Volvo Trucks hat schon mehrere elektrische Lkw im Angebot und treibt die Entwicklung der alternativen Antriebsart weiter voran. Der schwedische Nutzfahrzeughersteller warnt nun allerdings, dass neue Abgasvorschriften in Europa die Umstellung auf E-Antriebe zu verlangsamen drohen.
Technologie-Chef Lars Stenqvist erklärte gegenüber dem Portal Euractiv, dass die für 2025 geplanten neuen Euro-7-Abgasnormen, die von der Europäischen Kommission im November 2022 vorgelegt wurden, das Unternehmen dazu zwingen würden, in die Überarbeitung ihrer Verbrennungsmotoren zu investieren.
„Sollten wir eine sehr strenge Euro-7-Gesetzgebung bekommen, besteht das große Risiko, dass ich meine Ingenieure zurück in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren versetzen muss, um die strengen Vorschriften zu erfüllen“, erklärte Stenqvist. Er müsste sie von der Entwicklung von Brennstoffzellen- und batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen abziehen – „und das bedeutet, dass wir die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge verlangsamen“.
Stenqvist ist für eine EU-weite CO2-Bepreisung für den Straßenverkehr. Das würde saubere Fahrzeuge finanziell attraktiver machen und dafür sorgen, „dass emissionsfreie Fahrzeuge die fossilen Fahrzeuge übertreffen“. Außerdem müsse der Ausbau der Ladeinfrastruktur in ganz Europa „drastisch verbessert werden“, da die Kunden durch die Lücken in der Abdeckung abgeschreckt werden.
„Die Herausforderung besteht nicht nur darin, dass wir die neue Technologie bereitstellen, sondern wir brauchen auch die entsprechenden Rahmenbedingungen“, sagte Stanquist. Trotz des Mangels an Ladestationen steige das Interesse am Kauf sauberer Fahrzeuge „exponentiell“. Der Manager führt das zum Teil auf das Bestreben der Unternehmen zurück, eigene Klimaziele zu erreichen.
„Unsere Kunden sind die Transportunternehmen, aber die wirkliche Nachfrage kommt von den Kunden unserer Kunden – den Transportkäufern“, erklärte Stanquist. „Wenn sie anfangen, die Mathematik und die Berechnungen rund um ihren CO2-Fußabdruck zu machen, kommen fast alle von ihnen ziemlich schnell zu dem Schluss, dass sie, wenn sie die Logistik nicht in Ordnung bringen, aufgeschmissen sind.“
one.second meint
Ist dem guten Herrn auch schon aufgefallen, dass Elektro-LKW die Euro 7 Norm auf jeden Fall einhalten werden?
Ist vielleicht nicht das Schlaueste, jetzt noch die Verbrenner für Euro 7 fit machen zu wollen, wenn in vier Jahren andere Hersteller dann schon langstreckentaugliche Elektro-LKW verkaufen. Vier Jahre sind bei der derzeitgen Entwicklung der Elektromobilität eine Ewigkeit.
Jörg2 meint
Die Spezialisten für Abgasrückführung, Brennraumoptimierung und Abgasreinigungssysteme sind bei ihm aktuell in der E-Maschinenentwicklung?
M. meint
Ich helfe dir gerne:
Die allermeisten Jobs in der Entwicklung haben nichts mit Fachkenntnissen an einer bestimmten Antriebstechnologie zu tun.
Da geht es um CAD, Produktdatenmanagement, Änderungskreise, Gesamtfahrzeug, EMV, Software/GUI usw…. eine Vielzahl von Tätigkeiten, die um diese eine Technologie rum ablaufen müssen, damit das im Kern funktioniert.
Und diese Leute können zu jedem Zeitpunkt immer nur an einem Thema arbeiten.
Wenn jetzt z.B. Positionsvarianten für Komponenten in einem Verbrenner-Projekt zu pflegen sind, sind dafür System- und Prozesskenntnisse nötig, nicht E-Technik.
Wenn ich ein Gehäuse für einen E-Motor, ein Reduktionsgetriebe oder einen Motorblock produktionstauglich designe, muss ich etwas von dem CAD-System verstehen und von der Produktionstechnologie, mit der ich fertigen will.
Das Wissen über Elektromotoren ist dabei nebensächlich.
Jörg2 meint
Danke für die Erläuterungen!
Im Artikel habe ich nur „Motorenentwicklung“ gelesen.
M. meint
Müsste nachvollziehbar sein, dass die Motorenentwicklung nicht isoliert vom Gesamtfahrzeug oder der Produktionsplanung ablaufen kann.
Sonst hat man später, salopp gesagt, einen E-Motor entwickelt, aber nicht industrialisiert, und nichts, wo man ihn einbauen kann.
Da arbeiten keine 5000 Leute 3 Jahre an den Motor. ;-)
Jörg2 meint
M
Das Gesamtfahrzeug „Diesel-LKW“ ist seit Jahrzehnten ausentwickelt. Nun müssen die Motoren auf EURO7 gebracht werden.
Da bedarf es keine umfassenden Neuentwicklung.
Die Veränderungen, die der Markt z.B. im Führerhaus sehen möchte (vs. der aktuellen Führerhausausführungen) sind Entwicklungsleistungen, die auch für den BEV-Lkw zu erbringen sind.
Insofern reduziert sich das tatsächlich auf sehr motornahe Zusatzentwicklungen, aufbauend auf dem Bestand. Der Rest des Fahrzeuges wird wohl eher sehr nahe am jetzigen Stand bleiben (restlicher Antriebsstrang, Achsen, Rahmen…).
prief meint
Das sage ich seit langem, auch PKW betreffend. Statt Euro 7 schneller die Zielwerte für CO 2 Ausstoß zum verringern und damit die Einführung emissionsfreier Fahrzeuge zu beschleunigen würde viel mehr bringen als große Investitionen in eine überholte Technologie.
Jörg2 meint
Es wird ja keiner gezwungen EURO7-Fahrzeuge zu entwickeln. Jeder kann sich für „E“ entscheiden.
Die Eckdaten EURO7 sind schon lange bekannt. Wer jetzt plötzlich über den Entwicklungsaufwand klagt, macht PR.
So sollte es laufen: EURO7-Entwicklung und Betrieb sollte dermaßen teuer sein, dass die noch höheren Kosten bei „E“ kein Hindernis für eLkw sein sollten.
MAik Müller meint
@Jörg2 in 2 Jahren von 0,00000000x% E-LKW auf 100% E-LKW ?
So ganz ohne Ladestationen?
DIESEL LKW werden auch nach 2035 als NEULKW verkauft!
Jörg2 meint
Maik…
Wo liest Du, dass ich sowas („.. 2 Jahre…“) behauptet hätte?
Immer wieder erstaunlich, dass diverse Argumentationslinien nur durch Eingangsunterstellungen funktionieren.
MAik Müller meint
@Jörg2 ab 2025 also in 2 Jahren gilt die Euro 7 Norm.
Ab diesem Zeitpunkt MÜSSEN also entweder 100% E-LKW oder doch EU7-LKW VERKAUFT werden.
Alternativ kann du deine Lebensmittel auch gern selber anbauen und auf LKWs verzichten :)
Jörg2 meint
Maik…
Bitte informiere Dich, für welche Fahrzeuge die EURO7 gelten wird.
Bitte informiere Dich, welche Fahrzeuge mit Einführung der EURO7 einem Verkaufsverbot oder Fahrverbot unterliegen werden.
Und dann schau Dir bitte nochmal Deine Post dazu an.
Danke!