Willi Diez, Professor für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen, war viele Jahre bei Daimler tätig. In einem Interview mit der Südwest Presse hat er über den Stand der Automobilindustrie und Elektromobilität gesprochen.
Die Elektrifizierung von Autos stehe derzeit zwar stark im Fokus, sei aber „gar nicht so revolutionär“, sagte Diez. „Ob ich meinen Smart Electric oder meinen Porsche 911 fahre: Ich steige ein, drehe den Zündschlüssel um und dann gebe ich Gas.“ Die Einstellung zum Auto viel stärker verändern würden Shared Mobility, autonomes Fahren und die Digitalisierung.
Die Umweltbilanz von elektrischen Autos sieht Diez kritisch. Zwar könnten E-Autos durch ihre lokale Emissionsfreiheit bereits kurzfristig wirken, nach heutigem Stand der Technik sei das Elektroauto jedoch „nicht das Allheilmittel, was den Klimaschutz angeht“. Dazu der Professor: „Die Herstellung der Batterie ist nach wie vor sehr CO2- und energieintensiv.“ Auch beim Strom für das Laden sei Deutschland „noch lange nicht, wo wir hin müssen.“
Um den langfristigen Umweltnutzen von E-Autos zu verbessern, müssen Diez zufolge Batterien industriell recycelt werden und die Herstellung von Akkuzellen ökologischer erfolgen – etwa wie bei US-Hersteller Tesla, der seine Speicher-Fabrik in der Wüste Nevadas mit Sonnenenergie versorgt. Diez glaubt, dass E-Mobilität noch ganz am Anfang steht. Die technische Entwicklung sieht er „da, wo wir mit dem Verbrennungsmotor 1920 waren“. Dies gelte nicht nur für die Batterie, sondern auch „die Betankung“.
Dass mittlerweile immer mehr langstreckentaugliche Elektroautos auf den Markt kommen, liegt laut Diez maßgeblich an Toyota. Der japanische Autokonzern bietet selbst zwar noch keine rein batteriebetriebenen Autos mit neuester Technik an, setzt aber seit mittlerweile 20 Jahren auf Hybrid-Systeme. Toyota habe „eine sehr große Rolle gespielt und die Lithium-Ionen-Batterie sehr stark forciert“, so Diez. „Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir die Autos auch bauen können.“
Diez sprach sich dafür aus, beim Vorantreiben von Elektromobilität die Leute „Schritt für Schritt“ mitzunehmen. Überzogene Ziele wie die von der Bundesregierung für 2020 ausgerufene Elektroauto-Million oder Verbote von Verbrenner-Fahrzeugen seien dabei nicht zielführend. Diez betonte, dass am Verbrennungsmotor „ein großer Teil unseres Besteuerungssystems“ hänge, man könne daher „nicht aus einer – sicher gerechtfertigten – ökologischen Sichtweise einfach etwas bestimmen“.
kritGeist meint
„Die Elektrifizierung von Autos stehe derzeit zwar stark im Fokus, sei aber „gar nicht so revolutionär“ = Jetzt auf einmal, wo alles auf den E-Zug aufgesprungen sind, hat er nicht vor einiger Zeit das Gegenteil behauptet?
. „Ob ich meinen Smart Electric oder meinen Porsche 911 fahre:“ Doch sehr viele, 60K Preisunterschied, Smart sogar bequemer als die Holzbank – Porsche, man kann fast überall parken & verheizt v.a. nicht wertvolle Ressourcen, mit einem Proletenwagen!
„Überzogene Ziele wie die von der Bundesregierung für 2020 ausgerufene Elektroauto-Million oder Verbote von Verbrenner-Fahrzeugen seien dabei nicht zielführend.“ = Das Problem waren nicht die Ziele, sondern die Lobbisten & die Öko-Kanzlerin mit zu vielen Fingerrauten! Wenn man keine Ziele hat, dann ist man auch nicht motiviert überhaupt für das Ziel was zu leisten, sie hätte auch Tesla/Hyundai/Toyota fragen sollen & nicht skandalträchtige dt. Manager. Hätte man die Dienstwagenregelungen & Dieselbonis abgeschafft & die Infrastruktur wirklich gefördert, wären wir schon weiter.
Roland H. meint
Ich bin auch der Meinung, dass die Elektromobilität der falsche Ansatz ist.
Ob auf den großen Firmenparkplätzen tausende E oder V Autos rumstehen ist egal. Wir müssen davon weg, dass Autos nur 1 bis 3 Stunden täglich genutzt werden. Carsharing und Uber sind die Zukunft. Damit könnte der Fahrzeugbestand in Deutschland um mindestens 50% reduziert werden. Um Fahrzeuge, die dann überhaupt nicht hergestellt werden müssen.
Man-i3 meint
grau ist alle Theorie… und wenn wir den Fahrzeugbestand um 50% reduzieren müssen auch nur noch 900.000 Menschen (anstelle derzeit 1,8 Mio) täglich mit dem Auto zu ihrem Arbeitsplatz in der Automobilindustrie fahren.. wieder gespart.
Oder Carsharing: Müller fährt zur Arbeit um 8:00, sein Wagen steht dort bis 17:00 rum. In der Zeit könnte doch Oma Huber das Fahrzeug zum Einkaufen nutzen, Müller hat sicher nichts dagegen wenn Oma Huber ein paar Dellen produziert oder den Tank leer fährt….
In der Theorie geht Vieles…….
Uwe meint
Oma Huber fährt mit dem Rulator vom Eigenheim zum Firmenparkplatz (schlappe 13 km – dafür gibts das goldene Sportabzeichen – und einen Förderbonus vom Bürgermeister), mit dem Tesla zum Super-Markt (und schiebt damit die Einkaufswagen zusammen – dafür bekommt sie 450 Euro im Monat zur Rente dazu), und bringt die verkratzte Karosse zu A.T.U. (dafür bekommt sie vom Lackierer, das ist Enkel Rüdiger, 10 % Provision zur Rente dazu).
Oma Huber gehts richtig gut. Dank Car-Sharing.
Uwe Federkeil meint
Beim Tankvorgang an der Diesel-/Benzinsäule werden enorme Mengen an flüchtigen Aromaten eingeatmet. Das hat fürchterliche Wirkungen auf die Neuropsychologie: Kognitive Einschränkungen, Dyskalkulie, Schnüffel-Sucht, Paraphrasieren sind typische Zeichen einer fortschreitenden E-Mobilitäts-Phobie.
Besonders häufig anzutreffen in Motorenentwicklungsabteilungen, Formel-1-Teams, DAX-Vorständen u. -Aufsichtsräten, polititschen Gremien an KFZ-Produktionsstandorten in BaWü, Bay, NiSa, Sachsen
Therapiemöglichkeiten sind nur begrenzt verfügbar und nutzbar:
Begleitetes Bahnfahren z.B. scheidet fast überall aus, da die Arbeitsplätze häufig weit abseits geeigneter Verbindungen gebaut wurden.
Rainer Zufall meint
Als Benzin-, Diesel- und leidenschaftlicher Abgasschnüffler finde ich das absolut lustig :-)
Vielleicht können Sie noch was über die tonale Untermalung der Leidenschaft vieler Autofahrer schreiben, solange genug Humor dabei ist, lese ich es auch.
Man-i3 meint
Wozu das ganze Gegackere? In 300 Jahren hat es die Spezies Mensch eh geschafft den Planeten für sich unbewohnbar zu machen. Dann sind die (paar) Tiere und Pflanzen wieder unter sich und kein Mensch stört deren natürliches Zusammenleben. Und das wird passieren ob wir nun elektrisch in kleinen Hasenkisten – oder fossil in V8 SUVs fahren……
Benutzername meint
Um das Besteuerungssystem braucht sich glaube ich keiner Sorgen machen. Anfang 2017 habe ich einen „Energietisch“ besucht, dort hat ein Vertreter der Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg gesagt, dass bei steigender Anzahl an Elektroautos auch von einer entsprechenden Besteuerung des Ladestroms gerechnet werden kann.
Ich bin zwar Techniklaie, aber gerade bei Ladesäulen oder Wallboxes sollte es doch kein zu großer Aufwand die entsprechende Abgabemenge zu ermitteln und zu besteuern. Da wäre natürlich eine Abrechnung nach Kwh hilfreich, aber bevor dem Staat zu viel Geld entgeht, ist die Eichproblematik sicherlich schnell erledigt.
Nik meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Energierebell meint
Was sind denn das für komische Ansichten?
…….war viele Jahre bei Daimler tätig…..erklärt ja alles
Eliten sind immer unfähig, sich etwas anderes als die Trends von Gestern vorzustellen, also die Trends, die sie zu „Eliten“ gemacht haben
Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen haben. (Albert Einstein)
Um die Welt voranzubringen, braucht es Visionäre. Menschen, die die Vorstellungskraft besitzen, das scheinbar Unmögliches möglich ist. Hermann Scheer war ein solcher Visionär.
Leonardo meint
Meines Wissens haben Toyota Hybride seit Anfang an NiMh Akkus verbaut.
Lediglich die Plug In Hybride haben Lithium Akkus.
alupo meint
Richtig.
Daraus erkennt man deutlich, dass der Profesdor sehr wenig Ahnung hat.
Volker Adamietz meint
Sehr geehrter Herr Diez,
bitte lesen Sie sich mal den Artikel durch:
https://edison.handelsblatt.com/e-hub/so-viel-strom-brauchen-autos-mit-verbrennungsmotor/20826274.html?ticket=ST-2872823-DUvRRbCsglvNhHhqISj3-ap3
Die Stromkosten in der Raffinerie, um Benzin herzustellen, sind so hoch, dass der Stromverbrauch auf 100 km vom einem Benzinauto fast gleich auf liegt, wie ein Elektroauto – welches aber theoretisch sogar mit selbst produzierten Strom fahren kann.
… die ganzen Experten und Spezialisten und Auto-Gurus haben die Weisheit auch nicht oft mit dem Löffel gefressen. Meine Meinung…
Peter W. meint
Würde man gegen den Dieselmotor Behauptungen aufstellen, für die es keine eindeutigen Studien (mindestens 10 Stück) gäbe, wäre das Geschrei der Autoindustrie riesengroß. Die wenigen, recht unterschiedlich ausgelegten Untersuchungen zum Lithiumakku, ergeben leider kein klares Bild. Man kann aber eines mit Sicherheit sagen: Wenn für die Herstellung des Lithiumakkus erneuerbare Energiequellen genutzt werden, und das Elektroauto mit Erneuerbaren geladen wird, bleibt von der Vorwürfen einer schlechetn CO2 Bilanz nicht viel übrig. Traurig ist auch, dass immer wieder unterschlagen wird, dass es nicht nur um CO2, sondern auch um Giftstoffe geht, die vor allem in Städten die Menschen belasten. Das Auto, also der Individualverkehr, ist ja nicht der einzige CO2 Emittent, und beim CO2 Gesamtausstoß einer Industrienation kann man den PKW-Verkehr fast schon als Peanuts bezeichnen. Politik und Industrie haben längst erkannt, dass es am einfachsten ist, dem Autofahrer die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben.
Zuerst wird die Energiewende zu Gunsten der Braunkohle ausgebremst, und jetzt wird der hohe CO2-Anteil beim Strom als Argument gegen das E-Auto genutzt. Geht es noch frecher?
Leotronic meint
Dieselverbot hat was mit NOx zu tun. Kraftwerke pusten kaum NOx raus. Energieintensive Zellenfertigung bringt CO2. CO2 ist nicht das Problem in den Staedten. Also bitte keine Aepfel mit Birnen vergleichen. NOx toetet.
stan meint
„CO2 ist nicht das Problem in den Staedten. “
Korrekt, CO2 ist ein Problem überall.
Jemand meint
+1
danke. stan.
Teslatom meint
CO2 ist kein Problem
CO2 ist kein Gift
NOx, aromatische Kohlenwasserstoffe etc sind ein Problem, da giftig und gesundheitsschädlich.
Fracking ist ein Problem
Ölverseuchte Meere sind ein Problem
CO2 ist ungiftig,
aber es ist einfach, sich nur mit 1 Thema zu beschäftigen ????
M3 meint
Warum soll CO2 überhaupt ein Problem sein?
Weil Al Gore in seiner Klimalüge behauptet, dass davon die Eisbären aussterben würden?
Weil CO2 Klimakatastrophen auslösen würde? Und Schuld am Klimawandel sei?
Lächerlich!
Gehirnwäche hat wohl funktioniert…
alupo meint
CO2 ist eindeutig ein klimarelevantes Gas. Und die riessigen, über jahrmillionen gebildeten und von der Natur weggesperrten Mengen die der Mensch in den letzten 100 Jahren hervorgeholt hat haben eine deutliche Spur hinterlassen.
Die Korrelation ist eindeutig und wird von Fachleuten nicht mehr bestritten.
Leotronic meint
Weil der Strommix nicht emissionsarm ist sollten wir doch die elektrifizierten Bahnstrecken lieber mit Dieselloks befahren. Das bring wohl die erhoffte Umweltverbesserung. Ist das so richtig Herr Professor?!
Railfriend meint
Dieselloks fahren ohne Atom- und Kohlestrom, verursachen keine Bahnstromopfer bei Mensch und Tier, nicht wahr ? Nachhaltigkeit ist mehr als der Anschein elektrifizierter Bahnstrecken.
McGybrush meint
Woher kommt die Aussage „sehr Energie Intensiv“ egtl.
Wer hat das zum ersten mal erwähnt was anscheinend alle nachplappern.
Was heisst es egtl im Deitail „energieintensiv“. Welcher Produktionsschrit ist das und mit welcher Stomerzeugung wurde dieser generiert.
Frank meint
Vielleicht sollte Prof. Diez ein richtiges Elektroauto probieren, wenn ihn der Smart ed an die Zwanziger des letzten Jahrhunderts erinnert :)
Franz meint
Professor Diez ist ja ein echter Autoexperte. Zündschlüssel werden auch bei Verbrennern schon lange nicht mehr umgedreht. Die energieintensive Akkuherstellung und die Stromproduktion wird inhaltslos dämonisiert, denn Verbrenner-Autos fallen ja vom Himmel und Benzin gibt es ohnehin am Zapfhahn der nächsten Tankstelle.
Toyota hat die Lithium-Ionen Batterie stark forciert, verbaut aber überwiegend NiMH-Akkus in seinen elektrifizierten Verbrennern.
Und ein mögliches Verbot von Verbrennerfahrzeugen gefährdet diesmal unser Besteuerungssystem. Kein Wort davon, dass im geplanten Jahr des Verbrennerverbots, 2030, möglicherweise die Verfügbarkeit von Öl, Benzin und Diesel nicht mehr so selbstverständlich sein wird wie heute (vgl. das „Visionen 2030“-Programm einiger arabischer Staaten) und sich dadurch das Thema von selbst erledigen kann. Alles in allem ein prima Beitrag für die BILD-Zeitung. Mehr nicht.
Uwe meint
Dubai baut längst Hochhäuser mit dem 3D-Drucker und elektrifiziert, automatisiert und digitalisiert die Städte in hohem Tempo. Die entfernen sich sehr rasch von der Abhängigkeit des Ölexports.
Bei uns hocken die immer noch mit Hammer und Meisel um ihre Steine, hauen Tafeln aus ihren Blöcken und ritzen mit geschmiedeten Pfeilspitzen Runen in die Wände mit Warnhinweisen vor dem offenen Feuer. Da sind doch E-Motoren aus den zwanziger Jahren ein echter Fortschritt. Diez war vielleicht zu nah am Feuer und hat ne Rauchvergiftung. Mancher wirft da auch „Kräuter“ hinein.
Was wären denn seine Roboter und Förderbänder, Fräsmaschinen, Pumpen in den Werks- und Montagehallen ohne effiziente E-Motoren?
N. Poerner meint
Wenn es um den Schutz unserer Umwelt geht, muß man etwas bestimmen und klare Ziele festlegen, die auch ökonomisch im ersten Moment weh tun, sonst verenden wir alle jämmerlich in unserem eigenen Müll!
Als der Mensch fliegen wollte hat er auch nicht gewartet, bis die Evolution Ihm Flügel wachsen läßt.