Elektroauto-Pionier Tesla Motors gibt sämtliche Technologie-Patente frei und hofft, dass nun endlich auch andere Autohersteller den Tesla-Weg gehen und alltagstaugliche, spannende Elektroautos in Großserie fertigen werden.
„Tesla Motors wurde gegründet, um die Verbreitung nachhaltiger Mobilität zu beschleunigen“, erklärte Gründer und Geschäftsführer Elon Musk gestern auf dem Unternehmensblog. „Wenn wir einen Weg zur Herstellung überzeugender elektrischer Fahrzeuge freiräumen, dann aber Landminen in Form geistigen Eigentums hinter uns legen, um andere zu blockieren, handeln wir dieser Zielsetzung entgegen.“ Tesla wird demnach keine Patentklagen gegen diejenigen anstreben, die „in gutem Glauben unsere Technologie nutzen wollen“.
Musk hat seit Teslas Start vor mehr als zehn Jahren stets versichert, dass er mit dem Unternehmen den Personenverkehr revolutionieren möchte. Geld verdienen – was Tesla im letzten Jahr erstmals gelang – war dabei stets zweitrangig. Im Vordergrund stand stets die Entwicklung und Verbreitung einer neuen, sauberen Antriebstechnologie, von der Verbraucher wie Umwelt profitieren.
Elon Musk deutete an, sich aufgrund seiner Prinzipien zur Freigabe der Tesla-Patente verpflichtet gefühlt zu haben: „Da sich die jährliche Neuwagenproduktion 100 Millionen Fahrzeugen pro Jahr nähert …, ist es für Tesla unmöglich, schnell genug Elektroautos zu produzieren, um der CO2-Krise entgegenzuwirken.“
Diese Krise sei laut Musk jedoch auch als Chance zu verstehen: „Gleichzeitig belegt dies, dass der Mark enorm ist. Unsere wirkliche Konkurrenz ist nicht das kleine Rinnsal sich in Herstellung befindlicher Nicht-Tesla-Elektroautos, sondern vielmehr die kolossale Flut an Autos mit Verbrennungsmotor, die tagtäglich aus den Fabriken der Welt strömt.“
Tesla bislang ohne echte Konkurrenz
Musk hofft, dass andere Autohersteller die Patente nutzen werden, um einheitliche Standards zu schaffen, die Elektroautos schneller, billiger in der Herstellung und für die Besitzer komfortabler nutzbar machen. Bis es soweit ist, bleibt Tesla Motors der wohl fortschrittlichste Elektroautobauer der Welt. Mit dem Model S bietet das Unternehmen ein Elektroauto an, das rund drei Mal so viel Reichweite und Leistung wie der Industriestandard aufweist. Damit ist die Elektro-Limousine das derzeit einzige elektrifizierte Fahrzeug, das vergleichbaren Modellen mit Verbrennungsmotor wirklich die Stirn bieten kann.
Teslas kostenlose Supercharger-Ladestationen sowie Elon Musks visionäre und einnehmende Persönlichkeit haben dem kalifornischen Automobil-Startup weltweit zahllose Fans verschafft, tausende davon haben dem Unternehmen durch den Kauf eines Model S – oder eines Roadster – ihre Unterstützung zugesagt. Bislang sind schätzungsweise 35.000 Tesla Model S abgesetzt worden, dieselbe Anzahl wird allein für dieses Jahr erwartet.
Abschließend gab Musk noch zu, dass Patente traditionell nur wenig Schutz vor wirklich entschlossenen, beharrlichen Konkurrenten liefern. Der Tesla-Geschäftsführer ist daher davon überzeugt, dass das Unternehmen auch nach der Freigabe seines Technik-Know-how Marktführer im Elektroauto-Segment bleiben wird.
Dr. M. meint
Grundsätzlich eine gute Sache, denn natürlich hat Tesla (noch) nicht die Ressourcen, um schnell genug und in ausreichender Stückzahl Elektroautos auf den Markt zu bringen, um wirklich eine Umstellung auf Elektroantrieb bei Autos zu erreichen – und dann auch noch in einer Preislage, die nicht nur für Spitzenverdiener interessant ist wie Model S und Model X.
Fragt sich nur noch, was die Investoren dazu sagen, wenn ein nicht unwesentliches Asset der Firma nun plötzlich allen zur Verfügung stehen wird. Entweder sie glauben, dass Tesla als Marke schon so stark und die Ingenieure so gut sind, dass es weiter aufwärts geht und sie irgendwann einen return on investment sehen – oder sie ziehen ihr Geld ab, was sicher sehr bedauerlich wäre.
Aber der Schritt ist mindestens sehr mutig, fragt sich nur, was die etablierten Autobauer nun mit dem Angebot machen werden. Ob der i3 endlich mal ein paar Kilometer mehr Reichweite bekommt? Wenn dann vermutlich eher die B-Klasse. Vermutlich aber wird jetzt erst einmal analysiert und untersucht, dann abgelehnt (offiziell weil zu unsicher, brennt ja oder Akkus nicht gut genug oder…. aber in Wirklichkeit weil man sich ja die Blösse gäbe, dass man nicht selber drauf gekommen ist bzw. geschlafen hat) und dann passiert vermutlich wenig, gerade bei BMW, die ja alles besser können.
Das Original wird sicher Tesla bleiben.
ecomento.de meint
Elon Musk ist schon ein schlauer Fuchs – die Meldung sorgt mal wieder für Unmengen an kostenloser PR und ist super für’s Image. Ob die anderen Unternehmen die Patente tatsächlich nutzen werden, ist dabei eher unwichtig. Realistisch betrachtet wären diese wohl ohnehin irgendwann in Asien verwendet worden, auch ohne Genehmigung…
Das haben wir uns auch gefragt. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wie hoch der Anteil an Spekulanten unter den Investoren ist. Nicht wenige haben aber auch in Tesla investiert, weil sie das Konzept interessant finden und auch, um für nachfolgende Generationen etwas Gutes zu tun. Es ist definitiv ein Aktienhype, nur welcher Art ist noch offen.
Und mittelfristig hat Tesla trotz allen Erfolges ohnehin nur als starke Marke eine Chance, denn sobald Volumenhersteller wie VW oder Daimler ernsthaft in den Markt einsteigen, wird es technisch und auch im Vertrieb schnell eng werden – die Kaufentscheidung wird dann auf Basis von Image und Sympathie fallen…
VG
ecomento.de
Noah meint
Sie müssen es schaffen ihr gen 3 Fahrzeug auf den Markt zu bringen. Das würde den Markt umkrempeln, zwar nicht von Stückzahlen, die dürften auf bmw 3er Niveau sein, aber durchaus vom technischen. Elon Musk wird kein lausiges Auto bauen. Das heißt Innen, Außen platz und Qualität wie beim 3er und die Performance werte auf model s Niveau. Und da zu elektrisch Betrieben mit brauchbarer(320km=für 99% ausreichend) Reichweite. Das wird überzeugen. Dazu noch das Argument mit den kostenlosen superchargern, wenn die großen bis dahin nichts machen, wird es schwer für die als innovatoren wahrgenommen zu werden.
ecomento.de meint
Der große Knackpunkt ist die Zeit bis zum Marktstart des NextGen Tesla bzw. Model E – bis dahin gilt es, das Interesse hoch zu halten…!
VG
ecomento.de
Tesla Fan meint
Das muss glaube ich gar nicht unbedingt sein – schön wäre es trotzdem.
Und wenn jetzt andere fleißig seine offenen Patente nutzen können (in China hätte man das früher oder später so oder so gemacht) wird der weltweite Bedarf an 18650er Zellen stark ansteigen.
Und wer kann die wohl in 2-3 Jahren liefern?
Das ist ein ganz pfiffiges Kerlchen, der Elon. Chapeau!
Shadowsith meint
Der Kompaktwagen wird übrigens nicht Model E heißen.
Aufgrund eines angeblichen Patents von Ford auf den Namen hat man sich gegen eine Klage vor Gericht entschieden und wird das Ding wohl anders taufen.
ecomento.de meint
https://ecomento.de/2014/05/07/tesla-gibt-namen-model-e-fuer-einstiegselektroauto-auf/ :-)
„Tesla-Einstiegselektroauto“ hört sich so langweilig an, vorerst müssen wir es aber wohl wieder so nennen…
VG
ecomento.de
Noah meint
Apple hat nicht das iPhone, iPad usw. erfunden weil es die meisten Patente hat, sondern weil sie die besten Ingenieure haben/hatten. Das macht Tesla auch stark, es ist faszinierend bei solch einem Konzern zu arbeiten.
Zwar hatte ich gestern Abend noch bedenken, nach dem ich den Blog Eintrag las und darüber nachdachte bin ich mir auch sicher, dass es dem Unternehmen nicht schadet. Alleine diese Tat bringt dem Konzern zahlreiche Fans und enorm Respekt ein.
Die nächsten Jahre werden so aufregend, mögen alle Hersteller zu 100% zu e-Autos wechseln und möge tesla daran am meisten gewinnen, sie haben es verdient!
ecomento.de meint
Elon Musk scheint tatsächlich einen Weg gefunden zu haben, Nachhaltigkeit, modernste Technologien, Allgemeinwohl und Wirtschaftlichkeit zu vereinen. Letzteres steht allerdings noch auf recht wackligen Beinen, die langfristige Tragfähigkeit des Unternehmens wird daher wohl leider noch für längere Zeit unsicher bleiben…
Es bleibt und wird spannend!
VG
ecomento.de
Tesla Fan meint
Ich glaube, das das eine völlig neue, offene Unternehmenskultur ist und sich für Tesla auszahlen wird.
Mir gefällt das sehr!
Ich bin selbst im Engineering-Bereich tätig und weiß, das viele Kleinigkeiten nur patentiert werden, nicht um geistiges Eigentum zu schützen, sondern um der Konkurrenz eins auszuwischen.
Denkt nur an den Patentstreit zwischen Apple und Samsung – Kästchen mit abgerundeten Ecken… solche Kinderkacke will doch niemand hören…
Und um den Kunden geht es dort gleich gar nicht mehr.
Habe vor 2 Stunden meine zweite Probefahrt im Model S gemacht.
Tesla rocks! – Ich glaube, es wird ernst! :)
ecomento.de meint
Hört sich gut an! Bitte uns auf dem Laufenden halten :-)
VG
ecomento.de