Tesla hat die Konditionen für das unternehmenseigene Supercharger-Schnellladenetz in der Vergangenheit mehrfach angepasst. Anfang des Monats gab es eine weitere Änderung – künftig gilt: Wer ein Elektroauto der Kalifornier neu kauft, muss von Beginn an beim Laden an Superchargern Gebühren zahlen. Wer einen Tesla-Besitzer kennt, kann dies aber für einige Monate umgehen.
Um möglichst viele seiner Elektroautos zu verkaufen, spendierte Tesla zu Beginn allen Neuwagenkäufern der Limousine Model S und des SUV Model X lebenslang kostenloses Laden an Superchargern. Anfang 2017 gab es die erste Änderung, bei der auf ein Guthaben von 400 kWh Strom pro Jahr für um die 1600 E-Kilometer umgeschwenkt wurde. Käufer konnten sich weiter eine Supercharger-Flatrate sichern, indem sie sich von bestehenden Kunden über das Tesla-Empfehlungsprogramm anwerben ließen. Diese Möglichkeit gibt es weiter, verschafft einem aber nur noch sechs Supercharger-Freimonate.
Tesla-Besitzer, die über keine dauerhafte oder zeitlich begrenzte Lade-Flatrate oder ein Guthaben verfügen, müssen ab dem ersten Ladevorgang an Superchargern Gebühren zahlen. In Deutschland werden derzeit 0,34 EUR/Minute bei einer Ladeleistung von über 60 kW aufgerufen, bis 60 kW 0,17 EUR/Minute. In der Schweiz gilt eine Gebühr von 0,25 CHF/kWh, in Österreich müssen 0,23 EUR/kWh gezahlt werden.
Tesla hat wiederholt erklärt, sein Schnellladenetz nicht zur Gewinnmaximierung nutzen zu wollen. Der Marketing- und Vertriebswert einer kostenlosen Supercharger-Nutzung übertrifft mittlerweile aber offenbar nicht mehr deren steigenden Installations- und Betriebskosten. Auch die zunehmende Überbelegung einzelner Standorte dürfte angesichts der ehrgeizigen Expansionspläne des Elektroautobauers eine Rolle bei der Preisgestaltung spielen.
Nina meint
Danke für den informativen Beitrag zu diesem Geschäftsmodell. Das Infrastrukturkosten Management zu pushen und Kunden langfristig kostenloses Laden an Superchargern zu offerieren, kann sich sicher für alle Seiten auszahlen. Da mein Vater auch in der Automobilbranche arbeitet, bin ich gespannt auf die weiteren Entwicklungen.
HanneP meint
Bin ich eigentlich der einzige der das Tesla-only Ladenetz kritisch betrachtet?
Man liefert sich zwangsweise beim Kauf eines Tesla dem Hersteller eigenen Ladenetz aus. Ein Tesla kann nicht anderweitig Schnellladen (bei den neuen Modellen gibt es keinen CHAdeMO Adapter mehr!), somit gibt es ein quasi-Monopol. Wenn Tesla entscheidet mal die Preise über Nacht zu verdoppeln, was ja bei Monopolen gerne mal vorkommt, steht man mit einem Tesla ziemlich dumm da an der Schnellladesäule.
Hat das von euch noch keiner bedacht? Ich glaube nun mal nicht an das Gute bei (US) Unternehmen, da interessiert nur Einnahmen.
alupo meint
Um Deine Frage zu beantworten:
Ja, ich denke, da bist Du ziemlich der Einzige der so denkt.
Zumindest unter den Teslabesitzern sind die Vorteile ziemlich klar.
In meinem Fall sind es knapp 60.000 km mit Gesamt-Stromkosten von 5,72 € (die Kosten entstanden nur um auszuprobieren, ob eine Aufladung mittels Schukosteckdosen in der Garage wirklich klappt).
Wie zukünftige Teslamodelle ausgerüstet werden, werden wir sehen. Da Tesla aber verkündet hat, dass die SuC auch in Zukunft nur als Cost Center betrieben werden (eine Rendite wird von Tesla nicht eingepreist, im Gegensatz zu den Wettbewerbern, die sich wohl als Profit Center sehen) werden die Preise am SuC immer unter denen der anderen Anbieter bleiben.
So schlecht ist das also für die späteren TeslaKäufer also nicht, insbesondere wenn man sieht, wie dieses Jahr zusätzliche SuC aus dem Boden sprießten und alle sind verfügbar.
Ich finde es völlig in Ordnung, dass die früheren, also Risiken eingehenden Teslakäufer einen ewigen Vorteil durch kostenlosen Strim genießen, zumal die Modelle S&X in einer anderen Preisliga spielen.
Ich fahre aber trotz des kostenlosen Stromes sparsam. Mein kumulierter Verbrauch betrug bisher in 2018 140,0 Wh/km. Der wird sich zum Ende des Jahres zwar noch etwas erhöhen, aber mit dem aktuellen „Tank“ drücke ich die 140 sogar noch etwas nach unten :-).
150kW meint
„In meinem Fall sind es knapp 60.000 km mit Gesamt-Stromkosten von 5,72 € (die Kosten entstanden nur um auszuprobieren, ob eine Aufladung mittels Schukosteckdosen in der Garage wirklich klappt).“
Also nur Langstreckenfahrten? Weil zum täglichen aufladen sind die SC ja nicht gedacht.
Frank meint
Ja, sehe das auch kritisch. Wenn es Tesla nicht mehr geben sollte, könnte ich den TX unterwegs nur noch an den raren Chademosäulen laden oder noch langsamer an Typ 2.
Bin dieses Risiko eingegangen weil Anderes, das ich ausprobierte, dermaßen Ladeschrott ist. Außerdem nutze ich meistens Hausmacherstrom. Ich denke auch, Tesla wird nicht Pleite gehen und das Geld bestimmt weiterhin mit diesen geilen Fahrzeugen verdienen können.
CZ meint
Ich denke Teslakäufer identfizieren sich stärker mit der Marke als Käufer anderer Autos. Es muss mindestends der Glaube vorhanden sein, dass Tesla auf dem europäischen Markt bestehen kann und wird, sonst würde sich der Kauf eines Tesla nicht lohnen.
Auch schon der Autopilot war für viele Käufer eine Wette auf die Zukunft, da der Funktionsumfang anfangs recht gering war. Aber Tesla liefert regelmäßig Updates, kümmert sich um Kundenwünsche und ist recht kulant bei Problemen.
Ich denke also nicht, dass viele Teslakäufer diese enge Bindung negativ sehen und auch eine Preiserhöhung beim Supercharger dürfte kein Problem sein, wenn diese nur gut verkündet wird. Kritisch betrachten das wahrscheinlich eher Leute, die keinen Tesla kaufen würden.
BB meint
„Ein Tesla kann nicht anderweitig Schnellladen (bei den neuen Modellen gibt es keinen CHAdeMO Adapter mehr!)“
=> das stimmt so nicht.
Der vorhandene ChaDeMo Adapter wurde bisher softwareseitig nicht freigegeben, ja.
War angeblich beim Model X zuerst auch so.
Aber 1. glaub ich kommt das noch (Rest der Welt)
und 2. für Europa ist das Problem schon gelöst. siehe „Tesla Model 3 erhält CCS-Ladeanschluß für europäische Schnelllader“ von Heute 14.11.
Davon abgesehen: wenn sie das wirklich vorgehabt hätten, wäre das Selbstmord gewesen.
Klar, der SuC ist derzeit schneller als der real verfügbare Rest, aber schau mal die Verbreitung an.
Ohne andere Ladenetzbetreiber wär man als Testfahrer der nicht zu Hause laden kann arm dran.
Immer zum SuC wäre ganz schön aufwendig, würde nur unnötig Ladeanschlüsse blockieren und Kunden vertreiben.
BB meint
Der Preis ist absolut gerechtfertigt.
In Ö 23Cent/kWh, wo der Marktpreis bei 18-22Cent/kWh liegt, ist mehr als fair.
Die Infrastrukturkosten kriegt man hier quasi geschenkt.
Das nenne ich mal Investition in zufriedene Kunden :-)
Swissli meint
Das Pricing fnd ich gerade noch akzeptabel. In der Schweiz liegt der Preis ca. 25% über dem (Privat-) Tagestarif… im Vergleich zum Nachttarif (19-7 Uhr, sowie Sa/So) aber schon +50%.
Ich denke langfristig wird sich ein Schnelladeaufschlag an Autobahnen ähnlich wie beim Treibstoff etablieren (ca.10%). Wenn die Konkurrenz spielt, sogar weniger, da dem E-Auto Fahrer immer die Alternative günstig zuhause aufladen winkt, oder bei zu grosser Preisdifferenz die Autobahn kurz verlässt.
BB meint
Preiskampf: Möglich. hängt nur von Angebot und Nachfrage ab.
Zu den Aufschlägen derzeit: ich versteh schon, aber vergiss nicht was so ein Ladepunkt derzeit kostet. für hohe Anschlussleistungen bezahlst du schon mal ordentlich beim Netzbetreiber, die Ladestationen selbst kosten auch noch ein kleines Vermögen.
Natürlich ist zu Hause laden billiger, aber die notwendige Hardware und Anschlussleistung ist auch nicht vergleichbar.
Und verglichen mit den Tarifen fürs Schnellladen in anderen Ladenetzen ist der Teslapreis noch immer ein Schnäppchen
Think -> Leaf -> Tesla owner meint
“ . . . sowie Sa/So“
als ich noch im Kanton ZH wohnte, war dort der Niedrigtarif tatsächlich am Wochenende durchgehend wirksam.
Seit 12 Jahren im Kanton LU wohnend, bin ich (noch) dem Monopolisten CKW ausgeliefert, der sich seit jeher um Wochenend-Tarife foutiert. Stattdessen aber kostspielige und unnötige Infrastrukturen unterhält, ohne die die Zwangskunden genau so gut leben würden.
Peter W meint
Dass Tesla hier irgendwann zurückrudern muss war eigentlich klar.
Trotzdem bleibt der Vorteil des unkomplizierten Ladenetzes. Schade nur, dass Tesla keine anderen Fzge ran lässt.
Da darf man froh sein, dass kein deutscher Hersteller dem Beispiel gefolgt ist. Das Chaos wäre dann noch größer als es schon ist.
Hans meint
Im Grunde haetten die deutschen Hersteller 2012 einfach mitmachen sollen, anstatt Tesla auszulachen. Nun haben wir das Ladechaos.
volsor meint
Tesla wollte das Netz für alle zugänglich machen. Vor allem die Deutschen Hersteller wollten das aber nicht. Zetsche in 2013 , E-Autos sind für uns keine Option.! Tesla hat Mercedes angeboten die B-Klasse ab 2014 ( Motor und Batterie , Tesla ) für den Supercharger auszurütsten , was man abgelehnt hat.
Chris meint
Nein, man wollte es nicht allen zugänglich machen. Man hat einseitig auf Investitionen gehofft aber alles unter der Herrschafft von Tesla. Das hätte jedes normaldenkende Unternehmen abgelehnt, sich in die Abhängikeit zu begeben und dafür auch noch zu zahlen.
CZ meint
Das Superchargernetzwerk war damals noch nicht so dicht wie heute und die Abstände zwischen den Ladestationen waren auf die Reichweite des Model S ausgelegt. Mit der B-Klasse wäre man nicht immer zum nächsten Supercharger gekommen.
Die Entscheidung keinen Superchargerzugang für die B-Klasse zu kaufen halte ich daher für nachvollziehbar. Der Nutzen war einfach zu gering und der Preis bestimmt recht hoch.
RaleG meint
“ Schade nur, dass Tesla keine anderen Fzge ran lässt.“
Es darf jeder ran der will. Tesla hat mehrfach dazu eingeladen. Die Einladung wurde immer ausgeschlagen.
150kW meint
„Es darf jeder ran der will“
Wenn man die Bedingungen erfüllt und bezahlt. Welche Konditionen sich Tesla da genau vorstellt, weiß man halt nicht.
Jörg2 meint
Bollinger hat (glaube ich) bei TESLA angefragt. Wenn das was wird, erfahren wir vielleicht auch mehr darüber, wie es inhaltlich/preislich funktioniert.
Chris meint
Man weiß, dass Tesla die Entscheidungshoheit über die SC behält. Ein ziemlich schlechter Deal für alle anderen Hersteller, egal was sie bezahlen.
150kW meint
Bollinger hat inzwischen CCS an den Fahrzeugen geplant. Ich denke nicht das da noch was kommt.
Jörg2 meint
@150kW
Laut Bollinger soll J1772 und CCS verbaut werden (Stand heute).
Die Bollinger-Anfrage an TESLA ist erst wenige Wochen alt (Mitte August?). Ob es eine Antwort gibt, noch Gespräche laufen etc. ist nicht wirklich bekannt.
Das finale Bollingerdesign wird erst im Frühjahr 2019 feststehen.
Da kann sich am Stecker noch so einiges ändern (für nicht-USA-Märkte muss ja eh Lösungen geben).
150kW meint
J1772 ist teil vom CCS (CCS1). Damit ist also nur der AC Teil vom CCS gemeint.
„für nicht-USA-Märkte muss ja eh Lösungen geben“
Ja, CCS Combo 2 ;)
JuergenII meint
So ganz stimmt das nicht. Tesla hat ja ihr Netz den konventionellen Herstellern angeboten, die wollten aber nicht. Heraus kam dann der Monsterstecker CCS, zu denen Teslafahrzeuge bis heute nicht „kompatibel“ sind.
150kW meint
Als CCS entwickelt wurde (um 2011), gab es weder Typ2 Supercharger noch Typ2 Teslas. Die erste CCS Säule wurde 2013 aufgestellt. Das Angebot der Öffnung von Musk wurde 2014 ausgesprochen.