Der sächsische Fahrzeughersteller Framo hat sich schon 2014 auf elektrische Produkte für die Logistikbranche spezialisiert. Die Nachfrage nach mittelschweren und schweren E-Lkw des Umrüsters nimmt seitdem immer weiter zu.
„Uns liegen Anfragen für mehrere 100 Fahrzeuge vor. Daraus kommen Schritt für Schritt Aufträge“, so der Geschäftsführende Gesellschafter Andy Illgen im Gespräch mit der Fachzeitschrift Trans Aktuell. Sein Unternehmen erhalte täglich Anfragen aus verschiedenen Logistikbereichen – von der Automobil- über die Lebensmittellogistik bis hin zur Stadtbelieferung. Das Interesse reiche von 7,5 bis 44 Tonnen.
„Was sehr stark anzieht, ist die Nachfrage von kommunalen Fuhrparks, etwa im Bereich Müllfahrzeuge“, sagte Illgen. Die Interessen stammen hauptsächlich aus Europa, doch auch Anfragen aus Asien und Südamerika gehen ein. Das KEP-Segment – also Kurier-, Express- und Paketdienste – bedient Framo dabei bewusst nicht, hier sei die Konkurrenz der etablierten Hersteller bereits zu groß. Der derzeitige Fokus liegt auf der Kleinserienfertigung sowie auf für den spezifischen Logistikprozess zugeschnittenen Komplettlösungen aus Fahrzeug, Batterie, Ladetechnik und Service.
Um das exponentielle Wachstum stemmen zu können, hat Framo seine Belegschaft und die Produktionskapazitäten ausgebaut. „Aktuell beschäftigt Framo 38 Mitarbeiter, im Schnitt kommen jeden Monat zwei bis drei dazu“, erklärte Illgen. Anfang des Jahres ist sein Unternehmen von Langenbernsdorf in Sachsen ins etwa 20 Kilometer entfernte Löbichau in Thüringen gezogen. Dort verfügt Framo nun über 3600 Quadratmeter Produktions- und 1000 Quadratmeter Bürofläche.
An seinem neuen Standort kann Framo ab 2019 250 Fahrzeuge pro Jahr fertigen. Zu den bestehenden Kunden gehören unter anderem der Logistikdienstleister DB Schenker und die Scherm-Gruppe. Dass der Framo-Chef seinem Unternehmen deutliches Wachstum zutraut, liegt nicht zuletzt an den etablierten Anbietern der Branche. „Einige Unternehmer haben auch einfach die Nase voll, weil von den großen Häusern nichts kommt und sie dort nicht gehört werden“, so Illgen.
alupo meint
Schön, dass es dieses Unternehmen gibt (danke @ecomento für diesen Bericht, und bitte dran bleiben was daraus passiert), auch wenn es sehr klein ist und die zusätzlichen +2/3 Mitarbeiter pro Monat den Arbeitsplatzverlust nicht kompensieren können der bei den großen Unternehmen kommen wird wenn deren Entwicklung ähnlich verläuft wie die der deutschen Elektronik- oder der deutschen Photovoltaikindustrie. Und Windräder sind, was die Herstellkosten betrifft, auch nicht mehr mit industriellen PV-Anlagen wettbewerbsfähig, d.h. auch diese deutsche Industrie steht in bälde vor ihrer Ablösung (zumindest in Deutschland/Europa).
Peter W meint
Das Problem bei den WKA ist aber ein politisches. Wenn man nicht dazu in der Lage ist, den Strom der Nordsee zu verteilen, oder Kohlekraftwerke anstatt Windräder abzuschalten, dann geht die aufstrebende Industrie kaputt.
EsGeht meint
Wo es keine Nachfrage gibt, bieten die „grossen Häuser“ auch nichts an :) – Ironie off.
Ich dachte lange Zeit, dass wenn die grossen deutschen Hersteller wollen, dann könnten sie auch… Heute denke ich, dass sie nicht können und evtl. auch noch nicht wirklich wollen. Das nicht wollen ist eines, das kann sich ändern, aber das nicht können wird zum echten Problem. Hier bei ecomento wurde der Daimler Truck Vorstand Martin Daum wie folgt zitiert:
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„Wenn Tesla sein Versprechen wirklich einlöst, werden wir natürlich zwei Lkw kaufen – einen zum Auseinandernehmen und einen zum Testen, denn wenn es tatsächlich eintritt, dann ist etwas an uns vorbeigegangen“… Er betonte: „Bis auf weiteres gelten aber die selben Gesetze der Physik“ in Deutschland und Kalifornien, wo Tesla seinen Sitz hat.
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Tesla hat mittlerweile bekannt gegeben, dass die Daten zur Reichweite vermutlich noch besser ausfallen, als angekündigt.
Wenn ich mir dann die bisherige Entwicklung jener LKWs anschaue, die nun rein elektrisch in der Testphase erprobt werden, dann macht mich das einfach traurig und auch wütend, denn ich finde es schade, dass man diese einmalige Chance den Chinesen und US-Amerikaner überlässt…
Peter W meint
Der Tesla Semi hat zum einen eine extrem gute Aerodynamik, und Tesla hat wahrscheinlich derzeit die besten Akkus. Mit einem umgebauten Diesel und Akkus von der Stange kann man wahrscheinlich diese Performance einfach nicht erreichen. Selbstverständlich gibt es für Tesla die selben physikalischen Gesetze, aber eventuell können sie einfach besser damit umgehen, und sie haben schon viel Erfahrung mit dem elektrischen Antrieb.
Im Moment scheint es so zu sein, dass Volvo als europäischer Hersteller mit seinen E-Bussen und LKW ganz gute Arbeit leistet, und die haben über ihre PKW-Sparte einen direkten Zugang zu Akku-Herstellern aus China. Oder sie haben einfach erkannt, dass E-LKW und Busse ein gutes Geschäft werden könnten.
Lewellyn meint
Das ist der Punkt. Tesla nimmt seine Hochleistungsakkus, rechnet noch den zu erwartenden Fortschritt bis 2020 mit ein und kommt auf 800km Reichweite.
Daimler nimmt Akkus von der Stange von einem Zulieferer, technischer Stand gestern und kommt zu den Schluss, damit funktioniert es nicht.
Framo kannte ich gar nicht. Tolles Konzept. Wird vermutlich in seiner Nische in den nächsten Jahren wie doof wachsen. Wäre ein Kooperationspartner für Tesla, um auf den Semi-Fahrgestellen kommunale Nutzfahrzeuge aufzubauen.
Dieselfahrer meint
Wenn ich das richtig erinnere, dann hat Daimler inzwischen in jeder LKW Klasse Pilotfahrzeuge im realen Test. Die decken vermutlich potentiell einen grossen Teil der gesamten Nachfrage ab. Was Framo hier macht sind eher Sonderfahrzeuge, um die sich die grossen Herstellen inkl. Tesla erst später kümmern werden. Von daher eine gute Nische.
Peter W meint
Leider wird bei uns immer so lange getestet, bis Andere den Markt beherrschen.
teslatom meint
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