Der scheidende Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber ist der Idee der Grünen, ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen, nicht völlig abgeneigt. Mit den immer höheren elektrischen Reichweiten von Plug-In-Hybriden könne der Übergang effizient gestaltet werden. „Deshalb verstehe ich die Diskussion eines Verbots nicht“, sagte er der Automobilwoche zufolge. Daimler werde sich so oder so auf mehrere Antriebsarten einstellen müssen, sagte Weber. Was aber kein Problem sei: „Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass es teurer wird, mehrspurig zu fahren.“
Weber zeigte sich optimistisch, dass Daimler den CO2-Flottenwert auf den ab 2021 geltenden neuen EU-Grenzwert drücken kann. Bis dahin müssen die Stuttgarter den CO2-Wert ihrer Neufahrzeuge auf 100 Gramm je Kilometer senken. 2015 lag der Wert bei 124 Gramm. „Bis jetzt sind uns immer zwischen zehn und 20 Prozent Effizienzpotenziale pro Fahrzeuggeneration eingefallen“, sagte er. Er finde „keine Hinweise, dass uns diese Ideen ausgehen“, gestand aber auch ein, dass „der absolute Beitrag natürlich kleiner“ werde.
Eine wesentliche Rolle beim Erreichen des Flottenziels sollen kleinere Motoren spielen. Daimler wird demnach einen „ganz großen Anteil“ seiner Fahrzeuge mit Vierzylinder-Motoren verkaufen. Auch bessere Luftwiderstands-Werte seien ein wichtiger Faktor. „Wir haben auf diesem Weg neue Schwerpunkte gesetzt“, so Weber. Es gebe „heute große Autos mit Kleinwagen-Verbräuchen“.
Elektroautos sollen ebenso dabei helfen, das CO2-Flottenziel zu erreichen. Man dürfe aber die sauberen Stromer nicht nur unter dem Aspekt Sparen sehen, so Weber. „Im Gegenteil: Der Kunde muss das Elektroauto als faszinierend und begehrenswert betrachten. Das ist die Kunst.“ Daimler hatte im Herbst auf dem Pariser Autosalon seine neue Elektromarke EQ angekündigt. „Wir planen jetzt den Großangriff“, sagte Weber. Der erfolgt aber erst in ein paar Jahren: Der erste EQ soll 2019 vom Band rollen.
Jürgen Kohl meint
„Bis jetzt sind uns immer zwischen zehn und 20 Prozent Effizienzpotenziale pro Fahrzeuggeneration eingefallen“
Meint er damit die manipulierten Werte auf den Prüfständen oder den durch Lobbyarbeit gesteuerten Lügen-NEFZ-Zyklus? Wenn die CO2-Werte dem realen Verbrauch entsprechen würden, würde kein einziges Modell die neuen ab 2021 geltendeen Grenzwerte einhalten.
Steve meint
Der gute Dr. Weber. V6/V8-Motorenpapst im Werk Bad Cannstatt, später dann Entwicklungsvorstand. Hatte eine schöne Karriere beim Daimler bis nach fast ganz oben. Das klingt jetzt aus. Leider ist er aus der Motoren-Nummer nicht mehr rausgekommen, hat Benzin im Blut und die E-Autos (entgegen anderslautenden Bekundungen) immer verachtet.
Was er nicht sieht: es ist Aufgabe des Staates, Regeln für die Gesellschaft zu erlassen, nach denen Dinge gehen und andere eben nicht. Wenn jetzt, 14/15 Jahre vor einem möglichen Zulassungs-Stopp für Verbrennerfahrzeuge, die Weichen in diese Richtung gestellt werden, dann ist das doch für die Beteiligten Hersteller großartig. Die können sich drauf einrichten. Forschungsgelder und Fabrikanlagen in diese Richtung eindämmen. Denn auch der Daimler plant für 2030 im Moment noch keine konkreten Produkte und Fabriken. Das hat noch einen Horizont von 4-5 Jahren.
Martin meint
Denen ist immer etwas eingefallen um den Verbrauch zu senken! Ja, aber nur auf dem Schummelprüfstand. Es müßte eine CO2 Abgabe auf den Spritpreis draufgeschlagen werden. Nur das ist fair
Hans G. meint
Die gibt es doch längst , nur heißt sie Mineralölsteuer
Dietz von Hardenberg meint
Ja, Daimler ist eingefallen, alle elektrischen Komponenten für die alte e-B-Klasse von Tesla einzukaufen. Dr. Weber hatte es einfach nicht drauf, weder e-Antrieb noch Batterien selber zu entwickeln oder bei guten Partnern in Europa zu besorgen. Da darf man gespannt sein, bei welchen Firmen die fähigen Leute jetzt abgeworben werden, um das grosse Defizit wieder aufzuholen.
McGybrush meint
„…will den geforderten Grenzwert von 2021 erreichen…“
Warum nicht mehr? Warum nur den Grenzwert? Genau deshalb muss man das per Gesetz erzwingen. Ohne dies würde man abgastechnisch gesehen irgendwann Autonom fahrende „Kohlebagger“ fahren. Und es wird mit den Gesetzen eher die Rettung sein. Denn dann könnte das auch mit China noch klappen. Sonst werden wir hier nur noch günstige EV Importe fahren. Wenn kein anderer den Markt für EV’s erkämpft hat.
Dr.M. meint
Das geforderte gesetzliche Verbot für Neuzulassungen ab 2030 hat einen ganz einfachen Grund:
Weil das mit den freiwilligen Verpflichtungserklärungen in der Vergangenheit so supertoll funktioniert hat und die Erfahrungen mit der Gesetzestreue der Autokonzerne ist so gut sind , dass man das auf Seiten der Politik sicher gerne noch einmal so macht und sich ver…..en lässt.
Das läuft doch schon wieder wie immer: „Bloss keine Gesetze, wir haben das Problem erkannt und machen das freiwillig.“
Haha, sehr witzig, wer sich noch nicht einmal an lobbyweichgespülte und quasi selbstgeschriebene Gesetze zu Abgasgrenzwerten hält, der darf sich nicht wundern, wenn irgendwann mal die Verbotskeule ausgepackt wird.
Herbert meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.