Offizielles wurde noch nicht verkündet, die Chefs der großen deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW haben sich aber offenbar auf gemeinsame Ziele bei der Mobilität der Zukunft geeinigt. Vorausgegangen war dem dazu anberaumten Gespräch ein von vielen kritisierter Vorstoß von Volkswagen.
Herbert Diess hatte im Namen des von ihm geleiteten Volkswagen-Konzerns gefordert, dass sich die deutsche Automobilbranche und auch die Politik künftig auf den Marktdurchbruch von Batterie-Elektroautos konzentriert. Parallel andere alternative Antriebsarten voranzutreiben sei nicht zielführend und belaste die Unternehmen zu stark, argumentierte Diess – und drohte mit einem Ausstieg aus dem Verband der Automobilindustrie (VDA).
Die Chefs von Daimler und BMW wollen anders als Diess weiter auf einen Antriebsmix aus Verbrennern, synthetischen Kraftstoffen, Hybriden, Elektroautos und Wasserstoff-Stromern setzen. Speziell Plug-in-Hybrid-Lösungen mit begrenzter Elektro-Reichweite halten die beiden süddeutschen Hersteller – und ihre Zulieferer – für eine zentrale Technik des nächsten Jahrzehnts.
„Konsenspapier“ geplant
Wie nun mehrere Medien berichten, haben sich Herbert Diess, Dieter Zetsche (Daimler) und Harald Krüger (BMW) in einem 40-minütigen Telefonat auf eine Richtung verständigt. Die Autobosse teilen demnach die Überzeugung, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört und nur mit ihr die Umweltgesetze in der Europäischen Union eingehalten werden können.
Ein Vertreter des VDA sagte dem Handelsblatt, dass es ein konstruktives Gespräch gewesen sei. Man habe eine gemeinsame Position gefunden, über die der Branchenverband zeitnah informieren werde. Laut Insidern lassen die drei Hersteller dem VDA ihre jeweiligen Konzepte für eine Förderung der E-Mobilität zukommen. Der Verband arbeite anschließend „ein Konsenspapier“ für eine gemeinsame Position gegenüber der Politik aus.
Die zentralen Anliegen der deutschen Autokonzerne mit Blick auf die E-Mobilität sind der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die zukünftige Gestaltung der Fördermaßnahmen von Industrie und Bund, heißt es. Ganz einig seien sich die Unternehmen dabei aber noch nicht. So wolle Volkswagen die staatliche Förderung für Diesel in Zuschüsse für Elektroautos umwidmen, BMW und Daimler lehnten dies jedoch ab.
Das Kanzleramt soll einen Mobilitätsgipfel planen, um über die Rahmenbedingungen für den Ausbau der E-Mobilität zu diskutieren – schon nächsten Monat könnte es soweit sein, so das Handelsblatt. Die Branche steht also unter Druck, sich zeitnah auf gemeinsame Ziele zu einigen.
Ronald Schmidt meint
„die Chefs der großen deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW haben sich aber offenbar auf gemeinsame Ziele bei der Mobilität der Zukunft geeinigt.“
Ach wirklich jetzt, dann kann Tesla ja einpacken, die haben dann gar keine Chance mehr. hust.
Alter_eg.o meint
Nachdem sich VW so weit aus dem Fenster gelehnt hat, geht es nicht mehr um Konsens, sondern nur noch um Sprachregelungen, damit BMW und Daimler ihr „Marktorientiertes Demokratiegesicht“ a la Merkel bewahren können. Zum Mobilitätsgipfel, auch eine Merkel-Einebnungsstrategie, sollte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung dabei sein. Wird aber eher nicht.
Lewellyn meint
Im Grunde Kartellbildung, aber „alternativlos“.
Wenn überhaupt, geht das nur noch zusammen, einzeln gehen die deutschen Autohersteller unter.
VW sollte Daimler und BMW den MEB zur Verfügung stellen, damit endlich im Kompaktsegment Angebot da ist. Bis beide eine eigene Plattform entwickelt haben, ist alles zu spät.
hu.ms meint
Sehe ich auch so. Daimler und BMW werden im preisbereich bis ca. 50.000 € bei BEV nicht konkurrenzfähig sein solange sie mit keiner reinen e-plattform produzieren für effiziente kostengünstige produktion und mehr platz im innenraum.
Da werden wahrscheindlich die Audi-MEB die nase vorn haben.
Vielleicht sogar Tesla aus platz 2, wenn MY rechtzeitig nach Europa kommt.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Demokratie war gestern; China und Trump jetzt auch in Deutschland.
Jeru meint
Eine andere Quelle hat wohl erfahren, dass man sich auch auf folgendes verständigt hat:
„Der am Mittwochabend erzielten Einigung zufolge gehen die Autobosse nun davon aus, dass mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenautos in den nächsten etwa zehn Jahren nicht marktreif sein würden.“
Das ist natürlich quatsch aber sollte sich diese Aussage auch in Produkten niederschlagen, wäre das ein herber Rückschlag und der feuchte Traum viele Nutzer hier.
Ein hartes Opfer, um Hybride weiterhin im Rennen zu halten.
Fritz! meint
Daß das mit den 10 Jahren Quatsch ist, sehen hier sicherlich viele Leute auch so. Marktreifheit/Praxistauglichkeit sehe ich bei der Brennstoffzelle eher so in 30 bis 40 Jahren, bis dahin wird aber die Batteriezellenforschung bereits so weit sein, daß sowohl Ladegeschwindigkeit als auch Speicherkapazität der Brennstoffzelle deutlich übertrumpft werden.
Es bleibt also als einzige sinnvolle Brennstoffzellen-Nutzung der Einbau in militärisch genutzte U-Boote. Dort ist sie ungeschlagen…
hu.ms meint
Niemand kann einschätzen, welche technische fortschritte es in 5 oder 10 jahren in beiden bereichen geben wird.
Auch bei der stromproduktion kann sich bis dahin wesentlich preiswerterer erneuerbarer ergeben.
Insofern sollte an beiden systemen der stromspeicherung für e-autos weitergefortscht werden und auch beide kaufbar sein.
Der markt regelt die jeweilige nachfrage über den preis automatisch.
Die notwendige jeweilig Infrastruktur darf allerdings nur im verhältnis zu zahl der zugelassenen fahrzeuge gefördert werden.
Jeru meint
„Die notwendige jeweilig Infrastruktur darf allerdings nur im verhältnis zu zahl der zugelassenen fahrzeuge gefördert werden.“
Das ist natürlich zu kurz gedacht, denn die Zahl an zugelassenen Fahrzeugen steigt ja mit der Anzahl an Lademöglichkeiten. So wird es beim BEV aber auch beim FCEV sein. Und das öffentliche bzw. halböffentliche Ladeinfrastruktur notwendig ist, erscheint klar.
BB meint
„So wolle Volkswagen die staatliche Förderung für Diesel in Zuschüsse für Elektroautos umwidmen, BMW und Daimler lehnten dies jedoch ab.“
VW macht genau den richtigen Vorschlag: Anstatt steuerlicher Subvention für Diesel besser höhere Zuschüsse für E-Autos. Ist ab morgen realisierbar und kostet den Steuerzahler keinen Cent.
hu.ms meint
Es kostet einen höheren dieselpreis an der tanke.
Die diesefahrer sind ziemlich viele steuerzahler.
Wer das ohne alternativen macht ist bei der nächsten wahl weg.
Und die alternative in form von BEV stehen derzeit nicht in genügender stückzahl für die verschiedenen nutzungsansprüche zur verfügung.
Andreas meint
@hu.ms
Es kostet einen höheren dieselpreis an der tanke.
Die diesefahrer sind ziemlich viele steuerzahler.
Diesel wird geringer besteuert, um die Wirtschaft zu unterstützen. Es geht doch nicht um die privaten Autofahrer. Es geht nie um den einzelnen Bürger. Wenn die Steuer auf Diesel auf das Niveau von Benzin angehoben wird, werden die Spediteure erst jammern, dann aber dies an ihre Kunden weitergeben, weil diese keine Alternative haben, da die Preise von allen angehoben werden. Vielleicht gehen auch paar Güter wieder auf die Schiene. Wäre doch schön, bischen weniger Stau jeden Tag.
Die geringere Besteuerung von Diesel machte nie Sinn. Man hat sich nur daran gewöhnt, wie an viel anderen Blödsinn.
Jörg2 meint
Da findet sich also unsere Autoindustrie zusammen und möchte unserer Regierung einen Vorschläge unterbreiten, wie diese unsere Steuergelder auszugeben hat !?
Ich finde das bemerkenswert!
Wie stark mus diese Verflechtung sein, dass man offensichtlich der Meinung ist, dass das so klappt.
GhostRiderLion meint
Das ist keine „Verflechtung“ mehr, dass ist schon Jahre zusammen gewachsen und hat bisher immer funktioniert!!!
Düsentrieb meint
Bemerkenswert ist doch vor allen Dingen wie ungeniert öffentlich VW dem Kanzleramt mitteilt, wann was und wie es im Sinne von VW geschehen soll.
Alter_eg.o meint
Bemerkenswert ist auch, wie ungeniert Daimler und BMW die E-Mobilität dem Kanzleramt ausreden wollen. Die sind gewohnt, die Politik zu bestimmen; VW ist der Nestbeschmutzer.
JürgenV meint
Das waren keine Ansagen sondern Vorschläge, auch wennnicht alle ganz glücklich gewesen sind. Aber kaum hat Diess das ausgesprochen, schon kommt Bewegung in die Sache. Und ja, Dieselsubventionen weg und dafür E- Mobilität in welcher Art auch immer, höher fördern.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Peter W meint
Da in der Zwischenzeit jeder weiß, dass die Autoindustrie Gesetzestexte diktiert, die von den Ministerien nur noch abgenickt werden müssen, kann man das auch öffentlich diskutieren. Eine Volksabstimmung würde wahrscheinlich ergeben, dass Diesel noch stärker subventioniert werden muss. Die Mehrheit ist immer noch der Meinung, dass E-Autos nur was für grüne Müslifans sind.
Düsentrieb meint
„…Die Mehrheit ist immer noch der Meinung, dass E-Autos nur was für grüne Müslifans sind…“
Unfassbar wie träge die deutschen sind…
Peter W meint
Ja, ich kenne in meinem Bekanntenkreis niemanden, der Interesse an einem E-Auto hat. Die belächeln mich sogar Heute noch weil ich einen Hybrid fahre dessen Technik eigentlich schon wieder überholt ist – vom BEV. Dass mein Nächster ein BEV sein wird, wird mit Kopfschütteln kommentiert.
Alte Gewohnheiten, Vorurteile und Dummheit bestimmen den deutschen Charakter.
hu.ms meint
Das kann ich nur bestätigen.
Als BEV-fan sollte man immer auch über den tellerrand hinaussehen um das ganze realistisch einschätzen zu können.
Bei VW sehen sie das auch realistisch. Sie habe immer noch bedenken, die in 2020 gebauten rd. 150.000 ID.3 in europa verkaufen zu können.
Fritz! meint
Aber das Schöne daran ist, wenn Sie Ihr BEV haben, werden über die Hälfte aller Leute, die Sie mal mitfahren oder fahren lassen, hinterher viel kleiner sein und es sich auch überlegen, beim nächsten Autokauf zumindest so eine Stromkiste mal anzuschauen.
Die Praxis schlägt die Lügen vom Stammtisch bisher noch immer.
hu.ms meint
Ein Firma hier am ort mit über 100 MA betreibt einen e-smart, der auch von einigen MA genutzt wird.
Bisher hat keiner der MA ein BEV gekauft. Wenige plug-in-hybride tauchen die letzten monate auf dem parkplatz auf.
DAS IST DIE REALITÄT !
Christian meint
@hu.ms: Das ist die Realität. Das Henne – Ei – Problem. Man will kein Tempolimit, das wäre ja menschenverachtend. Dann ungeregelter Ausbau der Infrastruktur mit Ladekartenchaos und einer Presse, die einem pausenlos davon abrät und dann liefert die Industrie Autos die im worst case dh. Autobahn mind. 130 km/h im Winter mit nasser Fahrbahn, Gegenwind und ungünstiger Topographie nach 299,5 km fast liegenbleibt. Selbst mit dem GrößAK – dem größten anzunehmenden Akku – und dann mit ColdGate 1h plus an der Ladestation rumhängt. So wird das nix.
Wen das noch nicht abschreckt, der geht ins Autohaus und trifft auf unmotivierte Verbrennerverkäufer und wird entsprechend bearbeitet.
Das ist die Realität.
hu.ms meint
Das läuft doch schon seit jahrzehnten so.
Woher kamen wohl die schwammigen vorschriften zu abgasreinigung = abschaltung wenn die möglichkeit besteht, dass der motor geschädigt wird.
Das war schon 2007 unter schwarz/gelb.
GhostRiderLion meint
„…Die Chefs von Daimler und BMW wollen anders als Diess weiter auf einen Antriebsmix aus Verbrennern…“ / „…halten die beiden süddeutschen Hersteller – und ihre Zulieferer – für eine zentrale Technik des nächsten Jahrzehnts…“
Vielleich sollte einmal jemand den Herren sagen, dass sich die Zukunft nicht wie früher in Jahrzehnten sondern mittlerweile in Jahren verändert!!!
Die Herren leben noch im „damals“ und nicht im „jetzt“ und darum haben sie auch noch nicht gemerkt, dass Hybride bereits „überholt“ sind ;-)
„…Das Kanzleramt soll einen Mobilitätsgipfel planen, um über die Rahmenbedingungen für den Ausbau der E-Mobilität zu diskutieren…“
Typisch „deutsch“, erst mal planen, besprechen, festlegen, widerrufen, planen, besprechen, etc….
Andere handeln eben einfach und tun was, auch wenn es vielleicht mal schwierig ist, aber nur wer was tut kann auch was bewegen!!!!
Leser meint
Zum Glück musste Tesla keinen Konsens mit anderen Autoherstellern finden und konnte einfach machen, sonst wären wir immer noch im Tiefschlaf und würden voll auf Verbrenner setzen.
Warum hat VW nicht einfach Eier und lässt die anderen wurschteln und in ihr gewolltes Schicksal steuern.
Als erstes würde ich den Personalabbau beim VDA beginnen und auf 0 Personen herunterfahren. Dann können die Wettbewerber endlich wieder ohne ständige Lobbyarbeit sich auch ihr Geschäft konzentrieren.
Jey Snipe meint
Interessant diese „Zusammenarbeit“ der Automobilhersteller. Hatten wir an anderer Stelle nicht bereits gesagt, dass dies aus kartellrechtlichen Gründen unerwünscht ist? Stehen da nicht sogar noch einige Geldbußen an?
Wie soll sich denn die aus Sicht des Kunden (und nur die zählt) beste Technologie durchsetzen, wenn die Hersteller schon heute auskungeln, was sie die kommenden Jahre anbieten wollen? Und dann am besten auch gleich beschließen, welche Fördermaßnahmen die Politik umsetzen soll. Bin spontan sowas von begeistert…
Gurkenhobel meint
… eine Zusammenarbeit ist gut und auch nicht strafbar, wenn es zu Gunsten des Kunden ist ….