Dass Volkswagen künftig erstmals umfassend auf Elektromobilität setzen will, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Aufgrund von der EU geplanter, vor wenigen Tagen verkündeter strengerer CO2-Vorgaben für die Zeit nach 2021 müssen die Wolfsburger ihre Stromer-Produktion aber wohl noch einmal deutlich aufstocken.
Konzernchef Herbert Diess hat angekündigt, dass Volkswagen über die nächsten fünf Jahre 30 Milliarden Euro in die E-Mobilität investiert. Bislang hatte das Unternehmen damit kalkuliert, 2030 in Europa etwa 1,2 Millionen rein batteriebetriebene Autos verkaufen zu müssen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Um die in dieser Woche von der EU vorgelegte Emissionsminderung von 37,5 Prozent erreichen zu können, müssen Medienberichten zufolge wesentlich mehr E-Autos abgesetzt werden.
Wie das Handelsblatt schreibt, geht Volkswagen angesichts der jüngsten EU-Pläne davon aus, 2030 und in den darauffolgenden Jahren etwa 600.000 Batterie-Elektroautos mehr verkaufen zu müssen. Der Anteil dieser Antriebsart an allen in Europa verkauften Pkw würde dann bei über 40 Prozent liegen. Um das zu schaffen, bräuchte Volkswagen wahrscheinlich mindestens sieben zusätzliche auf dem neuen Elektrobaukasten MEB aufbauenden Modelle.
Um die zusätzlichen Stromer auf den Markt bringen zu können, müsse „mindestens ein weiteres Werk für E-Fahrzeuge hinzukommen“, sagte ein Insider dem Handelsblatt. Bereits beschlossen ist, dass in den Werken in Emden und Hannover nach dem Jahr 2022 fast nur noch Elektrofahrzeuge von den Bändern laufen. Schon vor einem Jahr war der Umbau der VW-Fabrik in Zwickau angekündigt worden.
Diess will Konzernpläne überarbeiten
In einem Interview mit der Bild-Zeitung gab sich der Volkswagen-Chef vor kurzem zuversichtlich, dass auch die neuen CO2-Grenzwerte machbar seien. „Natürlich werden wir das Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen nochmals um 37,5 Prozent zu reduzieren, erreichen können. Mit unserer E-Plattform und der starken Präsenz in China schaffen wir das“, sagte Diess. Da das zuletzt beschlossene Umbauprogramm dafür jedoch nicht ausreicht, müssten die Planungen im kommenden Jahr überarbeitet werden.
Diess warnte in seinem Gespräch mit der Bild davor, dass die Umsetzung der Elektropläne die Automobilbranche vor große Herausforderungen stellt. „Völlig ungeklärt“ sei in diesem Zusammenhang die Erzeugung umweltfreundlichen Stroms sowie die notwendige Lade-Infrastruktur, betonte er. Diess warnte zudem davor, dass der Fokus auf deutlich einfacher als Verbrenner herstellbare Elektroautos zahlreiche Arbeitsplätze kosten könnten. Am Donnerstag berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung über erste Umstrukturierungsmaßnahmen.
Die F.A.Z. habe Einblicke in konkrete Planungen gewonnen: Demnach sollen an den Standorten Emden und Hannover, wo etwa 22.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, über die nächsten Jahre rund 7000 Arbeitsplätze wegfallen – etwa ein Drittel der Stellen. Nach einem im November unterschriebenen Vertrag zur Beschäftigungssicherung soll dies über natürliche Fluktuation und Altersteilzeit erfolgen. Befristet Beschäftigte sollen Verträge bei Porsche und im VW-Werk Kassel angeboten bekommen.
one.second meint
Oh nein, die Aaaaarmen! Dürfen die nicht mehr die Welt zerstören und dabei ihren Laden an die Wand fahren! Oh Gott wie schrecklich!
Jürgen Baumann meint
Lieber Herr Deiss
Ran an die Arbeit. Keine Entschuldigungen mehr. Es gilt jetzt ernst.
Apropos elektrische Energie: ca. 30 % des erzeugten Stroms wird für den sogenannten „Betrieb ohne Nutzen“ regelrecht verbraten. Eine Voll-Elektrifizierung braucht +20%. Man rechne …
Rolf meint
Ich habe meine Zweifel das VW den Technologiewechsel rechtzeitig erreicht. Nicht wegen den Mitarbeitern sondern wegen dem Management und Stakeholter. Diese werden nicht auf die kurzfristigen Bonuszahlungen und Gewinne in Milliardenhöhe verzichten.
VW müsste die gesamte finanzielle Möglichkeit in Entwicklung, neue Produktionslinien und Batterietechnologie in den nächsten 4 Jahren stecken.
Cai meint
erst der ‚CO2 Rucksack‘, jetzt die Arbeitsplätze.
Spaß scheinen sie Herrn Diess ja nicht zu machen, die Elektroautos. Vielleicht sollte er mal eins fahren ;-))
Irgendwie passt da was noch nicht bei dem Laden.
Außerdem mag der Motor ja einfacher sein, dafür hat’s der Akku aber doch in sich, weswegen GF1 3000 Mitarbeiter beschäftigt, mehr als manches Verbrenner – Werk, Tendenz wachsend.
Mit enormen Entwicklungspotential beim Akku. Und dafür braucht man Ingenieure….
alupo meint
Laut den Behörden von Nevada werden in der Gigafactory1 aktuell etwas über 7000 Leute beschäftigt. Der Ausbau gegenüber der ursprünglichen Planung liegt Ende 2018 schon bei gut 100 % (35 GWh Zellkapazität, 50 GWh Akkukapazität, 6500 Mitarbeiter, keine Planfertigung des Antriebsstranges).
Inzwischen ist Tesla weiter und produziert den gesamten Antriebsstrang auch dort, daher das plus bei den Mitarbeitern.
Und die neuere Planung sieht inzwischen 105 GWh bzw. 150 GWh als Kapazität vor. Darauf bezugnehmend liegt die aktuelle Ausbaustufe bei 30 %.
Cai meint
@ alupo: danke für die Info. Also sogar 7000….. und Lieferanten kommen ja auch bei Tesla Antriebsstrang noch dazu.
Dann verstehe ich die Aufregung um die Arbeitsplätze noch weniger … Vielleicht können ja Studien und Manager mal konkreter werden
Daß sich nicht alle Kunden über Veränderungen freuen, verstehe ich, aber die Ingenieure sollten das doch von Natur aus ..
alupo meint
Gerne :-).
was ich noch vergaß zu erwähnen ist, dass Tesla im Februar angefangen hat, das Dach der GF1 mit PV zu bebauen. Das hat dann aber wohl im Rahmen des knappen Cashs in 2018 an Priorität verloren.
Aber das Ziel, die komplette Akkuproduktion bis Ende 2019 komplett aus eigener Stromerzeugung zu versorgen steht noch. Das wäre meines Wissens die erste Akkuproduktion weltweit, die einen 0 gr CO2 Stempel hat.
Und so ein Vorgehen halte ich für deutlich nachhaltiger als das von Audi, nur Kompensationszertifikate für die Produktion in Belgien zu kaufen.
Jensen meint
Die genannten Planzahlen (1.200.000 plus 600.000) empfinde ich als extrem beunruhigend. Im Umkehrschluß würde dies bedeuten -unterstellt man mal kühn, dass der VW Konzern ein Volumenhersteller bleiben und auch im Jahr 2030 gerne ca. 10 Mio. Autos pro Jahr verkaufen will- das weiterhin mehr als 80% des Verkaufs auf Verbrenner fallen soll. Die E-Auto-Zahlen sollten sicher problemlos machbar sein, aber mehr als 8 Mio. Verbrenner halte ich schlicht für unmöglich. Besonders wenn man an die zu vermutende Attraktivität der angekündigten VW-E-Modelle denkt.
Nun, bis dahin ist noch eine Menge Zeit, aber irgendwie auch wieder nicht. Die Planzahlen werden sicher noch öfters korrigiert.
Karla meint
Die Welt braucht noch 2-3 Autos mehr wie die paar Elektroautos welche sich unsere Wohlstandsländer leisten können.
Wenn glaubst die ganze Welt könne sich solche Autos und die Infrastruktur leisten, empfehle ich dir mal die Welt östlich des 14 Längengrades Ost anzuschauen.
Es hat einen Grund dass man davon ausgeht bis 2040 noch Verbrenner bauen zu können für Märkte wo das eben so sein wird.
Die nächsten großen Märkte für deutsche OEMs werden Afrika (sobald die mal florieren) und Südamerika sein, zweiteres schon früher. Das sind Landstriche mit Potential für Wachstum ohne Ende (Wirtschaftswachstum dort mit nachfolgendem Boom), aber wenn in Peru mal durch die Anden gefahren bist, weiß dass dort die ANzahl an Stromleitungen und Ladestationen überschaubar ist.
Jensen meint
@Karla: Niemand hat die These aufgestellt, dass in Zukunft keine Verbrennerfahrzeuge mehr gebaut werden. Es ging im speziellen Fall um den VW-Konzern und die kommunizierten Zahlen, die ich persönlich für beunruhigend halte, unabhängig von der Weltzone. Wie die Aussichten deutscher (Automobil-) Konzerne in Afrika oder Südamerika sind, vermag ich nicht zu sagen. Ich nehme jedenfalls nicht wahr, dass deutsche Konzerne davon reden, dass Afrika und Südamerika in Bälde das nächste „große Ding“ zu werden scheint.
Da scheint man das Heil eher weiter in China zu suchen. Um Afrika und auch Südamerika werden sich sicher auch die Chinesen weiterhin gerne kümmern, so wie sie es auch bei Bodenschätzen und der Infrastruktur ja bereits umfangreich machen. Es bleibt spannend, auch in den Anden.
Howbie meint
gaaaanz einfach Herr Diess:
einige Verbrenner aus dem Programm nehmen und statt derer mehr Elektroautos bauen und in die Verkaufsräume stellen.
…und schon sind Kapazitäten frei…
Die treuen VW-Kunden kaufen diese dann auch…
Vor allem dann, wenn es kein Verbrenner-Pendant mehr im Sortiment gibt…
voila
…und bitte verschont mich mit den „Batterie-Engpässen“…
MiguelS NL meint
Das mit den “Batterien Engpässen” zeigt um so mehr die Inkompetenz der Entscheidungsträger.
Liebe Anleger, setzt nicht auf kurzfristige Ziele, sondern auf nachhaltigere, langfristig ergeben die unterm Strich, möglicher Weise, sogar mehr Gewinn
Schmeisst die Manager rauss und stellt welche ein die den Heft in eigene Hand nehmen, welche die denken wie ein Stratege oder ein Unternehmer und welche die offen sind bzw. keinen falschen Stolz haben. Aber auch welche die nicht nur den Mut haben um Kosten zu senken, sondern auch um euch zu wiedersprechen und etwas entgegen zu setzen.
Frank meint
„Diess warnte zudem davor, dass der Fokus auf deutlich einfacher als Verbrenner herstellbare Elektroautos zahlreiche Arbeitsplätze kosten könnten.“
Nur wenn das Management glaubt, dass Altes und Neues noch lange parallel abgesetzt werden kann. Nutzt man aber den deutlich einfacheren Herstellungsprozess für eine radikale Umstellung in der gesamten Breite des Produktportfolios und produziert rasch in großen Stückzahlen, dann fallen die Arbeitsplätze wohl eher bei jenen Herstellern weg, die das nicht hinkriegen.
VW ist auf einem vergleichsweise gutem Weg. Jetzt müssen sehr bald die Käufer überzeugt werden. Keine leichte Aufgabe nach jahrelangem EV-Bashing.
Swissli meint
Der Arbeitsplatzabbau entspricht in etwa den VW Aussagen, dass sie bei der MEB Plattform rund 1/3 weniger Arbeitsaufwand (Personal) bei der Produktion haben werden.
In den 7000 abgebauten Arbeitsplätzen ist allerdings auch noch die Produktionsverlagerung (ins Ausland) des rückläufigen Passats enthalten.
Die Arbeitsplätze in E-Auto Werken sind jedenfalls viel sicherer als in Verbrenner-Werken, bei denen in naher Zukunft mit einem Abbau/Verlagerung gerechnet werden muss.
Peter W meint
Es wäre aber auch denkbar, dass VW seinen Umsatz steigern kann, wenn in den nächsten 5 Jahren andere Hersteller keine attraktiven BEV an den Markt bringen. Die Elektro-Initiative von VW ist bisher die einzige ernsthafte Anstrengung eines deutschen Herstellers. Toyota plant nichts, bei BMW sind auch keine großen Stückzahlen in der oberen Mittelklasse zu erkennen, Daimler ist noch total im Dornröschenschlaf und auch von Korea kommen nur kleine Stückzahlen. VW hat meiner Einschätzung nach eine gute Chance den E-Markt in Europa für sich zu gewinnen bevor die Chinesen eine ensthafte Konkurenz werden. Arbeitsplätze die im Motorenbau weg fallen könnten eventuell durch einen zusätzlichen Absatz im E-Bereich kompensiert werden.
Man muss aber dann auch bereit sein mehr E-Autos herzustellen als zur Kompensation der CO2-Werte notwendig ist.
Düsentrieb meint
Leider macht VW nur das wozu sie gezwungen werden.
Wenn sie gewollt hätten, hätten sie schon vor Jahren angefangen ernst zu machen und müssten jetzt nicht jammern.
Von einer Fa. die es nicht gerne macht werde ich auch nichts kaufen.
Da kommen mir lieber Autos von Startups ins Haus, die lieben was sie machen und davon überzeugt sind.
MacGyver meint
„Von einer Fa. die es nicht gerne macht werde ich auch nichts kaufen.“
Ein Konzern hat kein Herz oder Gewissen oder sonstige menschliche Eigenschaften die uns die Werbung oder andere manipulative Quellen gerne weiß machen möchten. Es sind Menschen die einzelne gute oder schlechte Entscheidungen treffen. Die gewissenlos, habgierig oder ignorant handeln. Oder eben weitsichtig, integer und ethisch korrekt.
In welche Kategorie würde sich der gemeine Forumsleser einordnen? Natürlich zu 100% in die Gruppe weitsichtig, integer und ethisch korrekt handelnder Personen.
Nein, jeder macht Fehler. Einige machen wir bewusst andere unbewusst und wieder andere weil uns die Situation in der wir uns befinden keine große Wahl lässt. Die Angewohnheit mit dem mahnenden Finger auf andere zu zeigen ist vielleicht nicht unbedingt falsch aber doch eben auch sehr bequem.
Daher meine allgemeine Bitte in diesem Zusammenhang. Bitte hört auf mit dem polemisieren und der unsachlichen Kritik. Auf der Sachebene kann man sich gerne austauschen, streiten und Informationen teilen. Das ist besser und sinnvoller und mein persönlicher Wunsch für das kommende Jahr (dieses Forum betreffend).
Vielen Dank!
Düsentrieb meint
Sorry,
ich habe schon in so einigen Firmen gearbeitet und Produkte entwickelt. Die meisten Kollegen haben Ihre Aufgaben geliebt. Das Management ist aber trotzdem das Aushängeschild der Firmen. Wem das nicht gefällt kann leicht woandershin gehen, was ich mache. Ansonsten sind obige Worte weder polemisch noch unsachlich, sondern einfach meine ehrliche Meinung.
Außerdem bin ich für eine freie Meinungsäußerung und unterstütze die welche es besser machen. Sicher machen alle Fehler, das ist nicht das Thema, aber man sollte daraus lernen vor allem wenn dadurch Menschen, Natur und Tiere in Mitleidenschaft gezogen werden…
hu.ms meint
1 + +++ +++
Pamela meint
„gewissenlos, habgierig oder ignorant handeln“ sind nun aber eben keine „Fehler“, die jeder so mal macht, sondern zeigen eine Grundhaltung, die man im gesamtgesellschaftlichen Interesse nicht nur kritisieren kann sondern auch unbedingt kritisieren sollte.
Und wenn Menschen, die innerhalb eines Systemes dazu genötigt werden „gewissenlos, habgierig oder ignorant“ zu handeln, obwohl sie das nicht wollen, dann ist es nötig, das entsprechende System zu kritisieren.
Man hat es bei VW in der Hand, sich an die Anforderungen anzupassen, die sich zwingend ergeben (schon seit längerem).
Das man von den Unternehmensführern und Großinvestoren erwartet, dass sie dabei „weitsichtig, integer und ethisch korrekt“ handeln, ist keine Polemik.
Mir liegt jeder Hass fern, aber ich bekomme meine kritischen Geist nicht in die Richtung „Ochja, die werden das alles schon richtig machen, was weiß ich schon …“
… und was die machen, geht mich was an und hat auf mein Leben und das meiner Kinder Einfluss –
also Klappe halten is nich, tut mir leid.
toomi meint
—1
JürgenV meint
1+++++
Besser kann es nicht ausdrücken.
Karla meint
„Daher meine allgemeine Bitte in diesem Zusammenhang. Bitte hört auf mit dem polemisieren und der unsachlichen Kritik. Auf der Sachebene kann man sich gerne austauschen, streiten und Informationen teilen. Das ist besser und sinnvoller und mein persönlicher Wunsch für das kommende Jahr (dieses Forum betreffend).
Vielen Dank!“
Volle Unterstützung, vielen Dank. Ich verspreche ihr höre auch sofort damit auf Polemik oder Sarkasmus anzuwenden, wenn dieser Blödsinn hier drin sein Ende findet.
Aber les mal die Kommentare der letzten 3 Tage VW Berichte. Die Zeichen stehen schlecht und zwar immer wegen der selben.
Pamela meint
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toomi meint
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