Der 2014 von der Deutschen Post übernommene Elektro-Transporter-Hersteller StreetScooter hat mit Herausforderungen zu kämpfen, neben Problemen mit der Technik gehört dazu auch immer mehr Konkurrenz. Das Startup gilt zwar immer noch als großer Erfolg – wie es weitergeht, ist aber weiter unklar.
„Wir prüfen, wie sich StreetScooter gut und profitabel weiterentwickeln kann. Da gibt es unterschiedliche Optionen. Wir werden im Verlauf dieses Jahres schauen, wo wir hinwollen“, sagte die Finanzchefin der Post Melanie Kreis der Süddeutschen Zeitung. Ähnlich hatte sich zuvor Konzernchef Frank Appel geäußert.
Die batteriebetriebenen Lieferwagen von StreetScooter seien zunächst einmal ein wichtiges Betriebsmittel. „Wir haben inzwischen mehr als 9000 erfolgreich im Einsatz, das ist gut für die Umwelt“, so Kreis weiter. Sie bekräftigte, dass es weiter auch externes Interesse an den Stromern gebe. StreetScooter produziert seit 2017 für Drittkunden und erhielt bereits mehrere nationale und internationale Großaufträge.
Kein Mitgründer mehr an Bord
Aktuell sorgen personelle Entwicklungen bei StreetScooter für Unruhe. Vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass mit Achim Kampker einer der Gründer die Firma verlässt. Der Abschied rückwirkend zum 1. April sei „aus eigenem Wunsch und aus persönlichen Gründen“ geschehen, hieß es. Kampker ist nun wieder Professor an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
StreetScooter war im Jahr 2010 von Professoren der RWTH gegründet worden, unter ihnen Kampker. Im Zuge der bereits bestehenden Kooperation mit der Hochschule werde man künftig weiter mit dem ehemaligen Chef des E-Transporter-Herstellers zusammenarbeiten, erklärte die Deutsche Post. Mitgründer Günther Schuh ist schon länger nicht mehr bei StreetScooter tätig: Er treibt mittlerweile das Elektroauto-Startup e.GO Mobile voran.
Erst Anfang des Jahres hatte die Deutsche Post verlauten lassen, dass man mit der Entwicklung von StreetScooter „sehr zufrieden“ sei. Medienberichten zufolge sucht die Führungsspitze trotzdem bereits seit längerem einen Partner oder Käufer für die E-Mobilitäts-Tochter. Der Logistikkonzern hat wiederholt erklärt, seine Elektro-Lieferwagen nicht langfristig selbst herstellen zu wollen.
jomei meint
Auf Spiegel Online (statt Bandwurm-Link hier nur der Tipp: Spiegel.de anklicken und Kampker ins Suchfenster eingeben) liest sich das so:
Frank Appel, der Street Scooter unbedingt los werden will, ist ehemaliger McKinsey-Berater. Der Erfolg des SC ist ihm suspekt und er duldet anscheinend keine erfolgreichen Ingenieure und Abteilungsleiter wie Herrn Kampker neben oder unter sich. Für mich der geheime Klartext: Treibendes Motiv zum SC-Verkauf ist die beleidigte Eitelkeit und Selbstverliebtheit eines früheren „Beraters“.
Über Unternehmensberater äußerte der Kabarettist Volker Pispers im letzten Jahrzehnt: Berater, es wird ja nur noch rund um die Uhr beraten. Arbeiten tut von diesen Herrschaften ja keiner. Haben die Pickel noch im Gesicht, haben noch nie etwas sinnvolles hergestellt oder verkauft, stellen sich aber hin und erklären einem die Wirtschaft. Denken Sie einmal kurz nach: Morgen würden alle Krankenschwestern, Müllmänner oder Feuerwehrleute tot umfallen, oder morgen würden alle Analysten, Investmentbanker und Unternehmensberater tot umfallen – wenn würden Sie vermissen?
150kW meint
„Der Erfolg des SC ist ihm suspekt “
Streetscooter soll Millionen Verluste einfahren.
jomei meint
Habe mal Streetscooter Verluste gegoogelt. Der Verlust von 70 Mio. für 2018 wird erklärt mit Anschubinvestitionen, und die Errichtung eines zweiten Werkes in Düren hat auch Anteil daran. Die Phasen vom Entwickeln bis zum Hochfahren der Produktion inkl. Beseitigung von Kinderkrankheiten sind immer kostenintensiv und erst später mit Gewinnen kompensierbar. Soweit alles völlig normal. Dementsprechend wird die Produktion auf 20000 pro Jahr ausgeweitet. Die zusätzliche Nachfrage aus GB, NL und Japan zeugen nicht gerade für finstere Aussichten. Selbst das Wallstreet Journal vom 5.4.d.J. schätzt das Unternehmen milliardenwert ein.
Swiisli meint
Was wäre Streetscooter ohne den Grosskunden Post?!
Der Pioniergeist von Streetscooter war nötig und gut, mangels Engagement der Etablierten.
Da jetzt aber immer mehr Konkurrenten in den E-Transporterbereich drängen, kann man sich schon fragen ob es noch eine Zukunft für die Streetscooter gibt. Technisch sind die Fahrzeuge auf eher tiefem Niveau und preislich dagegen eher hoch. Einziger Grosskunde Post und gleichzeitig Besitzer wird langfristig nicht aufgehen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, die Situation ist schwierig und Streetscooter wird weiterhin den Grosskunden Post aus wirtschaftlichen Gründen benötigen.
Bei uns sind die beiden Streetscooter der Post aktuell nicht im Einsatz, die Post wird mit Mietfahrzeugen ausgefahren.
Noch schwierige sehe ich die Zukunft des e.go, der sicherlich mit ähnlichem Qualitätsniveau (da ähnl. Fertigungsverfahren) auf den Markt kommt.
Swissli meint
Auf den e.go bei den ersten Kunden bin ich gespannt, ist es doch das erste E-Auto nach dem Prinzip „jeder Quereinsteiger kann E-Autos bauen“. Qualität? Kinderkrankheiten? Oder alles perfekt?!
Jedenfalls dürfte der Hauptkonkurrent der künftig in China gebaute e-smart sein.