Die Deutsche Post sucht bereits seit einiger Zeit einen Käufer für ihre E-Mobilitäts-Tochter StreetScooter. Der Logistikkonzern will die produzierten Elektro-Transporter zwar weiter in großer Stückzahl einflotten, sieht sich aber nicht langfristig als Fahrzeughersteller. Nun soll es einen ernsthaften Kaufinteressenten geben.
Günther Schuh, der aktuell das Aachener Elektroauto-Startup e.GO Mobile vorantreibt, ist an StreetScooter interessiert, berichtet das Manager Magazin. Der Professor für Produktionstechnik ist einer der Gründer von StreetScooter und hat die Fahrzeuge entscheidend mitentwickelt. Nach der Übernahme durch die Post im Jahr 2014 gründete Schuh e.GO Mobile, um den Markt für batteriebetriebene Kleinwagen zu erobern.
Insidern zufolge hat Schuh der Post bereits ein Kaufangebot für die StreetScooter-Technik und zwei Produktionsstätten übermittelt, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Schuh wollte sich zu der Angelegenheit zunächst nicht äußern, auch die Post schweigt.
Dass die Post StreetScooter loswerden will, hat Konzernchef Frank Appel bereits mehrfach angedeutet. Für das Image und die Nachhaltigkeits-Offensive der Post ist das Startup zwar von großem Wert, im vergangenen Jahr soll es aber einen Verlust von um die 70 Millionen Euro eingefahren haben. In diesem Jahr geht es zudem mit der Produktion und Zulassung nicht richtig voran, heißt es.
Die Post drückt laut dem Manager Magazin bei StreetScooter derzeit auf die Bremse. Weiterentwicklungen und neue Produkte wie etwa Elektroroller seien zurückgestellt oder verworfen worden. Eine Variante des StreetScooter-Transporters mit Brennstoffzelle, bei der mit Wasserstoff Energie für den E-Antrieb erzeugt wird, soll es allerdings noch geben.
Neuer Chef treibt Verkauf voran
Nach dem Weggang von Achim Kampker im April ist bei StreetScooter keiner der Mitgründer mehr an Bord. Kampker soll zuletzt in eigener Regie Sondierungsgespräche mit dem Zulieferer Schaeffler angestoßen haben, die die Post ausbremste. Anschließend kehrte er auf eigenen Wunsch zurück zu seiner ursprünglichen Tätigkeit als Professor für Maschinenbau an der RWTH Aachen.
Die Zukunft von StreetScooter treibt nun der neue Chef Jörg Sommer voran, der vom US-Startup Chanje, ein Hersteller von Elektro-Vans, abgeworben wurde. Er verfügt mit beruflichen Stationen bei VW, Renault und Daimler über reichlich Erfahrung und Kontakte in der Automobilbranche. Sollte er einen Abnehmer für StreetScooter finden, winke ihm „eine großzügige Exit-Prämie“, will das Manager Magazin erfahren haben.
Die Suche nach einem Käufer für StreetScooter verlief bislang schwierig. Anfang 2017 soll es zwar eine handfeste Absprache mit dem damaligen VW-Chef Matthias Müller gegeben haben, dem Post-Chef waren die 300 bis 400 Millionen Euro für einen 50-Prozent-Anteil damals aber offenbar zu wenig. Günther Schuh soll nun 300 Millionen Euro für 100 Prozent von StreetScooter bieten. Stemmen könnte er dies wie bei e.Go Mobile mit finanzkräftigen Partnern, der Professor und Unternehmer ist in der Automobilbranche und Industrieszene bestens vernetzt.
Auch nach einem Verkauf dürfte die Deutsche Post weiter Tausende StreetScooter in Betrieb nehmen: Mittelfristig sollen alle Briefe und Pakete rein elektrisch zugestellt werden. Dazu sollen nach und nach bis zu 30.000 Fahrzeuge durch gelbe Stromer ersetzt werden.
Christoph meint
Was die Kommentatoren hier so alles wissen – oder nur meinen zu wissen?
Ich denke, es wäre nicht verkehrt, wenn von Seiten e.GO auch mal Stellung zu den aufgeworfenen Fragen genommen würde.
Auch bei instagram wird viel spekuliert – warum liest man auch dort keine Antworten von e.GO ?
nilsbär meint
Das klingt nicht so, als würde Schuh noch 100% hinter dem E.GO stehen. Was ich auch verstehe. Es ist kein Problem, eine Kleinserie von E-Autos zu produzieren, mit Kapitalgebern, zusammengeschnorrten Teilen und in Handarbeit. An einer rentablen Massenfertigung allerdings scheitern derzeit auch die Großen der Branche.
1000 Ionen immer weiter... meint
Er will e. Go und StreetScooter. Das nennt man Produktivitätssteigerung durch Synergien…
Gunnar meint
Produktivitätssteigerung? Soll er den Ego erstmal in Serie bringen.
Ich glaube er weiß, dass der ego ein Ladenhüter wird durch die zunehmende Konkurrenz.
Da sucht er nun ein anderes Standbein.
1000 Ionen immer weiter meint
Ich denke er plant Kostenreduzierung um den e.go. attraktiver zu machen. einheitsteile könnten das bewirken.zudem sind Düren und Aachen sehr nah
Gunnar meint
Ja das ist auch ne Idee. Aber so viele Einheitsteile wird es wohl nicht geben. Die beiden Produkte sind einfach zu unterschiedlich.
Swissli meint
Hm… der Streetscooter von Herrn Schuh war also wirtschaftlich nicht nachhaltig. Hat er sich vorausahnend deshalb vom Streetscooter verabschiedet und sich e.go gewidmet?
Der e.go wird ziemlich sicher floppen (zu teuer, zuwenig Reichweite, unausgereift) wenn man sich jetzt z.B. den e-citigo von Skoda ansieht.
Und jetzt will Herr Schuh wieder Streetscooter. Fremdes Geld zu verbrennen tut dem eigenen Portemonnaie nicht weh.
Wännä meint
Swissli, schlecht gelaunt heute?
Da wir keine (entscheidenden) Details über einen möglichen Deal kennen, ist es müßig darüber zu spekulieren welche Gründe ausschlaggebend sind.
Warum sollte der e.go floppen? Es gibt eine Menge Leute, die Wert darauf legen, dass auch der Zweitwagen hierzulande entwickelt und zusammengeschraubt wird und ein möglichst großer Teil der Komponenten von hiesigen Zulieferern stammt, Ersatzteile schnell verfügbar sind und der Wartungs-Service einen zu vernachlässigenden Kostenfaktor darstellt.
Quarter meint
Schuh sollte erst Mal sehen, das der e.Go ans laufen kommt. Tolle Versprechen seit 2 Jahren und nichts tut sich, ausser „wir werden bald liefern“. Aber wann? Die Anschaffungsprämie läuft nächsten Monat aus. Werden dann alle Vorbesteller bei der Stange bleiben?
Fritz! meint
Die Umweltprämie wird ziemlich sicher verlängert, es ist eher im Gespräch, sie für preiswerte E-Autos zu verdoppeln. Es wird gemunkelt, daß E-Autos bis 30.000,– dann 4.000,– vom Staat statt bisher 2.000,– bekommen sollen. Das macht einen eGo gleich interessanter für viele…
Swissli meint
Mit dem Streetscooter und praktisch nur einem „unverlierbaren“ Grosskunden 70 Mio € Verlust machen, ist nicht ohne. Damit hat Hr. Schuh eigentlich nichts mehr am Hut (Wortspiel haha). Es zeigt aber, dass der Streetscooter nicht marktfähig ist/war: spartanische Technik zum überrissenen Preis. Das war schon damals, als Hr. Schuh Streetscooter verlassen hat. Ich rechne ihm hoch an, als er einst das Projekt mit der Post anging, weil die etablierten Transporterhersteller sich der E-Mobilität total verweigerten – chapeau Monsieur Schuh.
Mit dem e.go scheint er das Konzept wiederholen zu wollen: spartanische Technik/Specs zum überrissenen Preis. Der Unterschied: es gibt Konkurrenz, die viel besser und günstiger ist.
Ein Flop beim e.go ist absehbar. Warum also das sinkende Schiff nicht wieder verlassen und sich beim ersten lecken Schiff als Retter feiern lassen? Er persönlich verliert ja kaum je Geld, sondern nur seine „finanzkräftigen Partner“.
Gunnar meint
„Warum sollte der ego floppen?“
Schau dir mal die Specs an.
Viel zu wenig Reichweite.
Dafür viel zu teuer.
Ein paar hundert Fans werden den vielleicht kaufen, aber mehr auch nicht.