Das Berliner Startup Ubitricity rüstet Straßenlaternen zu Elektroauto-Ladepunkten um. Die clevere Lösung ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt, wartet in Deutschland aber noch auf den Durchbruch. Im Ausland sind die Produkte von Ubitricity bereits deutlich beliebter.
„Das Problem ist überall auf der Welt das gleiche“, so Mitgründer Knut Hechtfischer in einem Interview mit rbb24. „Die Stadtverwaltungen fragen sich, wie sie Hunderttausende von Ladepunkten in die Innenstädte bauen sollen ohne ihre Stadt zu verschandeln oder dafür eine Milliarde auszugeben.“
Die US-Metropole New York und auch London setzen bereits auf die Ubitricity-Technik. Ein intelligentes Ladekabel misst dabei, wie viel Strom ein Elektroauto bezieht. Der Autofahrer erhält anschließend eine Rechnung vom Stromanbieter seiner Wahl. Noch 2018 sollen 1000 Straßenlaternen in London umgerüstet werden, im kommenden Jahr weitere 5000.
In Deutschland hat es Ubitricity deutlich schwerer, wohl auch wegen einer öffentlichkeitswirksamen Entscheidung aus dem Jahr 2012: Bei einem internationalen Wettbewerb der Berliner Senatsverwaltung flog das junge Unternehmen frühzeitig aus dem Verfahren. Gründe wurden damals nicht genannt, die Presse spekulierte jedoch über Zweifel an der Kapitalkraft des Startups und der Massentauglichkeit der Technologie.
Das Ubitricity in der Gründungsstadt Berlin nicht zum Zuge kam, stört Sascha Schubert vom Bundesverband Deutsche Startups noch heute. „Das ist ein Versagen der Verwaltung“, kritisierte er. „Die Lösung von Ubitricity ist günstig und seit langem im Markt verfügbar. Deshalb kann ich die Entscheidung sowohl als Start-up-Aktivist als auch als Steuerzahler nicht nachvollziehen. Da läuft etwas falsch.“
Stefan S meint
In Deutschland werden die meisten Laternen über ein eigenes Netz versorgt das nur für die Leuchten ausgelegt ist. Somit kann in der Regel an solch einer Laterne kein Auto geladen werden, da die Zuleitungen nicht dafür ausgelegt sind. Berlin ist meines Wissens eine der wenigen Städte in den das anders ist.
Wäre eine schöne Sache ist leider nur sehr eingeschränkt möglich.
Siehe auch:
https://ecomento.de/2018/02/23/elektroauto-an-der-strassenlaterne-laden-je-staerker-der-kabelquerschnitt-desto-besser/
Redlin, Stefan meint
Ich fahr schon sehr lang elektrisch (nur), und das Ladechaos ist katastrophal. Nicht nur diverse Zahlungs- und Entsperrverfahren, auch App-Salat, Abhängigkeit vom Handy und Preisintransparenz. Nun folgen auch noch Ladeungerechtigkeiten, z.B.: Tesla mit CCS kann bei Tesla und sonst überall an CCS laden, sonstige CCS-Autos aber nicht bei Tesla. Da mutet die Diskussion über so scheinbar simple Dinge wie eine Lade-Laterne fast schon grotesk an. Es ist einfach nicht zu fassen. Auch die Förderung ist in Deutschland traurig, eigentlich ist die einzige Förderung, dass man bald mit dem alten Kram nirgends mehr fahren darf.
Gunarr meint
Ubitricity bietet eine funktionierende und bezahlbare Lösung an. Leider ist so etwas mit deutschem Perfektionismus nicht vereinbar. Man bedenke nur, wieviel „Wertschöpfung“ verloren geht, wenn man keine Ladesäulen aufstellen, keine Kabel verlegen, keine Gutachten erstellen, keine Bauanträge stellen muss. Wo kämen wir denn da hin? Als nächstes kommen die Leute noch auf die Idee, ihre privaten Steckdosen zum Aufladen zur Verfügung zu stellen. Geht ja gar nicht.
Chris meint
Nun, ich weiß noch immer nicht wie das in Haftungsfragen ist. So eine Stolperfalle auf Gehwegen wie in dem Bild. Da ist mir Perfektionismus dann doch lieber als Flickschusterei. Dazu kommt, dass Laternen in Deutschland regelmäßig nicht am Straßenrand stehen.
Jörg2 meint
@Chris
Hier trifft die Kfz.-Haftpflichtversicherung zu. Diese ist in Deutschland eine Pflichtversicherung (hat also eigentlich jedes Fahrzeug). Die Deckungssummen gehen in Mio EUR (einige bis 100 Mio EUR).
Chris meint
Das machts jetzt besser? Ich habe trotzdem keine Lust darüber zu stolpern und mir was zu brechen. Ob man das bezahlt bekommt oder nicht spielt keine Rolle.
nightmare meint
An Ladesäulen gibt es doch genau das gleiche Problem.
Sicher sind viele Laternen nicht geeignet als Ladepunkt. Jedoch stehen die Laternen z.B. an Straßen mit Parkstreifen oft sehr dicht und dort könnt recht gefahrfrei geladen werden. Die Post hat ja ebenso das Problem. Die meisten der 380.000 Vermittlungen sind als Ladepunkt ungeeignet. NUR etwa 12.000 sind dafür geeignet und werden mit Typ2-Steckern versehen. Weitere 150 bekommenCCS.
Hier in Deutschland fehlt einfach der Wille die E-Mobilität voran zu treiben. Solange es solche Verkehrsminister gibt die immer noch Dieselprämien für toll halten wird sich das auch nicht änder.
Chris meint
Die Ladesäulen die ich bislang gesehen habe, stehen nicht auf Fußwegen oder wie Laternen, dahinter. Sie stehen meist, wo niemand hingeht außer zum Laden.
„Jedoch stehen die Laternen z.B. an Straßen mit Parkstreifen oft sehr dicht und dort könnt recht gefahrfrei geladen werden.“
Eigentlich nicht. Die Laternen stehen auf der anderen Seite des Fußweges in fast allen Fällen. Das heißt, man müsste das Kabel quer über den Fußweg spannen und nein, das ist nicht wirklich sicher.
Wieso fehlt der Wille E-Mobilität voran zu treiben? Es entstehen gerade vermehrt Wasserstofftankstellen zum Beispiel, aber auch Ladepunkte für BEV’s.
E-Flieger meint
Jetzt mal ehrlich:
Wer quetscht sich beim normalen laufen auf dem Bürgersteig auf der Straßenseite an einer Laterne vorbei?
nilsbär meint
@Gunarr
‚Als nächstes kommen die Leute noch auf die Idee, ihre privaten Steckdosen zum Aufladen zur Verfügung zu stellen.‘
Ich denke, das wird wirklich so kommen. In den nächsten Jahren werden auch aufgrund der Reichweitenangst und der derzeitigen relativ kleinen Batterien viele neue öffentliche Ladestationen entstehen.
Heimlader werden diese aber kaum benützen, ausgenommen für die seltenen langen Fahrten.
Und die Laternenparker werden bemerken, dass ihre Freunde mit Steckdose um einiges billiger laden. Da werden neue Geschäftsmodelle entstehen. Eigenheimbesitzer mit 10 Steckdosen am Vorplatz, verschwiegene Parkplätze mit getarnten Steckdosen usw.
Ralph aus Berlin meint
Da ich zu Hause und auf Arbeit nicht laden kann, würde ich eine (oder zwei) Lademöglichkeiten an Laternen sehr begrüßen.
Bargi2142 meint
In Deutschland darf nur ein Energieversorger in kW/h abrechnen! Deswegen werde ladesäulen von „Drittanbietern“ über die Zeit gemacht… egal wie viel da geflossen ist ;)
Das ist die größte Hirte für dieses geniale Startup und man wird sehen, dass diese Ionity Typen (ein Clan von Deutschen Autoherstellern die sich feiern lassen) genau dieses System dann auf einmal auf den „Markt“ bringen und sich mal WIEDER feiern lassen!!!
Weiter machen :)
Stocki meint
Die Abrechnung nach Zeit und nicht nach kWh ist der Geniestreich schlechthin. Wenn erst mal alle am Tropf hängen (sprich: angewiesen sind auf solche Ladesäulen), kann man die Preise beliebig gestalten (nach oben treiben). Wenn man nicht so richtig nachvollziehen kann wieviel kW gerade geladen werden und die Werte pro Ladung je nach Ladezustand/Temperatur der Batterie schwanken, ist die Verwirrung perfekt. Bei kWh gebundenem Preis wäre das nicht so, denn am Ende zählen die tatsächlich geladenen ct/kWh, egal wie lange es dauert. Der Endpreis ist dann sofort nachvollziehbar, bei Abrechnung nach Zeit nicht.
Stocki meint
Ergänzung:
Zeitabhängiges Laden ist genau genommen eine Sauerei.
Bei Abrechnung über die Anzahl der kWh kann ich vorher abschätzen, wieviel es mich kosten wird, wenn ich soundsoviel lade.
Bei Abrechnung über die Zeit ist das nicht möglich. Ich sehe zwar was die Minute kostet, aber nicht was ich dafür bekomme.
nilsbär meint
Bin der gleichen Meinung. Was die Leute wohl sagen würden, wenn sie z.B. beim Bäcker nicht die Zahl der Brötchen bezahlen, sondern die Zeit, welche die Verkäuferin zum Abpacken benötigt.
Anton meint
Und ohne zu wissen, wieviele Brötchen dabei eingepackt werden!!
Jörg2 meint
@Bargi2142
„… In Deutschland darf nur ein Energieversorger in kW/h abrechnen! Deswegen werde ladesäulen von „Drittanbietern“ über die Zeit gemacht… egal wie viel da geflossen ist ;) …“
Ist das tatsächlich so? Gibt es hierfür eine Quelle, Gesetrzestext, Verordnung …?
Mir ist bekannt, dass in Deutschland das Eichamt die sonst in Europa übliche Abrechnungs-Datenprotokolle (Datenaustausch Ladesäule -Abrechnungsstelle) nicht als „eichkonform“ eingestuft hat und somit diese Datenübermittlung zur kWh-Erfassung und Abrechnung nicht eigesetzt werden kann.
Das übliche Protokoll nennt sich wohl OCPP. Die Eichämter wollen das SMGW sehen. Da hierfür die Ladesäulen nicht ausgelegt sind (umgerüstet werden müssen), erfolgt wohl bis zur Erfüllung der Vorgaben der Eichämter eine Abrechnung per Zeit (bei einigen auch per Ladevorgang OHNE Zeitberrenzung).
Also: MIR ist hier kein Verbot bekannt. Ich vermute auch keine Böswilligkeit der Ladesäulenbetreiber im Sinne von „dann legen Schnarchlader halt drauf“.