Etablierte Autohersteller wollen künftig in diversen Baureihen auch elektrische Fahrzeuge anbieten, bis zur Markteinführung vieler Modelle vergehen aber noch mehrere Monate oder Jahre. Um seinen Kunden schon heute umweltfreundliche E-Mobilität bieten zu können, setzt ein schwäbisches Autohaus auf ein deutsches Startup.
Das auf Fahrzeuge von Opel spezialisierte Autohaus Weller im 20 Kilometer nördlich von Stuttgart gelegenen Bietigheim hat in seinem Showroom einen Elektro-Transporter von StreetScooter stehen – ein an der Universität RWTH Aachen entstandener Hersteller, der seit 2014 unter dem Dach der Deutschen Post kräftig expandiert. Die Zusammenarbeit zwischen dem Bietigheimer Autohaus und StreetScooter entstand vergangenen Sommer durch persönliche Kontakte eines Verkäufers aus seinem Studium, berichten die Stuttgarter Nachrichten.
„Wir bauen seit Jahren unser Angebot an Elektro-Mobilität aus, der StreetScooter passt da gut ins Portfolio. Und auf der anderen Seite sucht die Post nach Händlern, die ihr Produkt bekannter machen. Dafür haben wir die ideale Größe und eine gute Lage und Anbindung“, so Julius Emrich. Das Autohaus, in dem der Verkäufer tätig ist, hat einen Lizenzvertrag mit der Post abgeschlossen und ist eigenen Angaben nach derzeit der einzige Händler in der Region Stuttgart, der den StreetScooter vertreibt.
An Privatkunden darf Emrich die StreetScooter nicht verkaufen – für deren Bedürfnisse sind die Lasten-Stromer aber auch nicht gemacht. Das Erstlingswerk des Herstellers, der Work, wurde speziell auf die Anforderungen der Deutschen Post zugeschnitten. „So ist der Fahrersitz zum Beispiel links abgeflacht – an der Stelle geht bei Transportern immer das Polster kaputt, vom ständigen Ein- und Aussteigen der Fahrer“, erklärt Emrich. Die serienmäßige Sitzheizung hält er für deutlich praktischer als eine herkömmliche Heizung – „denn im Winter geht ja ständig die Türe auf“. Emrichs Fazit: „Es sind einfach viele gute Details.“
Der StreetScooter Work kostet neu ab knapp 38.000 Euro, die Leasing-Angebote im Bietigheimer Autohaus Weller beginnen bereits bei 270 Euro pro Monat. Die Zielgruppe sieht der Händler vor allem in Lieferdiensten, Bäckereien und Gärtnereien. Neulich habe auch ein Industrieunternehmen aus der Stadt zwei Exemplare bestellt. „Es vergeht im Grunde kein Tag, ohne dass sich ein Interessent bei uns meldet“, so Emrich.
Jürgen S. meint
Bei Verbrennern würde niemand überlegen ob für Handwerker oder Bäcker ein Mercedes Vitto/Sprinter (o.ä.) oder ein 3er BMW zum Waren- und Materialtransport sinnvoller wäre. Die E-Mobilität beschert uns derzeit noch solche kreativen Vergleiche mangels grösserer Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen. Es herrscht ein Umdenken und das ist gut so.
Simon Maier meint
Der StreetScooter hat sicher seine Bewandnis, preislich hingegen bekommt man dafür allerdings schon ein Model 3 in Basisausführung (wenn das Fahrzeug dann irgendwann nach Europa geliefert wird). Sicher kann man diese Autos nicht vergleichen, da sie vollkommen unterschiedliche Nutzungsarten bedienen. Allerdings bekommt man beim M3 fürs gleiche Geld einen viel größeren Akku, mehr Reichweite, Schnellladefähigkeit und wesentlich mehr Leistung. Andere BEV wie der Leaf oder der Ioniq bieten da ebenfalls mehr fürs Geld, auch wenn es natürlich keine Nutzfahrzeuge sind.
Trotzdem ist es natürlich besser, die Post mit dem StreetScooter auszutragen als mit einem Diesel-Bus.