Oliver Blume hat Ende vergangenen Jahres kurzfristig den Platz von Matthias Müller, der jetzt den VW-Konzern leitet, an der Spitze von Porsche übernommen. Davor war er knapp drei Jahre als Produktionsvorstand bei dem Zuffenhausener Sportwagenhersteller tätig. Im Gespräch mit Welt.de hat sich der Automanager ausführlich zu Porsches Plänen in Sachen Elektromobilität, Digitalisierung und autonomem Fahren geäußert.
Aufgrund „großer Sprünge“ in der Automobilindustrie wie „neue Technologien, Elektromobilität, Digitalisierung, Konnektivität“ müsse Porsche derzeit „die nächsten zehn Jahre vorplanen“, erklärte Blume. Dabei gehe es vor allem darum, die Stärken und den Markenkern des Traditionsunternehmens zu bewahren, „damit Porsche auch in Zukunft Porsche bleibt“.
Der erste ernsthafte Schritt in Richtung Elektromobilität stellt für Porsche der gegen 2019 kommende Mission E dar. Mit dem ersten reinen Serien-Elektroauto der Unternehmensgeschichte bringe Porsche „ein unglaublich emotionales Elektrofahrzeug auf die Straße“, kündigte Blume an und betonte: „Warum? Weil wir eben genau wie beim GT 2 oder 911 R denken. Jede neue Baureihe muss gut zu unserer Tradition und unserem sportlichen Erbe passen“. Hinsichtlich des Preises sei er zuversichtlich, dass dieser „attraktiv“ sein werde – nicht zuletzt, da „die ganze Belegschaft geholfen hat, ein wirtschaftliches Paket auf die Beine zu stellen“.
Entscheidend für den Durchbruch von Elektroautos in den Massenmarkt sind Blume zufolge „Ladezeit, Reichweite und Ladeinfrastruktur“. Der Mission E soll daher in 15 Minuten „80 Prozent von 500 Kilometer Reichweite“ laden und so auch Langstreckenfahrten komfortabel ermöglichen können. Bei der dafür benötigten flächendeckenden Schnellladeinfrastruktur werde man zwar „auch einiges selbst in die Hand nehmen“, die Unterstützung der Politik sei aber dennoch notwendig. „Von alleine passiert nichts, wenn man bis zum Zeitpunkt X eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen haben will“, so Blume und weiter: „Da müssen Industrie und Politik Höchstleistung bringen. Und das nicht nur in Deutschland, logischerweise.“
Während zwei seiner Mitarbeiter vor kurzem die Elektroauto-Technik des aktuellen Branchenprimus Tesla Motors kritisierten, lobte der Porsche-Chef die Pionierarbeit des noch jungen Herstellers: „Ich habe Hochachtung davor, was Tesla auf die Beine gestellt hat, mit welchem Mut sie an die Themen rangegangen sind“. Die Kalifornier haben „die Automobilindustrie in Bewegung gesetzt“ gab Blume zu, erwähnte aber auch, dass Tesla mit seinen beiden Elektroautos Model S und Model X „noch keinen Dollar verdient hat“. Porsche selbst bietet aktuell exklusiv teilelektrische Plug-in-Hybrid-Versionen von Panamera und Cayenne an, die um die 30 Elektro-Kilometer ohne Unterstützung des Verbrenners fahren können.
eCar-Fan meint
Mit den Milliarden, welche die Mutter VW z.Zt. dadurch verbrennt, dass sie weltweit Kunden getäusch und betrogen hat, könnten zumindest europaweit ebenso konsequent wie von TESLA a l l e i ne vorgemacht, Ladeinfrastruktur für VW, AUDI, Porsche, Skoda, Seat, Lambo etc. errichtet werden. Ganz ohne öffentliche deutsche und brüsseler Gelder !
Tesla4Ever meint
Das ist ja das Geniale an Tesla, und die Crux mit den deutschen und anderweitigen „Raff-Geiern“: ihnen kommt es eben in erster Linie nicht darauf an, etwas damit zu „verdienen“, sondern darauf, dass sich was ändert! Warum um alles in der Welt ist ein Unternehmen in den Augen der (stark dahingehend manipulierten) Gesellschaft erst was wert, wenn es was „verdient“?? Genauso wird auch der Mensch nur noch betrachtet: was verdienst du, verdienst du auch ordentlich was usw. Berufe werden nach Verdienst und nicht nach der Freude ausgesucht, die einem die Arbeit bereiten könnte.
Das wird nebensächlich, Hauptsache der Verdienst stimmt! So ein Quatsch! Wie krank ist das ganze System, der Mensch und die Gesellschaft geworden? Kein Wunder dass es Burn-outs gibt und Selbstmorde und sonstiges, weil es nur noch um „Verdienst“ geht. Ich bin heilfroh, dass Tesla einen anderen Weg geht, so wie viele Menschen auch, denen es egal ist, ob sie viel oder wenig verdienen oder gar nichts und es eher zur Nebensache wird. Denn auf einmal gehen sie mit Freude an die Arbeit, die sie möchten und der „Verdienst“ stellt sich von alleine ein – oh Wunder!
Tesla geht es um die Sache an sich und deshalb sind sie viel weiter als diejenigen, die immer noch darüber diskutieren und planen, ob es auch bloß einen „Verdienst“ bei der Sache geben könnte, wovon sie profitieren können… „was springt dabei raus“. Das ist leicht: sauberere Luft, besseres Klima, saubere Umwelt, weniger Krankheiten, glücklichere Menschen, weil sie weniger Folgekosten haben (oh mist, das fällt ja wieder bei dem Verdienst der Hersteller weg, also lieber noch ein wenig planen und absahnen was geht). Geld kann man nicht essen, und das werden sie eines Tages feststellen und von dem Schwachsinn „Verdienst an erster Stelle“ endlich abkommen und sehen worum es eigentlich WIRKLICH hier geht.
Mr Moe meint
Und der nächste der nach Hilfe von der Mutti schreit.
Tesla machts doch auch ohne Hilfe von oben mit dem Ladenetz (was unter anderem mit ein Grund für die Aussage vom Porsche Chef ist, dass Tesla noch keinen Gewinn erzielt hat)….
Die sollen endlich mal weniger labern und fordern und statt dessen mal einfach machen.
thomasgläuber meint
Lesen bildet. Der „schreit“ nicht nur nach Mutti, der schreit nach ganz Europa. Und warum? Weil sich ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen nicht leisten kann wie Tesla zu arbeiten. Porsche und andere Automobilbauer haben schlichtweg nicht die Mittel um eine Ladestruktur selbst zu errichten. Und bevor der Kommentar kommt „Tesla macht das doch auch und ist viel toller“, lies dir doch mal durch woher das Geld von Tesla kommt. Alleine für die Gigafactory haben die Milliarden vom Staat kassiert.
Fritz! meint
„Porsche und andere Automobilbauer haben schlichtweg nicht die Mittel um eine Ladestruktur selbst zu errichten. “
Die gesamte SuperCharger Infrastruktur hat laut Finanzbericht von Tesla mal gerade einen kleinen dreistelligen Millionenbetrag gekostet. Und das Weltweit mit aktuell 668 Standorten. Wenn die nur für Deutschland bauen wollen, würde das deutlich weniger kosten (pro Supercharger ca. 170.000,– Euro mit 8 Lademöglichkeiten).
Das könnte sich JEDER Autohersteller in Deutschland locker aus der Porto-Kasse leisten. Die wollen nicht, daß ist das Problem.
CZ meint
Tesla hat Milliarden von Kalifornien bekommen. „ohne Hilfe von oben“ stimmt also nicht.
Jl meint
Diese „Milliarden“ (Quelle? ) hat Tesla aber komplett wieder zurück gezahlt, und das schon vor Jahren!
onesecond meint
Nein, hat Tesla nicht. Es gab einen Kredit aus einem Bundesprogramm über 450 Millionen Dollar, den Tesla mit vollen Zinsen und vorzeitig zurückgezahlt hat.
Ansonsten gab es noch das ZEV-Programm (Möglichkeit zum Emissionszertifikate Verkauf über die eingesparten Emissionen), dass allerdings keineswegs irgendwas mit Tesla zu tun hatte, das gab es schon Jahre vor Teslas Entstehung und stand und steht jedem Autobauer offen.