Betriebsratschef Manfred Schoch will, dass BMW für seine Elektroautos in die Produktion eigener Batteriezellen einsteigt. Dass sich das Risiko eines solchen Projekts und die erforderlichen hohen Investitionen lohnen, zeige das Beispiel Tesla.
Im Interview mit dem Manager Magazin lobte Schoch ausdrücklich Tesla-Chef Elon Musk. Dieser hat früh auf eine enge Kooperation mit Panasonic gesetzt und stellt in einem gemeinsamen Werk in den USA mittlerweile Tausende Akkus pro Woche her. „Tesla kontrolliert die komplette Wertschöpfungskette; die haben die Elektromobilität verstanden“, so der BMW-Betriebsrat.
Dass Tesla bisher kaum Gewinne aufweist, sieht Schoch weniger kritisch als andere deutsche Automanager. „Tesla hat im dritten Quartal bei gut 6 Milliarden Dollar Umsatz 312 Millionen Gewinn gemacht, BMW kam im Automobilsegment bei 21 Milliarden Euro auf 784 Millionen Überschuss. Wer verdient da besser?“, sagte er.
Angesichts der stetig zunehmenden Produktionszahlen von Teslas Mittelklasse-Elektroauto Model 3 forderte Schoch: „Unsere Vorstände sollten sich endlich intensiver mit diesem Herrn auseinandersetzen, der doch längst bankrott sein sollte.“ In der Branche werde „zu viel gejammert und zu viel für unmöglich erklärt“, bemängelte der Betriebsrat. Den BMW-Vorstand nahm Schoch von seiner Kritik aus: „Herr Krüger nimmt das Thema Elektromobilität ernst; das ist gut so“, erklärte er.
Der BMW-Chef hat 2018 bekräftigt, künftig verstärkt auf neue Elektroautos und verbesserte Plug-in-Hybride zu setzen. Bei Batterien investiert Krüger zwar in den Aufbau von eigenem Know-how, die im Kern eingesetzten Zellen der Energiespeicher kauft BMW aber wie die anderen deutschen Hersteller bei asiatischen Firmen zu.
Peter W meint
Tesla hat die E-Mobilität nicht nur verstanden, die haben sie wieder entdeckt und umgesetzt. Erfunden wäre übertrieben, aber das E-Auto war praktisch in Vergessenheit geraten.
JürgenV meint
Das hat der Betriebsratchef sehr gut erkannt. Wäre gut, wenn die anderen Betriebsräte das endlich auch so sehen würde. Allerdings wäre es auch von Vorteil wenn endlich alle in den Vorstands-, und AufsichtsratEtagen und vor allem auch die immer achso hochgelobten Aktionäre dies mal verinnerlichen könnten. Aber da zählt leider immer noch das kurzfristige schnelle Geld machen. Dabei ist es abzusehen, das der Umbruch jetzt mit Macht kommen muss, da sonst in naher Zukunft noch viel mehr Arbeitsplätze verloren gehen werden. Aber die heutigen Entscheider sich d davon ja weniger betroffen, da die eh ihr Schärflein im trockenen haben. Ausserdem wechseln sie nach der einen Betriebspleite in die nächste gut bezahlte Position. Nur der „kleine Mann “ am Band und bei den Zulieferern, die können sehen wie sie klar kommen.
Thrawn meint
Was man vom i3 hält ist individuelle Geschmackssache.
Immerhin hatte BMW den unternehmerischen Geist und Willen, mal richtig Geld für einen neuen Ansatz in die Hand zu nehmen, und das schon sehr frühzeitig. Die haben nicht einfach mal einen Elektroantrieb in einen Verbrenner rein gefummelt (VW, Mercedes/Smart) oder nichts gemacht (der klägliche Rest) sondern investiert. Auch wenn sie mit dem Recyclingansatz vielleicht der Zeit noch ein bisschen zu weit vorraus geeilt sind. Es wird sich möglicherweise irgendwann auszahlen.
Welcher andere deutsche Hersteller kann das von sich behaupten? Die sind noch lange nicht so weit; Audi und Mercedes werden irgendwann demnächst mal die ersten echten E-Fahrzeuge ausliefern, vom Rest sieht man mal ein Konzept oder gar einen Prototypen, ansonsten Ankündigungen, Ankündigungen, Ankündigungen. BMW liefert schon seit Jahren aus!
Bei BMW gibt es anscheinend noch Unternehmerisches Denken, nicht nur Verwalter und Bedenkenträger, deren einziges Ziel das kurzfristige Shareholdervalue Quartalsgewichse ist.
150kW meint
„Audi und Mercedes werden irgendwann demnächst mal die ersten echten E-Fahrzeuge ausliefern, “
Audi hat im letzten Jahr schon ca. 1000 BEV in Deutschland zugelassen.
alupo meint
Hat Audi schon ein echtes BEV? Oder sind das nur Werksumbauten, oder gar nur Plug ins, also ganz normale Autos mit einem Auspuff hinten zur Aromatisierung der Hinterherfahrenden?
Und 1000 Autos? Das wären sogar aus Sicht von dem „1 Autoproduktionsstandort ist alles was wir haben“ – Unternehmen (Tesla) Peenuts, oder nicht?
Ist es nicht nachvollziehbar, dass man vom weltgrößten Autohersteller, der auch viele Jahrzehnte länger existiert, etwas mehr erwartet als von einem die Welt verändern wollenden Neuling? Zumal mit der immer noch absolut hochaktuellen Geschichte des Dieselvergiftungsbetrugs im Rücken und der aktuellen Politik des Aussitzens und Schönredens der Abgaswerte.
Ja, ich kreide auch VW die Diskussion über die vermeintlich zu geringen Schadstoffgrenzwerte (dabei gibt es Industrieländer, die schützen ihre Bevölkerung deutlich besser als die aktuelle und vergangene Regierung) und auch die Angriffe auf die DUH persönlich an.
Thrawn meint
Ich schrieb explizit von echten E-Fahrzeugen. Plug Ins zählen da nicht. Das sind Verbrenner mit E Unterstützung. Was sollen das für 1000 Stk denn gewesen sein? Und wo gab’s die zu kaufen? Carrera Rennbahn Audis vielleicht? RC Modelle? Oder wurden die nur unter Freunden verteilt?
PHEV meint
Plugin Hybride sind keineswegs alle Verbrenner mit E-Unterstützung. Viele Typen sind vollwertige E-Autos mit einer alltags-tauglichen Reichweite, die bei leerer Batterie eben auch mit einem Verbrenner gefahren werden können. Bei richtiger Anwendung können so bis zu 95% reiner E-Betrieb entstehen. Ich spreche da aus Erfahrung. Ich möchte hier aber ausdrücklich die Pseudo PHEV-SUV einiger Premiumhersteller ausnehmen.
Leotronik meint
Eines ist sehr positiv an der Meldung. Der Betriebsrat ist nicht gegen die Emobilität. Das ist im Gegensatz zu den Querschüssen der anderen Gewerkschafter sehr positiv. Zumindest bei BMW werden keine Eautos zerstört.
Sebastian meint
Vielleicht hat er erkannt, dass die Alternative zu weniger Arbeitsplätzen, aufgrund E-Autos, gar keine Arbeitsplätze aufgrund Insolvenz (oder was auch immer) ist.
MiguelS NL meint
“Tesla hat im dritten Quartal bei gut 6 Milliarden Dollar Umsatz 312 Millionen Gewinn gemacht, BMW kam im Automobilsegment bei 21 Milliarden Euro auf 784 Millionen Überschuss. Wer verdient da besser?”
Eine wichtiger Perspektive wäre, wieviele Autos musste BMW verkaufen um 784 Millionen zu erziehlen bzw. pro Million, im Vergleich zu Tesla.
frax meint
Hört hört, da hat ja mal einer verstanden – mit seinem Chef wollte er es sich jetzt allerdings nicht ganz verscherzen…
Schauen wir mal, wann BWM seine eigenen Zellen produziert.
Sebastian meint
Der ist Betriebsratschef und somit praktisch unkündbar. Ein anderer Chef interessiert den nicht.
Mini-Fan meint
„es sich mit Krüger nicht ganz verschieden“
Deswegen hat er auch wieder zurück gerudert.
Allerdings haben er und Krüger unterschiedliche Zielsetzungen: Arbeitsplätze erhalten vs. Gewinn steigern/ den Bestand des Betriebes sichern.
Deswegen fordert Schoch auch eine eigene Batteriezellen-Fertigung bei BMW nicht. Der Krüger nicht folgt.
Außerdem: Schoch unkündbar.
Aber mit 65 wohl kurz vorm Renteneintritt.
Mini-Fan meint
Korrektur:
soll natürlich „verscherzen“ heißen – und nicht „verschieden“
Jürgen Kohl meint
Der Mann hat Recht. Nur nutzt es wenig. Alle deutschen Hersteller haben bis heute nicht erkannt, was aus China, USA und Südkorea auf uns zu kommt. Aber haltet ruhig weiter an den alten Zöpfen fest, die werden bald abgeschnitten!
Karla meint
Erstens halten sie nicht dran fest in der form wie ihr es denen vorwerft und zweitens müsst ihr doch mal endlich beantworten können was der Unterschied sein soll zwischen der Abhängigkeit von chinesischen Zelllieferanten und der Abhängigkeit von chinesischen Rohstofflieferanten? Egal wie man es macht, man hängt immer an der Laune der chinesischen Regierung. Warum soll man hier investieren wenn man eh hofft von der Batterie weg zu kommen, zumindest von der Batterie der heutigen Form.
Rein technisch (Fahrzeug, Antrieb, Konnektivität, Autonomie) muss sich die deutsche Industrie vor gar nichts fürchten oder verstecken sofern sie das umsetzen will (und teilweise darf). Dieses ewige rumgenöle und rumlamentieren ist doch einfach nur sinnfrei.
Schoch hat Position wie auch Einblick um diese Sprüche zu drücken, hier drinnen, so leids mir tut…wahrscheinlich keiner.
Franky meint
„Warum soll man hier investieren wenn man eh hofft von der Batterie weg zu kommen, zumindest von der Batterie der heutigen Form.“
Wohin geht die Richtung, wenn nicht Batterie?
MiguelS NL meint
Sie meint wahrscheinlich die Feststofbatterie.
Sebastian meint
Einen schnellen Wechsel wirds nicht geben. Der LiIon-Akku wird noch einige Jahre bestehen und eine gewisse Evolution durchmachen. Was danach kommt kann die Festkörpertechnik sein oder was anderes. Und auch da wirds keine 200kWh-Batterie im Hosentaschenformat geben.
Der LiIon-Akku wird abgelöst, das ist sicher aber keiner braucht erwarten, dass es da im Jahrestakt Durchbrüche gibt.
Kenn das ganze Spiel schon mit den Kalte-Fusions-Gläubigen, die erwarten, dass das 2020 schon so weit ist. Abgesehen davon, dass kalte Fusion nichtmal in unserer Theorie möglich ist, sieht der Zeitplan von Prof. Hartmut Zohm, der an der (heißen) Fusionstechnik arbeitet, vor, dass diese frühestens 2050 zur Energiegewinnung genutzt werden kann.
Thrawn meint
Vielleicht meint sie Wasserstoff/Fuelcell?
Aber auch die fahren nicht ohne Batterie, auch wenn die nur als Puffer für schnelle Lastwechsel notwendig ist.
Ohne Batterie kein FCEV, zumindest momentan noch nicht.
Ralph-aus-Berlin meint
Ja, man forscht in Punkto Akkuzellen in viele Richtungen und viele dieser Forscher verkünden hohe Ziele, die sie bald erreichen werden. Aber bald ist nicht heute oder morgen und wer auf etwas neues wartet, wartet wohl ewig, da es immer wieder etwas neues geben wird.
Entweder man springt auf den Zug, wenn er in Reichweite ist, oder er braust einfach vorbei um man bleibt zurück.
frax meint
Es geht um die Wertschöpfung – Rohmaterial zu Batteriezelle. Und um Rohmaterialien zu beschaffen, gibt es viel mehr Alternativen als für fertige Zellen, die auch noch in das eigene System der Hersteller passen müssen.
Den Beweiß, ob die deutsche Automobilindustrie Batterieautos in großen Stückzahlen (>=4800 Stck. eines Modells pro Woche) produzieren kann, ist sie uns bislang schuldig geblieben. Vielleicht klappt es mit dem ersten I.D. von VW, aber das auch nicht vor 2021 – denn für 2020 sind meines Wissens 100.000 Stück in Zwickau geplant und das wäre nicht einmal die Hälfte. Bei allen anderen deutschen Herstellern ist der Zeitpunkt gar nicht abzusehen…
Mini-Fan meint
Es gibt auch Lichtblicke…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Hallo Karla, der Hauptrohstoff der Autobatterien Lithium kommt aus Chile und nicht China; kann verwechseln, klingt auch ähnlich.
Und ansonsten gilt: Die Schnellen fressen die Langsamen.
Simon meint
Hier gilt auch noch der wo Geld hat kann wissen einkaufen und auch Verspätung aufholen. Siehe VW (und Co.) da auf einen guten Weg.
Negativ Bsp wäre Toyota.
brggler meint
„Dieses ewige rumgenöle und rumlamentieren ist doch einfach nur sinnfrei.“ Ich finde, dass die kritischen Stimmen hier – so lange es in einem sachlichen Ton geschieht – durchaus nicht schaden können.
Man z.B. braucht nur etwa 2 Jahre zurückzugehen, da hat man noch einige Aussagen von den Autohersteller Exekutiven gehört, die ziemlich wenig vorausschauend waren…..
alupo meint
Wieso abhängig von chinesischen Rohstofflieferanten?
China kauft doch selbst Rohstoffe weltweit zu für die Akkuproduktion.
Nur einige seltene Erden für manche PMSM eMotoren liefert China.
Da Teslas im Model S und X aber schon immer Asynchronmotoren (ohne Fremderregung auch Teslamotor genannt) einbaut sind, brauchen sie nichts von China an seltenen Erden importieren. Und selbst der eine Asynchronmotor im Model 3 ist ein Reluktanzmotor der mit minimalen Mengen dieser seltenen Erden auskommt im Vergleich zu den PMSM. Der andere eMotor im M 3 ist, wie schon bei den Modellen S und X, ein reiner Asynchronmotor ohne jegliche Verwendung von seltenen Erden.
Und auch die deutlich geringere Kobaltmenge in Teslas NCA Akkuchemie kommt nicht aus dem Kongo und erst recht nicht aus China.
Es wird häufig alles über einen Kamm geschert und die bedeutsamen Details nicht berüchsichtigt. Das gilt auch für die Akkus, bei denen es heute schon einen rießigen Unterschied macht, ob sie in der Gigafactory 1 (ab Anfang 2020 / Ende 2019 komplett mit eigenem grünem Strom produziert) oder ob man seine Zellen in China kauft.
Sebastian meint
Die haben es erkannt. Alles was die in der Öffentlichkeit äußern hat mit den Verbrenneraltlasten, Taktik und der Tatsache, dass ein Auto nicht in einem Jahr entwickelt ist, zu tun. In 5 Jahren spucken die ganz andere Töne.