 auf 100 Rekord sein. Kann auch mal was praktisches sein…
Geht jedenfalls in die richtige Richtung.
Swissli meint
Baustellen LKW sind eigentlich ein ideales Umfeld für Elektrifizierung, weil die täglich gefahrenen Distanzen überschaubar sind. Zudem stehen Baustellen LKW häufig (abladen, aufladen, warten).
Thomas meint
…und weil häufig Nebenantriebe benötigt werden. Diese laufen heute mit lausigem Wirkungsgrad (Verbrennungsmotor – Hydropumpe – Hydromotor), so dass man hier viel Energie sparen kann.
Michael S. meint
Ich frag mich immer, können sie oder wollen sie keine wirklich guten, in allen Belangen überzeugende Nutzfahrzeuge bauen…?
eBiker meint
Was passt den nun wieder nicht?
Robert meint
Ist nicht von Tesla, deshalb passt es ihm nicht.
Freddy K meint
is kein Semi….
Wobei…was kann der?
ID.alist meint
Da steht die Beschleunigung von 0 auf 100 nicht. Wird mit Sicherheit eine lahme Ente sein. ;-)