Vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wird eine Klage von Tesla und dem europäischen Schnellladeunternehmen Fastned gegen die Autobahn GmbH verhandelt. Einem Medienbericht zufolge wollen die beiden Unternehmen nicht hinnehmen, dass das Quasi-Monopol von Tank & Rast und der Autobahn GmbH des Bundes an Autobahnraststätten auch auf das Schnellladen ausgedehnt wird.
Die Angelegenheit wird laut Tagesspiegel Background seit Donnerstag verhandelt. Tesla und Fastned wollen demnach erreichen, dass Schnellladeinfrastruktur an deutschen Autobahnen „frei und transparent für alle interessierten Marktteilnehmer ausgeschrieben” wird, „anstatt sie direkt an eine Partei zu vergeben“.
Die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf könnte nach Einschätzung von Branchenkennern lange dauern und letztlich bis vor den Europäischen Gerichtshof gehen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur an den Autobahnraststätten kommt dem Bericht zufolge seit rund einem halben Jahr kaum voran, weil alle Beteiligten auf das Urteil des Oberlandesgerichts warten.
Die Ladesäulen an seinen Standorten betreibt Tank & Rast nicht selbst, sondern setzt Unternehmen wie EnBW, MER, Ionity und Eon-Innogy ein – Wettbewerber von Fastned und auch von Teslas unternehmenseigenen, sich für andere Marken öffnenden Schnellladenetzes. Die Anbieter unterscheiden bei ihren Preisen für den Ladestrom stark zwischen eigenen und Fremdkunden.
Die Monopolkommission, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, kritisierte 2021: „Der Wettbewerb bei den Ladesäulen an den Bundesautobahnen wird durch die monopolähnliche Stellung von Tank & Rast erschwert.“ Die Folge seien überhöhte Strompreise. Dem widersprach Tank & Rast: Die Ladepreise seien „völlig marktüblich“.
Linda Boll, bei Fastned für den deutschen Markt verantwortlich, sagte laut Focus.de: „Es geht nicht nur um diesen Fall, sondern um den Wettbewerb generell. Wir sehen eine realistische Chance, den Prozess zu gewinnen.“ Ein Sieg würde bedeuten, dass es für die Schnellladeinfrastruktur an deutschen Autobahnen Ausschreibungen gibt, an denen alle interessierten Marktteilnehmer teilnehmen können. Derzeit wird die nur an Tank & Rast und deren Partner vergeben.
Kasch meint
Dürfte für Tesla nicht kriegsentscheidend sein. Vereinzelte, nicht überdachte Säulen zwischen parkenden LkWs, weit weg vom Shop, ist heute noch ok. Gehts richtig los mit BEVs könnten heutige Rastplätze (ohne Tanke) zu richtigen Ladeparks erweitert / umfunktioniert werden. Natürlich kpl. mit Solarmodulen überdacht, einem Megaspeicher, Gastronomie, ohne Roaming nur Strom vom Betreiber (z.B. Tesla). Der Strompreis selbstverständlich durchweg variabel, per Autobidder nach Börsenpreis (Wetterlage), Speicherfüllstand und Auslastung reguliert. Sprich, alles in und aus einer Hand – wär für Tesla und Teslas technisch bereits heute kein Problem. In Städten stehen einige verlassene, riesige Kaufhäuser samt ungenutzten Hoch- und Tiefgaragen – was wäre da alles möglich ! Im verkorksten Bürokratiemonster Deutschland/EU, inzwischen fern ab von freier Marktwirtschaft, aber rechtlich wohl nie mehr umsetzbar. Wird man künftig aber zumindest im Rest der Welt wenigstens bestaunen können, insbesondere in derzeit autokratisch geführten Staaten.
Persönlich kann ich mit aktueller Ladeinfrastruktur derzeit leben, erwarte im gesamten EU-Raum aber keine wirtschaftlich und umweltechnisch inovativen Meilensteine mehr, der Drops ist für uns hierzulande leider gelutscht.
Georg meint
Deine Einschätzung kann ich nur teilen. In vielen Bereichen geht es leider wie bei Tank&Rast, als Konsequenz lade ich z.B. in Stillhorn eine Abfahrt früher am SuC, da an der Raststätte nur DC 50kw, außerdem sind die SuC bequem und extrem zuverlässig.
Aber diese ganzen intransparenten Tarife sind auch ganz bestimmt nicht der Emobilität zuträglich. Für mich ok, da ich Eigenheim und PV habe, sonst würde ich wieder auf Diesel wechseln und in 10 Jahren noch mal schauen.
Deutschland und seine Pläne…….bis hier ein Windrad genehmigt wird haben andere Länder 5 Windparks in Betrieb.
Peter Wulf meint
Tesla ist mit seinen Schnellladestationen neben die Autobahnen auf LKW Rastsplätze ausgewichen.
Das war vor der Widervereinigung schon mit den Freien Tankstellen, die sich direkt neben oder in Nähe der Autobahnen angesiedelt haben, um billigeres Tanken als bei den „Monopolisten von Tank & Rast“ zu ermöglichen.
Wir fahren mit unserem „Rumstromer Tesla S70D “ seit 2016 viel lieber abseits der Autobahnen und nutzen das Tesla Supercharger und besonders das der Destinationcharger in Hotels etc. wo man mit 11kwh/ca 58km/h beim Essen oder Übernachten bisher meist kostenlos laden kann. Diese wurden von Tesla als Wallboxen kostenlos den Betreibern seit ca 2014 für Tesla Fahrer zur Verfügung gestellt. Europaweit gibt es diese in touristisch interessanten Gegenden leider sehr selten in Norddeutschland und neuen Bundesländer.
Vorteil man ist mitten im Leben der Städte und muss nicht abseits auf Autobahnen oder vor Kongresshotels Shoppingcentern laden. Sind auch für alle mit Stecker Typ 2 nutzbar. Hatten als Rentner seit 7 Jahren und über 82TKM nie ladeprobleme.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Vielleicht sehe ich das zu einfach: Aber warum gibt T&R nicht allen Anbietern – natürlich gegen Gebühr – Ladestationen aufzubauen? Sie würden doch bei ihren eigenen Angeboten viel breiter profitieren.
bs meint
T&R sollte nur die Säule HW mit Stromanschluss aufstellen und dann über roaming alle Betreiber zur Verfügung stellen. Selber gar kein Strom verkaufen, nur den Steckeranschluss so zu sagen.
Jensen meint
„Der Wettbewerb bei den Ladesäulen an den Bundesautobahnen wird durch die monopolähnliche Stellung von Tank & Rast erschwert.“ Man muß dieser Einschätzung der Monopolkommission eigentlich nichts hinzufügen.
Tank & Rast könnte den Spuk natürlich recht schnell beenden, wenn man das (vermutlich) gegen sie ausgehende Urteil das OLG akzeptiert und das Ganze nicht zum EuGH verschleppt.
Der eine oder andere Ladekunde könnte bspw. ja auch durch eine bewußte Entscheidung andere Ladestationen (oder Rasthöfe) anzusteuern, einen Denkanstoß geben.
eBiker meint
T&R hat ja schon 4 verschiedene Anbieter – hier sind einfach zwei sauer weil sie nicht zum Zug kommen.
Envision meint
Naja, zumindest gibt es nicht wie beim Tanken extreme Preisaufschläge an den Raststätten im Gegensatz zu z.B. Autohof.
Schnelladen ist z.B. bei Ionity, Fastned etc … einfach überall gleich – gefühlt – sauteuer ;-)
MAik Müller meint
@Envision Ionity will saftige 0,79 €/kWh :) :)
Bei einem Autobhanverbrauch (nicht hinterm DIESEL LKW rumgurkend) von 25 kWh/100km zahlt man nur fluffige 19,75€/100km. Das PASST zum 50000€ Auto sehr gut.
Mein TDI braucht bei 160kmh 6,5L/100km und somit ~11€/100km beim Autopreis von 24000€. Also die HÄLFTE in der Anschaffung und im Betrieb.
Klar ist der billige und bärenstarke TDI 1-2h früher am Ziel :) :) :) :) :)
Futureman meint
Urwald anzünden statt düngen ist auch billiger. Allerdings nicht für alle.
MAik Müller meint
@Futureman wie Bitte? Mit den 2% Emöhrchen die in der HERSTELLUNG noch mehr Rohstoffe brauchen passiert genau garnix!
Es wird duchr das hochfahren der Produktion MEHR CO2 in die Luft geblasen in keinem Fall WENIGER!
Kokopelli meint
Du bist wirklich kein Ingenör…Aber das hatten wir schon. Rückwärtsgerichteter geht es kaum.
Jedes neue eFahrzeug hat über den Lebenszyklus eine bessere CO2 Bilanz als jeder Verbrenner.
Djebasch meint
Ist ja nicht das erste mal das das Monopol von Tank und Rast Kritisiert wird und hier hat jeder Gute Chancen vor Gericht zu gewinnen nur bisher fehlte es an jemandem der das nötige Kleingeld und überhaupt interesse hat.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Unglaublich. Ist Tank & Rast nicht ein Unternehmen in Bundeseigentum?
Tim Schnabel meint
Nö, würde 1998, privatisiert. Schön auf Kosten der Steuerzahler aufgebaut wie die DB und dann verkauft
elektromat meint
DB ist nicht verkauft, gehört dem Bund
Kokopelli meint
„Ein Sieg würde bedeuten, dass es für die Schnellladeinfrastruktur an deutschen Autobahnen Ausschreibungen gibt, an denen alle interessierten Marktteilnehmer teilnehmen können.“
Finde ich gut, so sollte es generell sein. So hat jeder Ladeanbieter eine faire Chance.
eBiker meint
Nö – T&R ist ein Privatunternehmen und kann beauftragen wenn sie wollen.
Wenn es eine Pflicht zur öffentlichen Ausschreibung gibt, dann bedeutet das nur eines: es dauert ein wenig länger.
Ist aber prinzipiell egal – bis das vor Gericht kommt, ein urteil gesprochen wird, Einspruch erhoben wird, eine Instatz höher geht usw. Sind eh alle T&R mit Schnellladern ausgestattet. Wie viele gibts denn da die noch nix haben?
MichaelEV meint
Und sie glauben wirklich, man könne bei allen Raststätten mit 4, 2 oder gar nur einer Ladesäule einen Haken hinter machen und müsste dort nichts mehr tun?
Thomas Claus meint
Da Tank und Rast ein privates Unternehmen ist können die sich ihre Partner selbst aussuchen. Wer mehr Wettbewerb will der muss für mehr Wettbewerb bei den Raststätten sorgen.
eBiker meint
Ist ja auch nicht so, dass es auch Raststätten ohne Tanke gibt – die noch gar keine Ladesäulen haben. Vielleicht sollten die beiden mal versuchen da rein zu kommen. Aber vermutlich werden da die Erschliessungskosten zu hoch sein.
Kuffel meint
Warum will Tesla da überhaupt rein? Die haben doch ihre Hinterhöfe etwas abseits. Soll doch angeblich viel Kundenfreundlicher und besser sein, zumindest liest man das hier ständig.
MichaelEV meint
Kann mir nicht vorstellen, dass Tesla so dumm ist jetzt dort hin zu wollen. In Zukunft kann das anders aussehen. Und so eine Klage hat viel zeitlichen Vorlauf.
brainDotExe meint
Kann Tesla (bei Fastned bin ich mir sicher) denn überhaupt die Anforderungen erfüllen? Also Roaming mit anderen Anbietern und Unterstützung von RFID Ladekarten?
MichaelEV meint
Warum sollten sie das nicht erfüllen können?
brainDotExe meint
Technisch sicherlich machbar, aber glaubst du Tesla baut nur für den deutschen Markt spezielle Ladesäulen mit Display und RFID Reader?
MichaelEV meint
Ist eine Frage der Motivation. Wenn damit Subventionen verknüpft sind, kann das schnell umgesetzt sein.
Ich glaub auch nicht, dass damit jede Säule ausgestattet werden müsste. Wahrscheinlich reicht ein Terminal pro Standort, um die Anforderungen zu erfüllen.