Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wirft der Großen Koalition ein Versagen bei der Verkehrswende vor. Mit Blick auf das bisherige Vorgehen der Bundesregierung sagte er dem Spiegel: „Die Politik darf nicht in dem Schneckentempo weitermachen.“
Nicht nur die Bundesregierung, „eigentlich die ganze Politik“ müsse sich beim Thema E-Mobilität „etliche Versäumnisse vorwerfen lassen“, so Weil weiter. „Wir sind schnell dabei, ambitionierte Vorgaben zu machen. Doch wie man die erreichen soll, dazu wird dann nicht viel gesagt. Das ist ein Riesenfehler.“
Weil warnte, dass Deutschland in der Mobilitätswende denselben Fehler wie bei der Energiewende mache: „Das Ziel ist richtig – aber es gibt kein Drehbuch“, meinte er. Den Beschluss der EU, den CO2-Ausstoß von Neuwagen bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent zu senken, nannte der SPD-Politiker „klimapolitisch richtig, aber wirtschaftspolitisch nicht zu Ende gedacht“.
Die Bundesrepublik habe bei der E-Mobilität „eine anspruchsvolle Aufholjagd“ vor sich, unterstrich Weil. Das zentrale Hemmnis ist dabei seiner Ansicht nach derzeit nicht die Industrie, sondern die Politik. Bislang hätten die zuständigen Ressorts in Berlin „Klima-Mikado gespielt“. Es sei kaum etwas geschehen – „und am Ende sollte die Umweltministerin trotzdem schöne Klimaschutzzahlen verkünden“.
Die Forderung des Volkswagen-Konzerns, dass die deutsche Branche und Regierung sich künftig auf Batterie-Elektroautos konzentriert, lobte Weil. Es sei „mutig und konsequent, dem reinen Batterieantrieb den Vorzug zu geben“, sagte er. Andere Hersteller wollen bei E-Mobilität weiter auch auf Teilzeit-Stromer setzen – dazu Weil, der auch im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzt: „Hybridautos schleppen immer zwei Technologien mit sich herum.“
Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess hat im März eine Neuordnung der Elektroauto-Förderung in Deutschland vorgeschlagen. Unter anderem sollen kleine Batterie-Modelle – ein Fokus der Wolfsburger – umfangreicher gefordert werden. Weil unterstütze die Idee – dem Spiegel sagte er dazu „Das ist eine wichtige soziale Frage. Wenn Menschen mit kleinem Geldbeutel nicht in der Lage sind, ein kleines und sauberes Fahrzeug zu kaufen, stimmt etwas grundsätzlich nicht.“
bruford meint
„Die Bundesrepublik habe bei der E-Mobilität “eine anspruchsvolle Aufholjagd” vor sich, unterstrich Weil. Das zentrale Hemmnis ist dabei seiner Ansicht nach derzeit nicht die Industrie, sondern die Politik. Bislang hätten die zuständigen Ressorts in Berlin “Klima-Mikado gespielt”. Es sei kaum etwas geschehen – “
Ja ja..
Nur einmal ein schönes Zeitdokument von ‚Frontal21‘ aus 2011 (nicht 2019…).
Da hatte Tesla gerade sein erstes Serienmodell, das Model-S, vorgestellt. Das ist i. e. auch der Zeitraum, in dem man sich auf die Abgasbetrüge „verständigt“ hatte.. Da erkennt man doch direkt die hervorragende Weitsicht und Bescheidenheit dieser Leute und ihrer politischen Gefolgschaft.
Ich plädiere für einen Oscar für M Wissmann, seinerzeit VDA-Präsident. ;-()
Bei ca. 40:40 mal reinschauen reicht…
https://www.youtube.com/watch?v=fWE9xcsnCSQ
(insgesamt in der Retroperspektive auch mehr als amüsant)
MiguelS NL meint
+1, Doku. sehr zu empfehlen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Vielleicht prangt ja später einmal auf dem Grabstein von Herrn Wissmann ein QR-Code in Bronzeguss, mit dem man auf diesen Youtube-Beitrag geleitet wird, damit die Nachwelt erfährt, welche ein Held hier begraben ist.
nilsbär meint
LOL:-)
nilsbär meint
Da möchte ich auch noch das Youtube-Video erwähnen, wo der frühere VW Chef Müller über Tesla herzieht (0:58, ‚Müller Tesla‘ eingeben) und sich voll zum Affen macht. Und die Runde, allein voran Wissmann, lacht blöd dazu. 2 kongeniale Typen:-)
Nils on wheels meint
Ich finde den Ansatz kleine Autos mehr zu fördern nur bedingt richtig. Richtig wäre es auch größere Familientaugliche Fahrzeuge zu fördern, die als Erstfahrzeug dienen und sich dadurch unterscheiden das der Einstiegspreis durch verringerte unnütze Ausstattung niedrig bleibt. Unnütze Ausstattung: Fahrassistenzsysteme und Entertainmentanlagen für mehrere Tausend Euro. Ein gutes DAB Radio sollte es für 350 Euro geben.
Der Sion von Sonomotor ist jedenfalls nicht zu klein und trotzdem nicht überteuert. Außerdem eignet er sich als Familienauto.
Fazit: bitte nicht die reine Fahrzeuglänge als Kriterium für eine Förderung eines Autos für das ganze Volk einführen!
Übrigens sollte man CCS zur Pflicht machen um nicht in Zukunft die Ladesäulen ewig zu blockieren.
Gefördert werden sollte: Basisfahrzeug mit einer Batterie für mindestens 200 km, CCS Anschluss, Sitzheizung, Lenkradheizung, LED Beleuchtung zum Energiesparen. Alle diese Komponenten dürfen nicht in Paketen mit unsinniger Ausstattung kombiniert werden.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Nichts fördern ist richtig.
Warum? Das Geld landet zwar dem Gefühl nach beim Endkunden, aber der Preis der Automobilindustrie richtet sich immer nach der Förderung. Sag mir die Höhe der Förderung, dann sage ich dir den Preis.
Kaufe ich mir anstelle eines Autos z. B. eine Küche, einen PC, eine Waschmaschine, ein Ticket für die Deutsche Bahn erhalte ich keine Förderung; Warum also soll das Auto mit all seinen kritischen Auswirkungen gefördert werden?
Thrawn meint
Da stimme ich zu jedwede Förderung erhöht nur den Preis. Das war z.B. mit der Eigenheimzulage so und ist wieder so mit dem Baukindergeld. Die Firmen wissen, wie viel Förderung die Kundschaft kriegt und schlagen das mal eben auf den Preis drauf.
Unsere Autohersteller schwimmen in Geld. Die letzten Jahre ein Gewinnrekord nach dem anderen. Wenn sie weiter Autos verkaufen wollen, sollen sie auch für die Infrastruktur sorgen, nicht der Steuerzahler.
Mobilfunknetze werden auch von den Betreibern aufgebaut. Wer Mobilfunkservices anbieten möchte, muss auch selbst für die Infrastruktur sorgen und obendrein noch Milliarden Frequenzlizenzen an den Staat zahlen. Wofür eigentlich? Der Staat hat doch Null Aufwand.
Das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen: Das wäre so, wie wenn die Autoindustrie Milliarden an Straßennutzungsgebühren an den Staat zahlen müßte! Dabei kostet der Straßenausbau und -erhalt Milliarden, im Gegensatz zu den Frequenzen …
Johannes Faßbender meint
‚ Wenn Menschen mit kleinem Geldbeutel nicht in der Lage sind, ein kleines und sauberes Auto zu kaufen, stimmt etwas grundsätzlich nicht‘. Stephan Weil, SPD Ministerpräsident.
Genau Hr. Ministerpräsident!
Wie an anderer Stelle von mir bereits kommentiert, muss die seitenlange Aufpreis Liste für alle kleine Helferlein und Infotainment Extras irgendwann einmal zu Ende sein. Der Normalbürger möchte ein sicheres, fahrfertiges BEV kaufen können ohne Schicki Micki Extravaganzen die den Neuwagenpreis nach oben schrauben.
„Wir empfehlen Ihnen die Sportversion, Ihr Wagen lässt dich dann besser verkaufen…!“
Analog zu Franz Beckenbauer, „geht’s ‚raus und spuit’s Fuassboi..“
‚Geht’s ‚raus und baut’s Autos…“
Alter_eg.o meint
Industriepolitik wurde schon immer von „den Konzernen“ bestimmt, mit dem Ziel, mit Verbrennern maximale Gewinne einzufahren. Das hat auch bei VW gepasst, haben sie doch trotz Rücknahme von 50000 Autos und Strafzahlungen immer noch horrende Jahresgewinne geschrieben, was auch Niedersachsen profitabel gefunden hat. Dass „die Politiker“ in den USA und bei uns für volle Kassen gerne Industrieinteressen vertreten ist ein alter Hut, seit die Ölindustrie in den 30er Jahren den ökologisch vorteilhaften Schienenverkehr nieder gemacht hat, damit jeder ein ölbetriebenes Auto anschaffen musste. Ein neueres Beispiel ist die Tötung der E-Mobility vor 20 Jahren (GM EV1) durch das Kartell der „Konzerne“ und mit bester Unterstützung der US-Politik.
Vor allem durch Tesla ist diese alte Masche endgültig widerlegt worden und lässt sich nicht mehr durchhalten, allenfalls ausbremsen, um weitere Verbrenner-Gewinne, notfalls mit zwei Technologien (Hybrid) an Bord zu retten.
VW hat nun in Abwesenheit von den alten abgeräumten CEOs (Clanmitgliedern) einen mutigen Neustart hingelegt, indem man aus dem Kartell der Konzerne ausgestiegen ist. Das ist ein hoch politischer Akt, der im VDA zu dieser Auseinandersetzung geführt hat. Man kann sich den Stunk in den Bank- Öl- und Autokonzernen spektakulär vorstellen.
In der Zeit von Greta Tunberg kann man diesen Vorgang nicht hoch genug einordnen. „Die Politiker“ haben nun das Wort.
Andreas meint
@Alter_eg.o
VW mag den endlich den Anfang im vergilbten Deutschland machen, aber die Zeitachse in der Präsentation von VW ist viel, viel zu lang. Mag es daran liegen, dass jeder sich noch in den Ruhestand retten möchte, oder dass VW die Klimaentwicklung seiner Produktionsplanung anpassen möchte. Es ist keine Zeit mehr, sich Zeiträumen bis 2050 (!) herbeizuträumen.
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wie-viel-co2-kann-deutschland-noch-ausstossen/
Es wurde mindestens 20 Jahre faktisch nichts gemacht, um den CO2-Anstieg in der Atmosphäre zu verringern. Es ist als ob ein Asterioid auf uns zurast. Je näher er kommt, umso schwieriger wird es, ihn ausreichend abzulenken.
Die 31 Jahre, die VW jetzt gerne haben möchte, wären vielleicht im Jahr 2000 möglich gewesen. Jetzt ist es für solch einen „Gleitflug“ (Gewerkschaftswort für den gemächlichen Abbau der Beschäftigten in Steinkohlebergbau) zu spät.
Natürlich hat Greta recht: Diese und die Generation davor hat es verpennt, rechtzeitig umzulenken. Man frönt dem Konsum und der Bequemlichkeit auf Kosten zukünftiger Generationen , denn ein „free lunch“ gab es noch nie.
Peter W meint
Es ist erschreckend, wie sich Politiker drehen und wenden, wenn die Industrie Wünsche hat. Ja, VW handelt richtig und zukunftsorientiert, die Politik hat das bisher aber nicht gefordert. Merkel und Gefolge schieben die notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz immer weiter hinaus, und haben der Energie- und Autoindustrie alle Wünsche zur verwässerung der Vorgaben erfüllt.
Ein SPD-Politiker sollte hier mal die Füße ganz still halten, denn die SPD war maßgeblich am Misslingen der Klimapolitik beteiligt.
Andreas meint
@Peter W:
Leider sind die meisten Politiker in solchen Positionen Speichellecker und Befehlsempfänger, unfähig oder unwillig zur visionären Gestaltung. Gestern noch über Tesla gelacht und Akkus als Sondermüll diskreditiert und heute größter Fanboy der Elektromobilität. Natürlich nicht zu schnell, denn dann sind ja sofort alte Arbeitsplätze weg (und für neue Arbeitsplätze fehlt jede Vorstellung).
1000 Ionen immer weiter... meint
Du glaubst doch nicht wirklich, dass VW das ohne Impuls macht? Der Strategiewechsel ist der Preis für Angelas Deckmantel. VW muss nun für unsere unfähigen politischen Steuerleute das deutsche Fähnchen aus dem Dreck heben und die ahnungslosen Politiker freuen sich über ein neues Klimaretter-Öko-Aushängeschild. Dann gibt’s noch ein paar PR Termine, ein bißchen Technologiesubventionen und fertig ist die Verkehrswende fürs blöde Volk…
Peter W meint
… Du glaubst doch nicht wirklich, dass VW das ohne Impuls macht? …
Nein, das glaube ich nicht. Der Impuls kommt aber von der EU, und diese Impulse hat die deutsche Regierung mit allen denkbaren Kräften behindert. Würde es nach Angela gehen, gäbe es vielleicht eine CO2 Reduktion auf 110 g/km in 2030 geworden. Mehr könnte man der Industrie nicht zumuten. Dann müsste man weitere 10 Jahre lang nichts tun und könnte den deutschen Diesel fördern.
Peter W meint
… „geworden“ bitte streichen
MiguelS NL meint
+1
Selbst diesen noch nicht mal schlagfertigen Impuls haben die Hersteller, wie immer, mit Man und Macht behindert.
Thrawn meint
+1
JürgenV meint
Na endlich spricht mal ein Politiker die Wahrheit aus. Hoffentlich wird der Herr Weil jetzt nicht auch wieder gebastelt, nur weil er bei VW im Aufsichtsrat sitzt.
JürgenV meint
Gebasht nicht gebastelt, sorry
Jörg2 meint
Ist garnicht nötig. Hat er in der Vergangenheit bereits selbst gemacht.
(Alte Interviews: „… Wir brauch den sauberen Diesel …“, „… vor der Elektromobilität muss die Energiewende kommen …“….)
MiguelS NL meint
Ich muss sagen die Führungskräfte auf dem Bild machen einen sehr glücklichen und munteren Eindruck, voller Energie? Ob sie es kaum erwarten in Ansturm gehen zu können.
MiguelS NL meint
?
Peter W meint
Logisch, die verdienen ein Schweinegeld, da wär ich auch zufrieden.
Die erinnern mich an die beiden Raben:
Kurzform: 2 Raben sitzen im Baum, kommt ein Hase; was macht ih da.
Wir sitzen nur da und schauen blöd. Ok, das gefällt mir, setzt sich unter den Baum. Kommt ein Fuchs dazu …
Dann kommt ein Jäger, erschießt Fuchs und Hase und nimmt sie mit …
Sagt der eine Rabe zum Anderen:
Ja so ist das, faul rumsitzen und dlöd schauen funktioniert nur in einer höheren Position.
1000 Ionen immer weiter... meint
1+ für deine philosophische Blutgrätsche…