Immer mehr Autofahrer freunden sich mit dem Gedanken an, auf ein Elektroauto umzusteigen. Neben der noch vergleichsweise niedrigen Reichweite und hohen Neuwagen-Preisen haben viele jedoch Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit von elektrischen Pkw. Dass auch reine Stromer enorm viele Kilometer ohne große Probleme abspulen können, beweist ein Langstrecken-Taxi von US-Startup Tesloop.
Tesloops erstes Tesla Model S wurde im Juli vergangenen Jahres in Betrieb genommen und hat kürzlich einen beeindruckenden Meilenstein erreicht: Der Kilometerzähler zeigt mittlerweile stolze 200.000 Meilen an, also rund 320.000 Kilometer. Tesloop befördert Kunden von Los Angeles nach Las Vegas und setzt dabei exklusiv auf die Elektroauto-Limousine Tesla Model S. Der Chef von Tesloop, Rahul Sonnad, hat mit TechCrunch über die Eignung des Model S als Taxi gesprochen.
„Wir haben ein paar Probleme gehabt“, räumte Sonnad ein. Bei rund 50.000 Kilometern funkte das Model S an die Tesla-Zentrale, dass die Leistung des Elektromotors deutlich nachgelassen hat. Tesla setzte sich daraufhin mit Tesloop in Verbindung und organisierte einen Austausch der E-Maschine. Sonnad zufolge habe sich das Motorenproblem im laufenden Betrieb – der Großteil der Strecke des betroffenen Model S wird im Autopilot-Modus gefahren – jedoch nicht bemerkbar gemacht: „Wir haben kein Problem bemerkt. Es fuhr super schnell.“
Trotz seines Dauereinsatzes hat die Batterie des Langstrecken-Teslas von Tesloop bisher gerade einmal um die sechs Prozent Leistungsfähigkeit – und damit Reichweite – eingebüßt. Erwähnenswert: Tesloop lädt seine Elektroautos täglich zu 100 Prozent voll, obwohl vom Hersteller eine Ladung von nur 90 Prozent empfohlen wird.
„Wir fahren jeden Tag Langstrecke. Wir sparen ungefähr drei Minuten Ladezeit in Barstow (eine Stadt in Kalifornien mit Tesla „Supercharger“-Ladestation, d. Red.), wenn wir davor vollladen. Wir haben beschlossen, es einfach zu akzeptieren, vollzuladen und (die Batterie-Leistung, d. Red.) abbauen zu lassen“. Die Tesloop-Chefs planen, Fahrzeuge mit deutlich reduzierter Akku-Leistung nicht mehr für die Langstrecke, sondern nur noch für lokale Fahrten einzusetzen.
Kurz bevor die 200.000-Meilen-Marke geknackt wurde trat bei dem Tesloop-Tesla ein weiteres Problem auf: Die Anzeige der Restreichweite wurde ungenau und zeigte um die 15 verfügbare Kilometer an, der Stromer stellte aber bereits frühzeitig den Betrieb ein. Tesla analysierte das Problem und erklärte, dass Batterien von Elektroautos mit hohem Kilometerstand eine spezielle chemische Zusammensetzung aufweisen. Der Akku des Tesloop-Fahrzeugs wurde daraufhin ausgetauscht. Ein kommendes Software-Update soll das Problem dauerhaft beheben.
Die Verschleißkosten von Tesloop begrenzten sich bisher auf den Kauf einer neuen, regulären 12V-Autobatterie sowie einen Satz handelsüblicher Reifen je 40.000 gefahrene Kilometer. Alles weitere wurde im Rahmen von Teslas 8-Jahres-Garantie abgewickelt. „Wir haben noch nicht einmal die Bremsen erneuert“ so Sonnad.
Trotz der außergewöhnlich hohen Beanspruchung des Tesla Model S habe Tesloop bislang keine Probleme mit dem Hersteller gehabt und könne weiter die standardmäßigen Gewährleistungs- und Garantieregelungen in Anspruch nehmen. Die Elektroauto-Taxis seines Unternehmens würden regelmäßig zum Service gebracht, betonte Sonnad. Er räumte ein, dass Tesloop in nur einem Jahr mit dem Model S so viele Kilometer gefahren sei, wie andere Autobesitzer mit ihrem Fahrzeug in einem Jahrzehnt. Wie sich der Tesla langfristig im Vergleich zu „20 Jahre alten Autos“ schlägt, könne er daher nicht beantworten.
nimm3 meint
Das hört sich alles gut an. Ich möchte aber einwerfen, dass ein Großteil des Kapazitätsverlustes eines Li-Ionen-Akkus auf kalendarische und nicht zyklische Alterung zurückzuführen ist. Da der Akku gerade einmal 1,5 Jahre alt ist, lassen sich diese 320.000 km nicht auf 20 Jahre oder so extrapolieren.
JuergenII meint
Das mag stimmen, aber nehmen wir mal den Fahrer mit 25.000 km pro Jahr an – in die Fahrleistung dürften über 80% aller Fahrzeugbesitzer fallen. Damit könnte man den Wagen locker 10 Jahre fahren bevor die Akkualterung wirklich zum Tragen kommt. Aber wer fährt das wirklich mit einem Fahrzeug, bzw. wer behält seinen Wagen tatsächlich so lange?
Viel interessanter sind doch die sonstigen Verschleißkosten während der Laufzeit. Ich würde das mal mit Peanuts übersetzen.
Jenny Sommer meint
Niemals. Wenn 80% 25000km fahren würden wäre der Durchschnitt viel höher.
Durchschnitt D 2011/2015 ~11000km/~14000km.
4Mio fahren über 20.000km.
In Österreich ist der Schnitt nocheinmal 3000km niedriger.
Europa Schnitt 2010 waren 9240km/a.
Marco meint
Vermutlich meinte JuergenII eher, dass mindestens 80% der Autobesitzer 25000km oder weniger im Jahr fahren. Dann sollte nach 10 Jahren und dann maximal 250000 gefahrenen km ja noch die Akkus in Ordnung sein und das sieht er als eine ausreichende Zeit, die ein Auto halten sollte.
So ganz kann ich dieser Logik aber auch nicht zustimmen: dieser Bericht von den 320000km in 1,5 Jahren sagt eben nichts darüber aus, wie gut ein Akku nach 10 Jahren noch ist, völlig unabhängig davon, wieviel km er dann gefahren wurde. Zweitens sollte ein modernes Auto doch länger als 10 Jahre halten, eher so 20.
Utx meint
Das ist so nicht richtig. Lithium Ionen Akkus altern in erster Line zyklisch, durch Laden / Endladen und so gut wie gar nicht kalendarisch. Daher wird die Lebensdauer auch in Anzahl der Vollzyklen angegeben. Kalendarische Alterung ist nur dann ein Probelm, wenn der Akku komplett entladen gelagert wird.
Der Statistiker meint
Dass nach 300.000km der Akku etwas an seiner Leistung durch chemische Prozesse nachlässt, ist denke ich ok. Das mit der Anzeige der Restreichweite ist sicher ärgerlich wenn man sich gerade auf der Landstraße befindet. Jedoch wer seinen Tesla bis zu 15km Restweitenanzeige herunter fährt, dürfte sowieso die Ruhe in Person sein! :-)
Finde ich eine gute Werburg für Elektroautos und die Haltbarkeit von Auto-Batterien insgesamt. Wer weiß wie lange die von Tesloop gefahren wären, hätte sie das Restweitenanzeigeproblem nicht gehabt….?