Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat sich im Interview mit auto motor und sport ausführlich über die kommende Förderung von Elektroautos in Deutschland, die Einführung einer blauen Plakette sowie die Folgen des Skandals um manipulierte Diesel-Abgaswerte geäußert. Die vor wenigen Wochen angekündigte staatliche Kaufprämie für Elektroautos sieht Hendricks als „ein wichtiges Signal, dass wir es ernst meinen mit dem umweltfreundlichen Umbau des Verkehrssektors“. Sie habe „schon früh“ für eine solche Maßnahme geworben und sei „froh, dass sie jetzt endlich kommt“.
Der je zur Hälfte von Bund und Autoindustrie finanzierte Zuschuss wird von vielen als Geschenk an die Hersteller kritisiert, die es verpasst haben, frühzeitig auf den Elektroantrieb zu setzen und daher aktuell keine wettbewerbsfähigen Modelle im Angebot haben. Laut der Bundesumweltministerin gehe es bei der Förderung aber „nicht darum, der Autoindustrie einen Gefallen zu tun, sondern um Umwelt, Gesundheit und die Zukunft unseres Industriestandorts“.
US-Branchenprimus Tesla Motors hat die Einführung einer Obergrenze von maximal 60.000 Euro netto/Listenpreis kürzlich als „gegen Tesla gerichtet“ bezeichnet. Hendricks verteidigte die Einschränkung und erklärte: „Um Mitnahmeeffekte und unnötige Subventionierung zu verhindern, werden die Fördersummen auf unterschiedliche Weise begrenzt. Wichtig ist mir auch, dass die Förderung im Massensegment der Pkw ansetzt und nicht bei Luxusfahrzeugen, deren Käufer gewiss nicht auf Kaufprämien angewiesen sind“. Teslas Premium-Stromer Model S und Model X kosten hierzulande mindestens 82.700 Euro bzw. 96.100 Euro.
Neben einer Kaufprämie für Elektro- und Plug-in-Hybridautos plant die Bundesregierung auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland. Bis 2020 sollen 5000 neue Schnellladestationen errichtet werden, zudem sind weitere 10.000 Stationen mit normaler Ladeleistung vorgesehen. Bis zur Fertigstellung des neuen Ladenetzes in einigen Jahren würden jedoch bereits die bis 2017 zur Verfügung stehenden 1000 Schnellladestationen „eine gute Grundausstattung“ darstellen, ist Hendricks überzeugt.
Da die meisten Pkw „nachts auf privaten Grundstücken“ parken und laden, seien die Schnellladestationen vor allem für Langstreckenfahrten mit Elektroautos relevant, so Hendricks weiter. Die Ministerin versprach aber, sich dafür einzusetzen, dass es zukünftig „klare Regelungen“ gebe, „unter welchen Voraussetzungen Mieter und Wohnungseigentümer einen Anspruch auf die Installation einer Lademöglichkeit haben“. Autofahrer ohne eigene private Lademöglichkeit würden außerdem durch die immer zahlreicher verfügbaren regulären öffentlichen Ladestationen unterstützt.
Hendricks betonte, dass es „unbestritten“ sei, „dass Stickstoffdioxid zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen“ wie einer Reizung der Atemwege oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führe. Trotz eines „Vertragsverletzungsverfahren der EU, weil an 60 Prozent der verkehrsnahen Messstellen in den Innenstädten in Deutschland die Grenzwerte überschritten werden“ würde man für die Abschaffung des Dieselsteuerprivilegs allerdings „keine politischen Mehrheiten“ finden. Es gebe „nicht einmal eine Zustimmung der grün geführten Landesregierung aus Baden-Württemberg“, so Hendricks. Man könne aber „nicht einfach so weitermachen wie bisher“, unterstrich die Bundesumweltministerin.
stefan meint
Die Prämie ist vor allem ein Signal, dass es politisch erwünscht ist, auf ein Elektoauto umzusteigen und es zu nutzen. Sinnvoller wäre natürlich das Münchner Fördermodell, das die Versorgung mit Ökostrom belohnt und die ganzen Plug-In-Schummler ausschließt. Auch die Haltedauer von nur 9 Monaten in der Bundesförderung scheint mir fraglich, flutet aber wenigstens den Gebrauchtmarkt. Also ab 2017 könnte es dann ZOE und LEAF für deutlich unter 10.000 Euro als einjährige mit wenig Kilometer geben :-)
Die Kommentare von Frau Hendricks zeigen für mich, dass das jetzige Paket nur ein minimaler und teilweise fauler politischer Kompromiss ist, hinter dem niemand wirklich seht. Leitmarkt und entschlossene Förderung der Elektromobilität sehen für mich anders aus.
Peter wulf meint
Frau Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) argumentiert die „meisten PKW Besitzer würden auf eigenem Grundstück parken“ wie fremd argumentiert die Umweltministerin
in den Kreis und Großstädten parken die Wohnungsmieter auf der Strasse, ein Stellplatz in einem Parkhaus etc. kostet für Dauerparker bis zu 200€ im Monat.
Warum können unsre Premiumfahrzeug- Hersteller nicht wie TESLA eine Ladesäulen Struktur aufbauen? Es gibt selbst auf dem Land und in Kleinstädten genügend Werksvertretungen unser Automobilhersteller. Warum soll der Staat dies tun? Die Dieselfahrzeuge von VW,Merzedes,Audi ,Porsche,Opel überschreiten im Verkehr bei Außentemperaturen unter 20 grad den Stickstoffausstoß um bis zu 4-20 fachen Wert ,der in der Zulassung steht. Der Bürger sollte neue Autos kaufen damit er in die Umweltzonen der Städte fahren durfte und der Aussstoß an Stickoxyden und Feinstaub stieg trotzdem. Nun stellt sich herraus die Hersteller schalten die Steuerung zur Minimierung ab. Alle Fahrzeuge die die werte überschreiten müssten Still gelegt werden.
Ist es Luxus ,wenn TESLA der einzige Hersteller mit großer Reichweite ist ?
Der Nutzer der TESLA S und X nicht 2 Autos benötigt um elektrisch zu fahren?
Die Porsches ,AUDI,Golf,BMW sind wegen geringer Reichweite nicht alltagstauglich!
Ein Posche mit 10 -50 km Reichweite und Verbrennungsmotor der über 250 gr.Co2 ausstößt ist eine Frechheit,schadet der Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung die öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder als Fussgänger unterwegs ist.
Ich werde kein deutsches E- Auto kaufen, die Asiaten ,Franzosen,Amerikaner können es Besser.
Unsere Konzerne mit den Millardengewinnen und den maßlosen Managern,Vorständen
können nur Abgasskandale produzieren und tragen keine Verantwortung die Zeche zahlen die steuerzahler und Arbeiter der Autoundustrie!
orinoco meint
Was für ein Zufall aber auch, dass die Prämie (die es vorher auch schon gab, nur jetzt kriegen die ICE-Hersteller 2000 € vom Staat bezahlt) ausgerechnet nach dem sensationellen Vorbestellerfolg des Model 3 kommt. Nissan macht schon unverhohlen Werbung für alle, die nicht warten wollen. Und wenn die Rechnung der ICE-Mafia aufgeht, dann ist das Marktsegment in dem Tesla sein Model 3 – zumindest in Deutschland – absetzen wollte mit staatlich geförderten Alibi-Elektroautos gesättigt und der Prämienfördertopf leer, dass nichts mehr für die Model 3 Käufer übrig bleibt. Wenn die Rechnung nicht aufgeht, dann bleiben die potenziellen Tesla 3 Käufer ihrer Vorbestellung treu und kaufen kein anderes Alibi-Elektroauto und dann ist noch Geld in den Fördertöpfen wenn das Model 3 nach Deutschland kommt. Klingt paradox: wer dem Elektroauto zum Durchbruch helfen will, der darf jetzt keines kaufen um den Erfolg des Model 3 nicht zu gefährden, das den entscheidenden Druck auf die ICE-Hersteller ausüben soll, das Elektroauto nicht weiter als „strategisches Investement“ zu betrachten. Es sei denn ein Model S oder X aber die spielen sowieso in einer anderen Liga.
Affe meint
Die 4000€ sind sowieso nur ein schwacher Anreiz. Ich denke, das die Leute einen Tesla vorbestellen, ohne großartig auf die „Schummelprämie“ zu schielen. Tesla bietet mit eigener Ladeinfrastruktur einfach das bessere Gesamtpaket!
holi meint
4000 schwacher Anreiz…Für die meisten sind auch 40000 Euro
für ein Modell 3 noch viel zu teuer.Damit wird zB die Zoe sehr
interessant für viele deren Schmerzgrenze unter 20000 Euro liegt und sich keine Luxuslangstreckenstromer leisten können.
Die Franzosen werden kaum mit der Produktion hinter her
kommen.
Bossmaniac meint
Klingt für mich wie ei n Fanboy Beitrag. Bloß nicht Tesla gefährden….
Das Modell 3 wird sich durchsetzten, wenn die Qualitäten des Model S auch beim Modell 3 zu finden sind (Supercharger Flatrate als kaufbares Extra?) und Ankündigungen (Mehr ist das Model 3 ja jetzt auch nicht, aber Tesla hat mit dem S ja gezeigt das sie es können.) wie der Cryler Bolt dagegen nicht anstinken können. (z.B. reale Reichweiten)
Igor meint
Nun ja, in dem Interview wurde ja auch gesagt daß es 1.000 Erdgastankstellen in Deutschland gibt und trotzdem kaum einer mit Erdgas fährt , weshalb sollte dann 1000 Schnellladestationen viel mehr bringen. Wirklich darauf eingegangen ist die Henrichs nicht.Dabei ist der Grund ganz einfach , solange Elektroautos sehr viel teuer als verleichbare Autos mit Vebrenner sind werden nur weinge Idealisten ein Elektroauto kaufen. Daran wird dies Prämie auch nicht viel ändern.Auch wenn man sich die Erfahrungen in andere Länder ansieht , dann haben Pämien die geringer sind als die Preisdifferenz zwischen dem Elektoautos und dem vergleichbare Verbrenner keinen allzu großen Effekt
Bossmaniac meint
Der Audi A3 Sportback ist mit dem 2l Diesel dank Prämie nur 625 Euro billiger als der etron. Gegenüber dem 1,8 l Benziner ist der etron 425 € billiger! (mit Prämie)
holi meint
Die 10Jahre Steuerfreiheit dazu …ob die genug Akkus heranschaffen können ?
Starkstrompilot meint
Wo ist die deutsche Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz nur geblieben? Müssen wir jetzt schon von außen gezwungen und gesteuert werden, um das Richtige zu tun?