Mercedes-Benz will in Zukunft nicht nur verstärkt Elektroautos bauen, auch die Lkw-Sparte der Schwaben wird vollelektrische Fahrzeuge in das Modellprogramm aufnehmen. Die offizielle Premiere des ersten Mercedes-Benz Elektro-Lkw Urban eTruck wurde für die IAA Nutzfahrzeuge 2016 in Frankfurt angekündigt, bei einer Presseveranstaltung diese Woche hat Daimler erste Details zu dem kommenden Lasten-Stromer verraten.
Der neue Mercedes-Benz Urban eTruck mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 26 Tonnen ist für den Einsatz im städtischen Verteilerverkehr konzipiert und soll dort in Zukunft eine lokal emissionsfreie und lautlose Versorgung mit Lebensmitteln oder anderen Gütern des täglichen Bedarfs ermöglichen. Die Markteinführung der alternativen Antriebs-Technologie ist Mercedes-Mutter Daimler zufolge „Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar“.
Daimler Trucks – Weltmarktführer bei mittelschweren und schweren Lkw – hat im leichten Verteilerverkehr mit dem Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in Kundentests vollelektrische Lkw in der Erprobung. Um die E-Lkw-Technik in die Serie zu bringen, will Daimler in den kommenden Jahren „erheblich“ in Forschung und Entwicklung investieren.
„Bislang war der Einsatz von Elektroantrieben im Lkw extrem limitiert. Mittlerweile entwickeln sich Kosten, Leistung und Ladedauer so rasant weiter, dass wir für den Verteilerverkehr jetzt eine Trendwende sehen: Die Zeit ist reif für den Elektro-Lkw. Bei leichten Verteiler-Lkw sind wir mit dem Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in intensiver Kundenerprobung. Mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck elektrifizieren wir jetzt den schweren Verteilerverkehr bis 26 Tonnen. Wir wollen das elektrische Fahren so konsequent besetzen wie das autonome und vernetzte Fahren“, so Daimler-Trucks-Vorstand Wolfgang Bernhard.
„Rasante“ Steigerung der Batteriekapazität zu deutlich geringeren Kosten
Bernhard räumte gegenüber Pressevertretern ein, dass er den Einsatz vollelektrischer Antriebe im Lkw bis vor kurzem noch äußerst kritisch sah – vor allem aufgrund der hohen Kosten für die Batterien gepaart mit einer geringen Reichweite. Inzwischen sei die Technik jedoch deutlich ausgereifter und insbesondere die Batteriezellen immer leistungsfähiger. Daimler Trucks erwartet, dass die Kosten für die Batterien eines vollelektrischen Lkw von 1997 bis 2025 um den Faktor 2,5 sinken werden – von 500 Euro/kWh auf 200 Euro/kWh. Gleichzeitig werde die Leistung um den gleichen Faktor von 80 Wh/kg auf 200 Wh/kg steigen.
Die technische Basis des Mercedes-Benz Urban eTruck stellt ein schwerer dreiachsiger Verteiler-Lkw von Mercedes-Benz. An die Stelle des konventionellen Antriebsstrangs tritt eine elektrisch angetriebene Hinterachse mit Elektromotoren unmittelbar neben den Radnaben. Die neue Achse wurde abgeleitet aus der E-Achse des Mercedes-Benz Citaro Hybrid Busses. Die Energieversorgung sichert ein Batteriepaket aus drei Modulen von Lithium-Ionen-Batterien. Daraus resultiert laut den Daimler-Entwicklern eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern – und damit ausreichend Energie für eine typische Tagestour im Verteilerverkehr.
Durch das integrierte Konzept der Antriebsachse mit radnabennahen Motoren finden die Batterien des Mercedes-Benz Urban eTruck ihren Platz crashsicher innerhalb des Rahmens. Das zusätzliche Gewicht der Elektroantrieb-Komponenten von 1,7 Tonnen erhöht das zulässige Gesamtgewicht des Urban eTruck von 25 auf 26 Tonnen. Die Nutzlast ist damit etwa 700 kg geringer als bei einem unmittelbar vergleichbaren Lkw mit Verbrennungsmotor.
Bereits im Einsatz: Fuso Canter E-Cell

Der leichte Daimler-Trucks-Lkw Fuso Canter E-Cell ist bereits seit 2014 mit vollelektrischem Antrieb im Kundeneinsatz. Mit Reichweiten von über 100 Kilometern übertreffen die Fahrzeuge Daimler zufolge bereits die durchschnittliche Distanz, die viele Lkw im leichten Verteilerverkehr pro Tag zurücklegen. Durch den Betrieb eines Fuso Canter E-Cell sollen sich CO2-Emissionen unter Berücksichtigung der Stromproduktion um 37 Prozent im Vergleich zu Dieselmotoren senken lassen. Die Betriebskosten sollen im Schnitt um 64 Prozent günstiger ausfallen.
„Mit der aktuellen Generation des Canter E-Cell sind unsere Kunden nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstig unterwegs. In unserem Test in Lissabon ließen sich im Vergleich zum Diesel-Lkw immerhin rund 1.000 Euro auf 10.000 Kilometer sparen“, verkündete Marc Llistosella, Leiter Daimler Trucks Asia und Präsident & CEO Mitsubishi Fuso Trucks and Bus Cooperation. „Wir bei Fuso haben inzwischen langjährige Erfahrung in der Entwicklung lokal emissionsfreier Nutzfahrzeuge und diese Entwicklung treiben wir auch in Zukunft konsequent weiter voran. Ganz konkret öffnen wir auf der IAA Nutzfahrzeuge im September die Tür nochmal ein Stückchen weiter in Richtung Serienfertigung – mit der dritten Generation des Fahrzeugs unter seinem neuen Namen: dem Fuso eCanter“, so Llistosella weiter.
Seit April 2016 erproben die Stadt Stuttgart sowie der Paketdienstleister Hermes fünf Fuso Canter E-Cell in Deutschland. Erste Ergebnisse dieses Kundentests im hügeligen Stuttgarter Stadtgebiet werden für Anfang 2017 erwartet. „Mit Blick auf die wachsenden Anforderungen in der City Logistik freuen wir uns jetzt, in Kürze auch weitere Fahrzeugklassen zu erproben und zur Marktreife zu bringen. Unser gemeinsames Ziel: E-Mobilität wirtschaftlich zu gestalten“, kommentierte Dirk Rahn, Geschäftsführer Operations bei der Hermes Germany, den Einsatz der Lkw mit Elektroantrieb.
Manuel meint
200 Euro/kWh und 200 Wh/kg in 2025?
2013 lag Tesla schon bei 180 Euro/kWh.
Und die 200 Wh/kg schafft man auch heute schon.
Bremswiderstände? Hat der keine Rekuperation?
Redaktion meint
Technik zur Rekuperation ist laut Daimler mit an Bord. Bei Interesse können wir noch einen Artikel mit mehr Details zur Antriebstechnik des Mercedes-Benz Urban eTruck nachreichen.
VG
TL | ecomento.de
Andilectric meint
Interesse hiermit angemeldet:)
Danke!
Manuel meint
Danke für die Info.
Dann würde es mich noch mehr interessieren, wofür die Bremswiderstände benötigt werden.