Die Stadtverwaltung Norderstedt hat ihren Dienstwagen-Fuhrpark fast vollständig auf Elektroautos umgestellt – und für ihre knapp 400 Mitarbeiter zehn BMW i3 für die Dauer von zwei Jahren geleast. „Diese Verkehrsmittel sind leise und umweltfreundlich. Ihr Einsatz passt ins Grundprinzip der Nachhaltigkeit, dem wir uns in Norderstedt verschrieben haben“, sagte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote bei der symbolischen Entgegennahme der neuen Elektroautos auf dem Rathausmarkt.
„Die bisherigen Dienstfahrzeuge waren zwischen sechs und zehn Jahre alt. Reparaturen standen an, und da kam das Angebot von BMW und dem Bund gerade recht“, sagte der Oberbürgermeister. Da der Autohersteller und auch der Bund den Wechsel zur umweltfreundlichen Mobilität subventionieren, seien die Elektroautos sogar günstiger als die Anschaffung herkömmlicher Autos.
Auswertungen der Fahrtenbücher der bisherigen Dienstwagen hätten zudem gezeigt, dass die durchschnittlichen täglichen Fahrstrecken deutlich unterhalb von 100 Kilometern lagen – ein Klacks für aktuelle Elektroauto-Modelle. Über Nacht werden die Batterien der Norderstedter i3s an den Ladestationen in der Rathausgarage aufgeladen.
„Schließlich wurden hier nicht unerhebliche Steuergelder verwendet“
Allerdings hat der Deal ein kleines Geschmäckle: Wie viel die Stadt für die umweltfreundlichen Autos zahlt, ist bislang geheim: „Wir haben vereinbart, keine Summen zu nennen“, sagten Grote und der Geschäftsführer des beteiligte Autohauses Stadac, Philip Leuchtenberger. Manche Stadtvertreter, wie etwa Sybille Hahn von der SPD, glaubten deshalb, „einen Aprilscherz vor sich zu haben“, wie das Hamburger Abendblatt berichtet.
Denn die Umstellung auf Elektromobilität sei am formal zuständigen Hauptausschuss vorbei entschieden worden. „Gegen die Umstellung des Fuhrparks auf umweltfreundliche Elektroautos haben wir überhaupt nichts, das begrüßen wir ausdrücklich“, sagte Hahn der Zeitung. Aber „was die Entscheidung für die Umstellung und das Leasen der Autos angeht, vermissen wir allerdings die nötige Transparenz. Schließlich wurden hier nicht unerhebliche Steuergelder verwendet.“
Konkrete Zahlen will Oberbürgermeister Grote nun bei der nächsten Sitzung des Hauptausschusses vorlegen. Und dabei die wichtigsten Fragen der SPD-Vertreterin beantworten: Die fragt sich etwa, „was nach Ablauf der zweijährigen Leasing-Verträge passiert? Werden sie verlängert, steigen dann die Kosten? Wie viel Geld hat der Bund zu dem Deal beigesteuert? Und wurde der Auftrag überhaupt ausgeschrieben, um auch anderen Firmen die Möglichkeit zu geben, sich um den Auftrag zu bewerben?“
Ralf K meint
Abgebildet ist ein i3 REx (weil 2 Tankklappen). Das ist aber kein Elektroauto im strengen Sinne. Es wäre mal interessant, welche Variante die Norderstedter denn nun geleast haben (Welche Batteriegröße? Mit/Ohne REx?). Uch dachte ja nach Lesen der Überschrift, das Geschmäckle läge im Range Extender.
Unser Städtchen hier (die Heimat des i3) hat übrigens 50 Stück i3 geleast. :-) Nach Aussage der Verwaltung alle mit REx, der aber kaum benötigt wird.
Wenn das Geschmäckle nur in der Anschaffungsart liegt, sollte das vom i3 getrennt werden. Man kann auch beliebige andere Dinge intransparent beschaffen und es hat nichts mit der Sache an sich zu tun.
BUND NATURSCHUTZ Manfred Millmann meint
Wer den „qualifizierten Nichtsachverstand“ in den Verwaltungen kennt, macht sich Gedanken darueber, wie die Beteiligten die Unbedarftheit des OB zum Nachteil der Steuerzahler genutzt haben.
Marco meint
Ich frage mich, was diese verwaltungstechnischen Details/Probleme/Streitfragen denn jetzt tatsächlich mit Elektromobilität zu tun haben. Diese Fragen hätten sich doch bei Autos jeglicher Antriebsart genau so ergeben bei der Vorgehensweise.
Außerdem ist es – streng genommen – nicht der Fuhrpark, der für Ärger sorgt, sondern die Vorgehensweise bei der Beschaffung der Fahrzeuge.
Ich hatte nach der Überschrift erwartet, dass Probleme im alltäglichen Betrieb der Fahrzeuge aufgetreten sind und diese genannt werden. Ich finde das etwas irreführend…
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis. Unsere ursprüngliche Überschrift war wohl besser, wir haben den Artikel aktualisiert.
VG
TL | ecomento.de
Marco meint
Mmh, ok.
Wie ist das eigentlich üblicherweise? Müssen solche Anschaffungen immer ausgeschrieben werden? Oder ist das nur wegen der Bund-Subvention?
Wie ist das mit der Bund-Subventionen? Ist das speziell zur Förderung der Elektromobilität und kann das jede Gemeinde bekommen? Gibt es da weitere Informationen? Wurde nicht sogar auf ecomento.de schon einmal davon berichtet (ich dachte, so etwas schon einmal gelesen zu haben)?
Deshalb meine konstruktive Kritik: Für solche Fragen wären weiter führende Links sehr hilfreich, falls man darauf nicht unbedingt den Fokus des Artikels legen will. Die große Stärke des WWW ist ja gerade die Möglichkeit, Dinge zu vernetzen durch Links.
ecomento.de meint
Leider nicht unser Kerngebiet, allerdings könnte sich in den Vorgaben für öffentliche Fuhrparks in Bezug auf Elektroautos bald etwas tun:
https://ecomento.de/2016/04/20/bericht-elektroauto-foerderung-ueber-beschaffungsprogramm-kfz-steuer-ladenetz/
Und konstruktive Kritik ist immer willkommen!
VG
TL | ecomento.de