Die deutschen Autohersteller bauen vermehrt eigene Ladeinfrastruktur für ihre geplanten neuen Elektroautos auf. Volkswagen, Daimler, BMW & Co, betonen jedoch regelmäßig, dass ein flächendeckendes Netz an Stromer-Tankstellen Aufgabe des Staates ist. Die Bundesregierung stellt dafür seit 2017 Fördergelder in Millionenhöhe zur Verfügung, doch die Maßnahme stockt.
Seit Anfang letzten Jahres sind im Rahmen des Bundesprogramms Ladeinfrastruktur 13.092 neue Standorte bewilligt worden, errichtet wurden aber erst 344 – das sind gerade einmal 2,6 Prozent der geförderten Projekte. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die der Passauer Neuen Presse vorliegt.
Das Bundesverkehrsministerium ist selbst noch nicht ausreichend auf die E-Mobilität eingestellt: Von 17 nachgeordneten Behörden des Ministeriums sind nur 7 mit Ladesäulen ausgestattet. Besonders symbolkräftig: Weder beim Kraftfahrt-Bundesamt noch der Bundesanstalt für Straßenwesen können Mitarbeiter und Besucher ihre E-Autos mit Energie versorgen.
Für den staatlich geförderten Ausbau von Ladesäulen für Elektroautos stellt die Bundesregierung 300 Millionen Euro bereit. Mit den Mitteln sollen bis 2020 in Deutschland 15.000 Ladesäulen installiert werden.
Leotronik meint
Jedes Haus mit Stromanschluss ist eine potenzielle Ladestelle. Einen Schukostecker aussen anbringen und ein Spendenkasten daneben anbringe würde schon vieles ermöglichen. Ich bin gerade dabei genau das zu tun.
Dr.-Ing. Klaus D. Beccu meint
Gut gemeint, aber bei den begrenzten Anschlussleistungen (20 A) in den meisten Häusern, leider eine Geduldsprobe für die Benutzer.
Steff meint
Das ist falsch Dreiphasen 16A ergeben 11kW, das reicht selbst bei grossen Akkus.
Priusfahrer meint
Alle Bediensteten im Bundesverkehrsministerium, die Entscheidungsträger sind,
müßten von Verordnung oder Gesetz, zumindest von der Logik, ein Elektroauto
fahren. Dann würden sie auch sofort die Belange der Elektromobilität verstehen.
Aber so werden sie in Dienstlimousinen mit ausreichend Tankvolumen spazieren-
gefahren und sind vom Verständnis und Bedarf weit entfernt. Wie soll ein Entscheider wissen wie er handeln muß wenn er noch nicht mal die einfachsten
Fakten kennt?
alupo meint
Also doch alles wieder einmal nur Ankündigungsweltmeister!!! Nichts Neues für die Wartenden.
Und dann noch Steuergelder fordern, d.h. wie ein Jungvogel im Nest den Schnabel aufreissen und warten bis er gefüllt wird anstatt endlich selbst Verantwortung für strategische Entscheidungen zu übernehmen.
Es sollte doch auch den Automobilmanagern inzwischen klar sein, dass ein einfaches barrierefreies und immer zu 99,999 % verfügbares Ladenetz unabdingbar ist. Oder wollen sie mit ihren kommenden eAutos wirklich nur zeigen dass sie, im Gegensatz zu den Teslas, keine Allrounder eAutos herstellen können? Ein entsprechendes Ladenetz gehört einfach dazu und es ist peinlich zu sehen, dass ein kleines Unternehmen das sogar weltweit schafft und nur die hochgelobte deutsche Premium Industrie absolut nicht in die Gänge kommt.
Die Strategie von ihnen ist doch offensichtlich: Zeit zu gewinnen und dabei weiter Vergifter verkaufen. Betriebswirtschaftlich kurzfristig sicher sinnvoll. Langfristig m.betriebswirtschaftlichen M.n. selbstmörderisch.
Ich hoffe nur, dass es dennoch gut ausgeht, obwohl es negative Beispiele für derartiges Mismanagement leider genug in Deutschland gibt.
Mini-Fan meint
„ein kleines Unternehmen (Tesla) schafft das weltweit“
Dann rechne bitte mal dagegen, mit wievielen ‚zig Milliarden Tesla in den letzten 20 Jahren von der US-Regierung (und anderen, z.B. Norwegen) direkt und indirekt subventioniert würde. Und addiere die ‚zig Milliarden, die BMW (oder Mercedes, …) in den letzten 20 Jahren an Gewinnen und Steuern erwirtschaftet hat.
Dann wirst du sehr leicht darauf kommen, daß BMW damit alle seine Fahrer lebenslang mit Strom und Akkus hatte versorgen können.
Und davon abgesehen hat sich Tesla durch seine Supercharger lediglich seinen eigenen Markt geschaffen. Reiner Selbstzweck.
Aber inzwischen ist Tesla too big to fail.
Die US-Autoindustrie mußte ja seit den 70ern auf ein Renommée warten. Das lässt man nicht mehr einfach sausen.
berndamsee meint
@ Mini-Fan
Sorry, deinen Kommentar verstehe ich nicht so ganz …
Erstens ist TESLA noch keine 20 Jahre alt und die zig Milliarden Subventionen von der US-Regierung musst du mir erklären.
Nach meinem Wissensstand vergibt die US-Regierung keine Subventionen an Autohersteller. Allerdings vergibt sie Kredite und so hat TESLA einen staatlichen Startkredit über 500 Millionen USD bekommen, der aber bereits seit längerem wieder getilgt ist, also zurück gezahlt wurde von TESLA.
Also von Milliarden Subventionen keine Rede. Und was du mit norwegischen Subventionen meinst, ist mir ebenfalls nicht klar.
Noch konfuser wird es, wenn ich die zig Milliarden Gewinne und ?Steuern? (Gewinn ist Überschuss, Steuern sind Ausgaben und schmälern den Gewinn) von BMW hinzu zählen soll. Warum? Was hat dies mit TESLA zu tun?
‚Und davon abgesehen hat sich Tesla durch seine Supercharger lediglich seinen eigenen Markt geschaffen. Reiner Selbstzweck.‘
Was soll diese Aussage wieder? Es wollte sich kein anderer Hersteller daran beteiligen! Angeboten wurde es von TESLA oft genug.
Heute hat TESLA sein globales SuC-Netz und ist langstreckentauglich. Von keinem anderen Hersteller kann dies in diesem Umfang behautet werden.
Deutsche Premium-Hersteller sind davon noch meilenweit entfernt!
Und ich bezweifle, dass sie mit ihrem CCS-Standard jemals an die Klasse eines TESLA SuC-Netzes heran kommen.
Es bleibt spannend!
LG Bernd
E-Mobilist ohne Strom und Verständnis meint
Staatlich gefördertes Elektroauto-Ladenetz kommt nicht voran…
Es stockt auch deshalb, weil noch kein neues Gesetz zur Förderung der Elektromobilität in Gemeinschaftseigentum verabschiedet ist. Der Bundesrat hatte dies schon Ende 2015 verabschiedet und muss nur noch durch den Bundestag. Der Bundestag beschäftigt sich lieber mit Maaßen und andere internen Geschichten.
Seit mehr als zwei Jahren möchte ich öffentliche Ladesäulen errichten. Ich bekomme nur Verbote von seitens der Eigentümergemeinschaft und sogar auch von der Stadt. Ein öffentlicher Parkplatz in einer verkehrsberuhigten Zone dürfte niemals elektrifiziert werden.
Ich verstehe die Welt nicht mehr.
eMobilitätsberater meint
Die sind doch dabei :-) Aber vielleicht hilft ja die Gerichtsentscheidung über Fahrverbote in Berlin. Die könnte im Oktober fallen. Dann geht es schnell, wie jetzt wg der Hessenwahl.
„https://www.sueddeutsche.de/politik/e-mobilitaet-regierung-will-ausbau-privater-ladestationen-foerdern-1.4096919
Das Justizministerium bestätigte den Diskussionsentwurf, sprach aber von einem frühen Stadium. Auf Grundlage der Prüfung solle nun ein Gesetzentwurf erarbeitet werden, hieß es weiter. Zum Zeitplan machte das Haus von Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) am Sonntag noch keine Angaben.“
agdejager meint
Aufgabe des States? Von unserem Steuergeld? Ich denke die sind total übergeschnappt! Die fossiele Tankstellen waren das sicher nicht oder? Und das Gejammere geht weiter und weiter und ……
Düsentrieb meint
„Das Bundesverkehrsministerium ist selbst noch nicht ausreichend auf die E-Mobilität eingestellt“
Ich Stimme hier voll zu. OK das Wort „ausreichend“ muss noch entfernt werden.
Swissli meint
Keine Strategie, kein Plan, keine Fokussierung (z.B. Ultra Schnellladenetz Autobahnen, langsame günstige Laternenlader in Wohngebieten), einfach „nur“ Giesskannen-Subventionen… Ergebnis entsprechend.
„dass ein flächendeckendes Netz an Stromer-Tankstellen Aufgabe des Staates ist“. Wieso? Der Staat soll die Rahmenbedingungen setzen (z.B. Gesetzesgbung, Baubewilligung). Investieren müssen die künftigen (privaten) Betreiberunternehmen der Ladesäulen – schliesslich teilen diese den Gewinn auch nicht mit dem Staat. Hat auch noch niemand gefordert das heutige Verbrenner Tankstellennetz zu verstaatlichen, oder?!
Jeru meint
Ladesäulen zu betreiben ist in Deutschland, heute, nicht wirtschaftlich.
Die Diskussion leider nicht so einfach, wie sie es hier vermuten.
Swissli meint
Welches Business ist denn von Tag 1 schon rentabel?
Amazon, waymo (Google), Uber, Zalando, Tesla… schreiben oder haben jahrelang Verluste geschrieben.
Ist ein Ladestandort erst mal vertraglich reserviert/gebaut, ist dieser Platz für Jahrzehnte „besetzt“. Momentan ist die Zeit des „claim“ abstecken, danach wird nach Gold geschürft, die Investition abgeschrieben und dann Gewinn gemacht. Wer jetzt keinen claim absteckt, ist weg vom Markt.
Gute Ladestandorte sind so wichtig wie die Lage von Immobilien.
Jeru meint
Stimme ihnen grundsätzlich zu, strategisch ist es sicher gut sich jetzt die Kirschen zu sichern um später abzukassieren.
Dazu aber zwei Anmerkungen:
1.) Ist der Sinn von flächendeckender LIS nicht, dass sich einige große schnell die Kirschen sichern und nicht in der Breite LIS anbieten. Also zb. auch dort wo LIS nötig aber auch in Zukunft nicht rentabel sein wird.
2.) Wünsche ich mir, dass Sie sich mit dem „Gewinne machen, abkassieren“ etc. auch dann hier zu Wort melden, wenn einige User davon schwadronieren, dass BEV niemals zu Abhängigkeiten oder hohen OPEX führen wird. In dieser Vorstellung ist der Strom kostenlos und an jeder Ecke eine Ladesäule zu finden.
Danke.
xordinary meint
Ja und woran liegt das nun? Geld ist da, aber …?
Darüber sagt der Artikel leider überhaupt nichts!
Jörg meint
War da nichtmal etwas mit „Eichamt“ etc.? Vielleicht warten die alle, auf zulassungsfähige Ladersäulen?
Jeru meint
Die Gründe journalistisch korrekt herauszuarbeiten ist sehr viel Arbeit, da es ein Mix aus vielen Einzelfaktoren ist und leider keine einfach Antwort gibt..
Ecomento ist mir bisher eher als Platform aufgefallen, die gezielt kurze News zu bestimmten Themen verbreitet und sich eher weniger um umfassende Analysen kümmert.