Mercedes-Benz will einen großen Teil seiner Investitionen in diesem Jahr in den Standort Deutschland stecken. „Am meisten investieren wir in Deutschland“, sagte Vorstandschef Ola Källenius in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er äußerte sich dabei auch in seiner Funktion als Präsident des europäischen Autoindustrieverbands ACEA.
Mercedes werde „alles tun, um ein starker Motor für den deutschen Wirtschaftsstandort zu sein“, so der CEO. Weltweit investiere der Automobilkonzern dieses Jahr 14 Milliarden Euro – „einen Großteil davon in Europa und den Großteil davon wiederum in Deutschland“.
Angesprochen auf die bisherigen EU-Pläne für ein faktisches Verbrennerverbot ab dem Jahr 2035, sagte Källenius: „Wir wollen keine 180-Grad-Kehrwende, es gibt kein Zurück mehr zur alten Autowelt. Null Emissionen – das ist die Zukunft des Autoverkehrs.“ Die EU wolle bis 2050 klimaneutral werden und dieses Ziel unterstütze man voll und ganz. „Aber um den Autoverkehr klimaneutral zu machen, brauchen wir eine intelligente Flexibilisierung der bisherigen Pläne.“
CO2-Vermeidung sei unerlässlich, „aber wir müssen sie verbinden mit der Sicherung der wirtschaftlichen Stärke und der Arbeitsplätze in Europa“, so der Mercedes-Boss. Zudem seien verlässliche Lieferketten wichtig, die Vermeidung übermäßiger Abhängigkeiten auf dem Weg zum klimaneutralen Autoverkehr.
EU-Pläne „eindimensional“
Die bisherigen Pläne der EU findet der Topmanager „eindimensional“, der Systemwechsel im Autoverkehr sei jedoch multidimensional. Hier lohne sich ein Blick nach China, wo der Übergang zum Elektroauto derzeit am besten funktioniere. Die Chinesen setzten gerade nicht „auf drakonische Strafen, sondern auf Flexibilität und intelligente marktwirtschaftliche Anreize“.
Bei der eigentlich für 2025 geplanten Absenkung der zulässigen CO2-Emissionen ihrer Autoflotte haben die Hersteller kürzlich einen Aufschub von der EU erhalten. Die Vorgaben müssten weiter erfüllt werden, allerdings jetzt in einem Drei-Jahresdurchschnitt, betonte Källenius. Das System sei gerecht, denn es sehe vor, dass Hersteller, die diese Vorgaben übererfüllen, daraus handelbare Emissionsrechte, sogenannte Carbon Credits, generieren können. Diese könnten diese an andere Hersteller weiterverkaufen und so Extraeinnahmen erzielen.
Wettbewerber BMW ist erfolgreicher und verkauft mehr E-Autos als Mercedes. „Die meisten unserer Elektroautos sind derzeit in der Oberklasse angesiedelt und in diesem Segment verkauft kein Wettbewerber so viele Elektrofahrzeuge wie wir“, erwiderte Källenius. Allerdings seien die absoluten Verkaufszahlen elektrischer Oberklasseautos heute noch deutlich niedriger, als das vor fünf Jahren erwartet worden sei.
Die meisten Elektroautos würden heute in der Mittelklasse verkauft, erklärte der Mercedes-Chef. „Wir starten jetzt durch in der elektrischen Mittelklasse. Nächstes Jahr bringen wir mit dem GLC unser meistverkauftes Auto erstmals vollelektrisch auf den Markt. Ein tolles Auto. Wir wollen stark wachsen und viel mehr Elektroautos verkaufen als heute.“ Dazu gehöre auch der neue, vorrangig als Elektroauto konzipierte CLA – hier verzeichne man schon einen sehr guten Auftragseingang.
Steffen meint
Nee, die Chinesen setzen nicht auf diakonische Strafen, sondern auf Verbote. In der Stadt kriegste eben keinen Verbrenner mehr zugelassen. Das ist ja eigentlich noch härter als Strafen. Das sollte bei uns mal einer versuchen…
Future meint
Eine Zulassungsbeschränkung ist doch kein Verbot. Das ist eine gute Methode, um weniger Autos in der Stadt zu haben. Elektroautos werden dabei etwas schneller zugelassen als Verbrenner. China hat das sehr klug gelöst. So sollte man das in Deutschland auch machen. Dann klappt das auch ganz schnell mit den Elektroautos.
Mary Schmitt meint
Das Thema ist in anderer Form in Bearbeitung. Anwohnerparkausweise werden immer teurer. Es ist ja auch nicht einzusehen, dass 10 qm Parkfläche in einer guten Wohnlage in München, Hamburg, Berlin, wo der Quadratmeter bei 25€ Miete ist, nicht auch 250€ im Monat kosten. Denn der öffentliche Raum wird ja privat genutzt, wenn da ein Auto steht. Sollte es zu viele Autos für zu wenig Raum geben, dann wird man zusätzlich den Hebel lokal emissionsfrei nutzen.
Dieseldieter meint
Zum Glück kostet die Nutzung öffentlichen Raum nichts. Sonst müsste ja konsequent auch das Lastenrad besteuert werden, da es so viel Platz wie 3 Fußgänger benötigt.
Bei 2qm also laut deinem Vorschlag 50€/Monat fürs abstellen auf dem Gehweg oder fürs Fahren darauf. Zu Fuß gehen dann 25€, Kinderwagen schieben 25€ zusätzlich.
Mary Schmitt meint
Wege und Straßen sind zur Nutzung gebaut und die korrekte Nutzung ist begehen und befahren. Man könnte dafür eine Maut nehmen. Macht man aber meistens nicht. Raum besetzen, also z.B. Stühle und Tische eines Cafes auf dem Bürgersteig hat schon immer Geld gekostet, Miete quasi. So ist das mit Parkplätzen zunehmend auch. Den Gedanken gibt es lange, dass Parken im öffentlichem Raum Geld kosten muss. Und die Preise ziehen ja auch schon an.
Ein Lastenrad ist ein ähnliches Problem. Wie auch Leihscooter. Städte überlegen sich gerade, wie sie das regeln und der Trend geht dazu, mit Geld fürs Parken zu belegen und stärker zu reglementieren, was man als schädlich ansieht. Bei den Lastenrädern löst sich das gerade von alleine, da geht der Trend weg vom klassischen Layout zu etwas, was wie ein Klapprad mit verlängertem Hinterteil aussieht und nur noch den Verkehrsraum eines normalen Fahrrades beansprucht.
Dieseldieter meint
Laut StVO ist die korrekte Nutzung auch darauf parken. Ob dir das passt oder nicht, das Gesetz sieht parken im öffentlichen Raum genauso vor wie Radfahren.
Dieseldieter meint
Genau👍🏻 zusätzlich gibt’s eine Vielzahl extrem günstiger Modelle auf dem chinesischen mart. Damit zusammen schaffen sie einen grandiosen Anteil von 30% Elektroautos bei den Neuzulassungen. Jetzt noch Sprit rauf auf 3,50€/Liter, dann schafft man vielleicht sogar 35%.
Gernot meint
In China setzen viele Hersteller kompromisslos auf Elektroautos und fluten den Markt mit attraktiven Modellen. Genau das macht Mercedes unter Källenius nicht. Unter Källenius wurde auch der nagelneue Hoffnungsträger CLA nicht als reines Elektroauto aufgesetzt, sondern auf einer kompromissbehafteten Mischplattform, damit man auch CLA-Verbrenner bauen kann.
Und in der vollelektrischen Oberklasse bleiben die Verkäufe hinter den Erwartungen zurück, weil die EQE- und EQS-Modelle unter der Führung von Källenius völlig an den Wünschen der Kunden vorbeigebaut wurden. Die sind unverkäuflich. Technisch sind diese Autos beeindruckend gut, sehr effizient, aber das rundgelutschte Design mit vielen unfassbar minderwertigen Detaillösungen bietet nicht das Prestige und den Status, den jemand erwartet, der 80.000-120.000 für ein Auto ausgibt. Ob das Auto besonders effizient ist und dadurch 3 Euro Stromkosten im Monat spart, interessiert in der Zielgruppe niemanden. Der EQS sollte die vollelektrische S-Klasse von Mercedes sein. Wenn Mercedes nun entschieden hat, dass sie eine richtige vollelektrische S-Klasse bauen, dann ist das das Eingeständnis, dass das Design des EQS völlig vergeigt wurde. Weil technisch wird man bei einer vollelektrischen S-Klasse nicht viel anders machen.
Aus meiner Sicht aus Källenius der unfähigste CEO, den Mercedes in seiner langen Geschichte hatte. Die Abspaltung der Trucksparte war ein strategischer Fehler. Für Smart zu 100,0% auf China zu setzen, war ein strategischer Fehler. EQS und EQE waren ein einziger strategischer Fehler. Den CLA, den man bis in die 2030er Jahre hinein verkaufen will, auf eine Mischplattform zu setzen, war ein strategischer Fehler. Weil Källenius gar nichts kann, verkündet er alle 6-12 Monate strategische 180°-Wenden.
David meint
BMW gegen Mercedes, das alte Duell, jetzt neu im Elektrozeitalter. Es wird mit Hightech ausgetragen.
Future meint
Und wo bleibt VW?
Beim Lowtech.
David meint
Das darf ich nich schreiben.
MrBlueEyes meint
Bin auf den GLC gespannt… der wird sich gegen den iX3 wahrscheinlich warm anziehen dürfen…
Envision meint
Jup, der CLA holt mich schon mal Design mäßig gar nicht ab, der praktische GLC gegen iX3 wird spannend, FSM gegen PSM mit 2 Gang, beide mit SiCa Leistungselektronik, dürfte deutlichen Generations Sprung machen.
Der iX3 50 bei Testfahrt laut Reporter mit 84% SoC 610 km Restreichweite anzeigt ist auf jeden Fall mal Wort, normal tragen die auch nicht dick auf, angeblich deutlich über 700km WLTP – im SUV – scheinen da realistisch.
M. meint
Das Interessante an den 610 km @ 84% ist ja, dass das ein Realwert ist – nix WLTP. Vermutlich keine Autobahnhatz, aber ansonsten problemlos erreichbar. Im üblichen 10-80 Ladefenster wären das 508 km, auf der Autobahnbei 130 km/h jederzeit 350 bis 400 km – 10-80%, nicht 0-100. Das ist schon ein Wort.
Ich bin echt mal gespannt, was die ersten Tests ergeben werden. Das Testfahrzeug ist ja noch getarnt und hat „Verschleierungsteile“ unter der Tarnfolie, die schlecht sind für die Aerodynamik – es könnte also sogar noch etwas Reichweite hinzu kommen. Schon krass für einen solchen Brocken, wenn sich das bewahrheitet.
Daniel meint
Alltagstaugliche Autos mit alltagstauglichen Abmaßen und bezahlbaren Preisen wären beim Wachsen mit Sicherheit hilfreich.
Andre meint
Bezahlbar wird bei Mercedes mit einem gehörigen Offset nach oben definiert.
War so, ist so und wird auch so bleiben, es ist ein Teil von Brand-DNA.
M. meint
Die sagten ja nicht, dass sie im Kleinwagensegment wachsen wollen.
Es kauft nicht jeder Kleinwagen.
Wobei ich zugebe: es hätte mir gefallen, wenn Smart weiterhin smarte Autos bauen würde.
F. K. Fast meint
Mercedes hat sich aus den bezahlbaren Preisregionen freiwillig verabschiedet. Na dann bekommen’s halt nicht mein Geld.
LOL meint
ja ich will auch noch wachsen, realistisch ist aber eher, dass man im Alter kleiner wird
Gerry meint
Späte Erkenntnis bei Mercedes 🙄.
Aber besser spät als nie…