Nach Kleintransportern und Kleinwagen entstehen an der RWTH Aachen nun auch große Lastwagen mit E-Antrieb. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule geht in einem Forschungsprojekt der Frage nach, wie elektrische Nutzfahrzeuge günstiger produziert und betrieben werden können.
Vor wenigen Tagen präsentierten die RWTH-Forscher ein erstes Fahrzeug, das auf dem modularen Konzept der mittlerweile von der Deutschen Post produzierten E-Transporter von StreetScooter basiert. Dabei wurde eine elektrisch angetriebene Achse des Nutzfahrzeugzulieferers BPW in einem 7,5 Tonnen schweren Lastwagen des japanischen Herstellers Isuzu verbaut. In den nächsten zwei Jahren soll ein modulares Elektrifizierungskonzept bis 18 Tonnen folgen.
Kern des Aachener Forschungsprojekts LiVe – kurz für „Lebenszykluskostenreduktion im elektrischen Verteilerverkehr durch individuell adaptierbaren Antriebstrang“ – ist ein Baukastensystem, das die Kosten senken, die Variantenvielfalt elektrisch betriebener Lkw erhöhen und deren Gestaltungsmöglichkeiten flexibilisieren soll. Kooperationspartner sind neben Isuzu und StreetScooter das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen. Das Projekt wird zudem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.
„Bei Elektromotoren werden zwar schon viele Dinge entwickelt, aber es gibt zu wenig, was für eine Massenproduktion tauglich wäre“, so Projektleiter Gerret Lukas. Genutzt etwa von Postzustellern, Gartenbaubetrieben oder Kommunen könne der entwickelte 7,5-Tonner dazu beitragen, dass es weniger Schadstoffe in der Luft gibt. Der aktuelle Prototyp wird statt von einem Dieselmotor von einem Elektroantrieb mit 6500 Newtonmetern Drehmoment in der Hinterachse bewegt.
Bei der Batterie setzen die an LiVe beteiligten Ingenieure auf Flexibilität, konkrete technische Daten wurden noch nicht verraten. Sie arbeiten zudem an einer kostengünstigen Lösung für das Problem der schnellen Alterung: Einzelne Zellen können ausgetauscht werden, nicht mehr nur ganze Blöcke. Das soll für niedrigere Kosten sorgen und den Energiespeicher länger haltbar machen.
Flankierend zum Antrieb wurden Nebenaggregate wie Servolenk-, Kühlwasser- und Vakuumpumpe sowie Lüfter des Isuzu elektrifiziert. Sie entsprechen den technischen Anforderungen des Basisfahrzeugs, was eine sichere Funktionsweise von Antriebs-, Brems-, und Lenksystem gewährleisten soll. Die RWTH Aachen will nun weitere Fahrzeuge auf Basis von Isuzu-Modellen und des Antriebsbaukastens von BPW entwickeln. Insgesamt soll es vier Prototypen geben – zwei mit Batterien betriebene, ein Lkw mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle und ein Oberleitungs-Lkw.