Mercedes-Benz hat zum Anfang des Jahres den Aufbau eines weltweiten Schnellladenetzes für Elektroautos angekündigt. Entwicklungsvorstand Markus Schäfer sprach mit dem Portal Golem.de ausführlich über die Pläne.
Es reiche nicht aus, nur tolle Elektroautos zu anzubieten. „Der Kunde möchte ein gesamtheitliches Erlebnis, das zu unserer Marke passt. Um hier Geschwindigkeit aufzunehmen, haben wir beschlossen, Geld zu investieren“, erklärte der Manager. Allein in Nordamerika gehe es um eine Milliarde Dollar für rund 400 Stationen, die Mercedes mit dem dortigen Energiepartner MN8 bis Ende 2027 investiert. Installiert würden 350-kW-Ladesäulen mit der Option eines Upgrades auf 500 kW. Das Ziel seien weltweit 2000 Stationen mit über 10.000 Ladepunkten.
Schon seit 2017 treibt Mercedes mit anderen Autoherstellern im Joint Venture Ionity in Europa entlang von Fernstraßen Schnellladeinfrastruktur voran. Daran halte man fest und beteilige sich auch an der weiteren Finanzierung mit den übrigen Anteilseignern, sagte Schäfer. Man sei sehr zufrieden mit der Entwicklung, Ionity sei inzwischen Milliarden wert. Auch die eine Million Ladepunkte, die Mercedes über Verträge in seinem Roaming-Netzwerk gebündelt hat, blieben bestehen. Das sei eine gute Ergänzung zu dem jetzt geplanten eigenen Netzwerk.
Elektroautos jeder Marke werden an den Schnellladesäulen von Mercedes andocken können. Kunden werden die Stromtankstellen laut Schäfer eine Reservierungsfunktion bieten. Über das Navigationssystem wisse der Wagen, wann der Fahrer am Ladepunkt ankommt, dann sei die Ladesäule für ihn reserviert. Auf dem Display der Ladesäule werde man sehen, dass der Ladepunkt reserviert ist. Ob eine physische Sperre notwendig ist, prüfe man noch, ebenso, wie lange die Reservierung aufrechterhalten wird.
„Premium-Standorte“, Komfort & Zuverlässigkeit
Für das Ladenetz wähle man „Premium-Standorte“ aus, erläuterte der Manager. „Dort setzen wir sowohl auf bestehende Gastro-Angebote als auch auf Toiletten. In den USA haben wir bereits Standorte an hochwertigen Einkaufszentren ausgewählt.“ In Deutschland sollen im Laufe dieses Jahres erste „Ladeparks“ von Mercedes in Betrieb gehen.
Schäfer stellte überdachte und beleuchtete Flächen in Aussicht, die von Kameras überwacht werden. Zudem habe sich der Autohersteller mit Chargepoint für einen Qualitätsanbieter von Schnellladern entschieden. „Es geht uns um hohe Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und korrekte Abrechnung der Ladevorgänge.“
Für den in Europa aus den Ladesäulen fließende Strom habe Mercedes mit vielen Energieerzeugern gesprochen, sagte Schäfer. Das Unternehmen steige auch selbst in die Energieerzeugung ein. Auf dem 700 Hektar großen Gelände der Mercedes-Teststrecke in Papenburg werde ein Windpark mit rund 100 Megawatt Jahresleistung errichtet. Zudem baue ein Energieversorger für den Autohersteller einen Offshore-Windpark in der Nordsee. Mit diesen Projekten sowie Photovoltaik-Anlangen auf Dächern von Mercedes-Fabriken wolle das Unternehmen mittelfristig die Hälfte der Energie, die es in der Produktion benötigt, selbst erzeugen.
Schäfer verwies darauf, dass Mercedes mit seiner Beteiligung an der Münchner Firma Mobility House auch im Energiehandel aktiv sei. Das Unternehmen werde außerdem alles, was unter dem Sammelbegriff Vehicle-to-X bekannt ist, anbieten – also auch bidirektionales Laden, damit Fahrzeuge Strom nicht nur beziehen, sondern auch wieder an das Netz abgeben können. In Europa müsse dies erst noch regulatorisch möglich gemacht werden, „aber es ist die Zukunft, denn E-Autos müssen Teil des Energienetzes werden“.
Jensen meint
Es bleibt zu hoffen, dass die Versieglung von zusätzlichen Flächen vermieden wird, sondern bereits bebaute Grundstücke genutzt werden. Nach wie vor existieren allein hundertausende Parkplätze an Einzelhandeslflächen, die genügend Raum und vermutlich auch Anschluss an die Mittelspannung bieten und bisher (weitgehend) ungenutzt bleiben und in der Regel 24/7 zur Verfügung stehen könnten. Nicht nur für Schnelllader. Auf den gut erschlossenen Großparkplätzen wäre sogar Platz für alle (neuen) Anbieter mit eigenen Ladeabteilungen um die Kunden zu werben, reichlich Platz für PV/Speicher wäre auch. An den großen Zulaufstraßen leben die Flüssigenergieverkäufer ja auch in braven Einklang miteinander.
MAik Müller meint
Wäre es nicht wunderbar wenn Mercedes einen eignen Ladestecker entwickeln würde :)
alupo meint
In Europa gibt es doch schon den klobigen unhandlichen CCS Stecker. Noch klobiger braucht doch niemand ;-). Aber können könnten das die deutschen Ingenieure, da bin ich mir sicher.
Um dies zu umgehen verwende ich am SuC immer wenn möglich nur den DC-Typ2 Stecker. Die damit zur Verfügung gestellten 150 kW reichen für meinen Oldie locker aus denn das BMS erlaubt für den Akku bisher nur akkuschonende ca. 1,5 C, also max. ca. 140 kW.
Stdwanze meint
Soll, will bla bla bla, machen. Hpcs aufstellen können viele. Das ist doch keine Nachricht mehr.
Kasch meint
…überdacht und beleutet…korrekte Abrechnung… Irre , wie inovativ deutsche Premiumhersteller doch sind !
DerOssi meint
Anstatt alle an einem Strang ziehen, kocht wieder jeder sein eigenes Süppchen… suuuuper – nicht
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Bei den Tankstellen war es den Leuten bisher auch egal wie viele Anbieter es gibt. Mir persönlich auch völlig unwichtig, solange es zuverlässig ist und der Preis passt. Je mehr desto besser.
BeatthePete meint
Bei der Tankstellen wird dir aber der Tankvorgang nicht verwehrt denn du nicht Mitglied eines Klubs bist.
Mercedes integriert das Netz ins Navi hoffentlich auch direkt mit Bezahlfunktion und öffnet das Netz für alle.
Das ist gut, die Gefahr von Closed Networks bleibt, wobei ich in 2023 hoffe, das jeder die Lukrativität erkennt und keine geschossenen Netze mehr plant.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Bei der Tankstellen wird dir aber der Tankvorgang nicht verwehrt denn du nicht Mitglied eines Klubs bist.“
Welcher Ladenetzbetreiber verwehrt dir denn den Zugang? Mercedes schreibt jeder darf, mit Einschränkung der Reservierung. Wie und ob diese Reservierungsoption überhaupt funktioniert wird sich zeigen. Was ist, wenn mir die Ladesäule sagt: „Sie dürfen jetzt laden, aber in einer Stunde bitteschön abstecken, denn dann ist reserviert.“ Wenn man dann doch erst nach zwei Stunden zurück ist, nützt die Reservierung auch nichts, wenn man an die Säule nicht rankommt. Wird dann abgeschleppt?
Freddy K meint
Wer 2Stunden an nem HPC lädt sollte evtl. nachschauen was er für ein Auto hat.
BEV meint
Wettbewerb belebt das Geschäft, verstehe nicht was jetzt auf einmal daran schlecht sein soll
beim größten Ladenetzbetreiber würden ein Dach und Toiletten an jedem Standort auch nicht schaden.
ID.alist meint
Wir wissen aber nicht, ob diese nur für Merc-Fahrer sein werden.
Freddy K meint
Es ist für alle. Mercedesfahrer können aber reservieren. Aber nicht 5 Stunden vorher für 6 Stunden.
Tim Schnabel meint
„soll Komfort und Zuverlässigkeit bieten“ Das sind ja wohl die basics jedes Ladenetzes..nichts mit dem man flexen sollte.
Rüdiger Maiwald meint
Was soll Mercedes denn anderes schreiben, etwa “ unser Ladenetz ist genauso shyce wie alle anderen auch“ ?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Nur das diese Basics keine Ladenetz umsetzt. In dem Fall Dach überm Kopf als Sonnen oder Regenschutz oder wie von vielen gewünscht Bezahlmöglichkeit mit Kreditkarte, Debit, EC.
Tesla-Fan meint
Münzeinwurf bitte nicht vergessen.
(zur Klientel passend)
Rüdiger Maiwald meint
Den kann sich Mercedes sparen, sehr viele Tesla Fahrer werden dort nicht laden. Obwohl…abwarten :-)
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Welche Klientel?
Klaus Schmutzler meint
Wer brauch solche Bezahlmöglichkeiten? Jemand, der ein E-Auto fährt, eigentlich nicht!
Tesla-Fan meint
Eben!