Volkswagen, BMW und Daimler haben sich für ihre steigenden Elektroauto-Produktionsmengen für mehrere Jahre Rohstoffe und Batteriezellen gesichert. Auch andere Hersteller gehen entsprechend vor. Den von vielen befürchteten Engpass an Materialien für Lithium-Ionen-Batterien wird es laut Volvo-Einkaufschefin Martina Buchhauser vorerst jedoch nicht geben.
„Die Batterieversorgung ist sichergestellt“, sagte Buchhauser im Gespräch mit dem Branchenportal Automobil Produktion. „Wir sourcen gerade für die nächste Generation der SPA-Plattform, die ab 2022 mit dem nächsten XC 90 eingeführt wird und auf der die Fertigung rein elektrischer Modelle geplant ist.“ Das erklärte Ziel des schwedischen Anbieters ist ein Anteil von 50 Prozent bei rein elektrischen Fahrzeugen im Jahr 2025.
Einen harten Kampf um Akkukapazitäten erwartet die Volvo-Managerin trotz der geplanten Elektroauto-Offensiven großer Hersteller nicht. Anders als noch vor etwa zehn Jahren bestehe heute aus ihrer Sicht ein „sehr gut etablierter Markt an Batterieherstellern“. Darüber hinaus gebe es eine ganze Reihe neuer Vorhaben zum Bau von Batteriefabriken – auch in Europa, beispielsweise in Schweden.
„Also da habe ich keinerlei Sorge, dass wir in einen Engpass hineinlaufen“, betonte Buchhauser. „Ich sehe das eher so, dass wir die Auswahl haben und die Kunst darin besteht, den richtigen Lieferanten herauszufiltern.“ Derzeit gebe es bei der Entwicklung von Batterien noch viel Bewegung, daher habe sich Volvo bisher nicht auf einen Lieferanten festgelegt und beziehe Energiespeicher aus verschiedenen Quellen.
Mit Blick auf die Versorgungssicherheit bei Batterie-Rohstoffen erklärte Buchhauser: „Ich sehe nicht, dass wir bei der Rohstoffversorgung in Probleme hineinrennen.“ Dies sei auch bei kritischen Elementen wie Kobalt der Fall, das zu etwa 60 Prozent im Kongo liegt. Steigt die Nachfrage, würden auch in anderen Ländern mit entsprechenden Vorkommen neue Minen in Betrieb gehen. Buchhauser setze hier langfristig „auf die regulatorische Kraft des Marktes“.
Nachhaltigkeit „auf allen Ebenen ein hohes Gut“
Mehr Sorgen bereitet der Volvo-Einkaufschefin, woher die Rohstoffe für Elektroauto-Batterien kommen und wie diese abgebaut werden. Für die Marke Volvo sei Nachhaltigkeit „auf allen Ebenen ein hohes Gut“, das mit der E-Mobilität noch mehr in den Mittelpunkt rücken soll. Es wäre daher „fatal“, wenn das Unternehmen in Verbindung mit Kinderarbeit oder Ausbeutung gebracht wird. Um dies zu verhindern, räume Volvo der nachhaltigen Beschaffung von Rohstoffen „einen extrem hohen Stellenwert“ ein.
„Wir stehen ganz klar dazu, nur Rohstoffe zu verwenden die unter strikter Achtung der Menschenrechte gewonnen werden“, unterstrich Buchhauser. Dies werde durch ein Bündel an Maßnahmen gewährleistet, darunter „ganz klare Richtlinien“, die den Lieferanten im Rahmen von Informationsveranstaltungen und Workshops eingeimpft werden. Der Einkauf erfolge zudem exklusiv bei zertifizierten Minenbetreibern, deren Arbeit auch vor Ort von den Einkaufsteams des Autobauers geprüft wird.
Für die Beschaffung von Batterie-Rohstoffen hat Volvo laut Buchhauser ein spezielles Team ins Leben gerufen, „das sich um das Thema in aller Komplexität kümmert“. Die Schweden greifen aber auch auf die Ressourcen des chinesischen Mutterkonzerns Geely zurück. Dies sei nicht nur bei Batterien zentral für Volvo, „um auf ein ganz neues Effizienzlevel zu kommen“.
Ernesto 2 meint
Solange es kein Auto mit 350 km echter Reichweite für unter 20.000 Euro gibt sind mir die Sicherungskonzepte egal. Ich befürchte aber dass der Dacia Duster als BEV nicht in 10 Jahren zu haben sein wird….
nilsbär meint
Dass die Batterieversorgung von Volvo= Geely sichergestellt ist, ist eigentlich klar. Dafür sorgt schon die chinesische Regierung. Weniger klar ist der Stand bei den deutschen Herstellern, trotz gefühlt täglicher Jubelmeldungen. Ich befürchte eine schmerzhafte Abzocke durch die asiatischen Zellproduzenten.
Swissli meint
Ich sehe das auch ein wenig als Marketing für die Autohersteller.
So nebenbei kann man die (noch) hohen E-Auto Preise gegenüber den Kunden rechtfertigen (die ach so hohen Zellpreise Blabla) und somit die Marge erhöhen. Mit mehr Wettbewerb bei E-Autos ist dieses Spiel dann aber vorbei.
Swissli meint
Hoppla, war eigentlich Antwort zu Jörg2
Jörg2 meint
Ich finde das auch spannend, dass (mehr oder weniger) alle Zukäufer sich genötigt fühlen, zum Thema „Einkauf von Batterien/Zellen“ Siegesmeldungen abzugeben. Wenn es alles easy wäre, wäre es wohl eher keine Meldung wert (?).
150kW meint
„Wenn es alles easy wäre, wäre es wohl eher keine Meldung “
Es gibt eben urbane Legenden die sich mit der Zeit weit verbreiten. Eine davon ist der ganz große Engpass bei Zellen, der es durch ständige Wiederholung in die Medien geschafft hat.
Jörg2 meint
@150kW
Ja!
Und die Marketingabteilungen suchen wohl auch händeringend, mangels fertigen Produkten, nach irgendwelchen Jubelbotschaften …
Bin gespannt, wann etwas kommt wie „… wir wenden bis 2025 eine Gesamtsumme von XY und stellen sicher, dass jedes unserer geilen Kisten bei Ausliefrung 4 Räder hat …“
Die MÖGLICHE Gesamtbsatzmenge in den europäischen eAuto-Markt (bis 2020/2021) kann ja aktuell nur orakelt werden. Die NÖTIGEN Absatzmengen, um mit der CO2-Flottenrechnerei klar zu kommen UND die Gesamtumsätze inkl. Verbrenner und Ableger hoch zu halten, sind intern so halbwegs kalkulierbar. Für jeden einzelnen Verbrennerhersteller wäre es daher ideal, wenn sein möglicher Anteil am eMarkt größer wäre als sein Bedarf. Problem: Die Produkte sind (noch) nicht da und wie diese dann absetzbar sind, steht auch in den Sternen.
Aus dieser Ecke kommen diese ganzen Kundenbindungs- und Gewinnungsaktivitäten (alle paar Minuten eine neue Jubelbotschaft, Frühbuchermöglichkeiten ….).
Swissli meint
„Buchhauser setze hier langfristig “auf die regulatorische Kraft des Marktes”.“
Schon lange meine Rede ): das ganze nennt sich Marktwirtschaft, und bestimmt auch die Zellproduktion. Wo die Nachfrage steigt, wird auch das Angebot steigen, und zwar in der ganzen Lieferkette vom Rohstoff bis zur Zelle/Batteriepack. Jedes Unternehmen sucht Wachstumsmärkte, diese investieren entsprechend (Mine, Maschinenbauer, Zellproduzent), um schlussendlich Geld zu verdienen (Kernaufgabe eines jeden Unternehmens um die eigene Zukunft zu sichern).
Im schlimmsten Fall (bei eruptiver Nachfrage), kann einer in der Kette vielleicht nicht zum gewünschten Termin liefern, dann gibts ein paar Mt. Verzögerung (wenn kein anderer die Lücke füllt), so what! Der Trend wird deswegen nicht gestoppt.
nilsbär meint
Kleines Gegenbeispiel: Trotz großer Nachfrage nach Diamanten steigt das Angebot nicht und die Preise sinken nicht. Warum? Weil ein Konzern (De Beers) den Markt kontrolliert. Bei Batteriezellen kontrollieren 3 oder 4 Firmen den Markt. Sollte es da Preisabsprachen geben (wovon ich ausgehe) bedeutet das billige Zellen für koreanische und chinesische E-Autos und teure für den Rest (Tesla/Panasonic ausgenommen). Und sollte es zu Engpässen kommen, stellt sich die Frage, ob z.B. CATL eher BMW beliefert oder eine chinesische Schwesterfirma. Na ja, ist eigentlich eine leichte Frage.
Sepp meint
Ich sehe da aber schon die Notwendigkeit seitens der asiatischen Produzenten, den Preis so zu gestalten, dass die anderen nicht auf die Idee kommen, eigene Produktionen aufzubauen. Da besteht deshalb kein starkes Monopol und Preisabsprachen sind nur beschränkt möglich.
nilsbär meint
Die anderen sind längst auf die Idee mit der eigenen Zellfertigung gekommen. Wird ja seit Jahren darüber geredet. Ist aber leider fast aussichtslos. Genau so gut könnte man versuchen, China bei den Solarzellen zu schlagen. Zumindest die nächsten 5-10 Jahre ist daher Abzocken angesagt.
Miro meint
Der Satz erinnert mich irgendwie an „Die Rente ist sicher!“
Ich meine…selbst wenn sie eine Zusicherung bekommen haben.
Alle planen momentan mit hypothetischen Werten was die Rohstoffsicherstellung angeht. Die Lithiumproduzenten müssen erst noch neue Gebiete erschließen. Dabei steht nicht fest wie hoch z.b. die Lithiumkonzentration sein wird…
Wännä meint
Oh, die Angst geht um! Und das nächste Eifone kommt womöglich mit integriertem Cap, Generator, Handkurbel und Solarzelle auf den Markt?
Miro meint
Angst, dass es kein Lithium gibt? Nein…davon gibt es mehr als genug. Aber es muss ja erst noch „abgebaut/gefördert“ werden. Das dauert noch etwas…
150kW meint
Die Zellen werden aber auch Jahre im Voraus bestellt. Es ist nicht notwendig das das Lithium unmittelbar zur Verfügung steht.