Das US-amerikanische Elektroauto-Startup Tesla Motors verzichtet bislang auf eigene Werbung. Dank zahlreicher enthusiastischer Fans ist die Marke dennoch seit Monaten in aller Munde. Einen maßgeblichen Anteil an der Popularität der automobilen Newcomer hat auch Serienunternehmer Elon Musk. Der Tesla-Chef sorgt regelmäßig über seinen Twitter-Account für Aufsehen und nimmt immer öfter weltweit Medientermine wahr. Kann Tesla aber auch zukünftig auf eigene, kostspielige Werbekampagnen verzichten?
Printanzeigen, TV- und Radio-Spots sowie landesweite Promo-Events gehören seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire der großen Automarken. In den USA werden die Hersteller General Motors, Ford und FiatChrysler dem Branchendienst Advertising Age zufolge in den Top-10 der Unternehmen mit den höchsten Werbeausgaben geführt. Allein 2014 hat GM dabei laut den Marktforschern von Kantar Media fast 1.7 Milliarden Dollar für Werbung auf dem US-amerikanischen Markt ausgegeben; FiatChrysler leistete sich Werbung für 1.1 Milliarden Dollar und Ford investierte 841 Millionen Dollar. Nicht inbegriffen sind die enormen Ausgaben lokaler Autohändler und -Ketten, die jährliche weitere Millionen in den Werbemarkt pumpen.
Wie lange kann Tesla in dieser hart umkämpften Branche noch seinen eigenen Weg gehen und ohne die gängigen Vertriebsmethoden auskommen? In wenigen Jahren will der Elektroautobauer 500.000 Fahrzeuge pro Jahr absetzen. Dass dieses ehrgeizige Ziel nicht ohne eigene Werbemaßnahmen realisierbar ist, ahnt auch das Tesla-Management. Anfang des Jahres erklärten die Kalifornier zwar: „Es ist uns gelungen, eine erhebliche Medienberichterstattung für unser Unternehmen und unsere Fahrzeuge zu generieren und wir glauben, dass wir das auch weiterhin bewerkstelligen werden.“ Tesla merkte aber auch an: „Um unsere Marke auch zukünftig voranzubringen, könnte es notwendig werden, dass wir unsere Marketingmethoden ändern, was in deutlich höheren Werbekosten münden könnte.“
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird also auch Tesla bald über traditionelle und neue Medien sowie bei werbewirksamen Großveranstaltungen – bspw. wie BMW mit dem i3 beim Super Bowl – seine Produkte bewerben. Spätestens zum Markstart des für 2017/2018 angekündigten Kompakt-Elektroautos für den Massenmarkt Model 3 dürfte Tesla seine Marketingaktivitäten neu aufstellen. Nach jahrelangen Verlusten können mittelfristig nur hohe Absatzzahlen das Bestehen des Elektroauto-Unternehmens sichern.
krit.Geist meint
Interessante & gute Analyse der Situation, danke ! :-)
Tesla könnte auf Werbung verzichtet, das Problem ist aber, dass auch Tesla trotz fortschrittliche Technologien & sehr guten Image, mehr Umsatz generieren muss, um weiter den Markt zu erhöhen & um wieder neues Geld zu haben, für weitere Entwicklung.
Gleichzeitig aber ist Tesla kein typischer Autohersteller, wie bisher, sie haben alternative Wege eröffnet & das Denken umgekrämpelt, das muss bei noch mehr Leuten/Gruppen ankommen & das wird kaum möglich sein nur durch Faceb. & Tweets.
Die großen Teslas müssten sich als Dienstwagen etablieren, die kommenden „Kleinen“ als Erstfahrzeuge im privaten, einschließlich der Powerwalls & das geht durch gut positionierte & sparsame Direkt-Werbung. Ich bin vor Kurzem einen i3 & einen Renaut Zoe gefahren, der Zoe hat mich mehr begeistert, wenn da noch der Preis dazu kommt (ausgenommen dem Batterie – Abo :-( ), ist für mich das Meiste erfüllt, sich den zu holen oder selber Werbung dafür zu machen. Mit Ladestationen in meinem Gebiet, ist die Problematik nicht so stark.
Dr.M. meint
In Basel in der Flughafenhalle stand auch schon ein Model S, aber mehr als ein paar Zettel für die Teilnahme an einem Gewinnspiel für eine Probefahrt gab es nicht.
Aber ich finde es sehr gut und auch sympathisch , dass Tesla das Geld lieber in Autos und Entwicklung steckt und nicht in teure Werbung, Formel 1 Quatsch und irgendwelche „Events“. Denn das muss ja alles von irgendwem bezahlt werden – und abgesehen davon: Tesla braucht das nicht – und würde sich damit auch in den Dunstkreis der konventionellen Hersteller rücken. Was sicher nicht gut wäre.
Lieber Elon Musk per Twitter oder im Interview, als irgendwelche aalglatten PR-Profis, die irgendwas erzählen. Period.
Think -> Leaf -> Tesla owner meint
Noch bei keinem meiner bisherigen Autos (Jaguar, BMW 740, 840, X5, Alfa-Romeo, Mercedes, etc, etc) bin ich derart oft und spontan von Leuten jeglichen Alters und Geschlechts auf meinen S85D angesprochen worden. Ich bin erstaunt, wie viele Menschen dieses Auto zumindest dem Namen nach kennen und oftmals auch recht gut Bescheid darüber wissen. Wir Tesla-Fahrer teilen die Freude auch gerne mit Interessieren, lassen sie allenfalls auch reinsitzen oder gar eine Probefahrt (mit)machen. Dass unter solchen Umständen Tesla noch eine Weile auf Eigenwerbung verzichten kann, versteht sich von selbst.
Und auch die Miesmacher-Medien, die ein Auto, das innert 4 Jahren zu einem Erfolg aufgebaut worden ist, wofür Daimler & Co über 100 Jahre brauchten, tragen letztlich ganz ungewollt zur weiteren Verbreitung des Brands bei.
Martin Leitner meint
Interessant wird, wenn der GM Bolt relativ zeitgleich mit dem Model 3 auf den Markt kommt. Bolt mit massiv Werbung, Model 3 ist hingegen schon jetzt bekannt wie ein bunter Hund.
Mittel- bis Langfristig kann die Autoindustrie ihre Werbebudgets aber praktisch auf Null runterfahren. Mit dem autonomen Fahren werden nur mehr Betuchte ein eigenes Auto besitzen und der Carsharing-Anbieter wählt seine Fahrzeuge weniger nach Werbung sondern nach beinharter Kalkulation aus…
juli meint
Tesla hat sogar schon begonnen „werbe-events“ zu starten, vor kurzem war auf dem Stuttgarter Flughafen eine Werbe Veranstaltung bei der das model s Ausgestellt wurde!
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis! Das dürfte man künftig häufiger sehen, bislang organisieren das wahrscheinlich die Tesla-Stores vor Ort eigenständig.
VG
TL | ecomento.de