Deutsche Firmen und Politiker verhandeln derzeit um den Bau einer lokalen Batteriezellfertigung für Elektroautos, Konkretes wird es in diesem Jahr aber wohl nicht mehr zu vermelden geben. Baden-Württemberg bereitet sich bereits auf eine mögliche groß angelegte Zellfertigung vor, mit an Bord ist ein deutscher Akkuhersteller.
Das Land will sich mit dem vor wenigen Tagen vorgestellten Forschungsprojekt „DigiBattPro 4.0“ für eine Batteriezellenfabrik empfehlen und um Fördergelder des Bundes bewerben. Die Voraussetzungen seien gut, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) dem SWR. In den letzten Jahren habe Baden-Württemberg die Batterieforschung vorangetrieben und sich einen bundesweit einmaligen Standortvorteil erarbeitet.
Die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern müsse reduziert werden, so Hoffmeister-Kraut. Mit einer besseren europäischen Technologie sollen die Lösungen der bisher führenden Anbieter aus China, Japan und Korea übertroffen werden. Vor allem von weiterentwickelten Lithium-Ionen-Produkten erhofft man sich große Marktchancen, insbesondere bei Elektroautos.
Im Rahmen von „DigiBattPro 4.0“ wollen Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam an leistungsstärkeren Batteriezellen und effizienteren Produktionsabläufen arbeiten. Los geht es im Januar 2019. Land und Bund fördern das Projekt mit insgesamt 38 Millionen Euro. Für eine wettbewerbsfähige Massenproduktion sind laut Experten tatsächlich zwei- bis dreistellige Milliardeninvestitionen nötig.
Neben dem Stuttgarter Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung unterstützt auch Varta aus Ellwangen „DigiBattPro 4.0“. Das Unternehmen wolle sich technische Vorteile in der Produktion gegenüber asiatischen Batteriefertigern sowie einen Zeitplan erarbeiten, erklärte Varta-Chef Herbert Schein. Er betonte: „Unser Geschäftsmodell ist nicht, Forschungsprojekte durchzuführen – wenn wir Forschungsprojekte machen, wollen wir danach investieren und produzieren.“
Ziel von „DigiBattPro 4.0“ ist es laut dem Fraunhofer Institut unter anderem, durch eine stärker digitalisierte Produktion die derzeit übliche Quote von zehn Prozent Ausschuss zu drücken. Varta sei das einzige Unternehmen in Deutschland mit Erfahrung in der Massenproduktion von Zellen – das verringere das Risiko eines Markteinstiegs.
Varta könnte laut Insidern zusammen mit dem US-Autobauer Ford eine Zellfertigung aufbauen, der Weltmarktführer für Hörgeratebatterien hält sich dazu – wie auch zu einem möglichen Produktionsstart – aber noch bedeckt. „Wir sprechen mit vielen Marktteilnehmern und evaluieren dann unsere Chancen“, so Schein. Fest stehe lediglich dass die erforderlichen Investitionen in eine Massenfertigung von Lithium-Ionen-Batteriezellen sehr hoch seien.
nilsbär meint
‚Mit einer besseren europäischen Technologie sollen die Lösungen der bisher führenden Anbieter aus China, Japan und Korea übertroffen werden.‘
Ja, wo ist sie denn, diese bessere Technologie? Ach so, die muss erst entwickelt werden. Also her mit den 38 Millionen an Förderungen. Und dann können die Asiaten einpacken!‘
Ironie off. Im Ernst: Die Fehlschläge der letzten 10 Jahre in der deutschen Batterieforschung trotz großer Subventionen sollten endlich mal genauer untersucht werden. Ich tippe da auf Unfähigkeit und Förderungsbetrug.
alupo meint
Ich hoffe auf die Zugabe von Silizium. Dazu gab es eine Veröffentlichung der Uni Kiel und verschiedene Presseberichte wie z.B. http://www.heise.de/newsticker/meldung/Neuer-Silizium-Akku-verzehnfacht-die-moegliche-Energiedichte-4036489.html oder ich glaube auch hier bei Ecomento.
Es gibt also durchaus Ansätze in Deutschland und vermutlich in Europa.
3-stellige Milliardenbeträge halte ich auch für seltsam übertrieben und läßt Zweifel an der Kompetenz des Vartachefs aufkommen.
Es ist doch hinlänglich bekannt, dass die Gigafactory 1 von Tesla&Panasonic ca. 5 Milliarden gekostet hat und für eine Zellkapazität von 35 GWh sowie eine Batteriekapazität von 50 GWh steht. Auch wurde bekannt, dass die Ist-Investitionausgaben auf dem Niveau der Planung liegt. 3-stellig erscheint mir maßlos übertrieben. Ich frage mich aber warum? Zur Abschreckung? Zur Steigerung der Subventionssumme?
nilsbär meint
Bezüglich der Silizium-Wunderbatterie hier ein 11 Jahre alter Artikel mit fast dem gleichen Inhalt:
https://www.heise.de/tp/features/Drahtiges-Silizium-3416627.html
Wäre an der Sache was dran, würden Panasonic, CATL u.v.a. Schlange stehen, um sich mit vielen Millionen beteiligen zu dürfen:-)
Ich finde es unverantwortlich, wie oft Forscher leichtfertig mit den Hoffnungen der Menschen spielen.
OldRZ meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Franky meint
„Für eine wettbewerbsfähige Massenproduktion sind laut Experten tatsächlich zwei- bis dreistellige Milliardeninvestitionen nötig.“
dreistellige Milliardeninvestition ???
Tripel-T meint
Löst bei mir auch Fragezeichen und Unverständnis aus…….
Markus Müller meint
Also auch wenn ein dreistelliger Mrd. betrag wirklich hoch ist, kann ich mir das so vorstellen.
Mercedes produziert ja seine Zellen in America selber und da Investieren sie 1 Mr.
elon sagte dazu, eine „0“ zu wenig, also er würde hier 10 Mrd empfehlen.
Das ist ein hersteller. Dann gibt es noch Bmw, audi etc. Würde man auf 30-40 Mrd. Kommen.
Dann ich habe gerade noch mal geschaut, Vw hat sich ja Batteriezellen für 15Millionen Autos gesichert, wenn ich jetzt da mit Sono Motors sehe und ihren 9500€ pro Auto, und sagen jetzt bei Vw mak grob 5000€, dann wären also
15.000.000 x 5.000 = 75.000.000.000€ für Vw
Plus die von Mercedes, bmw und Audi…
Ich gebe zu, dann könnte man zu, dann könnte man zu dem Varta Chef schon „Elon Musk 2“ sagen und noch etwas „größen wahnsinnig“ …
Also das wär so mein Gedankengang, wie ich es mir vorstellen könnte, abgesehen davon, ist wohl noch etwas früh, aber wenn mal die flugzeuge auf e antrieb umgestellt werden sollten, da gehen ja noch viel mehr Batterienzellen rein, wie ich ein auto..
Gruß Markus
Franky meint
Markus, es geht da aber um Investitionssummen für die Herstellung von Zellen ( und von mir aus auch von Batteriepacks) und nicht um Umsätze dieser.