Das erst wenige Monate alte Startup EVelozcity gilt bereits als einer der vielversprechendsten neuen Elektroautobauer. Maßgeblich verantwortlich dafür ist die aus dem Ex-Deutsche-Bank-Manager Stefan Krause und dem ehemaligen BMW-Entwickler Ulrich Kranz bestehende Führungsriege. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung hat Stefan Krause Details zu den Plänen seines neuen Unternehmens verraten.
Krause und Kranz waren 2017 noch bei Faraday Future angestellt, ein mit chinesischem Geld finanzierter E-Auto-Hersteller mit ehrgeizigen Zielen. Faraday wollte mit reichweiten- und leistungsstarken sowie hochvernetzten Stromern Branchenprimus Tesla Konkurrenz machen, hat aber seit Monaten mit finanziellen Problemen zu kämpfen.
Im Herbst vergangen Jahres verließen Krause, Kranz und weitere Top-Manager – darunter Chefdesigner Richard Kim, der EVelozcity mitgegründet hat – Faraday Future. „Wir saßen auf der Terrasse meines Hauses und haben darüber nachgedacht, was wir nun tun könnten“, erinnerte sich Krause. Noch im Dezember gründete er mit Kranz, Kim und Unterstützung von drei Investoren aus Taiwan, China und Deutschland EVelozcity. Mittlerweile sind 100 Mitarbeiter bei dem Startup beschäftigt.
„Wir haben uns überlegt: Wie sieht die Stadt der Zukunft aus – und welche Autos braucht man dafür?“, erläuterte Krause die Idee hinter EVelozcity. Das Auto von heute unterscheide sich von der Konzeption her zwar kaum von einer Kutsche – „vorne die Pferde, in der Mitte die Kabine und hinten der Stauraum fürs Gepäck“, so Krause. „Die Architektur eines Elektroautos ermöglicht es jedoch, den Innenraum eines Fahrzeugs komplett zu überdenken.“
Drei Baureihen mit „Skateboard“-Plattform
Die Elektroautos von EVelozcity sollen auf einer gemeinsamen Plattform aufbauen, dem sogenannten „Skateboard“. Darauf basierend sind zunächst drei vollelektrische Baureihen geplant: eine für private Pendler, eine für Ride-Sharing-Angebote und eine für den Transportsektor. Krause unterstrich, nicht „das Auto mit der größten Reichweite entwickeln“ zu wollen. Im Fokus stehe ein erschwinglicher Preis von unter 50.000 US-Dollar. Die von Tesla für seinen Massenmarkt-Stromer Model 3 aufgerufenen 35.000 Dollar bezeichnete Krause als „das Einhorn, von dem alle träumen“.
Technische Details oder Bilder zu den Fahrzeugen von EVelozcity wurden bisher noch nicht veröffentlicht, die SZ durfte aber bereits einen Blick auf digitale Entwürfe der geplanten Modelle werfen. Dazu die Redaktion: „Wer die Virtual-Reality-Brille aufhat, der entdeckt ein schwarzes Fahrzeug, das ein bisschen an den legendären Kleinbus Bulli erinnert und von der Seite aussieht wie ein iPhone auf Rädern.“
Wie VW mit seiner kommenden Elektroauto-Familie I.D. verspricht EVelozcity dank des Wegfalls von Verbrennungsmotor und Getriebe viel Platz auf vergleichsweise kleiner Fläche. „Sie dürfen nicht vergessen: Dieses Fahrzeug ist gerade mal so lang wie ein VW Golf“, so Designer Kim. „Man fühlt sich wie in einem dieser Taxis in London, es könnte aber auch ein gemütliches bayerisches Wirtshaus sein“, schreibt die SZ.
Das erste Modell von EVelozcity soll 2021 auf die Straße kommen, vom Band rollt es in den USA und China. Wann der Europa-Start erfolgt, ist noch offen. Auch der finale Markenname für die Fahrzeuge steht noch nicht fest. Auf eine eigene Produktion will EVelozcity verzichten und seine Elektroautos in Auftragsfertigung herstellen lassen. Batterien, Motoren und Komponenten für Autonomes Fahren sollen in den USA und China zugekauft werden.
Tomas meint
Dieses Einhorn existiert doch bereits (fast)
Der Hyundai Ioniq – ein ziemlich normal aussehendes, alltagstaugliches Elektroauto. und das für deutlich unter 35.000€, aber inklusive aller Steuern und Abgaben und VOR der Förderung. (nit etwas Glück findet man einen Vorführer mit dem man um 27.000€ wegfahren kann)
Die zwei einzigen kleinen wirklichen Nachteile sind dass der Akku etwas größer sein könnte und der Motor doch ein wenig schwachbrüstig daherkommt.
Also, was wollen sie mehr bieten?! 35.000$ sind sehr schnell einmal über 40.000€ hier
Peter W. meint
Es gibt aber schon einige Einhörner für unter 35.000 Euro zu kafen. Manche Leute können sich offenbar nicht vorstellen, dass der gemeine Angestellte/Arbeiter keine 50.000 Euro für eine Blechkiste ausgeben kann, die ihn zu seiner schlecht bezahlten Arbeitsstelle bringt.
Gingong meint
Tja, sooo einfach scheint es ja nun doch nicht zu sein, ein Startup zu gründen und dann auch erfolgreich eine Serienproduktion reinelektrischer PKW ans Laufen zu bringen. Und das mit der Auftragsfertigung ist auch so eine Sache… Klar, die Chinesen fertigen alles gerne im Auftrag, aber was dann dabei herauskommen kann, wenn nicht striktestens auf Qualität geachtet wird, mag ich mir nicht vorstellen. Wen haben wir denn am Start, wenn es um konkurrenzfähige BEVs geht? Erfolgreich gestartet sind Tesla, Streetscooter und eGo, welche im Mai die Produktion starten. Sonst noch irgendwelche Startups, die mehr als ein paar Prototypen haben???
Sunpower meint
Ja Sono Motors aus München.
Träumer meint
Sehr geehrter Evelozcity, ich, Pendler, träume von einem 15.000 Dollar City Vehicle. Genau das brauche ich dringend! Herzliche Grüße. http://www.vm-ing.de
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Faraday Future ist pleite, trotz oder weil ein „Ex-Deutsche-Bank-Manager“ dort als Top-Manager tätig war. Die Zeiten als die Deutsche-Bank noch eine positive Karriere-Referenz darstellte, sind wohl definitiv vorbei.
Und da das mit FF vorbei war, hat man vor lauter Langweile über Kutschen sinniert und kam zu dem Ergebnis: „Du, wir bauen ganz tolle E-Autos“ und nannte das ganze EVelozcity; raffiniert. Und für die Pressemitteilung legte man noch eins drauf: „Das erst wenige Monate alte Startup EVelozcity gilt bereits als einer der vielversprechendsten neuen Elektroautobauer.“ Bitte ganz schnell mitteilen: wie kann ich dort investieren?