Der deutsche Wirtschafts-Sachverständigenrat – die Mitglieder werden umgangssprachlich als die fünf Wirtschaftsweisen bezeichnet – empfiehlt der Bundesregierung zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs batteriebetriebene Lkw und die dazugehörige Ladeinfrastruktur in den Mittelpunkt zu rücken.
Um den Güterverkehr schneller zu dekarbonisieren, sollte der Aufbau einer Ladeinfrastruktur im Fokus staatlichen Handelns stehen, heißt es vom Sachverständigenrat. Die Einsatzmöglichkeiten von Batterie-Lkw hätten sich in den vergangenen Jahren aufgrund der technologischen Entwicklungssprünge bei der Batterie- und Ladetechnologie deutlich erweitert.
„Batterieelektrische Lkw können bereits heute dazu beitragen, die Emissionen im Straßengüterverkehr zu reduzieren. Andere emissionsarme Antriebe haben nicht dieselbe Marktreife“, erläutert Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft. „Angesichts knapper öffentlicher Mittel und Planungskapazitäten sollte der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw priorisiert werden. Dies wird die Marktdurchdringung von batterieelektrischen Lkw beschleunigen.“
Um die Rahmenbedingungen für private Investitionen in die Ladeinfrastruktur zu verbessern, sollten öffentliche Flächen für Schnellladepunkte entlang der Autobahnen „zügig und unbürokratisch“ bereitgestellt werden. Parallel müssten die Netzkapazitäten ausgebaut werden. Zudem sei es wichtig, dass Informationen zu weiteren geeigneten Standorten für Ladestationen sowie die dort aktuell und zukünftig verfügbaren Netzkapazitäten transparent kommuniziert werden.
„Die Verkehrsinfrastruktur ist in einem desolaten Zustand“
Ein günstiger und zuverlässiger Güterverkehr sei für Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – gerade wegen der zentralen geografischen Lage und des hohen Industrieanteils. „Die Verkehrsinfrastruktur ist in einem desolaten Zustand. Ohne größere Investitionen wird sie sich weiter verschlechtern, da der Güterverkehr weiter zunehmen und die Belastung der Infrastruktur steigen wird“, so Schnitzer. Für die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sollte stärker auf eine Nutzerfinanzierung, beispielsweise über eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut, gesetzt werden. Eine feste Zuweisung von Mitteln an Investitionsfördergesellschaften könne die Infrastrukturausgaben verstetigen und für Planungssicherheit sorgen.
Die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs mit einem Wechsel auf emissionsarme Antriebstechnologien sei der zentrale Hebel zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs insgesamt. Der Güterverkehr sei für acht Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich, davon entfielen 98 Prozent auf den Straßengüterverkehr. Zwar würden durch das novellierte Klimaschutzgesetz die Sektorziele für den Verkehr an Bedeutung verlieren, dennoch müsse Deutschland im Verkehrs- und Gebäudesektor aufgrund der europäischen Lastenteilungsverordnung bis zum Jahr 2030 verpflichtende Emissionsreduktionsziele erfüllen.
Sepp meint
Thorsten – genau Leute, wie Joshi denken in Legislaturperioden – frag da nicht nach der Zukunft, da kommt dann: „wir haben alle keine Glaskugel“
alupo meint
„Wirtschafts-Sachverständige raten zu Fokus auf Batterie-Lkw“
Schön dass sich der Unfug über H2-LKWs langsam herumspricht. Es hat lange gedauert, viel zu lange und so etwas kostet leider viel Geld.
Mark Müller meint
LCEV-LKW und -Busse boomen dieses Jahr. Sie haben 2- bis 3-stellige Zuwachsraten. Auf das ganze Jahr werden es ein paar tausend LKW und über 5’000 Busse sein. Da geht was.
Klar ist ein FCEV-LKW etwas komplizierter als ein BEV-LKW. Eine Elektroachse und eine Batterie – beide eingekauft – zusammenschliessen kann halt wirklich jeder. Kommen noch ein FC-Paket und Tanks dazu, wird es etwas komplizierter. Aber immer noch einfacher als ein Diesler.
Nostradamus meint
Batteriebetriebene Langstrecken-LKWs – völlig falsche Richtung!
Andi EE meint
„Für die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sollte stärker auf eine Nutzerfinanzierung, beispielsweise über eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut, gesetzt werden.“
Wo ist der Unterschied zu einer Verteuerung von Benzin und Diesel? Wenn es fahrleistungsabhängig ist, kann ich auch den Spritpreis erhöhen. Das Problem ist, dass man dem Volk, was heute absolut beratungsresistent, verweichlicht / einfach nicht mehr bereit ist, unbequeme Wahrheiten hinzunehmen, nicht vermitteln kann.
Folge sind diese Waschlappen-Politiker die es dem Volk in allen Lebenslagen rechtmachen wollen. Ja, Politiker müssen im Sinne des Volkes agieren, heisst aber nicht, dass man die Zukunft ausblenden darf und auch proaktiv (sorry wegen Wort), zukünftigen Schaden abwenden muss … auch wenn es eine Umverteilung erfordert. Fossil teurer /elektrisch günstiger, nach diesem unverrückbaren Grundsatz muss man die Politik agieren.
Immer nur nach kurzfristigem Applaus die Politik ausrichten, ist langfristig nicht nur kontraproduktiv, nein es setzt durchgängig falsche Anreize. Falsche Anreize befördert Dummköpfe in eine argumentativ starke Position. Leider muss ich das auch hier immer wieder festellen. Es ist wahnsinnig wichtig, dass man diesen Schwachsinn in der Politik / Presse / Volk nicht bestätigt.
Yoshi meint
Das verweichlichte waschlappige Volk kann sich vielleicht auf absehbare Zeit kein neues Auto, nicht mal ne gebrauchte Zoe leisten und ist am Monatsende jetzt schon blank. Sprit verteuern ohne den ÖPNV massiv auszubauen heißt diesen Leuten die Mobilität nehmen.
„Wenn sie kein Brot haben sollen sie doch Kuchen essen“, und dann ein langes Gesicht machen wenn der nächste Kanzler Merz heißt.
Torsten meint
Und was wäre Ihrer Meinung nach die Alternative? Einfach weiter so?
Sepp meint
Thorsten – genau Leute, wie Joshi denken in Legislaturperioden – frag da nicht nach der Zukunft, da kommt dann: „wir haben alle keine Glaskugel“
Powerwall Thorsten meint
„Die Verkehrsinfrastruktur ist in einem desolaten Zustand“
Das ist ja schon einmal eine wichtige aber vor allem richtige Erkenntnis.
Wann kommt diese wohl bei unserem Verkehrsminister an?
„Für die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sollte stärker auf eine Nutzerfinanzierung, beispielsweise über eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut, gesetzt werden“
Das im Volksmund auch als „Verursacherprinzip“ bekannte Verfahren zur Gebührenerhebung setzt sich gerade in Kalifornien durch – dort soll jeder BEV Fahrer wohl künftig 0,3 – 0,4 Cent? je Meile als Nutzerabgabe bezahlen.
Die Idee ist ja zuerst einmal gut – irgendwoher müssen die Milliarden für den Ausbau und vor allem den Erhalt ja kommen.
Mann sollte aber zum Beispiel das Fahrzeuggewicht – welches ja unmittelbar Einfluss auf die „Abnutzung“ der Straßen/Brücken hat über einen gewissen Faktor mit in die „Nurzungsabgabe“ einfließen lassen.
Eine solche Datenerhebung für diese richtige Nutzungsabgabe“ wird mit der DSGVO in Deutschland aber sicher ein Spaß.
Powerwall Thorsten meint
Wahrscheinlich muß die Zahl 3 – 4 Cent heißen, damit bei 15000 Meilen auch 450$ – 600$ rausspringen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„…. sollten öffentliche Flächen für Schnellladepunkte entlang der Autobahnen „zügig und unbürokratisch“ bereitgestellt werden.“
Wie soll das Verkehrsminister Wissing in seiner ganz eigenen VDA-FDP-Blase überhaupt hören, geschweige denn umsetzen.
Kasch meint
Was soll irgend ein Politiker in Berlin oder Brüssel tun ? Man lässt freie Markwirtschaft kompetent wirtschaften, oder man lässt es. Heute hätten wir noch kein flächendeckendes Tankstellennetz, wenn nicht Ölmultis, sondern Politiker dies in absolut inkompetente Hände genommen hätten. Planwirtschaft führt immer zum Ende der Wirtschaft, seit Jahrhunderten auf der Welt zu beobachten. Kleines Beispiel gefällig ? Natürlich stelle ich meine Ladesäulen ausser Betrieb, sobald die einmalige Förderung schon Jahre zurück liegt. Statt dessen stelle ich andern Ortes neue auf, für die ich erneut einmalig Fördergelder erhalte . Der Verkauf von Ladestrom alleine dürfte in Deutschland selbst für Tesla nicht wirtschaftlich sein, ist aber als Service fürs Hauptgeschäft verschmerzbar.
David meint
Tja, das ist ja alles richtig. Nur ist der Preis aktuell nicht konkurrenzfähig. Das ist die Schwierigkeit. Nicht etwa das Ladenetz, denn 80 % der Fahrten werden gemacht, ohne dass man mit heutiger Technik nachladen muss. Bei den Kleintransportern rechnet es sich eher, da wird es sich auch eher durchsetzen. Insgesamt braucht man Geduld, ich freue mich immer, wenn ich von amazon einen Rivian-Transporter bei uns ausliefern sehe.
Future meint
Das geht mir ähnlich. Amazon ist da Vorreiter und macht das sehr gut. Wenn ich meinen DHL-Lieferanten darauf anspreche, wann er endlich mal mit dem Elektrotransporter in der Stadt ausliefert, dann wird er immer ganz unfreundlich. Das muss jetzt schneller gehen – auf der letzten Meile braucht es keine Diesel mehr.
Ossisailor meint
DHL hat in D über 20.000 Elektro-Transporter rumfahren. Die haben die sogar selbst gebaut.
David meint
Ja, aber verrückterweise fahren die in Dörfern, wo die Reichweite eine Schwierigkeit sein kann und nicht in urbanen Regionen, weil sie nicht genug Stauraum haben. Eine absolute Fehlplanung vom Pleite-Professor. Immerhin sehe ich jetzt auch erste elektrische Transit. Das ist wenigstens ein Auto!
Flaschenpost gibt sich auch gerade Mühe elektrisch zu werden. Neulich flüsterte sich ein elektrischer Mercedes von denen zu mir. Picnic ist schon vollständig elektrisch, aber da habe ich echt Angst um die Wägelchen und ihre Fahrer, wenn die mit 55 km/h über die Landstraße fahren. Und das müssen die.
Steffen meint
Bei mir kommt die DHL meistens mit Elektrotransporter. Höre ich dann immer an der quietschenden Bremse. ;-)
Aber scheint auch auf dem Land zu gehen…
Ben meint
„Nur ist der Preis aktuell nicht konkurrenzfähig“
Warum nicht obwohl der Bund 70%des Kaufpreis übernimmt und somit bei exakt den gleichen Anschaffungskosten landet ?
David meint
Es sind bis zu 80%. Aber die Sache ist nicht so einfach.
Wenn du einen Gartenbaubetrieb besitzt und deinen einzigen Lastwagen, der 30 Jahre alt ist, ersetzen möchtest und das als Hobby betreibst, das Auto und seinen Aufbau auszuwählen, die Ladestation zu planen, die Anträge zu stellen und dann die großen Verzögerungen bei Auslieferung und die Schwierigkeiten bei der Ausrüstung für den Einsatzzweck mit Nonchallance wegsteckst und solange den alten LKW fährst, den erst verkaufst, wenn alles up-and-running ist, dann kann man das machen und es rechnet sich. Solche Unternehmer machen das auch.
Wenn du aber ausliefern musst und deine Flotte muss absolut zuverlässig sein und du kannst nicht zwei Raten gleichzeitig für zehn Wagen zahlen und ebenso nicht ein paar Monate ohne Fahrzeuge sein, dann ist es nicht möglich, heute umzusteigen. Die Verfügbarkeit und Liefertreue bei Fahrzeugen ist katastrophal. Viele Aufbauten sind noch nie auf einem Elektro LKW gewesen. Da gibt es so einige Schwierigkeiten und entsprechende Verzögerungen, wenn nicht Umdisponierungen, wenn du der erste mit diesem Chassis und einem seitlichem Kran oder einem Kühlkoffer bist.
Große Konzerne könnten das besser steuern, in dem sie ein flexibles Leasingende durch ihr Abnahmevolumen vereinbaren und eine Projektgruppe zur Realisierung einrichten. Dem steht aber entgegen, dass die Maximalfördersumme 15 Millionen sind.