Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hat in einem Gastbeitrag für die Berliner Zeitung zum Klimawandel über das zögerliche Vorgehen deutscher Autohersteller bei E-Mobilität gesprochen. Ihre Bewertung der Branche fußt auf eigenen Erfahrungen: Sie hat sich im April vor Ort angesehen, warum China als weltweiter Leitmarkt für die alternative Antriebsart gilt.
„Der Klimaschutz gehört endlich wieder nach oben auf die Agenda“, sagte Pop. Wegen diversen Streitereien versage die Bundesregierung bei dem Thema derzeit „leider komplett“. Es sei „eine CO2-Bepreisung“ notwendig, „also eine spürbare Abgabe“ für den Ausstoß des klimaschädlichen Gases. Damit könnten dann CO2-arme Technologien finanziert werden – „gerade in den Sektoren Wärme und Verkehr“. Dies würde die Wirtschaft voranbringen und Planungssicherheit für Unternehmen bedeuten.
Um die Umweltbelastung durch den Verkehr zu verringern, setzt sich Pop für die Förderung von Elektromobilität, des ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur ein. Vor allem die Elektrifizierung sei „ein wichtiger Schritt“. Berlin fördere daher mit einem eigenen Programm den Umstieg auf saubere Fahrzeuge, auf Elektroantriebe für Lieferwagen oder Taxis.
Damit beim Umstieg der Berliner Verkehrsbetriebe auf elektrische Busse auch deutsche Unternehmen profitieren, forderte Pop die Branche dazu auf, „die Zeichen der Zeit“ zu erkennen und „mehr serienreife Fahrzeuge zu marktgerechten Konditionen“ anzubieten. Die Zuschläge für die Beschaffung der ersten Elektrobusse seien bereits erteilt – trotz Kritik an dem aktuellen Angebot wurden dabei auch deutsche Hersteller berücksichtigt.
one.second meint
Die deutsche Branche muss gar nichts. Pleite gehen ist ja schließlich nicht illegal. :D
Mittel meint
Wenn man einen Dieselbus entwickelt, muß man eine bestimmte Anzahl verkaufen, um ihn wirtschaftlich verkaufen zu können.
Diese Anzahl haben MB, MAN u.a. „sog. Marktführer“ noch nicht erreicht. Es herrscht Stillstand bei E-Bussen.
Die Pop-Politik wettert, zeigt aber nur, wie machtlos man eigentlich ist.
Es werden serienreife E-Busse, die in Kooperation gebaut werden, von Deutschland aus ins Ausland verkauft. 1.500 Stück. Eurabus. Berlin-Biesdorf.
Weil der deutsche Markt keinen Bedarf anzeigt und kaufen will, verkauft man an das willige Ausland. Komplette Stadtlösungen.
Die deutschen Abnehmer jammern weiter, es gäbe keine serienreifen E-Busse.
Selbstgemachte Probleme. Abhängigkeit von Konzernen.
Auf diese Weise hat man schon die Produktion von Solarzellen in Deutschland tot gemacht.
Jörg meint
Hier der Link zur damaligen Presserklärung von EURABUS:
https://www.eurabus.de/app/download/11283012528/PM%20neu%20(002)f.pdf?t=1500888274
(Ist eine PDF)
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Interessanter Link: Da denkt man, dass in den genannten Kundenländern die Menschen alten stinkenden Dieselbussen unterwegs sind, dabei wird dort neueste Technik „made in Germany“ eingesetzt. Und stattdessen sind wir hier auf diesem Gebiet den ÖPNV das reine Entwicklungsland. Dank Politiker, die sich von Daimler und Co. und Kartell hinters Licht führen lassen.
Jörg meint
Ja, und zwischen dem Dienstsitz von Frau Pop und dem Firmensitz des E-Busherstellers sind es mit dem ÖPNV ganze 53 Minuten.
Ok! Die Frau Senatorin hat bestimmt einen Dienstwagen. Also: 19,4km in 46 Minuten.
(Ich glaube, es ist ein Daimler E300 BlueTec Hybrid. Nagelt mich nicht fest: ca. 200 Diesel-PS plus irgendwas um die 30 Strom-PS. Der Akku hat unter 1 kWh. E-Reichweite ca. 1.000 Meter bei nicht mehr als 35 km/h….)
xordinary meint
Die erwachsene Handlung wäre, dafür zu sorgen, dass gleichzeitig durch Förderung die Entwicklung von E-Mobilität attraktiv und die Unterlassung derselben durch realistische Grenzwerte bestraft wird. Und zwar Grenzwerte, die nicht nur durch Schönrechnerei mittels einiger sinnloser Drei-Tonnen- Plugin-SUVs erreicht werden können, die keiner braucht und die der Umwelt nichts nützen!
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
MartinAusBerlin meint
„ob dabei auch deutsche Hersteller berücksichtigt wurden, verriet sie nicht.“
Verriet sie vielleicht nicht im Interview, aber seit über 2 Monaten steht doch fest, dass auch deutsche Busse dabei sind:
https://www.berlin.de/tourismus/infos/verkehr/nachrichten/5437801-4357821-bvg-bestellt-elektrobusse-in-deutschland.html
https://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/verkehr—berlin-bvg-bestellt-elektrobusse-in-deutschland-und-polen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-180615-99-739216
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis, wir haben den Text entsprechend angepasst.
VG
TL | ecomento.de
Michael meint
Die Chinesen müssen erst mal genügend Busse für den eigenen Markt bauen. Die interessiert unser kleiner Markt gar nicht. Gut für unsere Autobauer. Da haben die noch etwas Zeit.
Peter W meint
Stimmt. Aus den oben angegebenen link „vor Ort“ habe ich dieses Zitat:
Man wolle nicht einzelne Busse irgendwohin verkaufen, sondern ganze Lösungen für Verkehrsprobleme …
Man kann bei BYD nicht einfach 10 Busse bestellen. Die rechnen in größeren Maßstäben und vor allem „Ganzheitlich“. Dazu gehört eine komplette Berechnung und Planung damit die Bussen unter optimalen Bedingungen eingesetzt werden können.
Leider gibt es bei uns noch keinen Hersteller, der weiß wie das geht, da sind wir mindetens 5 Jahre hinterher.
150kW meint
Hatten wir doch schon. Daimler bietet genau so einen „ganzheitlichen“ Service an.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
An welchen Kunden wurde dieser Service verkauft?
Peter W. meint
Ja, aber offensichtlich nicht für Kunden, sonst hätten die Berliner ja was kaufen können. Daimler hat was in der Aufbauphase, das Kundengeschäft scheint noch nicht zu laufen.
150kW meint
Der Markt für E-Busse ist in China 2017 um 20-30% eingebrochen, da die Subventionen gekürzt wurden. Die könnten sicherlich noch etwas Kapazität frei haben.
Jörg meint
@150kW
Das könnte aber auch mit einer teilweisen Marktsättigung zu tun haben.
Wenn ich das richtig im Kopf habe, dann fahren in China ca. 300.000 E-Busse (Stand 2016). Das machte damals wohl rund 98% aller auf der Welt fahrenden E-Busse aus.
Die Rückführung von Subventionen nach einer Anlaufphase sind eigentlich nur zu begrüßen. Das System soll ja von sich heraus effektiv und überlebensfähig werden/sein. Ständiges pampern lässt da die Inovationskraft eher erlahmen und verzerrt den Markt (s. steuerliche Dieselunterstützung in D).