Darüber, wie lange und wie oft Elektroauto-Batterien für eine optimale Lebensdauer geladen werden sollten, gibt es unterschiedlichste Meinungen. Nun hat sich Tesla-Experte Jeff Dahn zu dem Thema geäußert. Dahn hat an der kanadischen Dalhousie University gelehrt und gilt als einer der führenden nordamerikanischen Batterieexperten.
Tesla hat die Akkus seiner Elektroautos darauf ausgelegt, mehr als 200.000 Kilometer über 90 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität zu liefern. Theoretisch sollen die Speicher mehrere Jahre und hunderttausende Kilometer halten. Mit der Zeit stehen aufgrund der nachlassenden Batterieleistung jedoch immer weniger Kilometer mit einer Ladung zur Verfügung.
Um die Leistungsausbeute zu maximieren, hat Tesla bisher empfohlen, den Akku nur für Langstreckenfahrten auf 100 Prozent aufzuladen. Besser sei eine täglich Ladung auf höchstens 80 bis 90 Prozent der Batteriekapazität. Speicher-Experte Jeff Dahn rät nun dazu, idealerweise nur bis zu 70 Prozent aufzuladen. Für einzelne Langstrecken-Fahrten seien jedoch auch 100 Prozent in Ordnung.
Tesla-Besitzer können für ihren Stromer direkt im Fahrzeug oder über die Tesla-App ein Ladelimit setzen. Je nach Modell und Ladestand sind mit den Elektroautos der Kalifornier derzeit bis zu 632 Kilometer am Stück möglich. Wer die Batterie nicht voll auflädt, muss entsprechend Abstriche bei der Reichweite machen.
An Teslas immer zahlreicher verfügbaren unternehmenseigenen Supercharger-Schnellladern können 80 Prozent der Batteriekapazität in etwa 30 Minuten geladen werden. Für eine Komplettladung fallen technikbedingt um die anderthalb Stunden an. An herkömmlichen Ladestationen oder einer Haushaltssteckdose muss mit mehreren Stunden Wartezeit gerechnet werden.
ZOE Fahrer meint
Fahre nun einen ZOE im 5. Jahr mit aktuell 63.000km auf der Uhr. Wenig bis kein Reichweitenverlust. Lade immer und täglich auf 100%. Man kann ja seinen Akku eh nicht volladen da immer Reserven vom Hersteller freigehalten werden. Beim ZOE bekommt man z.B. nur 23 von 26,5 kWh zu sehen. Also 100% vollgeladen sind dann reale 90%.
H2O3 meint
Das kalifornische Start-Up Tesloop fährt als Taxiunternehmen Kunden von Stadt zu Stadt (siehe Artikel hier am 5.9.2017) und hat inzwischen über 400.000 km drauf. Was ich an anderer Stelle gelesen habe, haben die die immer noch den ersten Akku und laden täglich am SC den Akku zu 100%. Ähnliches habe ich über einen Chevrolet Volt gelesen der angeblich auch schon über 500′ km drauf hat.
Also schein bar halten die Akkus wesentlich besser und länger als angenommen.
Vielleicht steht hinter der Äußerung von Tesla auch nur der schnöde Gedanke, vorsorglich mal die Nutzer schneller vom SC zu holen und damit die Standzeiten am SC sowie die drohende Überlastung durch Model3 zu senken :)
Da schafft man mal schnell 10-bis 20% mehr Kapazität!
Jeru meint
Wirklich nichts neues und das was viele hier schon oft geschrieben haben aber niemand so wirklich hören wollte.
Li-Ionen Batterien mögen keine tiefen Zyklen und auch keine hohen Ladeströme. Daher am besten immer zwischen 30-70% laden. Wenn Sie gelagert werden, dann möglichst nicht bei 100% sondern wie schon gesagt eher „halb-voll“.
Das Szenario BEV und lange Strecken ist eigentlich der Worst-Case für Li-Ionen Batterien.
Da das Thema FCEV angesprochen wurde. Mir ist letztens aufgefallen, dass FCEV für die Lebensdauer der Traktionsbatterie eigentlich perfekt ist da die Brennstoffzelle die Batterie immer zwischen 30-70% halten kann.
In einem FCEV dient die Traktionsbatterie als Puffer und soll elektrische Reichweiten ohne Brennstoffzelle <100km ermöglichen.
McGybrush meint
FCEV ist vielleicht besser für die eine Batterie aber nicht billiger im TCO.
Lieber ein einfaches System eines BEV und irgendwann mal ein neuen besseren Akku einbauen als beim FCEV keine Option zu haben Kostenlos an Treibstoff ran zu kommen, auf Kofferraum zu verzichten, zur Wartung zu müssen.
Wenn beim 2013er i3 der damalige 18000Eur Akku mit 190km kaputt geht dann bezahlt er heute „nur“ noch 8000Eur und bekommt den 300km Akku. Und das Spiel hört ja nicht auf. In weiteren 5 Jahren wird es wieder billiger sein.
Peter W. meint
Eine späte Erkenntnis.
Wenn man sich mit Lithiumakkus ein bischen beschäftigt, weiß man, dass sie bei 3,6 bis 3,8 Volt am längsten halten, und das ist etwa gut hab voll. Ein Lithiumakku der nur bei 50 bis 70 % genutzt, und auch noch schonend behandelt wird, hält weit über 10 Jahre fast seine volle Kapazität. Tesla hat ja auch noch den Vorteil, dass die großen Akkus den Motor locker versorgen können, wenn man sich normal verhält und keine Vollgasorgien durchzieht.
Seltsam, dass man für diese Erkenntnis einen Akku-Experten braucht.
Wännä meint
Es geht hier weniger um späte oder frühe Erkenntnisse.
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich bisher überhaupt nicht mit der Thematik auseinander setzen mussten bzw. für Diese es erst jetzt zum Thema wird. Da kann es sicherlich nicht schaden, immer mal wieder die altbekannten Tipps unters Volk zu bringen.
Ergänzend sei angemerkt, dass sich Nickel-basierte Zellen ähnlich verhalten, was Alterungsprozesse angeht. Schon der Toyota Prius 1 von 1998 nutzte die Kapazität der NiMh-Zellen nur zwischen Ladeständen im Mittel zwischen 40 und 70%.
Und abschließend noch ein Tipp für alle „Taschenfunkcomputer“-Nutzer, die bekanntlich alle mit Lithium-Zelle durch die Gegend laufen:
Es gibt im Appstore ein kostenloses Progrämmchen namens ECO CHARGE, welches den Akku beim Laden überwacht und bei Erreichen des frei definierbaren Ladestandes zwischen 70 und 100% Alarm schlägt ;-)
Steff meint
Dafür braucht man keinen Experten. Wenn man den „Regler“ auf 100% hat, bzw. vergisst, erinnert einen das Fahrzeug (zumindest bei Tesla) daran, ggf. das Ladeniveau wieder senken.
Was lange halten eigentlich die PHEV/HEV und FCEV Akkus, werden die nicht ständig mit harten Zyklen belastet?
M meint
hallo Steff,
hier kann man die Erfahrungen im Toyotakonzern heranziehen. Die Toyota Vollhybriden (vom Yaris, Auris, Rav4, Prius etc) halten sehr lange. Toyota hat früher 10 Jahre Garantie auf den Antriebsstrang (incl Batterie) gegeben. Mein Toyota Prius 2, BJ 2006, also 11 jahre alt, hat mitlerweile 230000 km drauf und ist bei weitem keine Ausnahme. Kilometerleistungen jenseits von 300.000km und Alter über 10 Jahren mit dem Ersten Akku sind nicht unüblich. – Dann aber werden die ersten Zellen langsam schlappmachen – das ist durchaus in Ordnung, wie ich finde.
Leotronic meint
Die Laufleistung ist aber nicht im Batteriebetrieb gemacht worden. Oder doch?
Mr. Moe meint
In diesem Kontext wäre auch noch hoch interessant zu wissen, wie es sich mit „wenig fahrern“ verhält.
Also wenn man den Wagen z.B. zu 70% vollläd, den dann pro Woche aber nur 20 km in Summe bewegt. Oder anderes Beispiel: man läd den Wagen voll, fährt in einer Woche 2.000 km (mit Nachladen natürlich) und stellt den dann mit 60% Restladung für 4 Wochen hin weil man im Urlaub ist.
Wie verhält es sich in solchen Szenarios mit der Akkulebensdauer? Bisherige Artikel berichten ja immer nur von viel Fahrern / Ladern :).
Peter W. meint
Lithiumakkus die man kaum benutzt und immer schön bei 50 % hält, haben einen Kapazitätsverlust von rund 2% pro Jahr. Allerdings sind das Parameter, die man bei der Herstellung beeinflussen kann. Extreme Leistung und kurze Lebensdauer, oder weniger Leistungsfähigkeit und lange Lebensdauer können über die Chemie gesteuert werden. Fürs Auto muss man da halt den passenden Komromiss finden.
Mr. Moe meint
Ah ok danke für die Info. Gut, dann wirds dazu wohl vermutlich nicht all zu bald belastbare Zahlen der jeweiligen Hersteller zu geben fürchte ich.
Chris meint
Tesla X und Tesla S verlieren leider etwa 1 kWh pro 24 h, wenn sie nicht gefahren werden. Wenn der Wagen 4 Wochen lang abgestellt wird, wird er nach dem Urlaub nicht mehr 60 % sondern nur noch 30% Restladung haben.
Ricci meint
Da würde bestimmt der gute alte „Nato Knochen“- mit eMotor und Computer Modifikatin – helfen, der die Batterie von übrigen Netz trennt.