Volkswagen hat sich zum Ziel gesetzt, im nächsten Jahrzehnt weltweit Millionen Elektroautos auf die Straßen zu bringen. Um dies effizient und gewinnbringend realisieren zu können, haben die Wolfsburger einen Nachfolger für den bisher eingesetzten modularen Querbaukasten MQB entwickelt – den modularen Elektrifizierungsbaukasten MEB.
Das erste auf MEB aufbauende Modell wird das Ende 2019 in Produktion gehende Kompakt-Elektroauto I.D. Auf die Baureihe sollen diverse weitere rein batteriebetriebene Fahrzeuge folgen. Laut den Entwicklungsverantwortlichen der neuen, von Grund auf für Elektrofahrzeuge ausgelegten Architektur ist diese noch skalierbarer als die MQB-Plattform.
„Dies ist eine Plattform, um Volumen zu erzeugen, indem dieselben Teile in einer Vielzahl von Modellen verwendet werden, wir haben weniger Abweichungen als beim MQB“, erklärte Tino Fuhrmann, Leiter der MEB-Modellreihe, im Gespräch mit Focus.de. Langfristig will Volkswagen den Großteil seines Modellportfolios auf MEB basieren lassen, im Vorfeld haben die Entwickler dazu die inzwischen fünf Jahre alte MQB-Plattform genau studiert. „Alles, was wir von MQB wissen, legen wir in die MEB rein“, so Fuhrmann.
Der Kern von MEB ist ein sogenanntes Skateboard, das die Batterie, den oder die E-Motoren samt Leistungselektronik und Getriebe sowie im Vorderwagen integrierte Zusatzaggregate umfasst. Der Energiespeicher ist dabei „wie eine Tafel Schokolade“ mit mehreren Modulen aufgebaut, was je nach Modell und Ausstattung unterschiedlich hohe Reichweiten ermöglicht. Das soll Volkswagen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und erlauben, in kurzer Zeit mehrere I.D.-Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Diese sollen wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb fahren – der Frontantrieb steht auf dem Abstellgleis – und unterschiedliche Radstände sowie Spurbreiten aufweisen. Der Aufbau und damit das Design kann individuell ausfallen – vom Strandbuggy bis zu Kleinbussen ist einiges in Planung.
„Für unsere größeren Modelle wie die SUV mit Allradantrieb sind sogar bis zu 750 Millimeter Raddurchmesser drin“, erläuterte VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch, „auch das ermöglicht die neue MEB-Plattform“. Die Konzernentwicklung beschäftige sich derzeit „zu rund 40 Prozent“ mit den Modellen der neuen I.D.-Familie. „Einiges müssen wir immer wieder neu testen, da wir nicht wie beim MQB auf entsprechende Grundlagen zurückgreifen können“, so Welsch.
Die Elektrotechnik gibt den VW-Designern viele neue Möglichkeiten und Freiheiten. Durch den Wegfall von großen Verbrenner-Motoren und Getriebekomponenten sind etwa deutlich kürzere Überhänge möglich, was für mehr Platz im Innenraum sorgt. So soll das Raumangebot des neuen I.D. durch die E-Plattform mindestens eine Klasse größer als beim Golf ausfallen.
Vorstandschef Herbert Diess hat mit Blick auf die Elektromobilität ehrgeizige Ziele formuliert: Im Jahr 2025 sollen 15 bis 20 Prozent der VW-Modelle elektrisch fahren. Bis 2022 will der Volkswagen-Konzern 27 Fahrzeuge auf der neuen MEB-Architektur einführen. Neben VW sollen schon bald auch Seat, Audi und Skoda moderne Elektroautos im Programm haben. Hinzu kommen diverse Premium-Stromer von Audi und Porsche mit eigenen Plattformen.
Strauss meint
Laut Skizzen hat man den Eindruck, dass VW künftig bei den E Autos den Hinterradantrieb wieder aktivieren will. Da dann auch der Motor im Heck wäre würde die Traktion besser als beim Frontantrieb. Schliesslich war der Käfer das beste Winterauto im Schnee bei Bergauffahren. Die Fronttriebler mussten da oft schon rückwärts hinauf . Die Frontlastigkeit von vielen E Autos ausser Tesla, ergibt zwar rassiges GO Kart Feeling aber der Verschleiss ist an der Vorderachsaufhängung durch das grosse Gewicht nicht zu Verachten. Marktführer Renauld Zoe kann davon ein Lied singen. Dies ist aber auch wirklich das einzige was kaputt geht nach 50 000 Km.
Biker0815 meint
ja, der E Heckantrieb ist offizielle verkündete VW Strategie.
Duesendaniel meint
Toll diese neue und einzigartige „Skateboard“-Plattform von VW. Und was für ein gewaltiger Fortschritt, wenn man an die primitiven Anfänge von Teslas ersten E-Autos denkt!
Nightrunner meint
In der Tat. Heck- und Allradantrieb sind für E-Autos auf jeden Fall besser, vor allem bei Nässe und im Winter. Da liegen Hyundai (dessen elektrischer Ioniq vorne leichter ist, als hinten) und Kia deutlich daneben und VW scheint zumindest in diesem Punkt von Tesla gelernt zu haben.
Enrico Wassermann meint
So langsam glaube ich hat der VW Konzern verstanden wo die Reise hin geht. Das sind sie auch den Menschen schuldig, die wie ich, momentan noch in einem Diesel unterwegs sind und beim Kauf das ökologische Märchen voll geglaubt haben. Der nächste wird kein Verbrenner mehr sein. Übrigens sind 20% 2025 viel zu niedrig angesetzt. Da kaufen ja schon die Menschen in Norwegen alle Neuwagen weg.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ist echt Wahnsinn, dass die VW-Entwickler die inzwischen fünf Jahre alte MQB-Plattform genau studiert haben und “Alles, was wir von MQB wissen, legen wir in die MEB rein”, und dann kommt am Ende eine solche tolle Graphik raus, mit 4 Kernelementen: Ladegerät + Batterie + E-Motor + Leistungselektronik. (Die Sklzze der Plattform könnte glatt noch vom VW-Käfer stammen).
Die Arbeit hätten sich die Entwickler wesentlich einfacher und schneller gestalten können: Einen gebrauchten Tesla kaufen, Karosserie abflexen und siehe da: habe fertig: Ladegerät + Batterie + E-Motor + Leistungselektronik.
Gesamte Kosten, inkl. Hilfsarbeiter fürs Flexen: 100.000 Euro; ist nicht viel für einen Dax-Konzern, finde ich.
Remo meint
Lol +1
Biker0815 meint
Tesla Model S Chasis nicht skallierbar.
Kosten nicht bei VK unter 30.000.
VW Konzern baut 6 Mio Autos pro Jahr – das sollte der Baukasten in viele Richtungen gedacht sein.
Lieferanten sind einzubinden. Bzw. die dürfen in alter Tradition für Umme entwickeln.
640.000 Mitarbeiter sind umzulenken.
Niklas meint
„Diese sollen wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb fahren – der Frontantrieb steht auf dem Abstellgleis […]“
Das sind — nebenbei bemerkt — auch sehr tolle Neuigkeiten :-)
Dieses Krabbeln von Frontantrieben ist ein Graus..
Swissli meint
Mit dem MEB hat der VW Konzern eine sehr gute und flexible Lösung für BEVs. Viele andere Hersteller setzen immer noch auf eine eierlegende Wollmilchsau „Multiplattform“ die für HEV, PHEV, BEV usw. herhalten muss, und bestenfalls durchschnittliche Ergebnisse erzielt.
Strategisch hat VW mit dem MEB das Richtige gemacht.
Nun einfach noch die verschiedenen Modelle step by step lancieren…
Miro meint
40 % ist besser als 2 % oder 3 % aber…
Verstehe ich das richtig? 40 % gehen in die E-Mobilität und 60 % in die Verbrennertechnologie? Oder hab ich da einen Bereich vergessen?
40 % bei etwas wo VW wegen einigem…
“immer wieder neu testen, da wir nicht wie beim MQB auf entsprechende Grundlagen zurückgreifen können”
und 60 % beim MQB wo sie GERADE auf etwas zurückgreifen können?
Für mich sieht das so aus als wollte man sagen:
„Hey…hier kenne ich mich schon aus und vieles ist schon zu Tode entwickelt worden…da steck ich das meiste Geld rein“
Das wo man viel Potential hat wird links liegen gelassen….
Sebastian meint
Ich vermute mal stark, dass in den letzten 20 Jahren nie 100% der Arbeitsleistung in Verbrennertechnologie gesteckt wurde. Bestenfalls wars mal etwas mehr wenn eine neue Euro-Norm drohte und der Schadstoffausstoß runter musste. Aber das war ja offensichtlich Aufgabe der Softwareabteilung wie wir zwischenzeitlich wissen. Von den 100 % wird wahrscheinlich nur ein sehr geringer Teil in den Verbrennungsmotor selbst gesteckt. Ein Teil in die Hybridisierung und ein großer Teil wohl in Digitalisierung und das Außenrum.
JürgenV meint
Nicht immer so pessimistisch sein. Ich verstehe es so, das momentan ca 40% der Gesamtentwicklungszeiten auf die Emobilität entfallen und 60% auf die Verbrenner Technik. Und das ist auch nachvollziehbar. Schließlich verdient man mit der alten Technik auch noch ein paar Jahre Geld. Es wird doch wohl niemand erwarten, dass VW jetzt nur noch Elektro verfolgt und alles andere liegen läßt. Da könnten sie auch gleich alle Werkstoffe schließen und die MA nach Hause schicken. Das ganze wird sich schon noch was hinziehen.
BitingFish meint
Es heißt nicht 40% auf MEB, es heißt 40% auf die I.D. Familie.
Der Rest des Ladens muss ja immer noch weiterlaufen, sonst gibt es überhaupt keine BEVs von VW.
Da sind 40% schon eine sehr sehr große Menge.
Peter W meint
Man muss auch abwarten, ob die Kundschaft mit zieht. Aus unserer Sicht hier bei den E-Autofans, kann es nicht schnell genug gehen, aber die restlichen 95% der Autokäufer müssen noch vom E-Antrieb überzeugt werden.
Ich persönlich kenne niemanden, der ein E-Auto kaufen will. Alle wollen mal abwarten und lieber nochmal das fahren was sie gewohnt sind.
Autofan meint
Ich bräuchte einen elektrischen Sharan oder Ford SMax. Gibt es aber nicht. Und ein ModellX ist für Normalverdiener unerreichbar.
So geht es nun einmal vielen Familien. Das erste Auto das interessant wird ist der Buzz.
Leser meint
Nio ES8, oder kleiner Nio ES6, Kia e-niro
MiguelS NL meint
Den Tesla Model Y wird es bereits für 45.000 EUR geben, vielleicht sogar weniger. Es wird noch besser ausgestattet sein und noch mehr Reichweite haben als das Model 3 SR heute. Mit viel Raum und als 7-Sitzer.
Gunnar meint
@Leser:
Sie zählen SUVs auf.
Sharan und Smax sind aber eher Familienvans – das ist schon ein Unterschied.
Remo meint
Autofan +1
Thomas meint
Die restlichen 95% müssen nicht von den e-Autos überzeugt werden . Es gibt viele die haben sich über Jahre ein Auto zusammmen gespart. Die können oder wollen doch nicht ihr Auto mehr oder weniger verschenken um sich sofort ein e-Auto zukaufen . Der Neuwagen Verkauf geht eh zurück also werden viele erst in Jahren ein gebrauchtes e-Auto erwerben. Ich fahre seit Jahren mit dem e-Fahrrad ganz easy auf Arbeit und kann auch nicht verstehen das die anderen 99% mit dem Auto fahren.
Remo meint
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob so viele Leute vom E-Antrieb überzeugt werden müssen. Wenn es bezahlbare Autos mir anständiger Reichweite gibt, dann kaufen die Leute das auch. Leider ist die Kombi heute noch rar. Das Model 3 ist halt doch recht teuer und der ioniq, i3, golf und Co haben eine Reichweite, die denn fahrlustigen deutschen abschreckt. Wenn der id mit 84 kWh und einem Preis von unter 40.000, vlt 35.000 auf den Markt kommt, dann bin ich mir sicher, dass die VW Werke bis an ihre Kollapsgrenze zu tun haben. Dann verkauft VW mehr id’s, als Facebook an cambridge analytical. ;-)
Sobe meint
Warum sollte man den ID mit etwas drin für 40k oder mehr kaufen wenn man auch ein model 3 dafür bekommt was jka wohl das bessere Auto ist? Raffe ich nicht wie denken kannst das die vom ID so viele von verkaufen werden. LOL
Gunnar meint
@Miro:
„Verstehe ich das richtig? 40 % gehen in die E-Mobilität und 60 % in die Verbrennertechnologie? Oder hab ich da einen Bereich vergessen?“
Da hast du was falsch verstanden.
40% der aktuellen Entwicklungstätigkeiten sind für die ID-Familie geplant.
Die anderen 60% sind für die konventionellen Baureihen auf MQB- oder MLB-Plattform geplant.
D.h. aber nicht, dass 60% des Aufwandes in den Verbrennungsmotor gesteckt werden. Es geht um die Gesamtentwicklung für zukünftige Fahrzeuge: inklusive Design, Karosserie, Interieur, Exterieur, Integration von alten und neuen Funktionen in neue Fahrzeuge, Package usw. usw…