Das Joint Venture Milence von Daimler Truck, der zu Volkswagen gehörenden Traton Group sowie der Volvo Group widmet sich dem Aufbau und Betrieb von Hochleistungs-Ladestationen für E-Lkw in Europa. In einem Whitepaper des Unternehmens heißt es, dass die heutige Infrastruktur den aktuellen Bestand begleiten könne, aber ein schneller und strategischer Ausbau unerlässlich sei, um eine breite Einführung bis 2030 zu ermöglichen.
Das Papier mit dem Titel „The readiness of public charging infrastructure for electric long-haul trucks“ biete die bislang umfassendste Analyse der bestehenden Ladeinfrastruktur aus der Perspektive eines Ladeparkbetreibers, so Milence. Es decke 14 europäische Länder ab, zeige den aktuellen Stand auf, bewerte die kurzfristige Einsatzfähigkeit und skizziere einen „Korridor-First-Ansatz“ zur Erreichung der Klimaziele 2030 sowie zur Unterstützung der breiten Elektrifizierung des Langstreckenverkehrs.
Die Analyse zeigt laut den Autoren, dass die derzeit knapp 1.100 öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Lkw zwischen 6.000 und 20.000 elektrische Langstrecken-Lkw versorgen können. Das seien deutlich mehr als die aktuell rund 5.100 zugelassenen (N3-Typ) Langstrecken-E-Lkw auf Europas Straßen. Dies unterstreiche die Bereitschaft für den Markthochlauf. Gleichzeitig weist die Studie aber auf die ungleiche Verteilung hin und betont, dass das zukünftige Wachstum gezielte, wirkungsstarke Investitionen erfordert, insbesondere entlang stark benutzter TEN-T-Korridore.
Mit über 180 Ladepunkten an 25 Standorten in acht Ländern treibe man den Aufbau eines zuverlässigen, skalierbaren europäischen Netzwerks an, so Milence. „Die Strategie: dem Markthochlauf voraus zu sein und sich auf die wichtigsten Güterkorridore des Kontinents zu konzentrieren, dort, wo die Nachfrage zuerst entsteht und die Elektrifizierung den größten Effekt erzielt.“
„Ausbau im Gleichschritt mit Marktentwicklung“
Mit Blick auf 2030 prognostiziert das Whitepaper rund 183.000 elektrische Langstrecken-Lkw in den 14 untersuchten Ländern – ein erheblicher Anteil der insgesamt erwarteten 324.000 batterieelektrischen Lkw in Europa. Um deren Ladebedarf zu decken, muss laut den Analysten das heutige Netz nahezu verzehnfacht werden: von rund 1.100 auf geschätzte 8.500 bis 14.000 Hochleistungsladepunkte. Diese Zahl basiert auf der Annahme, dass 30 bis 40 Prozent des Ladebedarfs über öffentliche Infrastruktur gedeckt werden, die Ladepunkte eine Energieauslastung von 20 Prozent erreichen und bis zu 50 Prozent des öffentlichen Ladens über das Megawatt-Ladesystem (MCS) erfolgt.
„Die Analyse erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit hinsichtlich geografischer Abdeckung oder aller Nutzungsszenarien im Betrieb. Sie erkennt an, dass ein vollständig flächendeckendes Netz mit höheren Ladepunktzahlen – wie in anderen Studien benannt – erhebliche öffentliche Unterstützung erfordert“, so die Studienautoren. Klar sei: „MCS-Laden bietet erhebliche betriebliche Vorteile durch geringeren Flächenbedarf pro gelieferter MWh und kürzere Ladezeiten. Aus diesem Grund wird Milence im Rahmen der Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF) mindestens 284 MCS-Ladepunkte an 71 Standorten in zehn EU-Mitgliedstaaten errichten und so den Übergang zu einem emissionsfreien Güterverkehr beschleunigen. “
„Handlungsbedarf zur Schließung kritischer Lücken“
Auch wenn die heutige Infrastruktur den frühen Markthochlauf unterstütze, sei sie nicht ausreichend für die breite Einführung, heißt es weiter. Das Whitepaper ruft daher zu koordiniertem Handeln auf, um das Momentum aufrechtzuerhalten und bestehende strukturelle Hürden zu überwinden:
- Strategische Korridore priorisieren: Genehmigungsverfahren und Netzanschlüsse für fortgeschrittene e-HDV-Projekte beschleunigen, insbesondere für Projekte mit AFIF-Förderung und im Einklang mit der Clean Transport Korridor Initiative.
- Finanzierungsinstrumente stärken: Einführung eines EU-gestützten Garantieprogramms zur Risikominimierung von Krediten und zur Mobilisierung privater Investitionen in Infrastruktur mit hoher Wirkung.
- Total Cost of Ownership (TCO) senken: Mautbefreiungen, Steueranreize und Finanzierungsmodelle für Fahrzeuge ausbauen – flankiert durch gezielte Maßnahmen im Rahmen des Automotive Action Plan.
„Europa hat echte Fortschritte gemacht, und öffentliche Ladeinfrastruktur ermöglicht bereits heute die frühe Nutzung von E-Lkws. Doch ein klarer Hochlauf ist erforderlich. Unser neues Whitepaper zeigt einen realistischen und wirtschaftlich tragfähigen Ausbaupfad auf“, sagt Anja van Niersen, CEO von Milence.
„Unsere Botschaft ist eindeutig: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss schneller werden, um der Flottennachfrage rechtzeitig gerecht zu werden. Für Ladeparkbetreiber und Investoren ist die wachsende Fahrzeugnutzung das zentrale Signal für langfristige Investitionen. Deshalb ist koordiniertes Handeln, insbesondere in den kommenden zwei Jahren, entscheidend, um die Clean Transport Corridor Initiative umzusetzen und sowohl den Fahrzeughochlauf als auch die Infrastruktur zu stabilisieren. Industrie und Politik müssen jetzt gemeinsam handeln, um das Momentum in messbaren Fortschritt zu verwandeln.“

Sebastian meint
Die wird wieder mal unterschwellig nach dem Staat geheult, wie immer.
Nachverkehr:
Das Groß an LKWs kommt mit so einem ollen 350 kW HPC gut über die Runden, Depot Schnarchladen mit 50 bis 70 kW über Nacht sollte mehr als genügend sein und wird die Netze nicht übermäßig belasten. Die tausende LKWs von Aldi, Rewe, Kaufland kannst während der Auflieger geladen wird, an einem nebenstehenden HPC zugeladen werden. Die Technik ist bereits vollständig und im Baukastensystem vorhanden. Solche Trucks werden eigentlich niemals irgendwo öffentlich laden müssen.
Fernverkehr:
Auf Autohöfen macht man in irgendeiner Ecke einen extra Bereich mit Durch-Fahr-Ladeäulen im Bereich 350 bis 500kW und auch hier Schnarchlader (50 bis 70kW) für Trucker die über Nacht laden.
Und dann kommt noch das Problem dazu, wo zukünftig die ganzen Kastenwagen laden sollen. Wenn ich sehe, wie die HPCs verbaut sind – eigentlich KOMPLETT ALLE bisherigen, kommt hier ein großer fail auf uns zu.
So ein Elektro Ducato von Fiat ist über 6 Meter lang, hat den Ladeport an der Fahrertür, wenn ich den laden möchte, muss ich weit rechts am HPC parken, damit ich überhaupt die Türe aufbekomme und hinten guck ordentlich Fahrzeuglänge in den Fahrbereich…
Michael S. meint
Es ist auf jeden Fall richtig, den Straßengüterverkehr zu elektrifizieren und ich finde es auch richtig, dass die Preisgestaltung so ist, dass E-Trucks günstiger sind bei den TCO. Allerdings finde ich es schwierig, wenn die Subventionen das ganze Geschäft so verzerren, dass der ressourcenschonende Schienentransport konkurrenzlos teuer wird.
Kann man denn nicht das Mautsystem so gestalten, dass die Verbrenner die elektrischen Fahrten mit zahlen müssen? Dann hätte man einen noch viel stärkeren Anreiz, umzusteigen. Aber es ist wie so oft, man will es sich ja mit niemandem verscherzen, bloß nirgends anecken…
Mary Schmitt meint
Die Schiene, das Luftschiff und der Solarkahn. Visionen von Grünen Wirrköpfen. Wenn es wirklich nicht weißt, mach dich doch mal bitte zur Not per KI schlau, wie viel Jahre und welche Summen es kostet, den Frachtanteil in Deutschland von 19 auf nur 25% zu steigern.
Ich sage es dir: Man benötigt vollständige politische Deckung aller Koalitionen in allen Bundesländern, 15 Jahre und 150 Milliarden, wenn alles ohne Widersprüche und Gerichtsverfahren abläuft, was nicht zu erwarten ist.
Damit dürfte klar sein, es kann nur der LKW Verkehr sein und der muss elektrisch werden. Da muss investiert und zumindest die Struktur subventioniert werden.
Duesendaniel meint
In der Schweiz leben und regieren also alles ‚grüne Wirrköpfe‘?
Christian meint
In der Schweiz wird koalitions- oder wahlperiodenübergreifend gehandelt, weil es vernünftig und notwendig ist bei langfristigen Entwicklungen wie Alterung der Bevölkerung. Das ist in Deutschland nicht möglich, wir diskutieren lieber jedes Jahr wochenlang die Höhe und Finanzierung von irgendwas neu, zB das Deutschlandticket. So kommt man nicht weiter.
Jörg2 meint
Für Vertreter des dieselbasierten Produktes „Auto“ ist schienenbasierter Frachtverkehr auf elektrisierten Strecken Teufelszeug.
Mangel sinnvoller Argumente wird einfach gegen Personen Dreck geschmissen.
Bei Marie ein sicheres Zeichen für die Unhaltbarkeit seiner Position.