Der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende von Daimler Truck Michael Brecht hält an seiner Forderung fest, dass der Konzern langfristig nicht um den Aufbau einer eigenen Batteriezellfertigung herumkomme. „Daimler muss eine eigene Batteriefabrik haben“, sagte Brecht, der auch Gesamtbetriebsratschef des Nutzfahrzeugherstellers ist, in einer virtuellen Pressekonferenz.
Die Batteriezelle als Herzstück für die E-Mobilität selbst zu produzieren, sei „langfristig wettbewerbsdifferenzierend“. Den bisherigen Erfolg im Nutzfahrzeuggeschäft verdanke das Unternehmen dem Antriebsstrang. Wenn Daimler bei der anstehenden Elektrifizierung auf Dauer „von der Stange kaufe, dann bieten wir keinen Vorteil“ mehr, sagte Brecht.
Brecht forderte, dass das EU-Beihilferecht dahingehend geändert wird, dass europaweit gleiche Fördersätze gelten. Mit den aktuell gültigen maximal zehn Prozent im Großraum Stuttgart sei ein solches Projekt dort nicht zu stemmen. Der Arbeitnehmervertreter plädierte zudem für einen europaweit einheitlichen Industriestrompreis.
Mercedes-Benz Pkw treibt bereits eigene Batteriefabriken voran, mit Partnern auch für die einzelnen Akkus in den Energiespeicher-Paketen. Daimler Truck profitiert nicht davon, da es seit 2021 ein selbstständiger Aktienkonzern ist. Bei dem Lkw- und Bushersteller stehen mittlerweile auch Batterie-Fahrzeuge im Fokus. Der weltgrößte Lkw-Hersteller treibt zudem mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge voran.
„Die Zelle ist der Kern der zukünftigen Wettbewerbsdifferenzierung. Das müssen wir selber machen“, hatte Brecht vor etwa einem Jahr gesagt. Als Standort für eine Akkufertigung schlug er damals die Werke Mannheim oder Gaggenau vor, wo bislang Motoren und Getriebe gefertigt werden. „Wenn Batterie- oder Brennstoffzellen-Lkw in die Massenanwendung gehen, wollen wir bei den neuen Technologien eine ähnlich hohe Wertschöpfung haben wie heute beim Verbrenner“, betonte Brecht.
Stefan meint
Europaweit einheitliche Industriestrompreise wird nie kommen oder wäre eine sehr teure Förderung durch die EU. In Deutschland sind die Netzentgelte derzeit relativ hoch, weil mit hohen Lohnkosten viel ausgebaut werden muss.
M. meint
Die Netzentgelte waren schon lange hoch, auch ohne großen Netzausbau.
Das Netz wird betriebswirtschaftlich geführt, sprich: man nimmt so viel Geld raus wie möglich.
M. meint
Der Betriebsratschef hat in erster Linie die Zahl der eigenen Mitarbeiter im Blick.
Deswegen hat er auch gleich passende Standorte vorgeschlagen.
Sollte die Zellfertigung nach Ungarn kommen, lässt die Begeisterung gleich wieder nach.
David meint
Da wird es drauf hinauslaufen. Damit man nicht Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und die Gewerkschaften am Hals hat. Wobei das Land in der EU egal ist, wenn es nicht Deutschland ist.